Sonntag, 6. Juli 2025

Mehr als ein Carr-iereratgeber

Das hätte ich auch nicht gedacht: dass ich mal freiwillig ein self-help book aufschlagen würde. Aber wenn es von Jimmy Carr kommt, dessen Treiben ich seit über 20 Jahren verfolge (in Amsterdam habe ich ihn sogar live gesehen) und dessen Humor-Abhandlung "Only Joking" (2006, mit Lucy Greeves) bei mir im Bücherregal steht, dann muss ich es lesen. Zufällig wartete es im Bereich "Fremdsprachige Literatur" der Frankfurter Zentralbibliothek darauf, von mir mitgenommen zu werden.


Es liest sich bei aller (überraschenden) Aufrichtigkeit und Feinfühligkeit wirklich launig, zumal der Autor nicht darauf verzichtet, Biographisches (inkl. seinen Ärger mit dem Finanzamt) einzuflechten und mit erhellenden Einsichten in die britische Comedy-Szene unterhält (u.a. gibt es einen ganzen Abschnitt über das Edinburgh Fringe). Und ich konnte so einiges für mich persönlich "mitnehmen". Hier sind ein paar Worte übers Scheitern, das Lernen aus Fehlern und die Power des Ausprobierens:
Be bad. Be gloriously and ridiculously bad. Stink up the place.
Have the courage and the conviction of your suckiness. Failure is incredibly freeing, unless you're an escapologist.
Being wrong reminds you that nobody, and I mean nobody, is wholly right. I mean, even David Bowie was in Tin Machine. Getting stuff wrong, and acknowledging that, frees you from being defensive. And being defensive is the quickest way to shut down creativity.
Being wrong is hard – I mean being totally wrong, 100 per cent wrong. It's hard to get stuff perfect and it's hard to fuck up perfectly. But it's pretty easy to get stuff half right. And when you have something half right, then you have a draft, you've filled the blank page. You've got something to work on. Getting it wrong is how you'll defeat procrastination.

... über Kreativität und wie der Begriff heutzutage missverstanden, verwässert und verengt wird:

When we talk about creatives, we have a tendency to think about musicians or artists, we think about people who produce something called 'art' as if it should be reserved for museums and galleries, and only practised by a very few, special people. We put creativity over there and everything else is 'serious business'. Seriously? Fuck that. So dumb. So elitist.
I say this because, before Shell, I worked in advertising. [...] I worked alongside 'the creatives' who did creative stuff: copywriters and graphic designers. It's the dumbest thing. In a company of 200 people, thirty of them were labelled 'creative', as if the rest of us shouldn't even think about doing anything imaginative. We had been put in our place: 'Don't you lot go about having ideas. We've got ideas covered.'
Creativity is not a special thing in a special box in a special room. It's crazy thinking because any business does better if it's open to creativity. Any work can be creative. Architects are creative, as are gardeners, chefs, strippers, cab drivers, nurses, accountants (accountants can be incredibly creative, let me tell you). It's not about what you do, it's how you do it, that's what makes your job creative. [...]
Sometimes the word 'creative' is a problem. If the term is too hippyish for you there are other words available: try 'productive' or 'inventive'.

Und das hier könnte 1:1 von mir stammen:

[...] anxiety is a constant hum in my life.
I look at it this way: yes, I have the lows of anxiety, but I also have the highs of creativity.
Anxiety is the flip side of creativity it's a gift. A gut-wrenching, pain-in-the-arse, nightmare gift. But it's the thought that counts. If you're suffering with anxiety, great news: you're a creative person.
The downside to a creative mind is that it's always on. Anxiety: it's your creativity with nothing to do. Give your creative mind something to do or it'll drive you crazy.
When I'm feeling anxious, I try and refocus my anxiety on something positive, I try to give my mind something to do other than worry. Start simple. Do anagrams, solve a puzzle, anything that gets your mind going.

Das Buch ist auch deshalb so gut konsumierbar, weil es in kurze, knackige Kapitel und Unterkapitel gegliedert ist, denen zudem geistreiche, aufschreibenswerte, meist witzige Zitate vorangestellt sind.

Freitag, 4. Juli 2025

Eine Frucht wird politisch

Ich habe die Mangostan kennengelernt, als sie in Deutschland, wenn überhaupt, noch unter dem Namen Mangosteen zu bekommen war, was, wie ich erst später lernte, wohl die englische Schreibweise ist. Dieses Jahr begegnete mir die schmackhafte Frucht im Frankreich-Urlaub wieder, später dann auf meinem Frankfurter Stamm-Wochenmarkt. Der Preis betrug immer noch 1,50 Euro pro Stück, ist also hierzulande wenigstens nicht höher geworden. Anders als in Kambodscha, das derzeit mit Thailand Grenzstreitigkeiten austrägt, die – wie politische Konflikte so oft – einschneidende Folgen für das Leben der kleinen Leute zeitigen.

"Mittlerweile wurden auf Anweisung der thailändischen Regierung die Grenzen komplett geschlossen", vermeldet die aktuelle Jungle World. "Vor allem auf den Märkten macht sich das Fehlen von Obst und Gemüse aus Thailand bemerkbar. Hout Lon, eine Händlerin auf dem Großmarkt in Battambang, erzählt, dass Gemüse nun aus Vietnam käme und deutlich teurer sei. [...] Dem stimmt die Händlerin Chan Kaju zu: 'Die meisten Früchte sind teurer geworden, wie zum Beispiel die violette Mangostan, die normal für bis zu 700 Riel (0,14 Euro) pro Stück verkauft wird. Aber jetzt ist der Preis auf bis zu 1.300 Riel (0,26 Euro) gestiegen.'"

Mittwoch, 2. Juli 2025

Serientagebuch 06/25

02.06. Scrubs 5.13
Person of Interest 3.23
04.06. Scrubs 5.14
11.06. Family Guy 23.15
Doctor Who 15.08
13.06. The Simpsons 00.75
19.06. Grace 5.03
21.06. Lost 1.16 (RW)
24.06. Scrubs 5.15
Scrubs 5.16
25.06. Grace 5.04
27.06. Scrubs 5.17
Scrubs 5.18
29.06. Lost 1.17 (RW)
Lost 1.18 (RW)
30.06. Scrubs 5.19

Zur Großartigkeit von Person of Interest hatte ich mich ja vor einer Weile schon en passant geäußert. Das hohe Niveau der vorherigen Staffeln konnte die dritte konstant halten. Mittendrin wurde man von dem Ausscheiden einer Hauptfigur schockiert, gegen Ende hin gab es eine schöne Eskalation, und nach dem Finale liegen die Karten neu gemischt auf dem Tisch und warten darauf, in einer vierten Staffel – die dann aber hoffentlich wieder mehr Stand-alone-Folgen enthalten wird – ausgespielt zu werden.

Ganz ehrlich: Die zweite "New New Who"-Staffel war viel zu kurz, um ein prägnantes Bild in meinem popkulturellen Gedächtnis zu formen; ich könnte nicht sagen, was charakteristisch für die vergangenen Doctor Who-Episoden war. Dabei war sie genau so lang wie die vierzehnte. Nun gut, es gab das Götterthema, es gab das Comeback der ... Aber ach, ich will Leuten, die das Ganze noch sehen wollen, nicht die Spannung verderben, weswegen ich auch nicht auf die für mich sehr überraschende letzte Szene von "The Reality War" (wovon ich immerhin circa 85 Prozent verstanden habe) eingehen möchte. Vom 15. Doktor hätte ich gerne noch mehr gesehen. Wann, wenn überhaupt, es nun mit "Doctor Who" weitergeht, hängt, soweit ich das sehe, von der Gnade Disneys ab, oder?

Der Drang zur "Verthrillerung", den ich in der vierten Staffel von Grace (kritisch) wahrgenommen hatte, hat sich mit der nunmehr fünften Staffel wieder ausgeschlichen. Sehr klassisch geht es in den vier neuen (und zum Glück nicht letzten!) Episoden zu. Aufmerksam wie eine Raubkatze muss man freilich sein, um den Faden der dichten Kriminalstorys nicht zu verlieren, einzig die vierte Folge, anhebend wie ein Gerichtsdrama, variiert das Tempo, verläuft angenehm linear, geradlinig und beinahe behäbig, zumindest bis zur Hälfte, ab der dann erneut und beherzt der Turbo eingelegt wird. Sehr packend und unterhaltsam, das alles. Schade bloß, dass Craig Parkinson nicht mehr dabei ist.