Dienstag, 23. Juni 2009

Zwei kurze Bemerkungen

1. Das hat zwar nur bedingt etwas mit Übersetzungen zu tun, ist aber wert, festgehalten zu werden. Falls Sie den Film Bank Job noch nicht gesehen haben, holen Sie das jetzt nach.
Okay? Gut. Jetzt schauen Sie sich bitte den deutschen Trailer an (zum Beispiel auf YouTube).
Was fällt einem auf? Richtig: der deutsche Verleih möchte den Eindruck erwecken, es handle sich um eine Komödie im Stil von Ocean's Eleven (ich glaube, dieser Titel wird sogar auf der Rückseite der DVD-Schachtel genannt). Durch geschicktes Schneiden, Hinzufügen eines coolen Songs (T-Rex - "Get it on") und das Einbinden der einzigen zwei-drei witzigen Szenen des gesamten Films erhofft man sich, ein entsprechendes Publikum anzusprechen. Allerdings ist Bank Job beileibe keine Gangster-Comedy, sondern ein durchgängig ernster Thriller mit dramatischer Musik und bedrückenden Wendungen.
2. Ich wage zu bezweifeln, ob das Beibehalten der Umlautpunkte (im Englischen umlaut genannt) bei Brüno eine gute Idee war. Die Hauptfigur dieses sicher uninteressanten Streifens ist Österreicher, und im Bemühen um Nachahmung der deutschen Sprache haben die Macher halt die Pünktchen auf das u gesetzt (vgl. den Wikipedia-Artikel zum Thema Röckdöts). Nun habe ich neulich im Radio jemanden gehört, der das ü in Brüno tatsächlich wie ein /ü/ aussprach - so klingt der Name fast schon französisch. Was für ein Quatsch. 

Sonntag, 7. Juni 2009

Gesinnungsbekundung qua Schriftsatz?

Heute finden in einigen Städten, darunter in meiner, Stadtratswahlen statt. Vielerorts konnte man Wahlplakate sehen. Eine Kampagne irgendeiner Partei bediente sich symbolischer Ortsschilder nach dem Muster Ortseingang = etwas Positives, Ortsausgang = etwas Negatives, zB "Mindestlöhne" und darunter (durchgestrichen) "Lohndumping". Ein spezielles Schild trug die Aufschrift "Weltoffenheit", und das darunter stehende Wort "Fremdenhass" war in gebrochener Schrift gesetzt (ich weiß nicht, in welcher genau, da ich das besagte Plakat nur kurz im Vorbeifahren sah). 
Das ließ mich wundern. Wieso wird dieses antidemokratische Schlagwort mit einer veralteten Schriftart in Verbindung gebracht? Bzw. warum assoziiert man alte Schriften mit Nationalsozialismus? In diesem Wiki-Artikel steht, dass die gebrochene Schrift 1941 aus den Schulen verbannt wurde, und ist von Hitler nicht überliefert, dass er die lateinische Schrift bevorzugte, um sich besser in der ganzen Welt behaupten zu können? Also wäre das lateinisch gedruckte Wort "Weltoffenheit" tatsächlich im Sinne Hitlers! Obwohl, naja, er hat wohl eher was anderes darunter verstanden. Neonazis wiederum würden freilich nie von "Fremdenhass" sprechen, die sind ja heute viel "subtiler", was mich zu den erwartbarerweise dümmsten Plakaten bringt, nämlich jenen einer nicht erwähnenswerten Partei, die im Ernst "Kriminelle Ausländer raus!" fordert - das Adjektiv "kriminelle" extra klein geschrieben. Und in lateinischen Buchstaben.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Filmtitel III

Heute: Spezialausgabe - Originaltitel, die um einen bekloppten deutschen Untertitel erweitert wurden.
  • Pulse - Du bist tot, bevor du stirbst
  • Slither - Voll auf den Schleim gegangen
  • The Rocker - Voll der (S)Hit
  • Botched - Voll verkackt!
  • Gridlock'd - Voll drauf
  • Fools Rush In - Herz über Kopf
  • Wedding Planner - Verliebt, verlobt, verplant
  • Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt
  • Bride Wars - Beste Feindinnen
  • Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis
  • Alien Autopsy - Das All zu Gast bei Freunden
  • Carrie – Des Satans jüngste Tochter
  • A Boy and His Dog – In der Gewalt der Unterirdischen
  • WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf
  • Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?
  • 10 Items or Less – Du bist wen du triffst
  • Great White Hype – Eine K.O.Mödie
  • Mr. Wrong – Der Traummann wird zum Alptraum
  • Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen
Diese Liste wird garantiert fortgesetzt; gerade im Horror- und Komödienbereich gibt es unzählige Beispiele für die zweifelhafte Kreativität mancher Verleih-Mitarbeiter.

Dienstag, 2. Juni 2009

Mirácoli


Eine solche Mirácoli-Packung, wie sie hier zu sehen ist, enthält neben den Spaghetti, dem Parmesan1 und dem Tomatenmark ein Tütchen mit der Aufschrift "Original Würzmischung für den unnachahmlichen Mirácoli-Geschmack". Die Produktbezeichnung ist noch in vier weiteren Sprachen abgedruckt. Seltsam sind dabei die französische und die niederländische. Erstere lautet Mélange secret d'herbes et d'épices méditerranéennes ("Geheime Mischung mediterraner Kräuter und Gewürze"), zweitere Geheime mengeling van zuiderse kruiden en specerijen ("Geheime Mischung südlicher Kräuter und Gewürze"). [Interessant: specerijen geht wie das schöne deutsche Wort Spezereien und wie spice und épice auf dasselbe Wort zurück.] Die englische und die dänische Bezeichnung gleicht jeweils der deutschen, nur das "Original" fehlt (Seasoning mix for the inimitable Mirácoli Taste resp. Krydderiblanding. Den rigtige Mirácoli smag), wobei ich nicht weiß, ob das dänische rigtig die genaue Entsprechung zu "unnachahmlich" ist.

Es lässt sich also folgende Tabelle erstellen:


Das einzige, was allen fünf verschiedensprachigen Tütchenbeschriftungen gemein ist, ist das Element "Mischung". Was sich die Gestalter bei den zT stark abweichenden Übersetzungen gedacht haben, kann ich nicht einmal vermuten. Vielleicht hat es etwas mit kulturgebundener Konsumentenpsychologie zu tun, vielleicht ist es nur Nachlässigkeit. 

1 Hier irre ich. Laut Wikipedia ist "[d]er Name des beigefügten Trockenkäses – Pamesello [...] ein Kunstwort und soll an Parmesan erinnern, der im Käse jedoch nicht enthalten ist."