Mittwoch, 10. Dezember 2025
Surely you can't be serious!
Dienstag, 9. Dezember 2025
Das gute Zitat
"Ich verschwieg Matti meine Meinung über Mixtapes: daß Mixtapes nichts nützen. Nicht weil kein Mensch mehr Kassettenrecorder hat, sondern weil man sie ausschließlich für sich selbst macht. Es ist eine verständliche Hoffnung, daß die Musik, die man liebt, der Person, die man gern hat, genausoviel bedeute, daß das Band also das mitteile, was man so nie zu sagen imstande wäre. Es ist aber eine verrückte Hoffnung; es ist auch eine unsinnige Hoffnung, denn man liebt die Stücke, die man auf dem Mixtape versammelt, ja deshalb, weil man mit ihnen ein Leben lang allein gewesen ist, und sei es auf dem größten Rockfestival."
--- Stefan Gärtner: Putins Weiber
Anm.: Zehn Jahre ist es her, dass ich mir auf der Autorenlesung von Kollege Gärtner ein Exemplar seines Romans aushändigen und signieren ließ. Ich begann mit der Lektüre und ... kam nicht so recht "rein". Keine Ahnung, woran es gelegen hat. Jetzt, rechtzeitig vor Erscheinen von "Hotel Drei Jahreszeiten", habe ich mir "Putins Weiber" noch einmal vorgenommen und innerhalb weniger Tage ausgelesen. Sehr anregend nahm sich das aus. Ich war abwechselnd beeindruckt von der kunst- und anspruchsvollen Sprache und auf seltsam angenehme Weise peinlich berührt von den Liebesirrungen des Protagonisten.
Montag, 8. Dezember 2025
Youtube-Bilanz 2025
Nach meiner Musikstream-Bilanz möchte ich auch, wie erstmalig letztes Jahr, meine Youtube-Auswertung mit euch teilen. Sie kam vorgestern rein und war wenig überraschend.
Ich gebe mich auf Youtube einem breiten Spektrum von Genres hin; die fünf, die es mir 2025 am meisten angetan haben, sind aber wohl diese:
Bei "Gesundheitsübungen" handelt es sich um Fitnessanleitungen: so etwas wie "Tele-Gym" als Internetvideos. Meine sportliche Kreativität ist nämlich viel zu gering, als dass ich mir alle naslang neue Gymnastik- oder gar Pilates-Routinen ausdenken könnte. Meinen Go-to-Mitmachkanal unterstütze ich denn auch mit einem kleinen monatlichen Patreon-Obolus. Punkt 4 ist ebenfalls erklärungsbedürftig: "Nachrichten und Politik verfolgt" habe ich freilich nur in Form von US-Latenight-Shows. Und "analysiert" habe ich nicht nur "spannende Serien", sondern Serien und Filme aller Art – hochinteressante Analysen, Recaps und Video-Essays à la "Anatomy of a franchise" gibt es dankenswerterweise zu allen möglichen Bewegtbildreihen.
Die von mir konsumierten "Gaming-Inhalte" wurden ihrerseits in einer extra Kachel aufgefächert:
Hier hat sich nun ganz offensichtlich ein Fehler bei der automatischen Spiele-Erkennung eingeschlichen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein einziges "Sonic"-Video gesehen zu haben. Auch die Zuordnung "Super Mario Maker" stimmt nicht: Es handelte sich in fast allen Fällen um Let's Plays von "Super Mario World"-Romhacks, die mit Lunar Magic erstellt worden sind. Dass ich ein Top-Fan des Youtubers raocow bin, ist dagegen so wahr wie es Ehrensache ist.
Fazit-Fazit: Nichts von alldem ist sensationell, aber man ist doch zufrieden, (weitgehend) Klarheit erhalten zu haben. Wunschlos glücklich werde ich sein, wenn Youtube mir zum Ende eines Jahres auch noch die Gesamtguckzeit in Minuten mitteilt. Vielleicht 2026? Na?
Sonntag, 7. Dezember 2025
Freitag, 5. Dezember 2025
Musikstream-Bilanz 2025
Dass ich geschmacklich toleranter, flexibler, womöglich auch gleichgültiger geworden bin, wird untermauert von der Tatsache, dass ich rund 50 Interpreten mehr als 2024 meine Aufmerksamkeit geschenkt habe, nämlich 699 Artists.
Der Algorithmus charakterisiert mich denn auch als "Entdecker" ("Neuerscheinungen ziehen dich magisch an"; na ja) und hat mich dem "Club" "Grit Collective" zugeteilt.
Mittwoch, 3. Dezember 2025
An ihren Strichen sollt ihr sie erkennen
Wenn ich in meinen Blogbeiträgen einen Gedankenstrich verwende, achte ich tunlichst darauf, einen richtigen Gedankenstrich, fachsprachlich "Halbgeviertstrich", einzufügen – Berufskrankheit. Das tue ich mittels Copy & Paste. Der kurze Strich, der erscheint, wenn ich auf "-" drücke, ist dem Trenn- oder Bindestrich bzw. dem Minus vorbehalten.
Zurzeit ist der Langstrich, wie ich im Feuilleton der gestrigen Süddeutschen las, auf dem Weg, "zum Fingerabdruck seelenloser Automatentexte" zu werden. Laut dem Artikel "Gedankenstriche verraten ihn" (online leider hinter Paywall) entwickelt nämlich ausgerechnet Textgenerierungssoftware ein Faible für dieses Zeichen.
"Auffällig viele Gedankenstriche tauchen auf, wenn man KI-Modelle bittet: Lass diese E-Mail menschlich wirken", beobachtet Niklas Schreiber. Der Linguist forscht zu Satzzeichen an der Universität Potsdam. Er vermutet, Modelle wie Chat-GPT könnten häufig auf den Gedankenstrich zurückgreifen, weil das Zeichen eine Dramaturgie schaffe, eine persönliche Note. Doch gerade das entlarvt die Maschine. Sie will es unbedingt menscheln lassen. Und wirkt dadurch erst recht roboterhaft.
Insbesondere in Bezug auf Lexik komme es, so der Beitrag weiter, zunehmend zu Rückkopplungseffekten: Zum Beispiel greifen Wissenschaftler/innen auf bestimmte Wörter vermehrt zurück, seit/weil diese sich "in angeblich von Menschen verfassten akademischen Texten häufiger als früher" finden lassen. Wenn wir immer mehr künstlich erzeugte Texte konsumieren (und "etwas mehr als die Hälfte der neu ins Netz hochgeladenen Texte sind laut der Suchmaschinen-Agentur Graphite inzwischen künstlich generiert"), fangen wir an, so zu schreiben, wie wir meinen, dass wir schreiben müssten, weil das die KI ebenfalls "meint". Das ist leicht vereinfacht gefolgert, Fakt ist: "Mensch und Maschine beeinflussen sich offenbar gegenseitig."
Der Nebeneffekt einer Echokammerbildung innerhalb künstlicher Systeme lässt sich denken: "Studien haben bereits gezeigt, dass KI-Sprachmodelle, die mit ihren eigenen Texten gefüttert werden, sukzessive eine immer geringere 'linguistische Diversität' zeigen." (Anm.: Gemeint ist "sprachliche Diversität"; linguistisch bedeutet "sprachwissenschaftlich", engl. linguistic aber daneben auch "sprachlich", ein oft – von Menschen – gemachter Übersetzungsfehler.) "Was da in die Sprache einfließt, ist letztlich: Homogenität."
Der SZ-Artikel führt dann noch ein paar Wenns und Abers an, auf die ich nicht einzugehen brauche. Nur eins möchte ich klarstellen: Niemand soll denken, dass an der Produktion auch nur eines einzigen meiner Texte je ein Sprachmodell beteiligt war – auch wenn ich eine Vorliebe für den "romantisch-verspielten Gedankenstrich" nicht abstreite.
Montag, 1. Dezember 2025
Serientagebuch 11/25
03.11. The Simpsons 37.03
South Park 28.01
05.11. Family Guy 24.00 ("23.19")
06.11. South Park 28.02
Futurama 10.05
08.11. The Simpsons 37.04
Lost 2.10 (RW)
09.11. The Paper 1.06
11.11. The Chair Company 1.01
The Chair Company 1.02
Futurama 10.06
13.11. The Chair Company 1.03
Man vs. Bee 1.01
Man vs. Bee 1.02
Man vs. Bee 1.03
Man vs. Bee 1.04
Man vs. Bee 1.05
14.11. Man vs. Bee 1.06
Man vs. Bee 1.07
Man vs. Bee 1.08
Man vs. Bee 1.09
16.11. Lost 2.11 (RW)
17.11. The Simpsons 37.05
18.11. The Chair Company 1.04
South Park 28.03
20.11. Futurama 10.07
21.11. The Simpsons 37.06
Futurama 10.08
24.11. The Chair Company 1.05
26.11. The Chair Company 1.06
The Simpsons 37.07
27.11. The Chair Company 1.07
28.11. Lost 2.12 (RW)
Lost 2.13 (RW)
30.11. Futurama 10.09
Futurama 10.10
Bereits Mitte 2022 erschien mit Man vs. Bee Netflix-exklusiv und wie aus dem Nichts ein neuer, familientauglicher, actionreicher Spaß von und mit Rowan Atkinson, der sich, wie man sieht, in zwei Sitzungen, locker auch in einer einzigen, wegbingen lässt. Was ich nun endlich getan habe, rechtzeitig vor dem jüngst angekündigten Fortsetzer "Man vs. Baby". Auch wenn Atkinsons Figur hier Trevor Bingley heißt: Das ist Mr. Bean in Reinform. Klar, Trevor spricht ein wenig mehr, sein Grimassenrepertoire ist eingeschränkt, er hat ein Familienleben sowie Ziele und Wünsche, aber wie er als Housesitter von einem Unglück zum nächsten taumelt, das ist schon sehr "beanig". Auslöser für eine Verkettung von Pannen und Fehltritten, die in einem millionenschweren Chaos mündet, ist eine Biene bzw. exakter eine Hummel. Mehr gibt's zur Story (die sich mit einem gefälligen Twist auflöst) nicht zu sagen. Ich habe mich sehr amüsiert.
Die mittlerweise dritte "Hulurama"-Staffel, also die je nach Zählung 10. oder 13. Staffel von Futurama, konnte ihr Niveau halten, hat mir also zuverlässig Schmunzler entlockt; die letzten beiden Folgen würde ich sogar als herausragend bewerten. Auffällig war, dass diese neuen zehn Episoden satirischer waren als jene davor. Es werden nicht einfach nur pokulturelle Phänomene, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung en vogue waren, ins 31. Jahrhundert transferiert, sondern auf ziemlich kluge, bissige Weise Sachen wie Handysucht, Klimawandelleugnung oder "Pizza Gate" verhandelt. Der ein oder andere "Nerdservice" hatte freilich auch wieder seinen Platz ("The Numberland Gap"!). Season 11 folgt nächstes Jahr.
Samstag, 29. November 2025
Leo locutus, causa finita
Donnerstag, 27. November 2025
Allerlei Zähflüssiges
Ich liebe es, Listen mit den verschiedenen Varianten und Sorten eines bestimmten Produktes zusammenzustellen. Schon als Bub habe ich handschriftlich und aus dem Gedächtnis (es gab ja kein Internet) alle Ritter-Sport-Sorten in einem Notizbuch festgehalten. Es wäre saisonbedingt mal wieder an der Zeit für eine Knox-Bestandaufnahme, aber mehr als Räucherkerzchen faszinieren mich zurzeit Sirups von Monin. Auch das ist nämlich ein Unternehmen, das sein Sortiment regelmäßig verändert. Seit Jahren habe ich stets eine kleine Auswahl von Monin-Sirups vorrätig; jetzt kam mir in den Sinn, dass ich mir 1-2 Flaschen zu Weihnachten wünschen könnte. Welche neuen Geschmacksrichtungen es wohl gebe, fragte ich mich und wurde von der aktuellen Palette fast erschlagen, welche nicht weniger als 98 umfasst und die ich hier (Quelle: monin-deutschland.de) vollständig auflisten möchte (ohne nachzuzählen). Seid ihr bereit? Die gefetteten Sorten sind die, die ich schon probiert habe, soweit ich mich erinnere.
Agave
Amaretto
Ananas
Apple Pie
Aprikose
Basilikum
Bergamotte
Birne
Blue Curaçao
Blutorange
Brombeere
Bubble Gum
Butterscotch
Caribbean
Choko Cookie
Cinnamon Roll
Cocos
Cranberry
Crème Brûlée
Curaçao Triple Sec
Erdbeere
Falernum
Gelbe Banane
Geröstete Haselnuss
Gewürzte Rote Früchte
Glasco Lemon
Gomme
Granatapfel
Grenadine
Grüne Banane
Grüner Apfel
Gurke
Haselnuss
Haselnuss Zuckerfrei
Heidelbeere
Hibiskus
Himbeere
Holunderblüte
Honig
Ingwer
Irish
Jasmin
Kaffee
Karamell
Karamell Zuckerfrei
Kastanie
Kirsche
Kiwi
Lavendel
Lebkuchen
Lemonade Mix
Lime Juice Cordial
Limette
Limonadenbasis
Limone
Litschi
Macadamia
Mandarine
Mandel
Mango
Maracuja
Matcha Grüner Tee
Melone
Mirabelle
Mojito Mint
Muscovado Zucker
Orange
Orange Spritz
Pfefferminz
Pfirsich
Piña Colada
Pink Grapefruit
Pistazie
Popcorn
Praline
Praliné-Nuss
Pumpkin Spice
Rhabarber
Rose
Salziger Karamell
Sauerkirsche
Schokolade
Schwarze Johannisbeere
Spekulatius
Spicy Mango
Toasted Marshmallow
Vanille aus Madagaskar
Vanille Zuckerfrei
Veilchen
Waldmeister
Wassermelone
Weiße Minze
Weiße Schokolade
Weißer Rohrzucker
Winter Spice
Zimt
Zitronengras
Zuckerwatte
Gotta mix them all! Das hat Spaß gemacht. Ob es letztes Jahr wohl "Dubai" gab?
An dieser Stelle möchte ich erneut die Firma Bürger für ihren Einfallsreichtum loben: Gestern habe ich "Vegane Mini-Maultaschen" und "Thai-Maultaschen" gekauft. Sie waren im Angebot (das heißt anno 2025: 1,49 Euro; vor wenigen Jahren bekam man welche für 99 Cent). Es gibt inzwischen aber auch: "Glutenfreie Maultaschen", "Weißwurst Maultaschen" und "Unsere Besten Käse Maultaschen" (Liste bei weitem nicht vollständig!).
Dienstag, 25. November 2025
Traumprotokoll: Das indische Rätselheft
Ich war mit einer Reisegruppe, die sich aus Personen aus meinem Arbeitsumfeld zusammensetzte, in Indien. Dort hatte ich mir ein Büchlein mit Kreuzworträtseln gekauft (in welcher Sprache, hat mir der Traum nicht mitgeteilt; vermutlich war es Englisch) und folgenden Plan geschmiedet: Ich würde sämtliche Rätsel handschriftlich in einen Notizblock kopieren und sie darin ausfüllen. Hätte ich das Rätselheft "durch", würde ich es so, wie es beim Kauf war – mithin wie neu –, in die Verkaufsstelle zurückbringen und mir das Geld zurückzahlen lassen. Das tat ich also. Ich ging in einen Kiosk, zeigte der Verkäuferin das jungfräuliche Rätselheft und verlangte Rüchnahme gegen Barauszahlung. Die Verkäuferin schien mich nicht verstanden zu haben, sie hielt nämlich ihren Scanner an das Produkt und forderte im Gegenteil von mir den ursprünglichen Verkaufspreis ein (der übrigens laut Display ca. 20,00 Einheiten betrug – welcher Währung, konnte ich abermals nicht ergründen; wären es Rupien, wäre er lächerlich niedrig und gewiss nicht ein so albern-ausgeklügeltes Manöver rechtfertigend; in Euro oder US-Dollar wiederum wäre er frech und von mir wohl kaum geopfert worden). "No, I want a refund!", hörte ich mich unwirsch fordern. Die Frau verstand schließlich, weigerte sich aber, das Rätselbüchlein anzunehmen: Erstens könne sie nicht überprüfen, ob ich es wirklich in ihrem Laden erstanden hatte, zweitens wollte sie wissen, warum? Ich stammelte, dass meine Freundin zufällig dasselbe gekauft habe und wir auf unserer Indienreise nicht zwei Exemplare benötigten. Die Verkäuferin machte ein Resting bitch face, worauf ich mich geschlagen gab und peinlich berührt den Kiosk verließ. Draußen fuhr unter begeistertem Johlen am Straßenrand Stehender ein Wasserwerferfahrzeug mit laufendem (!) Wasserwerfer entlang. 'Aha', dachte ich, 'die wollen bestimmt Jugendproteste ähnlich denen, die kürzlich in Madagaskar aufflammten, niederschlagen.' Dann erkannte ich: 'Aber die Einsatzkräfte darauf sind ja selbst noch Jugendliche!' Irritiert wachte ich auf.
Sonntag, 23. November 2025
Freitag, 21. November 2025
Es weihnachtet sehr (im November!)
Mittwoch, 19. November 2025
Kleiner Nachtrag zu gespielten Spielen
Just an jenem Tag, an dem ich meinen Rezensionssammelbeitrag veröffentlicht habe, flatterte die neue Ausgabe der GameStar ins Haus, enthaltend Tests zweier Spiele, deren Vorgänger ich gerade in der Mache habe. Zum einen wurde zu meiner Überraschung Little Nightmares 3 vorgestellt, welches nach einem Entwicklerwechsel nicht wie die Vorgänger von Tarsier Studios gemacht wurde, sondern von Supermassive Games. Nicht nur dem abermals schaurig-schönen Look nach atmet es den Geist der ersten beiden Teile, weist aber wohl auch deren Krankheiten auf. Die Wertung von 79 Punkten sowie der Meinungskasten lassen jedenfalls darauf schließen, dass ich mir bei "Little Nightmares 3" wieder die Haare raufen würde bzw. werde, so ich es denn irgendwann spiele: Die angeführten Minuspunkte "Trial & Error" und "schwammige Steuerung" sind genau das, weswegen ich, wie ich im letzten Blogpost andeutete, kurz davor bin, "Little Nightmares 2" zu deinstallieren.
Außerdem ist – das hatte sogar ich mitbekommen – The Outer Worlds 2 erschienen. Da ich immer noch mit dem ersten Teil beschäftigt bin, und zwar mit großem Vergnügen, kann ich diesen Rollenspiel-Koloss ("Passt nicht zu euch, wenn ihr kein RPG unter 300 Spielstunden anfasst") erst mal nur vorfreudig auf meine Zu-spielen-Liste schieben. 85 Punkte und einen Gold-Award konnte der Obsidian-Weltraum-Spaß einheimsen.
Zu guter Letzt ist der kürzliche Release von Call of Duty: Black Ops 7 eine Erwähnung wert, und zwar weil ich – das hatte ich bewusst unterschlagen – auch an dessen Vorgänger (im Oktober 2024 rausgekommen) noch knabbere. "Black Ops 6" ist, wie ich erwartet hatte, in Sachen Spannung, Technik, Detailreichtum und Gameplay ein Shooter auf höchstem Niveau, ist jedoch auch vom Anspruch her auf der Höhe seiner Zeit, sprich: für mich zu hart. Seit ich bei einem Bürokomplex-Infiltrations-Level mindestens zehn Mal nach je maximal zwei Minuten das Zeitliche gesegnet habe, ruht das Spiel unangetastet auf meiner Xbox-Festplatte. Ob mein Frust jemals so weit abklingen wird, dass ich die (auf jeden Fall fesselnde!) Mission wiederaufnehme, ist nicht abzusehen. Dabei habe ich den niedrigsten Schwierigkeitsgrad eingestellt! I'm too old for this shit.
Montag, 17. November 2025
Videospiele, die ich gespielt habe
Auch Open Roads krankte an schlampiger Übersetzung (ich berichtete), aber darüber sah ich hinweg, weil ich dem Genre "emotionale Reise mit Mystery-Elementen" prinzipiell wohlwollend gegenüberstehe. Und immerhin stammt "Open Roads" vom selben Entwicklungsteam wie dem von "Gone Home" und hat Annapurna Interactive als Publisher im Rücken, das uns schon Perlen wie "What Remains of Edith Finch" und "Twelve Minutes" brachte! Dennoch war ich von diesem Mutter-Tochter-Roadtrip nur mäßig begeistert. Die Dialoge und die Navigation durch diese erschienen mir allzu simpel. Die Rätsel sind nicht der Rede wert. Immerhin die Vermittlung des Zeitgeistes (2003 – herrje, das ist ja nun auch schon tiefste Urzeit!) und der Style im Allgemeinen wussten zu überzeugen, auch der Graphik, die nicht jedermanns Geschmack treffen mag (handgezeichnete Cutscenes!), konnte ich etwas abgewinnen.
Keineswegs nur ein besserer "Walking Simulator" ist dagegen Road 96. Hier geht es gameplay-mäßig durchaus zur Sache. Viele Konflikte lösen wir zwar verbal, aber nicht selten muss getüftelt, geknobelt und geforscht werden. Sogar Verfolgungsjagden oder Befreiungsmanöver unter Zeitdruck begegnen uns. Ob und wann, ist dabei unvorhersehbar. Denn das ist der Clou des Spiels aus dem französischen Studio DigixArt: Kein Durchgang gleicht dem anderen. Wir begegnen in jedem Akt als ein/e von mehreren Protagonist(inn)en abwechselnd einem von sieben wiederkehrenden NPCs, wir schlagen uns von Süden nach Norden durch, wobei schon die Wahl des Fortbewegungsmittels (Taxi, per Anhalter, auf Schusters Rappen ...) gravierende Auswirkungen auf die Zukunft hat. "Prozedural generierte Interaktionen" nennt sich das, und dieses Prinzip erhöht den Wiederspielwert natürlich ungemein. "Road 96" ist wie "Open Roads" und vergleichbare Titel in der jüngeren Vergangenheit angesiedelt, hier: den 1990ern, allerdings in einem Paralleluniversum, in welchem ein drastisch abgeriegeltes, klar an die USA angelehntes Land namens Petria von einem herzlosen Diktator regiert wird. Das Ziel der jugendlichen Hauptfiguren: es bis zur Grenze schaffen und diese überqueren. Auf Facebook durfte "Road 96" nicht beworben werden mit der Begründung, es sei "zu politisch", sprich: im aktuellen Klima wohl zu linksradikal bis anarchieverherrlichend.
Von allen Games in dieser Vorstellungrunde ist "Road 96" mein Favorit, nicht nur unter narrativen Gesichtspunkten. Die Unity-Engine wird optimal eingesetzt, die Stimmen sind super, Easter Eggs und Achievements erfreuen das Zockerherz, und der Soundtrack ist ein einziger Banger!
Dredge könnte so etwas wie ein "Stardew Valley" auf dem Ozean sein – abzüglich der sozialen und Rollenspiel-Elemente. Das zunächst beschaulich erscheinende Angel-Abenteuer, bei dem wir sammeln, basteln, verkaufen, unseren Fischkutter aufrüsten, Inseln entdecken und die Weite des Ozeans erkunden, hat mich leider nicht lange gefesselt. Das Einholen der Meerestiere und das titelgebende Dredgen sind nämlich äußerst anspruchsvoll. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass die In-game-Tage schlicht zu kurz sind. Kaum haben wir unter Aufbietung all unserer Controllerbeherrschungsskills zwei, drei Fische gefangen, dämmert es und Unheil droht. In der Nacht ziehen nämlich namenlose (lovecraft'sche?) Schrecken auf, die unseren Verstand über Bord gehen lassen. Auch unser Kahn will permanent umsorgt werden, denn jeder Navigationsfehltritt führt zu die Steuerung erschwerenden und kostspieligen Beschädigungen.
Sorry, aber dieses Werk von Team17 (ganz recht: dem legendären, 1990 gegründeten Team17) tut weder meinem Seelenfrieden noch meinen Fingergelenken gut. Zum Glück war es im Game-Pass enthalten.
Auch das Ozean-Erforschungs-Simulations-Adventure Under the Waves kann schnell in Stress ausarten und hat mich zudem in anderer Hinsicht überfordert: Die Steuerung und das Zurechtfinden in der Tiefsee übersteigen bisweilen meine Kompetenz. Wer einen ähnlich schlechten Orientierungssinn hat wie ich, wird sich wiederholt "Wo zur Hölle bin ich und wo muss ich hin?!" fragen. Die Missionen sind an sich unterhaltsam und motivierend, lassen jedoch selten Zeit für freies exploring oder Nebenaufgaben wie das Fotografieren der Tierwelt. Wie bei "Dredge" gehen die Tage viel zu rasch vorbei. Habe ich nach getaner Arbeit an meiner Unterwasserstation angedockt und mich in mein behagliches, einsames Quartier zurückgezogen, fühle ich mich aber irgendwie heimisch; beim Herumschlendern in meinem beengten Nest kamen Erinnerungen an "Firewatch" auf. Auch hier erfolgt mein einziger Kontakt zur Außenwelt über ein Funkgerät. Obendrein scheint es wie bei jenem um ein unverarbeitetes Trauma zu gehen. Ihr merkt: Ich stecke bei "Under the Waves" noch ganz am Anfang. Im Gegensatz zu "Dredge" werde ich es weiterspielen, denn ich habe dafür Geld ausgegeben. Außerdem spielt es technisch einige Ligen darüber, denn "Dredge", das vergaß ich klarzustellen, reißt optisch keine Bäume aus.
Ebenfalls noch lang nicht durch bin ich mit Little Nightmares II. Ich stecke momentan fest. Dass die Fortsetzung des Puzzle-Platformers von 2017 mehr Nervpassagen beinhalten würde, hatte ich im Vorfeld gelesen. Meine Geduld wird nun aber derart strapaziert, dass ich ans Aufhören denke. Wären diese übertrieben schweren Stellen nicht, würde das fiese, verstörende, visuell (alb)traumhafte Horror-Game bei mir genau die richtigen Knöpfe drücken. Aber dass ich ständig die richtigen Knöpfe in der jeweils exakt passenden Zehntelsekunde drücken muss, ist zu viel verlangt!
Samstag, 15. November 2025
Is It Carrot Cake?
Ich liebe Rü(e)blitorte. Auf die Idee, selbst eine zu backen, war ich jedoch noch nie gekommen, bis ich zufällig auf ein Rezept namens "Schneller Rüblikuchen" gestoßen bin. Das Rezept ist eines für den Thermomix, kann aber vermutlich mit jeder beliebigen Küchenmaschine umgesetzt werden, die in der Lage ist, Möhren und ganze Mandeln zu zerhacken.
Man muss nämlich (in einem Rutsch!) zerkleinern und vermengen (Thermomix-Einstellung: 30 Sekunden auf Stufe 6): 250 g Karotten (in Stücken), 1 Apfel (in Vierteln), 200 g Mandeln, 5 Eier, 50 g Sonnenblumenöl, 150 g Zucker, 200 g Mehl, 2 TL Backpulver und 1 TL Zimt. Dann gießt man den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Springform und bäckt ihn im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad ca. eine halbe Stunde (ggf. nach 20 Minuten die Form mit Backpapier abdecken). DAS WAR'S!
Was soll ich sagen? Dafür, dass dieser Kuchen derart flott und einfach zuzubereiten ist, schmeckt er mindestens akzeptabel! (Mini-Marzipan-Möhren hätte ich noch oben drauf legen sollen, mjamm!) Vielleicht werde ich hier aber in Zukunft gelegentlich raffiniertere Backrezepte teilen.
Donnerstag, 13. November 2025
Die Bibel für alles Mediterrane
Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich als Inselfreak diesen Prachtband bis vor ein paar Wochen noch nicht in meinem Bücherregal stehen hatte: "Die Inseln des Mittelmeers" von Charles Arnold (Hg.).
Von seiner Existenz weiß ich schon lange, und vor etlichen Jahren hatte ich ihn mir auch schon mal aus der Bibliothek ausgeliehen, aber erst neulich dachte ich mir: Mensch, den musst du doch eigentlich besitzen. Nun besitze ich ihn.
Man muss vorausschicken, dass das Buch zwangsläufig nicht jede Mittelmeerinsel behandeln kann. Mehr als 1000 Inseln (Definition: "alle vom Wasser umgebenen Landflächen von mehr als einem Zehntel Quadratkilometer") werden lediglich namentlich und mit Lage und Größe aufgeführt, so etwa die recht berühmte französische Île d'If. Nicht wenige Eilande befinden sich in Privatbesitz; über jene dürfen vermutlich gar keine näheren Informationen, geschweige denn Besuchstipps herausgegeben werden.
Die 218 wichtigsten Inseln, und das heißt: alle größeren mit Übernachtungsmöglichkeiten, werden auf je einer Einzelseite mit allerlei nützlichen Informationen vorgestellt.
Locker über das Buch verteilt sind mehrere Aufsätze, z.B. zur Pflanzenwelt oder zur Entwicklung des Tourismus. Im Anhang finden sich ein umfangreicher Statistikteil sowie Satellitenaufnahmen aller relevanten Gebiete des Mittelmeers.
Ansprechende Fotos runden das Werk ab, welches ich hiermit allen, die sich irgend für Inseln begeistern können, wärmstens ans Herz lege.
Dienstag, 11. November 2025
"Bald" nun ist Weihnachtszeit
In den Chor derer, die den alljährlich weiter nach vorn rückenden Verkaufsstart für saisonales Naschwerk beklagen, mag ich nicht einstimmen. "Spekulatius im August! Christstollen im September! Fondant-Dotter im Januar!" – ja ja, wir haben's zur Genüge gehört. Was mir jedoch dieses Jahr auffällt, scheint mir dokumentierenswert: Bereits jetzt, Anfang November, ist an vielen Stellen Weihnachtsdekoration zu sehen. Auf einer Imbissbude im Frankfurter Hauptbahnhof stehen mindestens seit letzter Woche Rentiere und winterliche Ornamente. Am Oberdeck eines Parkhauses in der Innenstadt hängen silbern glitzernde Lichterketten. Diverse Schaufenster sind entsprechend geschmückt. So einen regelrechten Festtags-Drang kannte ich bisher nur aus anderen Ländern. Tannengrün vor dem 1. Advent, das war doch bislang bei uns undenkbar. Es macht den Eindruck, als könnten es die Deutschen heuer kaum erwarten, dass es weihnachtlich wird, als sehnten sie die besinnliche Zeit nicht nur herbei, sondern wollten sie mit aller Gewalt manifestieren.
Wenn ich dran denke, werde ich nächstes Jahr das erste Auftauchen von Xmas-Deko fotografisch festhalten. Ich könnte mir im Übrigen vorstellen, dass man hierzulande demnächst auch das Erntedankfest nach amerikanischer Art begeht, quasi als Nachvornverlängerung der Weihnachtszeit. Halloween, Thanksgiving, Nikolaus, Heiligabend, Silvester, zwei Monate lang "Happy Ho-Ho-Holidays!" – ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll.
Sonntag, 9. November 2025
Ein rätselhafter Screenshot
"Modern Family"-Star: Sofía Vergara verpasst Emmy-Verleihung wegen Augenallergie
Freitag, 7. November 2025
Neues Altes (Juli-Oktober '25)
- Grab des ersten Mayakönigs von Caracol entdeckt (scinexx.de) Es handelt sich um Te K’ab Chaak, der im Jahr 331 den Thron bestieg und "zum Begründer einer mehr als 460 Jahre lang regierenden Königsdynastie" wurde. In dem Grab, in dessen Nähe sich drei weitere Gräber hochrangiger Mayas fanden, lagen zahlreiche Beigaben, "darunter Jadeschmuck und eine kunstvolle Totenmaske in Form eines Jadeit-Mosaiks, sowie geschnitzte Knochenflöten, vom Pazifik stammende Muschelschalen und elf verzierte Keramikgefäße".
- Archäologen entdecken antiken Schmuck aus der Römerzeit mit besonderer Bedeutung ("Focus online", 22. Juli) Das Trilobiten-Amulett wurde auf der Müllhalde des Domus einer offenbar wohlhabenden römischen Familie in Galicien gefunden, wobei das Fossil nicht von dort stammt, "sondern aus einer Region wie Kastilien-La Mancha oder Extremadura, etwa 430 Kilometer südöstlich. Das Forschungsteam vermutet, dass das Fossil über Handelswege nach Galicien gelangte." Womöglich schrieb man dem intentionell bearbeiteten Gliederfüßerüberrest magische, schützende Wirkung zu.
- Familienrezepte bei Neandertalern? Neue Studie deutet auf Traditionen hin (stern.de, 23. Juli) "'Die feinen Unterschiede in den Schnittmustern zwischen [den 70 km voneinander entfernten Höhlen Amud und Kebara im Norden Israels] könnten lokale Traditionen in der Zerlegung von Tierkadavern widerspiegeln', sagt die Studienleiterin Anaëlle Jallon von der Hebräischen Universität Jerusalem. Demnach wurden die Traditionen über Generationen weitergegeben".
- Rätselhafte Riesenschuhe in römischem Kastell entdeckt (Telepolis, 27. Juli) Die Größe der Schuhe der am Hadrianswall in Northumberland gefundenen Kollektion entsprechen der modernen britischen Größe 41 bis 42. "Emma Frame, leitende Archäologin der Magna-Ausgrabungen, vermutet: 'Wir müssen davon ausgehen, dass es etwas mit den hier lebenden Menschen zu tun hat, die größere Füße und möglicherweise auch eine größere Statur hatten [...]'", was "bedeuten würde, dass einige Angehörige der Militärgemeinschaft in Magna tatsächlich sehr groß gewesen sein müssen. [...] Es könnte jedoch auch andere Erklärungsansätze geben. Könnte es sich beispielsweise um eine Art Schneeschuhe oder Winterstiefel handeln, die zusätzliche Polsterung oder mehrere Paar Socken erlaubten? Ein Brief, der unter ähnlichen Bedingungen wie die Schuhe in Vindolanda erhalten blieb, erwähnt ein Geschenk aus Socken und Unterhosen, das an jemanden geschickt wurde, der dort stationiert war", etwa einem Bogenschützen aus dem wärmeren Syrien, für dessen Anwesenheit es ebenfalls Belege gibt.
- Coptic City Unearthed in Egypt's Western Desert (Archaeology Magazine, 29. Juli, englisch) Wohnhäuser, Gräber und zwei Kirchen wurden in der ägyptischen Kharga-Oase freigelegt und zeugen von frühem christlichen Leben.
- Größtes Werkzeug: Archäologen entdecken im Hohle Fels Meißel aus Elfenbein (SWR, 31. Juli) Ein "Team um Archäologie-Professor Nicholas Conard [hat] das einzigartige Objekt im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren als 'Fund des Jahres' präsentiert. [...] 'Mit diesem Fund wird die allgegenwärtige Bearbeitung von Elfenbein immer deutlicher', erklärt Conard. Bisher haben die Archäologen Endprodukte aus Elfenbein gefunden, Schmuckstücke oder Figuren. 'Jetzt finden wir das Werkzeug und Hinweise, dass der Hohle Fels zum Beispiel eine ganze Elfenbein-Werkstatt war.' Die Archäologen der Universität Tübingen sprechen deshalb bereits von einem Elfenbein-Zeitalter für die Periode von vor 43.000 bis 35.000 Jahren."
- Ältestes Altenheim der Welt entdeckt (israelnetz.com, 21. August) In der antiken Stadt Hippos nahe dem See Genezareth wurde ein Mosaik aus dem 4./5. Jh. freigelegt, das "die Inschrift 'Friede sei mit den Ältesten'" enthält. "Um die Schrift herum sind Bilder angeordnet von Seerosen, Zypressen, Früchten und Gefäßen. Aus der prominenten Lage des Mosaiks am Eingang eines öffentlichen Gebäudes schließen die Forscher, dass die Inschrift damals für die Eintretenden gut sichtbar war. Sie gehen davon aus, dass die Institution ein gemeinschaftliches und spirituelles Zentrum war, das die sozialen Werte der christlichen Stadt widerspiegelte."
- Menschen haben schon vor 9200 Jahren Getreide mit Steinsicheln geerntet ("Spiegel online", 26. August) Ausgrabungen in der Toda-Höhle im Süden des heutigen Usbekistan legen nahe, "dass die Ernte von Wildgetreide viel weiter verbreitet war als vermutet. Denn dort – Tausende Kilometer nordöstlich des Fruchtbaren Halbmonds etwa auf der Breite von Athen gelegen – fand das Team Steinwerkzeuge, Holzkohle und Pflanzenreste." Die Bearbeitung der somit "ungeplanten" Domestizierung erfolgte mit Steinklingen.
- „Die Leichen wurden gehäutet und entfleischt, ihre Knochen gekocht“ ("Welt online", 1. September) "Vor rund 5700 Jahren hat in [der nordspanischen Karsthöhle] El Mirador ein regelrechtes Gemetzel stattgefunden, wie Archäologen und Anthropologen jetzt in den 'Scientific Reports' berichten. Unter den Opfern waren sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene. Womöglich wurde eine ganze Familie oder Gruppe ausgelöscht."
- Als der Mensch sich das Pferd zum Nutztier machte, waren zwei Gene entscheidend ("Welt online", 4. September) Das eine ist für die Stresstoleranz der Tiere zuständig und hat damit Einfluss auf die Domestizierbarkeit, das andere steht "sowohl mit der Anatomie von Rücken und Wirbelsäule als auch mit der Ausdauer in Zusammenhang". Die Forschungsgruppe "hatte das Erbgut von 86 Pferden aus verschiedenen Teilen der Welt und von einem Esel auf 266 verschiedene genetische Eigenschaften analysiert und aus den Ergebnissen einen Stammbaum abgeleitet", der 5000 Jahre in die Züchtungsvergangenheit zurückreicht.
- Wegweiser in der Wüste: 12.000 Jahre alte Tierabbildungen entdeckt (mdr.de, 2. Oktober) In der arabischen Nefud-Wüste hat ein Forscherteam 60 Felskunsttafeln mit 176 Gravuren entdeckt. Die teils beinahe 13.000 Jahre alten, naturalistischen Abbildungen mit Maßen von bis zu 3 Metern Länge und 2 Metern Höhe zeigen "hauptsächlich Kamele, Steinböcke, Pferde, Gazellen und Auerochsen", die mehr als "künstlerischer Ausdruck waren: '[...] sie waren wahrscheinlich Aussagen über Präsenz, Zugang und kulturelle Identität.' [...] 'Die Felskunst markiert Wasserquellen und Bewegungsrouten und symbolisiert möglicherweise territoriale Rechte und generationsübergreifendes Gedächtnis.'"
- Kolosse auf Wanderung ("Spiegel online", 9. Oktober) Die Moais auf der Osterinsel sind gewandert! In einem praktischen Experiment wurde eine gewichtsgleiche Kopie von "drei Gruppen bestehend aus je einer Handvoll Menschen abwechselnd an Seilen, die den Koloss umschlingen und ihn dadurch nach vorn schaukeln", in Trippelschritten über eine beachtliche Strecke transportiert. "Die aktuelle Studie widerspricht damit anderen Theorien, laut denen die Statuen auf Holzstämmen verladen und vorwärtsgerollt wurden."
- Der Nazi-Adler hinter der Rigipswand ("Welt online", 13. Oktober) Zum Schluss keine wirkliche Neuigkeitenmeldung, aber ein dennoch lesenswerter Kurzaufsatz zu durch Naturgewalten ans Licht gekommene historische Zeugnisse.
Donnerstag, 6. November 2025
Die Quittung gekriegt
Überaus entzückt war ich, als ich neulich diesen portugiesischen Brotaufstrich sah:
Erklärung: Unser deutsches Wort Marmelade ist eine Entlehnung aus ebenjenem portugiesischen Wort marmelada, das auf der Schachtel steht. Das wiederum ist eine Ableitung von marmelo "Quitte" und hat die Bedeutung "Quittenmus". Und genau um dieses Produkt handelt es sich! Marmelada hat sich also die ursprüngliche, enge Bedeutung bewahrt, und Quittenmarmelade heißt eben nicht, analog zu bspw. marmelada de laranja (Orangenmarmelade), "marmelada de marmelo".
Nichtlinguistinnen mögen jetzt mit den Schultern zucken, aber ich kann mich über so etwas freuen wie Bolle.
Geschmeckt hat's übrigens so mittel.
Dienstag, 4. November 2025
Serientagebuch 10/25
01.10. Futurama 10.01
02.10. Alien: Earth 1.05
03.10. 19-2 2.01
Futurama 10.02
04.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.01
05.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.02
19-2 2.02
06.10. Futurama 10.03
07.10. The Simpsons 37.02
08.10. Alien: Earth 1.06
09.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.03
11.10. Lost 2.09 (RW)
13.10. The Paper 1.05
Alien: Earth 1.07
How Are You? It's Alan (Partridge) 1.04
14.10. Futurama 10.04
How Are You? It's Alan (Partridge) 1.05
15.10. Alien: Earth 1.08
16.10. How Are You? It's Alan (Partridge) 1.06
19.10. 19-2 2.03
21.10. 19-2 2.04
23.10. 19-2 2.05
25.10. 19-2 2.06
26.10. 19-2 2.07
19-2 2.08
28.10. 19-2 2.09
29.10. 19-2 2.10
Obwohl ich im Oktober keine einzige Folge South Park gesehen habe, muss ich die 27. Staffel hier und jetzt rezensieren, da kurzfristig entschieden wurde, diese nach der gerade mal fünften Episode enden zu lassen und nicht mal einen Monat später mit der 28. Staffel zu beginnen. Das verstehe, wer will.
Wie für viele andere stellte Season 27 für mich eine absolute Glanzleistung dar: Die Serie hat wieder zu sich gefunden, ist so ätzend, geschmacklos und caustic, wie es die Umstände nötig machen. Den derzeitigen Präsidenten kann und sollte man kein Deut respektvoller behandeln und darstellen, als wie es hier getan wird; die krudesten satirischen Mittel sind gerade angemessen, und Trump als South-Park-Hussein 2.0 reinkarnieren zu lassen, ist nachgerade genial. Der Story-Arc um Trump, Vance, Satan & Co. ist denn auch das Beste an dieser Mini-Staffel und entschädigt für einzelne schwächere Subplots (wer wird sich in einem Jahr noch an Labubus erinnern?). So kann es weitergehen! Und geht es auch, sofern der gestern von mir gesehene Auftakt von Season 28 aussagekräftig ist.
Die Prequel-Serie Alien: Earth gehört, und auch mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da, zum Großartigsten, was dieses Jahr im Bereich High-Prestige-Drama vorgelegt wurde (und so viel gibt es davon zwischen all der mittelmäßigen Stangenware gar nicht mehr, oder?). Schon die erste halbe Stunde zieht einen direkt in den vertrauten und geschätzten Kosmos des Originalspielfilms hinein, fängt dessen Atmosphäre, den Look & Feel perfekt ein. Noah Hawley kann's anscheinend doch noch! (Er schreibt übrigens auch Bücher; seinen Thriller "Vor dem Fall" habe ich letztes Jahr gelesen und fand ihn so lala.) Dass die Hauptprotagonisten Kinder in Erwachsenen- bzw. Teenagerkörpern sind ("Hybriden"), mag bisweilen verstören, aber die eigentlichen Stars sind ohnehin die grauslichen Kreaturen. Wer befürchtet, dass man zu lange warten muss, bevor man einen klassischen Xenomorph zu Gesicht bekommt (vgl. "Prometheus"), wird beizeiten eines Besseren belehrt. Überraschend war, dass das "Wunderkind" Boy Kavalier (die Namen sind mitunter leicht doof) mich nicht so sehr nervte, wie die von dem Timothée Chalamet für Arme verkörperte Figur es drauf anlegte.
And suddenly ... eine neue Alan-Partridge-Serie! How Are You? It's Alan (Partridge) ist abermals etwas völlig Anderes als die vorangegangenen Produktionen um Steve Coogans Kultfigur (Mockumentary, Fake-Talkshow, Podcast etc.), nämlich eine Dokureihe mit dem vorgeblichen Ziel, die seelische Gesundheit Großbritanniens zu beleuchten. Natürlich geht es nur am Rande um mental health, denn Partridge legt seine Erkundungen so an, dass sie sich letztlich nur um Partridge drehen. Die üblichen Verdächtigen tauchen in Nebenrollen auf, es gibt zahlreiche Verweise auf frühere Geschehnisse sowie diverse Nebenstränge aus dem Privatleben des gefallenen Entertainers, die wie üblich zum Schießen resp. zum Fremdschämen sind, u.a. um Alans Lebensgefährtin. Superb!
Dass ich im letzten Drittel des Monats ausschließlich die zweite Staffel von 19-2 geschaut habe, lag daran, dass Amazon Prime entschieden hat, diese kanadische Polizeiserie, deren erste Staffel ich vor beinahe zehn Jahren sah, aus seinem Programm zu entfernen. Ich musste mich also ranhalten. Schade, dass ich die Staffeln 3 und 4 nun so bald nicht werde konsumieren können, aber eine unbestimmt lange Pause tut nach den letzten zehn Folgen ohnehin gut, denn das war ganz schön harter Stoff. Allein die Premiere, welche in Deutschland eine FSK-18-Freigabe erhalten hat, setzte mir mit ihrer drastischen Schilderung eines Schulmassakers gehörig zu, und auch am Ende wird es ziemlich unangenehm. Womöglich ist "19-2" zu realistisch, was andererseits ihre große Stärke ist. An "Line of Duty" kommt sie freilich nicht ran, aber mehr als ein handelsübliches Procedural oder gar plumpe "Copaganda" ist sie allemal. Erfreulich war, dass den einnehmend gespielten Nebencharakteren weit mehr Platz eingeräumt wurde als in Season 1.
Freitag, 17. Oktober 2025
In eigener Sache: Blogpause, Seitenstraße
Montag, 13. Oktober 2025
Wo alle Brünnlein fließen
Schmunzeln musste ich, als ich dies im Something-Awful-Forum las:
one of my defining memories of Germany is flying into Tegel for the first time, being thirsty, and asking a visitor information person where the nearest water fountain was.
He looked at me very sternly and said "In Germany we do not have such things!"
Stimmt schon: Im Vergleich zu beispielsweise Frankreich sind wir hier mit öffentlichen Wasserspendern und Trinkbrunnen nicht gerade gesegnet. Doch es wird besser! Viele Gemeinden haben in den vergangenen Jahren welche aufgestellt, in Frankfurt sind es inzwischen 24 Stück, und in meinem Wohnörtchen befinden sich sogar gleich zwei in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Offenen Bücherschrank. Freilich, da ist noch Luft Wasser nach oben, aber man muss bedenken, dass in Deutschland auch das Leitungswasser trink- und genießbar ist und Durst somit auch in Bedürfnisanstalten und überall, wo es Waschbecken gibt, gestillt werden kann.
Zur Brunnensuche empfehle ich die Seite trinkwasser-unterwegs.de: Postleitzahl/Stadt eingeben oder Standort erkennen lassen und alle Labungsquellen in der Umgebung finden.
Samstag, 11. Oktober 2025
Zwei gute Zitate über Literatur
Aber dann gibt es eben auch die kleineren Formen, die keine allzu lange Lebensdauer haben. Eintagsfliegen aus Worten. Wie zum Beispiel den Schüttelreim, diesen Nichtsnutz, dessen Reimzwang sich so eng um seinen Inhalt schlingt wie ein Judogriff und der es nie so weit gebracht hat wie sein hochbegabter großer Bruder, der Haiku, der als runder Kiesel auf dem Grund des Baches rollt oder sich als Nebelschwade im Wipfel eines Ginkos verfängt.
Von allen literarischen Spielarten am meisten missachtet scheint mir aber unzweifelhaft die Anekdote zu sein. Keiner weiß so recht, was sie eigentlich sein soll. Ist sie kurz, oder darf sie auch etwas länger sein, muss sie immer amüsant sein, oder gibt es sie auch ernsthaft? Sogar der Witz hat es da besser erwischt. Der Witz weiß immer, wo er hinwill, geradewegs zur Pointe. Ist der Wesenskern einer Anekdote ihre mündliche Wiedergabe, oder kann sie es unbeschadet in die Verschriftlichung schaffen? Liest man nach, was eine Anekdote sein soll, stößt man auf folgende Definition:
Die wichtigste Eigenschaft einer Anekdote ist, dass sie 'treffend' ist.
Was wäre nun in einer Geografie der literarischen Formen die Anekdote? Ich wage zu behaupten: eine winzige Quelle, aus der ununterbrochen, seit Anbeginn der Zeit, das klarste Wasser sprudelt. Müde und ausgelaugt vom Besteigen literarischer Achttausender kann man sich hier erfrischen und kurz verweilen."
Donnerstag, 9. Oktober 2025
Meine konservativste Meinung
Diesen Beitrag habe ich bereits am 10.3.2021 angelegt, dann jedoch nie ausgebaut, weil mir seine Veröffentlichung jedes Mal, wenn ich an ihn dachte, unpassend erschien. Sein Thema ist seit Jahren fortwährend und unabhängig vom aktuellen politischen Wind Gegenstand hitzig geführter Diskussionen. Es geht um die Erbschaftssteuer, und meine Meinung dazu mag manche überraschen, sie ist nämlich, wie man der Überschrift entnehmen kann, eher dem konservativen Lager zuzurechnen. Ich finde – ohne den abgeschmackten Spruch mit dem Herz und dem Verstand zu bemühen –, ab 40 darf man sich selbst als dem Selbstverständnis nach links der Mitte Stehender eine konservative Meinung leisten (ab 50 eine zweite und pro folgendem Lebensjahrzehnt eine weitere). Und meine ist: Die Erbschaftssteuer sollte abgeschafft werden.
Dass ich schließlich jetzt damit um die Ecke komme, hat den Grund, dass ich auf gutes argumentatives Rüstzeug gestoßen bin, zugegebenermaßen an diesbezüglich wenig überraschender Stelle. Rainer Hank hat in der letzten FAS seine Kolumne "Hanks Welt" der Erbschaftssteuer gewidmet, und auch wenn ich nicht allen Punkten darin zustimme, seien die einleuchtendsten Passagen, in denen er seine Forderung "Schafft die Erbschaftssteuer ab!" begründet, wiedergegeben. Die Erbschaftssteuer sei eine "Strafsteuer", schreibt Hank und lädt zu einem Gedankenexperiment ein:
Menschen, die ihr ganzes Vermögen noch rechtzeitig vor ihrem Tod verjuxen [... ,] können dieses Geld nach Gutdünken abschlagsfrei verteilen: Kreuzfahrten buchen, Ferienhäuser kaufen, Dreisterne-Restaurants testen, teure Partnerinnen und Partner aushalten. Sie haben das Geld bereits versteuert und Einkommen-, Körperschafts- oder Kapitalertragsteuer drauf bezahlt. Sobald sie aber ihren wirtschaftlichen Erfolg an die Nachkommen weitergeben, müssen diese abermals Steuern bezahlen. Sollten sie Menschen beschenken, mit denen sie nicht verwandt sind, die sie aber für bedürftig halten, langt der Fiskus umso unverschämter zu.
Der zugrunde liegende Denkfehler oder vielmehr "Taschenspielertrick" des Staates, so Hank weiter, bestehe darin, dass er "die Perspektive vom Erblasser auf die Erben wechselt und denen vorwirft, ihre Erbschaft sei leistungsloses Vermögen". Was es, und hier streben unsere Sichtweisen dann doch auseinander, freilich ist! Rechtfertigt das jedoch, den Vermögensfluss innerhalb einer Familie, deren Stellenwert die Regierung doch seit je und Schwarz-Rot wieder verstärkt betont, radikal zu verengen? Dem Staat sollte daran gelegen sein, dass junge Leute sorgen- und schuldenfrei in die Zukunft starten. Das wäre eine Perspektive, welche in der Tat auf die Erbenden zielt, aber fair ist.
In Hinblick auf die Erblasser könnte man nun wohlwollend annehmen, dass deren Vermögen das Resultat lebenslanger harter Arbeit, klugen Investierens, vielleicht auch eisernen Sparens ist, und ganz gewiss wird es das in vielen Fällen auch sein, gerade in den sog. alten Bundesländern, wo Kapitalanhäufung in den circa vier goldenen Nachkriegsjahrzehnten auch für Schichten unterhalb der Oberschicht kein Hexenwerk war. Die Befürworter einer strengen Erhöhung der Erbschaftssteuer gehen indes davon aus, dass volle Geldspeicher gar nicht anders als durch Gaunerei und Ausbeutung entstanden sein können. Seien wir ehrlich: Viel zu viele Millionäre und Milliardäre hierzulande sind garantiert nicht durch Ehrlichkeit zu dem geworden, was sie sind. Aber eben hier muss der Gesetzgeber Schranken installieren. Ebenso auf der Hand liegt es, dass Superreiche über dubiose Kanäle und sonstige Mittel verfügen, mit denen sie schmerzhafter Besteuerung und etwaiger Bestrafung zu entgehen wissen. Auch hier ist es an den Herrschenden, entsprechende Rechtsgrundlagen zu schaffen, Grauzonen auszulöschen, hemmungsloses Scheffeln zu verunmöglichen.
Im letzten Abschnitt seines Beitrags liefert Rainer Hank einen meist übersehenen Beweis dafür,
dass die geltende Erbschaftssteuer nicht nur generell, sondern auch immanent ungerecht ist. Denn sie verschont die Fabrikanten. Es ist nicht in Ordnung, dass Unternehmenserben von der Steuer befreit werden, wenn sie die Belegschaft und Firma eine bestimmte Zeit erhalten. [...] Es gibt genügend gute Vorschläge, das bestehende Steuerrecht gerechter zu machen, indem man die Sätze für alle deutlich senkt, dann aber auch die Fabrikbesitzer verpflichtet, Steuern zu zahlen.
Eine Extrawurst für Fabrikanten sollte einen besonders fuchsig machen, bedenkt man, wie viele deutsche Dynastien vor allem dank Zwangsarbeitern, Enteignungen und Unterstützung des NS-Regimes groß geworden sind. Wie gesagt: "Die da oben" müssten an den wirklich ungerecht gestellten Schrauben drehen. Stattdessen gehen sie den einfachsten Weg und fühlen sich dabei wie Robin Hood. "Das Label 'soziale Gerechtigkeit' camoufliert die fiskalische Gier, die sich das Geld dort holt, wo etwas zu holen ist."
Was aber wäre nun wie zu ändern? Ich glaube, dass die Uneinigkeit darüber gar keine Frage von links vs. rechts ist. Hinderlich und schädlich ist eine menschlich-gesellschaftliche Eigenschaft, die ich als typisch deutsch diagnostiziere: Missgunst. Missgunst darf nicht mit Neid gleichgesetzt werden, denn Neid vermag auszulösen, dass man nach Höherem strebt und aus diesem Antrieb heraus irgendwann tatsächlich aufsteigt, er kann somit etwas Positives sein; sorry, wenn das arg neoliberal klingt. Missgunst hingegen heißt: Ich kann es nicht haben, also soll mein Nachbar es auch nicht haben! Ein letztes Mal R. Hank: "Mehr Gleichheit stellt man am besten nicht durch Umverteilung her, indem man den Menschen etwas wegnimmt (Erbschaftssteuer). Langfristig effektiver und moralisch überzeugender ist es, möglichst viele Menschen zu befähigen, reich zu werden." Sollen doch die Reichen immer reicher werden – wenn gleichzeitig die Armen weniger arm und schließlich selber reich werden! Wohlstand für alle: So konservativ ist diese Forderung doch gar nicht, oder?
Offenlegung: Ich selbst habe noch nie etwas geerbt und bin von dem ganzen Komplex persönlich nicht betroffen.
Dienstag, 7. Oktober 2025
Wer ist Garrett?
Ein breites Grinsen bemächtigte sich meines Gesichts, als ich letzte Woche "Jeopardy!" sah. Einer der Kandidaten in der Sendung vom 25.9. war Erik Nielsen (M.):
Vorgestellt wurde er als "Vertretungslehrer aus Hollywood", Comedy-Fans dürfte Erik Charles Nielsen jedoch als Schauspieler bekannt sein, der eine kleine wiederkehrende Rolle in "Community" hatte. Tatsächlich war "Garrett Lambert" in jener Sitcom meine Lieblingsnebenfigur; ich musste über jeden einzelnen seiner Auftritte lachen! Dass er bei "Jeopardy!" antreten würde, hatte ich zuvor im Something-Awful-Forum gelesen. Ob ich ihn auch ohne diese Vorab-Info erkannt hätte? Gewiss hätte ich mich die ganze Zeit gefragt: Woher kenne ich den? Schade, dass er am Ende als Zweitplatzierter nach Hause gehen musste. Dabei lag er für einen kurzen Moment sogar in Führung, hatte ein "Daily Double" erwischt und korrekt beantwortet.
Es bleibt die Frage: Ab wann gilt man als berühmt genug, um nicht mehr in einer regulären "Jeopardy!"-Ausgabe an den Start gehen zu dürfen? Ist man mit 43 Credits bei "Community" und einem Stand-up-Auftritt bei Conan noch kein Fall für "Celebrity Jeopardy"? Nun, laut imdb hat sich Nielsen seit 2019 aus dem Schauspielgeschäft zurückgezogen (wobei er zurzeit immerhin in der Animationsserie "Krapopolis" regelmäßig als Sprecher zu hören ist), und schließlich wurde er weder als actor angekündigt noch war seine Fernsehkarriere Thema der Vorstellungsrunde. Ein Mann mit normalem Beruf ohne Starallüren, sympathisch! Von mir aus darf er aber bald mal wieder irgendwo vorsprechen.
Sonntag, 5. Oktober 2025
Word of the week
Diese Woche im Zusammenhang mit dem Shutdown in den USA ein neues englisches Wort gelernt: furlough. Es bedeutet "jmd. (zwangs)beurlauben", als Substantiv entsprechend "(Zwangs-)Beurlaubung; Freistellung". Auf Häftlinge bezogen kann es mit "Freigang" übersetzt werden. In einem NBC-Newsticker zum Thema, der (Stand: 3. Oktober) mit "Trump and Democrats dig in as federal workers face furloughs" überschrieben ist, kommt das Wort sehr oft vor. Von "hundreds of thousands of government workers who are typically furloughed during a shutdown" ist da die Rede, und in einem Eintrag wird eine galgenhumorige Grußformel unter Regierungsangestellten zitiert: "'Happy furlough!' a staffer wished an arriving member of her team like she would intone a birthday greeting."
Laut Merriam-Webster taucht furlough (als Nomen) erstmals im Jahr 1631 auf. Seine Herkunft ist niederländisch: mittelndl. verlof "Erlaubnis" mit lof : mhd. loube "Erlaubnis" (vgl. er-laub-en und natürlich auch Urlaub: "In der höfischen Sprache der mhd. Zeit bezeichnete [urloup 'Erlaubnis'] dann die Erlaubnis wegzugehen, die ein Höherstehender oder eine Dame dem Ritter zu geben hatte. In der Neuzeit bezeichnet 'Urlaub' die [offizielle] vorübergehende Freistellung von einem Dienstverhältnis". Duden Herkunftswörterbuch).
Freitag, 3. Oktober 2025
Albernes zum Wochenschluss
Merkreime zur Unterscheidung von Teigtaschen nach ihrer geographischen Herkunft
Momos schmecken nicht nur Zwergen / in Tibet und in Nepals Bergen.
Schon aus dem Dönerladen kannt' i' / die Köstlichkeit der Türken: Mantı.
Nie isst sie der Mongole pur. / Gebraten werden sie: Chuushuur.
Liest man in Japan wohl Spinoza? / Egal. Verspeisen tut man Gyōza.
Man füllt's mit Hackfleisch (auch vom Nandu?) / und nennt's auf koreanisch Mandu.
In Polen gilt es fast als Drogi: / Teigtaschen-Methadon Pierogi.
Auf "Siopao", das sag' ich Ihnen, / reimt sich mitnichten "Philippinen".
In ganz Georgien, nicht in Mali, / kennt man den Snack namens Khinkali.
Tsatsiki drauf, dazu Retsina, / na klar, Wan Tan sind typisch China!
"Was Russisches? Das ess' ich eh nie." / Wer so was sagt, kennt nicht Pelmeni.
Mittwoch, 1. Oktober 2025
Serientagebuch 09/25
01.09. Hostage 1.03
02.09. Eagleheart 3.01
Eagleheart 3.02
03.09. Andor 2.09
Andor 2.10
04.09. Hostage 1.04
Eagleheart 3.03
South Park 27.04
05.09. Hostage 1.05
The Paper 1.01
06.09. Lost 2.05 (RW)
Lost 2.06 (RW)
07.09. The Paper 1.01
08.09. Gotham 5.08
09.09. Eagleheart 3.04
Eagleheart 3.05
Andor 2.11
11.09. Andor 2.12
13.09. The Guest 1.01
The Guest 1.02
Eagleheart 3.06
Lost 2.07 (RW)
14.09. The Paper 1.03
15.09. Gotham 5.09
16.09. Eagleheart 3.07
19.09. The Guest 1.03
Lost 2.08 (RW)
23.09. Eagleheart 3.08
Eagleheart 3.09
The Guest 1.04
24.09. Gotham 5.10
25.09. South Park 27.05
Alien: Earth 1.01
Eagleheart 3.10
26.09. Alien: Earth 1.02
Alien: Earth 1.03
27.09. Alien: Earth 1.04
29.09. Gotham 5.11
Gotham 5.12
30.09. The Paper 1.04
The Simpsons 37.01
Es gibt moderne Serien, die greifen eine Trope auf, die man schon gefühlte hundert Mal verhandelt sah, schaffen es aber durch handwerkliche Virtuosität und das Hinzufügen kleiner Variationen und Subversionen, sie frisch und überraschend wirken zu lassen. "Hijack" war so ein Beispiel: Aus der Thriller-Prämisse Flugzeugentführung noch etwas Neues herauszukitzeln und damit eine der spannendsten Serien der letzten Jahre vorzulegen – Kudos!
Ein weiterer Fall ist Hostage, bei der es um Folgendes geht: Der Mann der britischen Premierministerin wird, gemeinsam mit seinen Kollegen von Ärzte ohne Grenzen, in Französisch-Guyana als Geisel genommen. Wenn seine Frau nicht von ihrem Amt zurücktritt, stirbt er. Ausgerechnet jetzt, wo die Premierministerin vor einem Treffen mit der französischen Präsidentin steht, welches die Spannungen zwischen den beiden Nationen wenigstens teilweise lösen soll! Doch auch sie wird auf pikante Weise erpresst ... Gähn? Keineswegs! Der Fünfteiler kommt verlässlich mit schockierenden Enthüllungen um die Ecke, stellt Dinge infrage und auf den Kopf und erinnert mitunter an die besten Momente von "24". Wie bei "Hijack" steckt auch hier Domestic Terrorism hinter allem, und natürlich – insoweit wird dann doch wieder ein Klischee bedient – gibt es auch den ein oder anderen Maulwurf.
Insgesamt ein Tip-top-TV-Event ohne Hänger und Abschweifungen, in dem die nie enttäuschende Suranne Jones die Hauptrolle übernimmt. Und Julie Delpy, das war mir vorher nicht bewusst, ist schon eine verdammt coole Socke.
Durchaus einige Längen hat dagegen die zweite Staffel Andor. In ihrem Anspruch, den Charakteren viel Raum für Entwicklungen zu geben, Fallhöhe aufzubauen und die Tiefen aller Nebenplots auszuloten, schießt die Vorgeschichte von "Rogue One" gelegentlich übers Ziel hinaus und dehnt einzelne Akte ins Unnötige. "Ja ja, wir haben's verstanden!", will man da rufen. "Andor" weiß, dass es das von der Kritik geliebte Prestige-Drama im Star-Wars-Universum ist, eine wohltuende Kur nach bzw. zwischen zuletzt hingerotzt erscheinenden Abenteuern wie "Ahsoka" und "The Acolyte" (beide habe ich nicht gesehen, werde es aber nachholen und bin mir sicher, dass ich trotzdem kaum über die Maßen enttäuscht sein werde, haha).
Wie dem auch sei: "Andor" ist erwachsen, tut bisweilen weh, traut sich was, ist, kurzum, toll.
The Guest ist ein BBC-Vierteiler mit einem unverbrauchten, aber fähigen Cast. Im Fokus steht eine junge arbeitslose Frau, die von einer reichen Unternehmerin zufällig (?) aufgegabelt und als Reinigungskraft angestellt wird und bald in das luxuriöse Eigenheim einziehen darf. Dort ist nichts, wie es scheint (aber nicht in einem übernatürlichen Sinne) ... Ein packender Thriller mit zahlreichen Twists, psychologischem Horror und einer Prise Gesellschaftskritik.
Zu Eagleheart fällt mir kaum noch etwas ein, das ich nicht schon in meiner Kurzrezension der zweiten Staffel geschrieben hätte. Der Humor mag nicht jedermanns Sache sein, aber für mich war das rasend übergeschnappte "Eagleheart", das kann ich mit einigem Abstand festhalten, eine der komischsten Serien, die je produziert wurden.
Und nun habe ich Gotham geschafft! Auch hier fallen mir kaum Punkte ein, die ich nicht schon in Bezug auf die vorangegangenen Staffeln losgeworden bin. Auch Season 5 war ein einziges Up & Down. Richtiggehend geärgert habe ich mich über einzelne Episoden, nur um aus der jeweils nächsten wieder mit einem befriedigten Grinsen rauszugehen. Am blödesten fand ich zuletzt, dass die stakes zwar immer wieder hoch sind, aber praktisch keine Bedeutung haben. Mit viel Tamtam und Tschingtarassabumm wird alle naslang auf eine Klimax zugesteuert, die jedoch nichts in den Zuschauenden auslöst, weil sie entweder nichts Singuläres ist (wie oft das GCPD belagert wird, kann man am Ende kaum mehr zählen) oder ohne Konsequenzen bleibt. [Spoiler] Wayne Manor explodiert – na und?, wird halt wiederaufgebaut. Das Wayne-Enterprises-Hauptquartier wird zerstört – was soll's, ist doch nur vorübergehend. Eine Figur stirbt? Pff, die kommt wieder (was wir allein schon daher wissen, dass sie in Batmans Erwachsenenalter eine Rolle spielen wird)! Dass regelmäßig besonders nervige Antagonisten aus dem "Jenseits" zurückkehrten oder sonstwie reaktiviert wurden, habe ich, glaub ich, schon in der Vergangenheit moniert: Das schreckliche "Joker"-Stand-in (die Serie verfügte nicht an den Rechten an dem Charakter) hat einen Zwillingsbruder; just shoot me!
Beklatschen muss ich allerdings das Ende. Die letzte Folge ist mehr Epilog denn Schlusskapitel, sie versetzt uns zehn Jahre in die Zukunft (wobei sich die Masken-Abteilung keinerlei Mühe gegeben hat, die handelnden Personen irgendwie altern zu lassen) und leitet subtil, hoffnungsvoll und gänsehauterzeugend in die Ära des Dunklen Ritters über. So muss ein gelungenes Serienfinale aussehen.
Montag, 29. September 2025
Den Wahrem Schoemen Gutem
Hier ein kleiner Blick hinter die Kulissen von Titanic. Jeder Beitrag wird bis zur Drucklegung von mindestens fünf verschiedenen Personen gelesen. Auch einseitige Cartoons und Fotowitze gehen standardmäßig durch mehrere Hände. Und doch rutschen selbst in solchen wortarmen Bildseiten gelegentlich Fehler bis ins fertige Heft durch, so etwa bei Hannes Richerts Startcartoon in der aktuellen Ausgabe (die Fehlschreibung in einer Sprechblase ist dem Künstler selbst aufgefallen – jedoch niemandem in der Redaktion!). Um ein Haar hätte diesmal zudem in Renke Brandts "Welträumchen" (S. 59) ein Fehler überlebt. Erst nach dem regulären Korrekturlauf fiel mir auf, dass in der Zeile "Verbinden Sie Hausarbeit mit etwas Angenehmen" ein Buchstabe falsch ist: Es muss "Angenehmem" heißen.
Als wie üblich wenige Tage nach Redaktionsschluss die Ausgabe für die App-Version aufbereitet wurde, fragte unser damit betrauter Web-Admin und IT-Chef, ob es nicht "Angenehmen" heißen müsse (ja, das ist ein [mindestens] sechstes Augenpaar, das über jeden Heftinhalt drüberschaut). Ich grübelte, so wie ich zuvor gegrübelt hatte, als mir das inkorrekte n zum ersten Mal ins Auge gestochen war. Denn inkorrekt ist es selbstverständlich; man ersetze "Angenehmem" bloß mal durch ein anderes Wort, schon würde niemand mehr darüber stolpern: "mit etwas Schönem", "mit etwas Rotem" oder auch "mit etwas Unzweideutigem" (die Länge oder "Komplexität" des Wortes spielt keine Rolle, wie man sieht).
Warum kommt uns "mit etwas Angenehmem" mindestens komisch, wenn nicht gar ungrammatisch vor? Da diese Form des (substantivierten) Adjektivs angenehm auch in anderen Verbindungen als mit "mit etwas" befremdlich wirkt (auf mich zumindest; auf Sie ebenfalls?), muss es die Lautfolge -mem sein, die dieses regelrechte Unbehagen auslöst (wie gesagt: bei mir zumindest; für eine repräsentative Umfrage fehlen mir gerade die Mittel). Auch hier hilft uns die Ersatzprobe weiter. Man lasse sich folgende Adjektive, jeweils im Dativ Singular Maskulinum, auf der Zunge bzw. vor der Netzhaut zergehen: anonymem, zahmem, bequemem. Sie sind, sehr laienhaft formuliert, irgendwie doof auszusprechen. Es ist womöglich das Aufeinandertreffen zweier ms am Wortende, die nur durch einen Vokal (genauer: ein Schwa) getrennt sind, das "uns" unschön oder widernatürlich erscheinen will. Bei der Folge -nen stutzen wir nicht, und bei der Artikulation neigen wir dann eher dazu, die zwei Nasale zusammenzuziehen ("wir renn'n"). Nun ja, vermutlich hat mein Rumgespinne hier überhaupt keine Substanz, ich wollte nur schnell aufschreiben, was mir zu "etwas Angenehmen" alles eingefallen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es dazu bereits einen Fachaufsatz oder eine Monographie oder mehrere gibt.

















