Wie ich schon mehr als einmal festgestellt habe, ist das einzig Positive, das ich der nächste Woche endenden Präsidentschaft D. Trumps abgewinnen kann, das Anwachsen meines Englisch-Wortschatzes. Zum Beispiel hätte ich nicht gewusst, wie man das bezeichnen sollte, was kürzlich im Kapitol geschehen ist. Mit der Pistole auf der Brust hätte ich vielleicht "storming" oder "attack" gesagt. Die Vokabel, die sich in amerikanischen Medien durchgesetzt hat, ist jedoch insurrection – "Aufstand, Aufruhr". Das Wort habe ich vorher noch nie bewusst wahrgenommen! Bei weitem nicht so häufig, aber ebenfalls gebraucht wurde das etymologisch und semantisch verwandte Wort insurgence. Hinsichtlich beider habe ich den Restverdacht, ob das möglicherweise nicht etwas euphemistisch war.
Sonntag, 17. Januar 2021
Word of the month
Freitag, 15. Januar 2021
Kurz getestet: Schwedenhappen
Mittwoch, 13. Januar 2021
Leiden wie ein Hund
Montag, 11. Januar 2021
Wechsel und Reisende
Fast 40 Jahre alt musste ich werden, um zwei Wörter kennenzulernen, die eigentlich zum deutschen Grundwortschatz gehören. Falsch, das stimmt so nicht. Besser formuliert: Zwei konkrete bzw. Spezialbedeutungen von Lexemen mit sehr allgemeiner Hauptbedeutung wurden mir erst kürzlich geläufig, zumindest einigermaßen.
Das erste Wort ist Wechsel im Finanzzusammenhang. Aus dem Kreuzworträtsel kannte ich zwar seit langem "Wechselbezogener: Trassat", aber Gedanken darüber, was ein "Wechsel" in diesem Falle sei, habe ich mir nie gemacht. Als ich das Wort vor einiger Zeit in einem alten Film, ich glaube "Frau ohne Gewissen", hörte, konsultierte ich dann doch mal Wikipedia. Den umfangreichen Artikel habe ich weder komplett gelesen noch verstanden, und ich bin erleichtert, dass das Wissen um Wechsel keine Allgemeinbildung (mehr) darstellt: "Der Wechsel hat im täglichen Geschäft [...] an Bedeutung verloren und kommt mittlerweile nur noch in sehr geringer Stückzahl bei Nichtbanken vor. Bei Kreditinstituten spielt der Wechsel seit Januar 1999 keine Rolle mehr und ist in der Ausbildung von Bankkaufleuten kein Lehrgegenstand." Entfernt verwandt – das nehme ich zumindest nach ungeduldigem Querlesen mit – scheint das Wechselprinzip mit der Benutzung von Schecks oder auch mit Ordern zu sein.
Wenn man bei eBay unter "Sammeln & Seltenes" nach "Wechsel" sucht, findet man in der Subkategorie "Büro, Papier & Schreiben > Papier & Dokumente" nicht wenige Angebote mit historischen Wechselpapieren, zum Beispiel "Prima-Wechsel", "Einheits-Wechsel", teils auch mit "Wechselmarken" oder "Steuermarken".
In Dorothy Sayers' Kriminalgeschichten um den Weinvertreter und Hobby-Detektiv Montague Egg hat jener stets ein gewisses "Handbuch des Reisenden" bei sich, aus dem er bei jeder passenden Gelegenheit zitiert. Als ich eine Story las, in der ein Kollege Montagues aus der Vertreterzunft wiederholt als Reisender bezeichnet wurde, begann es in meinem Kopf zu rattern: Ist das etwa ein Beruf? Klar!, das "Handbuch des Reisenden" ist kein Universalführer für Touristen, sondern ein Begleiter für Handlungsreisende, weswegen der fiktive Schmöker im Original auch "The Salesman's Handbook" heißt. Reisender ist dabei keine saloppe Kurzform, sondern eine offizielle Postenbezeichnung. Wikipedia: "Ein Reisender ist innerhalb des Vertriebs eines Unternehmens und in der Betriebswirtschaftslehre die Bezeichnung für einen sozialversicherungspflichtig angestellten Handlungsgehilfen im Außendienst. Andererseits kann es sich auch um einen Kleingewerbetreibenden handeln." Das Wort kam Anfang des 19. Jahrhunderts auf und setzte sich Anfang des 20. durch ("Die umgangssprachliche Bezeichnung 'Vertreter' war zunehmend negativ konnotiert"; ibid.).
Wusstet ihr das? Muss ich mich schämen für meine Unkenntnis oder bin ich entschuldigt, weil ich niemandem in diesem Gewerbe kenne?
Sonntag, 10. Januar 2021
Was man über mich wissen sollte
"Haaaalt, stop, was was WAS?!?!?", möchte ich schreien. Warum macht man das nicht gleich beim Ansagen von Zahlen so? "1 wie in 117, 9 wie in 9002, 4 wie in 479867557643002 ..."
Freitag, 8. Januar 2021
This Old Spouse
Im Juni 2013 schrieb ich in diesem Blog: "Erst 2008 starb die letzte Witwe eines amerikanischen Bürgerkriegsveteranen." Das war der damalige Erkenntnisstand. Gestern nun erfuhr ich via Snopes.com das Erstaunliche: Die (mutmaßlich) letzte Witwe eines Veteranen des Civil War starb am 16. Dezember 2020 – 155 Jahre nach dem Ende dieses Krieges! Die 1919 geborene Helen Viola Jackson aus Missouri heiratete 1936 den damals bereits 93-jährigen James Bolin, der für die Nordstaaten gekämpft hatte und bereits drei Jahre nach der Eheschließung verschied.
Der Altersunterschied von 76 Jahren lässt einen erst mal schlucken, aber wie zu lesen ist, steckt eine süße Geschichte hinter der ungewöhnlichen Heirat: Die 17-jährige Schülerin half dem pensionierten Ex-Kavalleristen regelmäßig im Haushalt. Um sich zu revanchieren, bot Bolin dem Mädchen an, ihm das Jawort zu geben, auf dass es nach seinem Ableben Ansprüche auf entsprechende Rentenbezüge erhielte; wegen jener beliebten Civil War pension wurden solche Verbindungen gerade während der Wirtschaftskrise tatsächlich nicht selten eingegangen. Sie stimmte dem Deal zu, ohne ihrer Familie davon zu erzählen. Die Ehe wurde nie vollzogen, und einen Antrag auf Kriegswitwenrente stellte Helen dann doch nicht. Erst 2017 weihte die hochbetagte Dame, die nach dem Tod ihres Mannes ehe- und kinderlos geblieben war, den örtlichen Pastor in ihr historisch bemerkenswertes Geheimnis ein.
Die letzte Person, die tatsächlich eine Bürgerkriegsrente bezogen hatte, und gleichzeitig das letzte lebende Kind eines US-Bürgerkriegs-Veteranen, ist übrigens auch 2020 verstorben: Irene Triplett wurde 90 Jahre alt.
Donnerstag, 7. Januar 2021
Dienstag, 5. Januar 2021
Namen, die man nur in den Todesanzeigen der FAZ findet (Dreifachausgabe)
Montag, 4. Januar 2021
Traumprotokoll: Kafka & Mangas
Ich träumte, mir wäre ein Tagebuch Franz Kafkas aus dessen Prager Studienzeit in die Hände gefallen – nicht das Original, sondern eine bislang unveröffentlichte Buch-Edition, aber immerhin. Darin berichtet Kafka mehrmals von seinen Erfahrungen als Pen-and-Paper-Rollenspieler. Was er beschreibt, ist nicht etwa ein Vorläufer von "Dungeons & Dragons" & Co., sondern ein Spiel moderner Prägung, bei dem 20-seitige Würfel für Standardaktionen benutzt werden (Kafka schreibt von "Angriffswürfen mit W20" und so). Ich bin baff: Muss die Geschichte umgeschrieben werden? War Gary Gygax ein Scharlatan?
Ohne Überleitung träumte ich sodann von einer Doppelseite in der FAZ, auf welcher die gesamte Redaktion Mangas empfiehlt. Zu dieser scheint überraschenderweise neuerdings auch Jan Böhmermann zu gehören, denn dessen Empfehlung von "My Hero Academia" ziert großzügig bebildert das obere Viertel der ersten Seite. Fachmann Dath hingegen wird mit einem Fünf-Zeilen-Kasten abgespeist; seinen Lesetipp vergesse ich sofort wieder. 'Wieso interessieren die sich denn auf einmal alle für Mangas?', denke ich verzweifelt. 'Muss ich jetzt auch damit anfangen? Ich habe doch keine Zeit!' Mir wird schwindelig und ich wache auf.
Sonntag, 3. Januar 2021
Serientagebuch 12/20
01.12. Fortitude 3.03
02.12. The Simpsons 32.07
Fortitude 3.04
03.12. Family Guy 19.07
04.12. The Terror 2.10
Norm 3.07
05.12. The Marvelous Mrs. Maisel 3.06
The Marvelous Mrs. Maisel 3.07
07.12. The Simpsons 32.08
08.12. Family Guy 19.08
09.12. The Simpsons 32.09
The Marvelous Mrs. Maisel 3.08
10.12. Fargo 4.01
Fargo 4.02
11.12. The Mandalorian 2.01
The Mandalorian 2.02
12.12. Norm 3.08
The Mandalorian 2.03
Fargo 4.03
14.12. The Simpsons 32.10
Fargo 4.04
15.12. The Mandalorian 2.04
The Mandalorian 2.05
17.12. Fargo 4.05
18.12. Norm 3.09
Family Guy 19.09
19.12. The Mandalorian 2.06
Fargo 4.06
20.12. The Mandalorian 2.07
The Mandalorian 2.08
22.12. Norm 3.10
26.12. Fargo 4.07
Norm 3.11
27.12. Fargo 4.08
28.12. Fargo 4.09
30.12. Years and Years 1.01
31.12. Years and Years 1.02
Years and Years 1.03
Von Fortitude habe ich die erste Staffel schon vor einigen Jahren gesehen. Dass es um eine (fiktive) internationale Kleinstadt in der norwegischen Arktis geht, in der sich zum ersten Mal seit ihrem Bestehen ein Mord ereignet, war das einzige, was ich vorher darüber gewusst hatte. Doch die britische, recht prominent besetzte Produktion entpuppte sich als etwas ganz anderes denn als ein skandinavisch angehauchtes Kriminaldrama. Elemente, die man eher bei "Akte X" verortet hätte, nahmen im Verlauf der ersten zwölf Episoden überhand und vernebelten die Handlung leider ein wenig. Staffel 2 sah ich dann mit einigem Abstand, und die war einfach nur wahnsinnig und vom Gewalt- und Ekelfaktor her noch eine Stufe härter; tatsächlich möchte ich meinen, "Fortitude" enthielt einige der drastischsten Szenen, die ich je in einer Serie gesehen habe. Im Grunde war die Handlung nach den zehn Folgen von Season 2 abgeschlossen, doch entschloss man sich zu einem vierteiligen Epilog, dem ich durchaus das Prädikat "unterhaltsam" geben kann. Das Setting der ganzen Serie ist höchst originell, und man merkt den Darstellern, allen voran Richard Dormer ("Game of Thrones"), permanent ihre Spielfreude an.
Mein Highlight 2020 war definitiv The Mandalorian. Ist diese Serie besser als die letzte Film-Trilogie? Nun, sie befriedigt Fan-Gelüste jedenfalls entschlossener wiewohl eleganter, ja: "beiläufiger" als etwa "Der Aufstieg Skywalkers". Damit meine ich: Ihr gelingt das Kunststück, sowohl Nicht-Star-Wars-Kenner anzusprechen, die diesen Space-Western einfach so mit viel Vergnügen und ohne Verständnisprobleme weggucken können, als auch die Herzen von Hardcore-Fans höher schlagen zu lassen, die noch in jedem Hintergrund-Standbild eine Referenz auf die Kinofilme, auf Bücher, Videospiel-Umsetzungen & Co. entdecken können. Ich persönlich fand es beispielsweise genial, eine zentrale Figur aus der "Clone Wars"-Zeichentrickserie hier für eine Real-life-Rolle zu reaktivieren; und das Finale, welches ich freilich nicht spoilern werde, ist über jeden Zweifel erhaben und verdient sich die abgedroschene Bezeichnung "epic" mit Bravour. Obendrein trägt das ganze Look & Feel dazu bei, dass man sich wie im Kino fühlt. Keine Kosten und Mühen für Masken, Kostüme, Bauten und Effekte wurden gescheut, um "The Mandalorian" in jeder Minuten Star Wars pur atmen zu lassen. Die immer wieder überraschenden Casting-Entscheidungen und Ludwig Göranssons gänzlich John-Williams-untypischer, dabei absolut stimmiger Soundtrack sind das Salz in der Suppe. Jegliche Skepsis, die man gegenüber Disney je gehabt haben mochte, dürften mit "The Mandalorian" verflogen sein. Einzig die Ankündigung von einem gefühlten Dutzend zukünftiger Disney+-Serien aus dem Star-Wars-Universum macht mir ein wenig Angst. Bitte überfüttert uns nicht! Dass man es mit Fan-Service nämlich übertreiben und die Mission, noch jede Lücke im Kanon zu schließen, nach hinten losgehen kann, hat zuletzt "Doctor Who" mit seinen ärgerlichen Retcons, Widersprüchen und Neuinterpretationen allzu schmerzlich bewiesen. 2021 starten sollen ja zunächst nur zwei Produktionen, nämlich die Animationsreihe "The Bad Batch" (die ich wohl nicht schauen werde) sowie "the next chapter" von "The Mandalorian", was, wie man nun weiß, nicht "The Mandalorian" Season 3 sein wird, sondern etwas, das ich ebenfalls nicht spoilern möchte, falls es wer nicht mitbekommen hat.
Auf die Fortsetzung von The Marvelous Mrs. Maisel, deren Dreharbeiten noch nicht mal begonnen haben (!), bin ich nicht minder gespannt und vorfreudig.
Freitag, 1. Januar 2021
Eine Neujahrsgeschichte (2/2)
"Wer zum Teufel ist der Wurm?", wunderte sich Franz angesichts der auffälligen Annonce. Frenja schlug das Offensichtliche vor: "Wir sollten ihn kontaktieren." – "Unbedingt!", pflichtete ihr Bruder ihr bei. "Dank unserer Mobil- und Festnetz-Flatrate kostet uns der Anruf nix!" Die Eltern berieten sich telepathisch, wie es nur lange Verheiratete können, und nickten nachdenklich. "Frenja, du bist die rhetorisch Geschickteste von uns. Du übernimmst das Telefonat", gebot die Mutter. Frenja war einverstanden. Sie begab sich zu dem an der Trennwand zwischen Küche und Esszimmer hängenden Fernsprecher, drehte die Wählscheibe, bis die Dame vom Amt sich meldete, und ließ sich mit der Funknummer des mysteriösen Inserenten verbinden.