Sonntag, 7. Juni 2009

Gesinnungsbekundung qua Schriftsatz?

Heute finden in einigen Städten, darunter in meiner, Stadtratswahlen statt. Vielerorts konnte man Wahlplakate sehen. Eine Kampagne irgendeiner Partei bediente sich symbolischer Ortsschilder nach dem Muster Ortseingang = etwas Positives, Ortsausgang = etwas Negatives, zB "Mindestlöhne" und darunter (durchgestrichen) "Lohndumping". Ein spezielles Schild trug die Aufschrift "Weltoffenheit", und das darunter stehende Wort "Fremdenhass" war in gebrochener Schrift gesetzt (ich weiß nicht, in welcher genau, da ich das besagte Plakat nur kurz im Vorbeifahren sah). 
Das ließ mich wundern. Wieso wird dieses antidemokratische Schlagwort mit einer veralteten Schriftart in Verbindung gebracht? Bzw. warum assoziiert man alte Schriften mit Nationalsozialismus? In diesem Wiki-Artikel steht, dass die gebrochene Schrift 1941 aus den Schulen verbannt wurde, und ist von Hitler nicht überliefert, dass er die lateinische Schrift bevorzugte, um sich besser in der ganzen Welt behaupten zu können? Also wäre das lateinisch gedruckte Wort "Weltoffenheit" tatsächlich im Sinne Hitlers! Obwohl, naja, er hat wohl eher was anderes darunter verstanden. Neonazis wiederum würden freilich nie von "Fremdenhass" sprechen, die sind ja heute viel "subtiler", was mich zu den erwartbarerweise dümmsten Plakaten bringt, nämlich jenen einer nicht erwähnenswerten Partei, die im Ernst "Kriminelle Ausländer raus!" fordert - das Adjektiv "kriminelle" extra klein geschrieben. Und in lateinischen Buchstaben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen