Mittwoch, 4. Juni 2025

Autocues und Wildkatzen

In Merv Griffins Biographie "Merv" (vgl. "Seitenstraße" Folge 9) findet sich eine Stelle, die mich die Augenbrauen heben ließ:

"[...] Lewis had positioned the TelePromTers (a rolling version of cue card) at floor level [...]"

Bemerkenswert ist erstens, dass man 1980 noch erklären musste, was ein Teleprompter ist, zweitens die eigentümliche Schreibweise des Wortes. Erklärung: Es handelt sich bei "TelePrompTer" um den Namen eines Medienunternehmens, das sich nach ihrem Hauptprodukt, nämlich dem Teleprompter, benannt hat. Sozusagen rekursiv wird hier die Markenschreibweise mit Binneninitialen auf das Gerät angewandt. Der Erfinder des Teleprompters gründete kurz nach der Marktreife gemeinsam mit Irving B. Kahn die TelePrompTer Corporation, die schließlich zum größten US-amerikanischen Kabelfernsehanbieter werden sollte und später an Westinghouse verkauft, jenen Konzern, bei dem Merv Griffin lange Zeit mit seiner Syndication-Talkshow unter Vertrag stand.

Im Zusammenhang mit dem Teleprompter-Erfinder ist noch zweierlei erwähnenswert. Sein Name war Hubert Schlafly. War der etwa mit der berüchtigten Aktivistin Phyllis Schlafly verwandt oder verschwägert?, fragte ich mich. Weder sein noch ihr Wikipedia-Artikel gibt dies explizit an, doch sind beide in St. Louis, Missouri, im Abstand von ziemlich genau fünf Jahren geboren, und Phyllis' Vater, John Bruce Stewart, arbeitete für – na? – Westinghouse! Phyllis (geb. McAlpin Stewart) heiratete 1949 den Rechtsanwalt John Fred Schlafly Jr., "a member of a wealthy St. Louis family". In welchem Verhältnis jener wiederum zu Hubert stand, konnte ich nicht herausfinden.

Huberts Vater war, so heißt es in der englischsprachigen Wikipedia, ein wildcatter. Was ist das nun wieder? Laut dem (recht unbeholfenen) deutschsprachigen Wikipediaartikel handelt es sich dabei um "eine Person[,] die nach Erdöl sucht und erste Bohrungen vornimmt". Die wildcat wells, auf die sich die Berufsbezeichnung bezieht, verdanken ihren Namen dem äußerst ertragreichen Ölfeld "Wildcat Hollow" auf dem Gebiet des heutigen Oil Creek State Park in Pennsylvania. Was genau diese spezielle Art von Ölquelle ausmacht, verstehen andere womöglich besser als ich: "[They] are drilled where little or no known geological information is available. The site may have been selected because of wells drilled some distance from the proposed location but to an underground structure that appeared similar to the proposed site."

Da fällt mir ein: Ich muss unbedingt mal wieder "There Will Be Blood" sehen!

Montag, 2. Juni 2025

Serientagebuch 05/25

02.05. Common Side Effects 1.06
Jack Ryan 1.04
04.05. Doctor Who 15.04
05.05. Common Side Effetcs 1.07
The Simpsons 00.76*
07.05. Common Side Effects 1.08
08.05. Family Guy 23.12
Jack Ryan 1.05
09.05. Common Side Effects 1.09
12.05. The Simpsons 36.16
13.05. Common Side Effects 1.10
Doctor Who 15.05
14.05. Scrubs 5.01
Scrubs 5.02
Person of Interest 3.20
16.05. Family Guy 23.13
Scrubs 5.03
Jack Ryan 1.06
17.05. The Simpsons 36.17
Squid Game 2.06
19.05. The Simpsons 37.18
20.05. Jack Ryan 1.07
Jack Ryan 1.08
Doctor Who 15.06
21.05. Scrubs 5.04
Scrubs 5.05
Grace 5.01
22.05. Family Guy 23.14
23.05. Scrubs 5.06
Scrubs 5.07
Person of Interest 3.21
24.05. Lost 1.15 (RW)
26.06. Grace 5.02
27.06. Scrubs 5.08
Doctor Who 15.07
29.05. Scrubs 5.09
Scrubs 5.10
Person of Interest 3.22
31.05. Scrubs 5.11
Scrubs 5.12
Squid Game 2.07

* Hierbei handelte es sich um die zwischen 36.14 und 36.15 ausgestrahlte Spezialfolge "Yellow Planet". Warum diese Episode nicht der offiziellen Zählung unterworfen wurde (sie hat schließlich einen regulären Produktionscode erhalten), weiß ich nicht. Die Nummerierung 00.76 ist die auf den einschlägigen Release-Seiten zu findende. Die bisher veröffentlichten Disney-Shorts habe ich übrigens, schon allein aufgrund der Länge von jeweils nur wenigen Minuten, nicht in mein Serientagebuch aufgenommen und werde das auch künftig nicht tun. Halt! Ich lese gerade, dass es eine weitere unnummerierte Disney+-exklusive Full-length-Folge gab: "The Past and the Furious". Die ist mir irgendwie durch die Lappen gegangen; ich werde sie alsbald nachholen.
Summa summarum hatte die 36. Staffel der Simpsons also 20-ish Folgen – von denen wie immer einige zu amüsieren wussten, andere nur aus Gewohnheit pflichtschuldig runtergewatcht wurden.

Eine Animationsserie der etwas anderen Art ist Common Side Effects. Irgendwo im Netz las ich, man müsse sich diesen Adult-Swim-Zehnteiler vorstellen wie eine Mischung aus "Akira", Moebius-Comics und "King of the Hill". Der Verweis auf Letzteres ergibt sich freilich daraus, dass "KotH"-Schöpfer Mike Judge (der auch als Sprecher mitwirkt) zu den Ausführenden Produzenten gehört – ebenso wie Greg Daniels, weswegen man allerdings nicht, wie ich im Vorfeld, davon ausgehen sollte, man habe es mit einer Comedy zu tun. Sehr wohl gibt es den ein oder anderen Gag, zuvörderst ist "Common Side Effects" aber ein Thriller-Drama, eine brillant temperierte Pharmazie-Verschwörungs-Erzählung für Erwachsene mit feinsinnig ausgearbeiteten Charakteren und visuell überwältigenden Traumsequenzen, die für Fans der genannten japanischen und französischen Kunstwerke ein Fest sein dürften. Eine zweite Staffel ist bereits angekündigt worden.

Amazon Primes Serie um Tom Clancys wohl berühmeteste Romanfigur Jack Ryan startete bereits 2018. Ich hatte mal wieder Bock auf eine launige Actionserie und schwankte zwischen "Reacher", "The Terminal List" und "Jack Ryan". Von kundiger Seite wurde mir dann versichert, "Jack Ryan" habe den höchsten Production Value und den aufregendsten Location-Mix. In der Tat kann der von Michael Bay mitproduzierte und von Carlton Cuse miterfundene Politthriller mit feinen Schauwerten überzeugen und hat hin und wieder wuchtige Schockmomente in petto, mehrmals fühlte ich mich an "24" erinnert, vor allem in jenen Szenen, in denen wir nicht nur die Arbeit des titelgebenden CIA-Analysten (John Krasinski) verfolgen, sondern auch Einblicke in die Lebenswelt der Terroristen bekommen, die dadurch Profil erhalten und mehr sind als gesichstlose, im Schatten agierende Reißbrettbösewichte.
Gelegentlich verliert sich die Geschichte in Nebensträngen, etwa um einen psychisch angeknacksten Drohnenpiloten, die dann aber mehr oder weniger handlungsirrelevant verpuffen. Warnen möchte ich auch davor, dass man als Zuschauer sehr viel zu lesen hat: Eine Episode besteht fast ausschließlich aus Dialogen in fremden Sprachen (Französisch, Arabisch), was zwar der Authentizität zuträglich ist, auf Dauer aber anstrengen kann.

Zur zweiten Staffel von Squid Game kann man gar nicht viel schreiben. Am liebsten würde ich mir ein abschließendes Urteil für das Ende der finalen dritten Staffel aufheben, die wohl eher eine "Staffel 2.5" werden wird (und schon diesen Monat startet). Die zweite endet nämlich, da verrate ich nicht zu viel, direkt nach einer Klimax, und es wirkt fast, als hätten sich die Showrunner nach dem fieberhaften Hochschrauben der Eskalationsspirale in eine dramaturgische Sackgasse manövriert: Was soll da jetzt noch kommen?! Bisher jedenfalls kam zu viel vom Gleichen. Der Überraschungsfaktor der ersten Staffel fehlte oft, man war weniger perplex und entsetzt. Warum etwa wird das "Rotes Licht, grünes Licht"-Spiel noch einmal in voller Länge wiederholt, ohne kreative Abweichungen, ohne Twists und Brechungen? Nun ja, ich will mich nicht beschweren – ausreichend weird, exotisch und misanthropisch ist das koreanische Netflix-Juwel immer noch.