Dienstag, 31. Dezember 2019

Fliegender Wechsel

Den Jahreswechsel 2019/2020 möchte ich, zumindest hier im Blog, komplett ignorieren. Zu den anstehenden Zwanzigern (die ganz sicher nicht golden werden) wurde allerorten schon genug geschrieben; dem vergangenen Jahrzehnt würdige ich keine einzige Zeile mehr; und über Gedenktage, Jubiläen, Sonnen- und Mondfinsternisse sowie die Natur des Jahres 2020 mag sich der geneigte Leser, die geneigte Leserin selbstständig informieren (über Letzteres hier).

Daher in aller Knäppe nur noch dies: Fröhliches Rübergleiten & möglichst viel Gesundheit, Spaß und Glück für die kommenden 366 (!) Tage. Stay tuned!

Sonntag, 29. Dezember 2019

Die Korrekturen

Aus der Reihe "Was sind das eigentlich für Menschen?":
Was sind das eigentlich für Menschen, die in aus der Bibliothek entliehenen Büchern mit dem Bleistift (tatsächliche oder vermeintliche) Fehler berichtigen?



Was soll das? Zumal die obige "Verbesserung" nicht unbedingt gerechtfertigt ist, wenn man die "Oberschule in der Stadt" als feste Phrase begreift; man würde ja auch nicht den Satz "Wir fahren zum Wirtshaus im Spessart" zu "Wir fahren zum Wirtshaus in den Spessart" korrigieren.
Wenigstens sind die Eingriffe dezent und ausradierbar vorgenommen worden. In Universitätsbibliotheken stößt man nicht selten auf Werke, in denen jeder zweite Satz farbig markiert ist und Kugelschreiber- oder Filzstift-Anmerkungen am Rand stehen. Für Menschen, die sich derart in fremdem Eigentum austoben, ist hoffentlich ein besonders heißer Platz in der Hölle reserviert.

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Düsburch

Neulich habe ich mich weit in den Westen vorgewagt und den zukünftigen Endpunkt der sog. Neuen Seidenstraße, Duisburg, erkundet. Ich hatte mir im Vorfeld drei Highlights ausgesucht, die ich mir anschauen wollte, weil ich befürchtete, dass es nicht viel bringt, sich einfach so treiben zu lassen, denn seien wir ehrlich: Duisburg steht nicht gerade im Ruf, ein Cornucopia altehrwürdiger Sehenswürdigkeiten zu sein, in das man sich als Tourist blindlings und frohgemut stürzen kann. (Beim Straßenbahnfahren entdeckt man dann allerdings doch das ein oder andere Kleinod, etwa die erhabene neoromanische Kirche St. Bonifatius oder das recht prachtvolle Rathaus.)


Auf eine erste Nervenprobe wird man am Hauptbahnhof gestellt, denn dieser ist deutlich zu groß geraten. Um von Gleis 1 bis zum Vorplatz zu kommen, hat man gut und gerne 500 überflüssige Meter in einer Wandelhalle zu durchqueren, und draußen sind die Haltestellen des ÖPNV immer noch kaum in Sichtweite. Sei's drum!

Mein erstes Ziel war die begehbare Achterbahn "Tiger & Turtle – Magic Mountain", ein 2011 errichtetes Stahlgebilde mit 220 Metern Gesamtlänge, das auf einer stillgelegten Halde thront. Von oben hat man einen tollen Ausblick.


Ein feiner Spaß für Groß und Klein, der nachts in weißes Licht getaucht wird. Einziger Kritikpunkt: der Weg dorthin. Die kürzeste (inoffizielle?) Strecke führt über einen steilen Abhang voller rutschiger, scharfer, teils lockerer Felsbrocken. Der reguläre Anfahrtsweg schlängelt sich über 800 Meter um den Berg herum; diesen bin ich natürlich nicht gegangen, denn mir blieben nur knapp 20 Minuten Zeit für dieses Abenteuer. Die Loopings sind verständlicherweise nicht begehbar, was nicht schlimm ist, denn wer von uns kann schon an der Decke gehen?



Nachdem ich das Konstrukt von beiden Seiten abgelaufen war, hastete ich zur Straßenbahnhaltestelle zurück und steuerte die Station Ruhrort an. Dort befindet sich das Museum für Binnenschifffahrt, in dem man alles über Europas größten Binnenhafen und deutsche Flüsse im Allgemeinen erfährt.


Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Schwimmhalle. Der Ausstellungsbereich wurde clever in den nicht mehr genutzten Funktionsbau, auch in die leeren Becken integriert.


Neben allerlei Infotafeln, nautischem Gerät, zeitgenössischer Fotografie und Malerei sowie historischen Dokumenten beherbergt das Museum eine Sammlung von Postkarten mit maritimen Motiven.




Am Donnerstag ist übrigens immer Zahle-was-du-willst-Tag; regulär kostet der Eintritt 4,50 Euro. Nach circa zwei Stunden musste ich mich etwas sputen mit meinem Rundgang, denn es galt, den dritten und letzten Programmpunkt abzuarbeiten: den kürzlich in einer "Spiegel online"-Strecke empfohlenen veganen Weihnachtsmarkt "Zimt & Zauber".


Auf einem Areal überschaubarer Größe wird veganes Sushi, Gebäck ("nach Omas Rezept"), Glühwein und manches mehr angeboten, das mir aber alles nicht zusagte, so dass ich dem nahegelegenen, auf einer langen Einkaufszeile aufgebauten Hauptweihnachtsmarkt einen Besuch abstattete. Dort verzehrte ich einen Krug heißen Met und ein leckeres, sättigendes Teilchen namens "Vanille-Mufti". Die Straße führte dann direkt zum Bahnhof zurück.

Fazit: Man sollte seine Vorurteile über die Rhein-Ruhr-Metropole Duisburg für einen Moment vergessen und ihr eine Chance geben. Abgesehen von den offenbar regelmäßigen Tram-Ausfällen gab es keine Ärgernisse zu verzeichnen. Angst zu haben braucht man nicht. Neu war mir übrigens, dass König Pilsener aus Duisburg kommt.




Sonntag, 22. Dezember 2019

Wo Vanille ist, ist auch ein Weg

Ich blätterte durch die aktuelle Zeit und las, mehr oder weniger aus dem Augenwinkel heraus, diese Überschrift:


"Die Königin der Gewürze". Noch bevor ich erfasst hatte, worum es ging, dachte mein Gehirn: 'Ah, Vanille!' Dabei war mir weder klar, dass Vanille diesen Ehrentitel trägt, noch war ich jemals einer leibhaftigen Vanillepflanze begegnet. Trotzdem kann man Vanille mühelos und blitzartig identifizieren, gerade als moderner Konsument hat man die charakteristischen gelben Blüten schon auf unzähligen Lebensmittelverpackungen gesehen. Hat man eine Packung Speiseeis vor sich und auf dem Deckel überwiegen Weiß- und Gelbtöne, steht fest: Das ist Vanilleeis.
In den letzten Jahren hat Vanille, zumindest meinem Gefühl nach, eine Aufwertung erfahren. Besonders das Label "echte Bourbon-Vanille" verheißt etwas Edles, Exquisites und rechtfertigt mutige Bepreisungen. Dabei fand ich schon immer, dass Vanille die langweiligste Eissorte ist. Niemals würde ich mir am Eisstand eine Kugel Vanille geben lassen. Nicht umsonst ist vanilla in Bezug auf Computer-/Videospiele und sonstige Software ein Synonym für "Standard", "unmodifiziert" oder "default". (Dieses Jahr fand bereits der 11. "Vanilla Level Design Contest" statt, bei dem "Super Mario World"-Hacks mit der Vorgabe erstellt werden, ausschließlich das unveränderte Quellmaterial des Originalspiels zu verwenden und auf custom sprites etc. zu verzichten.)
Nichtsdestotrotz bin ich grundsätzlich kein Verächter des aromatischen Orchideengewächses. Stets habe ich daheim eine Schote Vanille in einem verpfropften Reagenzglas vorrätig. Dennoch ist und bleibt für mich Kreuzkümmel der König der Gewürze.

PS: Menschen, die "Wanillje" sagen – was stimmt nicht mit ihnen?

Freitag, 20. Dezember 2019

Olive and Let Die

Mit Oliven, möchte man meinen, kann man eigentlich nichts falsch machen. Ich zumindest greife mit Kusshand zu, wenn mir Häppchen auf Olivenbasis angeboten werden. (Zugegeben: erst seit ungefähr Anfang meiner Zwanziger; es ist ein acquired taste.) Doch weit gefehlt: Die mir bisher unbekannte Firma Mani Bläuel hat mit ihrer grünen Olivenpaste einen Brotaufstrich kreiert, der allenfalls Hardcore-Sarkastiker ansprechen dürfte, denn er ist extrem bitter. Dabei fördert ein Blick auf die Zutatenliste des veganen Bioprodukts aus Griechenland nichts Verdächtiges zutage: 88,8 % grüne Oliven, 8,5 % natives Olivenöl, daneben Knoblauch, Basilikum, Oregano, Meersalz sowie Milchsäure. Ist Letzteres der Übeltäter?
Wo es die Paste zu kaufen gibt und was sie kostet, weiß ich nicht, denn es war ein Geschenk. Einen geschenkten Gaul stopft man sich ins Maul, will sagen: Tapfer werde ich diesen Aufstrich weiter konsumieren, bis das Glas leer ist, was es auch beinahe ist, auch wenn es auf dem Foto nicht so ausschaut.

2/10 Punkten, sorry

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Baby, it's celt outside

Möglicherweise werde ich auf meine alten Tage doch noch zum Weihnachtsfan. Zumindest kann ich gewissen musikalischen Subgenres mehr abgewinnen als früher. Weihnachtslieder, so meine bisherige Devise, kommen mir (bis auf eine traditionelle Ausnahme) weder ins Haus noch ins Ohr, doch bereits 2018 erfreute ich mich an diversen Playlists mit den Labels Irish und Celtic, und so auch heuer. "An Irish Christmas" von The Irish Rovers beispielsweise ist ein Gute-Laune-Album, das so richtig fetzig-stimmungsvollen holiday spirit durch die Stube sausen lässt. Fiedel, Flöte und Rahmentrommel vermögen selbst ausgelutschteste Festtagsweisen aufzuwerten, und wenn gar in irischer Sprache gesungen wird, herrscht pure Magie. Schottland gibt auch einiges her.
Now playing: "Merry Irish Christmas" von den Greenhorns.

Dienstag, 17. Dezember 2019

Die Probe(n)zeit ist vorbei

Anfang und Mitte der Nullerjahre war es ein regelrechtes Hobby in meinem Freundeskreis, sich über das Internet Produktproben zu bestellen. Es gab mehrere Webseiten mit nichts als Links zu aktuellen Aktionen, bei denen Gratismuster von Süßwaren, Kosmetik, Tabak oder auch Kalender, individuell bedruckte Tassen und manche Dinge mehr abgestaubt werden konnten.
Vor einigen Wochen musste ich an diese himmlische Ära zurückdenken und ergoogelte, dass noch immer solche Seiten existieren, auch wenn sich die meisten von denen auf Coupons und Gewinnspiele spezialisiert haben. Anfallartig nahm ich an Dutzenden von Verlosungen teil und bestellte natürlich auch sämtliche Gratispröbchen, die die letzte Handvoll Firmen unters Volk zu bringen versprach.
Die Ausbeute war mehr als mager: zwei Beutel neuseeländischen Tees, zwei Milliliter Sprühlotion gegen trockene Haut und endloser Spam an meine bei den ganzen Aktionen hinterlegte Email-Adresse.


Montag, 16. Dezember 2019

Gunther? Jämmerlich!

Eine ärgerliche Konstante in meinem Leben ist die Existenz Gunther Emmerlichs. Haha, guter Satz!
Erklärung für alle, die damit gesegnet sind, mit diesem Namen nichts anfangen zu können: Gunther Emmerlich ist ein Opernsänger und Showmaster, der sich in der DDR größter Bekannt- und Beliebtheit erfreute und auch seit der Wiedervereinigung aus dem Fernsehprogramm, vorrangig dem ostdeutschen, nicht wegzudenken ist. In meinen frühesten TV-Erinnerungen taucht dieser Nikolaus mit seiner markanten Bassstimme auf, unter anderem moderierte er eine Sendung namens "Showkolade" (zugegeben: Tipptopp-Titel!). Gefühlt war er schon immer alt, gleichzeitig wird er aber auch nicht älter; er ist eine Art Mario Adorf mit mehr Leibesfülle. Meine Antipathie speist sich gar nicht aus persönlichen Vorbehalten (ich weiß ja kaum was über den Mann), sondern hat sich über die Jahrzehnte hinweg wegen seiner schieren Allgegenwärtigkeit entwickelt. Sein feistes Grinsen, sein dröhnendes Organ und seine Märchenonkelhaftigkeit lösten bei mir irgendwann nur noch Genervtheitsschübe aus.
Und nicht nur mir ging/geht es so! Ein Schulkamerad hatte sogar noch mehr Verachtung für ihn übrig. Einmal gingen wir an einem Haltestellenhäuschen-Werbeplakat vorbei, von dem das überdimensionierte Gesicht Emmerlichs illuminiert in die Nacht herausschaute. Mein Freund blieb stehen und rief wütend: "Wieso hat dieser Opa bessere Haut als ich? Ich hasse ihn!"
Gestern zappte ich durchs Fernseh, und wer erschien – raumfüllend und ungealtert – im MDR oder RBB? Gunther Emmerlich! Später blätterte ich in einer Fernsehzeitung: Das diesjährige öffentlich-rechtliche Festtagsprogramm hält der 75-Jährige abermals fest in seinen Pranken. Gott erbarm'!

Sonntag, 15. Dezember 2019

Verklemmt

Ich kann mich nur wiederholen: Manche Dinge muss man auf die harte Tour lernen. Dadurch, dass mir seit meiner Geburt mit zuverlässiger Regelmäßigkeit kleine und große Missgeschicke widerfahren, habe ich bereits sehr viel gelernt. Heute musste ich an ein Missgeschick denken, das mir vermutlich nie wieder passieren wird. Und euch hoffentlich ebenfalls nicht, denn zur Chaos-Vermeidung soll dieser Beitrag (auch) dienen.
Als ich ungefähr Anfang 20 war, fuhr ich wie schon unzählige Male zuvor mit einem öffentlichen Verkehrsmittel und hatte einen Rucksack dabei. Diesen stellte ich auf den Sitz neben mir, nachdem ich Platz genommen hatte. Als ich aussteigen wollte, griff ich nonchalant nach diesem meinen Gepäckstück – und blieb hängen. Also nicht ich blieb hängen, aber der Rucksack selbst, denn einer seiner Gurte hatte sich in der Spalte zwischen den Sitzen verfangen; er war seitlich hindurchgependelt, und indem ich ihn nach oben gezogen hatte, war das dicke Ende hineingequetscht worden und klemmte nun dort. Die Kiste war so verfahren, dass ich an meinem angepeilten Stopp nicht aussteigen konnte! Erst beim Erreichen der nächsten Haltestelle hatte ich den Rucksack unter panischster Rödelei aus seiner Misere befreit, wobei ich mich garantiert zum Gespött der Mitfahrenden gemacht hatte.
Und seitdem stelle ich meinen Rucksack und andere Taschen stets so ab, dass kein herumbaumelndes Teil sich irgendwo verhaken kann.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Sonntag, 8. Dezember 2019

Die besten Weblogs

Heute: Bahnsozialstudie.de. Erlebnisse mit der Deutschen Bahn, aber keine Angst: Es geht nicht ausschließlich um nervige Passagiere, Störungen im Betriebsablauf und crazy Durchsagen! Neugierigen Vielfahrern wie mir beschert die (unregelmäßig befüllte) Seite den einen oder anderen Aha-Moment. Die Einträge drehen sich um wenig bekannte Zugtypen, Streckentipps, außergewöhnliche Verbindungen und manches mehr.

Samstag, 7. Dezember 2019

Die G(ewissens)-Frage

Hihi. Vor einer Woche befasste ich mich hier mit der "Guten Frage" des SZ-Magazins, und in der gestrigen Ausgabe stammt ebenjene Frage von jemandem, der so heißt wie ich.


Ich kann allerdings versichern, dass ich weder in Kassel wohne noch dass mir das Geschilderte widerfahren ist.

Freitag, 6. Dezember 2019

Es ist wieder da

Ich habe die Lektüre neuerer Stephen-King-Bücher nach der "Mr.-Mercedes"-Trilogie etwas vernachlässigt. "Doctor Sleep" interessiert mich nicht (bestimmt sehe ich mir irgendwann den Film an); "The Outsider" wird es eh bald als HBO-Serie geben; "Revival" soll nicht sooo doll sein; "Das Institut" muss warten. Immerhin habe ich mir nun die kompakte Novelle "Elevation" (dt.: "Erhebung") vorgenommen, die mir eine Variante von "Thinner" mit zeitgemäßem social commentary zu sein scheint. Witzig ist, dass auch hier, wie bei "Mr. Mercedes", ein Teil des King-Universums sozusagen auf einer zweiten Ebene referiert wird: Anlässlich des Halloween-Abends, heißt es, benennt sich eine örtliche Garagenband namens "Big Top" in "Pennywise and the Clowns" um.
Man muss dazu erwähnen, dass "Elevation" in der King-Stadt schlechthin spielt, nämlich in Castle Rock, im selben Staat, wo Pennywise einst sein Unwesen trieb. Möglicherweise ist das Alter ego der uralten Schreckenskreatur aus "Es" auch außerhalb des "Clubs der Verlierer" namentlich bekannt geworden und taugt mittlerweile als Popkultur-Subjekt.

Dienstag, 3. Dezember 2019

Kurz notiert: Nasendieb

Herakles hatte den Beinamen "Nasenabschneider" (Rhinokolustes), weil er den Herolden des Königs von Orchomenos als Strafe für eine Respektlosigkeit die Nasen abschneiden ließ. Typisch: Da lässt man sich einmal zu einer etwas unwirschen Reaktion hinreißen, schon haftet einem das für den Rest des Lebens an! 
Fairerweise muss erwähnt werden, dass Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (Band VIII,1) nicht weniger als 75 (!) Beinamen des Herakles aufzählt, darunter "Keulenträger" und "Stierfresser". Eine lange wissenschaftliche Arbeit ließe sich darüber schreiben. Apropos Arbeit: Mit Verweis auf eine der heroischen Arbeiten des Herakles würde ich dem alten Thebener heute den Spitznamen "Stallausmister Bombastic" verleihen, aber mich fragt ja keiner.

Montag, 2. Dezember 2019

Only Jails and Horses

An meiner Schule gab es einmal einen Wettbewerb im Fach Englisch, an den ich mich kaum erinnern kann, von dem mir aber eine Sache im Gedächtnis hängen geblieben ist. Die Teilnehmenden hatten im Vorfeld Angaben zum gegenwärtigen Kenntnisstand und zur "Sprachsicherheit" o.ä. zu machen. Ich konnte einsehen, was meine Mitschüler/-innen da so eintrugen (Datenschutz gab es damals noch nicht), und war überrascht, dass viele ihr Englisch-Niveau als "verhandlungssicher" oder gar als "auf Muttersprachlevel" bewerteten. Ich wäre damals nie auf die Idee gekommen, mich besser als durchschnittlich einzuschätzen, auch wenn ich meine besten Zeugnisnoten oft in Englisch holte. Selbst heute – nach Auslandsaufenthalt, permanentem Originalsprachen-Medienkonsum und (abgebrochenem) Amerikanistikstudium – würde ich mir keineswegs die höchstmögliche Kompetenzstufe zuschreiben. Denn beherrschte ich Englisch wie ein native speaker, würde ich nicht ständig über neue Wendungen und Vokabeln stolpern.

In der letzten Episode von "Family Guy" waren gleich zwei sprachliche tidbits zu entdecken:
1. der ulkige Ausdruck charley horse für einen Muskelkrampf, speziell in den Beinen, erstmals 1886 belegt und mit wohl nicht mehr zu klärender Herkunft ("not so common today as it once was"; "The Straight Dope");
2. der Unterschied zwischen jail und prison, die ich bis dahin synonym verwendet hätte. Die Seite englisch-hilfen.de vermerkt dazu: "jail. Gefängnis im Sinne von Untersuchungshaft oder einer Strafdauer die nicht länger als 1 Jahr dauert. In den USA sind sie oft unter Aufsicht der Stadt oder des Bezirks. In Großbritannien wird dieser Begriff auch als Synonym für prison benutzt" (obwohl a.a.O. zugleich behauptet wird, im Britischen Englisch nutze man ausschließlich das letztere Wort). Und zu prison: "Gefängnis, nachdem ein Straftäter verurteilt wurde. In den USA sind sie dem Bundesstaat oder der Bundesregierung unterstellt." Auf gutefrage.net ist zu erfahren: "'Prisons' sind eher staatliche Gefängnisse und 'Jails' werden von lokalen Regierungen geführt. Man könnte also unabhängig von der Größe auch sagen, dass in Jails die Kleinganoven und in Prisons die großen Gangster/Kriminellen kommen." Noch prägnanter hinative.com: "Jails and Prisons are both for holding criminals, but Prisons are for long term holdings. Prisons are usually 'worse' than jails, but you use them the same way in a sentence." So kommt es ja auch in der besagten "Family Guy"-Folge rüber.

Sonntag, 1. Dezember 2019

Die Rückkehr der MP3-Spieler

Nennt mich altmodisch, aber ich bin kein Freund von Musikstreaming, zumindest beim Unterwegssein in diesem Lande. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Reisende, die allein Spotify & Co. vertrauen, glücklich damit sind. Ich habe es weiß Gott oft genug probiert (mit dem grässlichen "Amazon Music"), und meine Erfahrung ist: In Zügen der Deutschen Bahn ist das Wlan, wenn überhaupt vorhanden, so langsam wie das mobile Netz in den meisten Gebieten außerhalb von Großstädten. Das Resultat: Kontinuierlicher, lagfreier Hörgenuss ist schlechterdings unmöglich. Was für Narren, die sich für teuer Geld 10 oder mehr Gigabyte Datenvolumen pro Monat buchen!

Gerade bei Podcasts bevorzuge ich die gute alte MP3, so wie ich auch noch lokale Kopien meiner Lieblingsmusik auf der Festplatte habe. Und jetzt kommt's: Um den Nostalgietrip in die Nullerjahre komplett zu machen, erinnerte ich mich vor meiner letzten Wanderung daran, dass ich noch zwei MP3-Player besitze, nämlich einen "Walkman" von Sony sowie den SanDisk "Sansa Clip". Beide hatten irgendwann irgendwie den Geist aufgegeben (ich konnte die Firmware nicht updaten oder so), doch dann lud ich sie vollständig auf und testete sie, und siehe, sie funktionieren wieder bzw. noch! Da diese federleichten Geräte eine ungleich längere Akkulaufzeit als jedes Smartphone haben, nutzte ich den "Sansa Clip" – conveniently an die Jacke geclippt – zum stundenlangen Konsum diverser Audiofeatures, die ich zuvor heruntergeladen und überspielt hatte. Hätte ich, bei fast durchgängigem "Edge", auf (obendrein den Handy-Akku beanspruchendes) Streaming gesetzt, ich hätte mich nur geärgert.

Freitag, 29. November 2019

Die gute Rubrik

Ehre, wem Ehre gebührt, bzw. praise where praise is due. Man darf die Medien auch mal loben. Seit einer Weile betreut Johanna Adorján als Nachfolgerin von Dr. Dr. Rainer Erlinger im SZ-Magazin "Die Gewissensfrage", die jetzt "Gute Frage" heißt, und ich finde, sie macht das viiiiel besser als ihr Vorgänger. Nicht nur kommt sie ohne Umschweife und angeberische Zitiererei zum Punkt und liefert verlässlich nachvollziehbare und alltagstaugliche Problemlösungen, auch scheinen mir die ausgewählten Fragen weniger unerträglich zu sein als früher. Oft sind sie regelrecht lebensnah, heute zum Beispiel:


Dieses Begrüßungsgeschlabber ist nach meinem Empfinden wirklich grenzüberschreitend. Dank Frau Adorján weiß ich nun, dass es legitim ist, derartige Übergriffe mit einer kleinen Geste oder notfalls mit einem erklärenden Statement abzuwehren. "Wer dies nicht versteht, hat Probleme, die Sie nicht lösen können." So einfach ist das (freilich nicht immer)! Weiter so.

Mittwoch, 27. November 2019

Der Pate - Teil III

Eine neue Patenschaftsurkunde hat es an meine Bürowand geschafft. Oder sollte ich schreiben "PatenSCHAFtsurkunde" und "geSCHAFft"? Auf keinen Fall, denn es handelt sich um eine Ziege, die dank meiner lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt das Leben einer Familie in Afrika ein wenig besser macht.


Zuvor in diesem Blog: Wirbelloses Glück; Der Pate - Teil II

Montag, 25. November 2019

Autsch, Garnitur!

Ein Wort, das ich seit jeher als "Erwachsenenwort" abgespeichert habe und selbst nie verwenden würde, ist Couchgarnitur. Warum reicht "Couch" oder "Sofa" nicht aus? Gewiss gibt es da Nuancen, vermutlich verweist das Glied -garnitur darauf, dass es sich um mehrere Komponenten handelt; die Couch wird wie ein Salat "angerichtet", indem um sie herum passende Möbelakzente gesetzt werden, die in der Regel aus einem oder zwei Sesseln bestehen. Man würde doch aber, kündigte man den Kauf einer "Couchgarnitur" an, eh dazu sagen, wenn man sich neben der Couch noch diverse Sessel ins Haus holte. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dass man in Österreich jeden Stuhl standardmäßig "Sessel" nennt und im Südwesten Deutschlands ein Sofa "Chaiselongue" (bzw. "Schesslong").

Vielleicht ist das entscheidende Merkmal einer Couchgarnitur ja auch, dass sie ein Ecksofa ist. Da fällt mir ein: Als ich meine Eck- und Ausziehcouch geliefert bekam, baute der Servicemensch das Teil so auf, dass die geöffnete, an der Wand lehnende Wohnzimmertür hinter dem kürzeren Couchabschnitt geklemmt war und nicht mehr geschlossen werden konnte. Es fiel mir sehr schwer, freundlich zu bleiben, als ich um Behebung dieses Zustands bat.

Nachtrag: Putziger Zufall, dass im Zuge des Einbruchs in das Dresdner Grüne Gewölbe nun vermehrt von Juwelengarnituren zu lesen ist!

Freitag, 22. November 2019

Wein auf Brot, das tut not

Eine Festtagstradition in meiner Familie war und ist ein Dessert namens Rotweinspeise. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um gelatinierten Rotwein, also eine Art Götterspeise mit Alkohol. Sogar als Kinder durften wir diesen Weihnachtsnachtisch essen; das Beste war immer die gezuckerte Kondensmilch, die wir in rauen Mengen darüber gossen.

Eine Abwandlung des ohnehin schon sehr sinnvollen (keine Ironie!) Konzepts Weinspeise hat sich ein Berliner Startup namens Hannah und Paula's ausgedacht: Die zwei Frühstücksfreundinnen versetzen verschiedene Weinsorten (Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Grigio, Chardonnay und Rosé) mit Zucker und Pektin und vertreiben diese in Gläsern unter dem Namen Cheers online sowie in diversen Lädern in ganz Berlin (einen eigenen physischen Hannah-und-Paula's-Shop gibt es nicht). Die 200 Gramm sind mit 6,99 € nicht billig, enthalten aber ganze 77 % Wein. Aufmerksam auf diesen wirklich originellen, handgerührten Brotaufstrich bin ich durch die letzte Gourmet-Spezialstrecke im Stern geworden. 7/10

Es ist kein Day-drinking, wenn man den Alk isst statt trinkt!

Mittwoch, 20. November 2019

Fragen, die ich mir selbst stelle

Immer wieder hört oder liest man von sog. Klopfzeichen, derer sich beispielsweise Gefängnisinsassen bedienen, um heimlich zu kommunizieren. Wenn dabei das Morsealphabet verwendet wird, wie unterscheidet man dann kurze von langen Zeichen? Man kann doch nicht "langsamer" klopfen.

Antwort: Man verfährt entweder wie beim Klopfmorsen, wobei zwei kurz aufeinanderfolgende Knackimpulse für einen Punkt und länger auseinanderliegende Knackimpulse für einen Strich stehen, oder man greift auf einen Klopfcode zurück. Letzterer funktioniert mit einer Matrix von 5x5 Feldern, in die alle Buchstaben des Alphabets eingetragen werden, wobei man zwangsläufig einem Feld zwei Buchstaben zuordnen muss (etwa C+K oder I+J):


Ein Buchstabe wird mit zwei Zahlen übermittelt: Die erste bestimmt die Zeile, die zweite die Spalte. Das M wird also als 3 (3. Zeile von oben) und 2 (2. Spalte von links) codiert, nämlich indem man erst dreimal hintereinander und dann, nach kurzer Pause, zweimal klopft. Zugrunde liegt mithin eine einfache Polybios-Chiffre, eines der ältesten Verschlüsselungssysteme der Welt.


Montag, 18. November 2019

The Bart of Writing

Ich habe eine Theorie die Handlungen moderner "Simpsons"-Episoden betreffend: Hin und wieder scheinen den Autoren auf Wortspielen basierende Folgentitel einzufallen, aufgrund derer bzw. um die herum sie dann erst eine Geschichte spinnen. Beispiel: In "Three Gays of the Condo" (14x17) – natürlich eine Anspielung auf "Three Days of the Condor" ("Die drei Tage des Condor") – zieht Homer vorübergehend mit zwei homosexuellen Männern (gays) in eine Eigentumswohnung (condo). Man kann mir doch nicht erzählen, dass das Schreibteam die Story entwickelt hat, bevor es auf den Trichter kam, dass es zufällig einen Filmtitel gibt, der sich so umformen lässt, dass er zum Inhalt passt.

Ein ähnlicher Fall: Episode 22x07 heißt "How Munched is that Birdie in the Window?", eine Abwandlung des Oldies "How Much is that Doggie in the Window?", und es geht darum, dass eine in Barts Obhut stehende Brieftaube (ein Vögelchen, a birdie) vom Familienhund gefressen / zerkaut (munched) wird. Noch einmal: Ich bin mir sicher, dass zuerst jemandem der Wortwitz in den Sinn gekommen ist, und als zweiter Schritt begann das eigentliche Erzählen.

Weitere Beispiele gefällig? In "Jaws Wired Shut" (13x09) – vgl. den Filmtitel "Eyes Wide Shut" – muss Homers Kiefer (jaws) nach einem Unfall mit Drähten zusammengehalten werden (wired shut). Es geht noch konstruierter: Aus dem Kinderreim "Eeny Meeny Miny Moe" wurde der Titel von Episode 20x16, "Eeny Teeny Maya Moe", in welcher Barkeeper Moe (!) eine Kleinwüchsige (!) namens Maya (!) datet. Man denke auch an 29x20, "Throw Grampa from the Dane" (eine Referenz an "Throw Momma from the Train", zu deutsch "Schmeiß' die Mama aus dem Zug!"), worin es die Sippe wegen Grampa nach Dänemark verschlägt. Oder an "The Old Blue Mayor She Ain't What She Used to Be" (29x06): Hier kandidiert Marge (auf deren Haarfarbe sich "blue" bezieht) als Bürgermeisterin (mayor). Inspiration ist das Traditional von der alten grauen Stute, "The Old Gray Mare", das überhaupt erst dank den "Simpsons" einer größeren nicht-englischsprachigen Öffentlichkeit bekannt geworden sein dürfte (04x22). Ein Grenzfall scheint mir "Don't Fear the Roofer" (16x16) zu sein, wo ein von Ray Romano gesprochener Dachdecker (roofer) in Homers Leben tritt, der sich als imaginärer Freund entpuppt. Hier hat man sich womöglich erst nach dem Plotting an den Song "Don't Fear the Reaper" erinnert.

Ich möchte die Kreativität dieser Methodik keineswegs in Abrede stellen. Nach so vielen Jahren muss man halt neue Wege der Ideenfindung gehen.

Donnerstag, 14. November 2019

Warum ist es am Rhein so grau? (Ausflugsbericht)

Ich wollte unbedingt mal wieder einen Klettersteig bezwingen. Wenn man in Frankfurt wohnt und nicht mehr als drei Stunden Anfahrtszeit erübrigen kann oder mag, muss man nehmen, was man kriegt, und das ist nicht viel. Im Rhein-Lahn-Kreis immerhin lockt der als "Steig mit alpinem Charakter" beworbene Rabenacksteig bei Sankt Goarshausen, den ich am Montag in der Früh ansteuerte. Der Klettersteig selbst ist (gewiss nicht nur für mich, der ich jahrelang durch die Sächsische Schweiz verwöhnt worden bin) recht unspektakulär und, obschon "nur für geübte Wanderer" empfohlen, rasch erledigt. Das Spannendste war, als ich einmal vom Weg abgekommen war und über einen Elektrozaun springen musste. Von oben hat man dann einen netten Blick auf den Fluss, wegen des Wetters an diesem Tag allerdings wenig pittoresk. Doch soll man stets das Positive an ungünstigen Umständen sehen: 1. So trüb und wolkenverhangen kannte ich den Rheingau bisher nicht, und ein eigentümlicher Reiz war ihm bei dieser Herbststimmung nicht abzusprechen. 2. Weil es obendrein kalt und windig war, hatte ich die ganze Gegend praktisch für mich allein; lediglich ein Wanderspaar kam mir entgegen.
Nach dem Rabenack-Abenteuer ging es weiter den Rheinsteig entlang. Ich orientierte mich an einer Tour, die einst in der FAZ-Rubrik "Ausflug am Wochenende" vorgestellt wurde. Sie führte über Feld und Flur an der Burg Maus vorbei, inkludierte den Bergbau- und Landschaftspfad Wellmich-Prath-Ehrental und endete im Zentrum des Loreleystädtchens. Die Strecke hätte für meinen Geschmack ruhig mehr Waldabschnitte beinhalten können. Dafür waren Schutzhütten und andere Ausruhmöglichkeiten dicht gesät. 
Hier ein paar Impressionen.

Wohin?

Vater Rhing

Hinauf ...

... hinab

Hier hätte ich Platz nehmen können.

Anzeichen von Leben

"Loreleyblick. Ein schöner Platz für alle"

Schön ist auch dieser Zugang ...

... zur Maus (leider an diesem Tag geschlossen), ...

... die man hier von schräg oben sieht ...

... und deren Gegenpart, die "Katz", über St. Goarshausen (ca. 1300 Ew.) thront.

Verhungern hätte ich nicht müssen.

Die Rheinsteighütte Nochern, eingeweiht im Juni 2006. Im Wanderbuch fanden sich sogar zwei Einträge vom Vortag.

Als ich eintrat, hörte ich gruselige Geräusche, da war meines Bleibens nicht länger.

Montankundliche Erklärtafeln säumten seinen Weg.

Dienstag, 12. November 2019

Der Frankfurter Coupon-Skandal 2019

Am vergangenen Samstag entnahm ich meinem Briefkasten das allseits bekannte, leider immer noch in Plastikfolie ausgelieferte Wochenend-Werbeprospektpaket und fand darin zu meiner Freude neue Bäcker-Eifler-Coupons vor, u.a. für sensationelle Deals wie "8 Brötchen für 2 Euro", "3 Laugenbrezeln für 1,50 €" oder "1 Kaffee Creme für 1 Euro". Am selben Tag stattete ich dem Büro, in dem ich arbeite, einen Besuch ab, wo das Werbebündel ebenfalls angekommen war. Auch darin waren Bäckerei-Coupons, die ich, weil sich niemand sonst dafür interessierte, einsteckte. Wieder daheim, erblickte ich auf den untersten Stufen im Treppenhaus einen weiteren Prospektepacken; den hatte wohl ein Mieter abgelegt, der nichts damit anzufangen wusste. Keine Frage, dass ich auch dieses Bündel einsackte. In meiner Wohnung öffnete ich die Umverpackung ... und die Eifler-Gutscheine fehlten!!! Offenbar liegen die wertvollen Märkchen nicht jeder Lieferung bei. Wer weiß, wie viele mir in der Vergangenheit schon durch die Lappen gegangen sind, weil ich einfach Pech gehabt hatte. Dies nur zur Information.

Sonntag, 10. November 2019

Nicht mehr und nicht weniger als 26 obskure Kreuzworträtsel-Lösungen

  • Garnspule: Bobine
  • Mitarbeiterstab beim Film: Cast*
  • Lottodoppeltreffer: Ambe**
  • drei Richtige im Lotto: Terne
  • ungefälliger Geschmack: Herbe
  • heimisches Wiesengras: Trespe
  • Ader im Gestein: Flaser
  • Stoffrückseite: Abseite
  • Blutwurz, Heilpflanze: Tormentill
  • Gabelhirsch: Gabler
  • Markierung in flachem Gewässer: Pricke
  • musikalischer Taktteil: Arsis
  • Bauernpachtgut in Frankreich: Ferme
  • Feinsand: Silt
  • Klaffmuschel: Mya
  • Bienenkasten: Beute***
  • venezianische Truhe: Arca
  • Volkstrachtenschultertuch: Fichu
  • tiefe Rinne, Abzugsgraben: Rigole
  • Spitzenmasche: Picot
  • Brautwerbung: Freite
  • von Tier bewegte Antriebswelle: Göpel
  • Pferdedressurübung: Levade
  • australisches Wildpferd: Brumby
  • Traufrinne antiker Tempel: Sima****
  • südslawische Kniegeige: Gusla
* verwechselt mit "Crew" 
** auch: Lösungswort für "Verbindung zweier Größen"
*** davon abgeleitet das Wort für "Bienenzüchter", vgl. 16.09.2014
**** auch: Lösungswort für "Teil der Erdkruste", vgl. 25.04.2014

Freitag, 8. November 2019

Albernes zum Wochenschluss

Neue Eselsbrücken zum Merken von Zahlenfolgen:

5 7 2 – Rom schlüpft aus dem Ei
3 3 3 – bei Essos Keilerei
1 1 1 1 – Heinrich V. sagt "Meins!"
Aans vier neun zwaa – Kolumbus sieht Amerika
1 6 1 8 – Dreißig Jahre, gute Nacht
4 – Tiberius ist hier!
1 1 2 ... ist nicht die Polizei
1 1 5: Die Feuerwehr trägt Strümpf'
1 1 0 – Hallo, ist da ein Bull'?

Mittwoch, 6. November 2019

Fragen, die ich mir selbst stelle

Heute: Was ist das Besondere an griechischem Joghurt?

Googelt man "griechischer joghurt", verweisen die ersten Treffer auf Artikel von Fit for Fun, InStyle, Men's Health u.ä. und beinhalten Schlagwörter wie "gesund", "Schlankmacher", "gute Fette" oder "kalorienarm". Wann griechischer Joghurt in Deutschland anfing zu trenden, weiß ich nicht mehr, ich schätze, vor etwa fünf Jahren (Skyr: gefühlt vor zwei Jahren). Was genau einen griechischen Joghurt ausmacht, kann ich ebenfalls nicht sagen, weswegen ich es jetzt recherchiere.

Also: Die traditionell griechische Art der Joghurtherstellung besteht darin, dass man die Molke sehr lange abtropfen lässt. Das Produkt hat am Ende des Prozesses drei Viertel seiner Ursprungsmasse verloren und eine extra cremige Konsistenz erlangt. Griechischer Joghurt enthält mehr Eiweiß als gewöhnlicher, sein Fettgehalt liegt bei 10 %. Innerhalb der EU darf Joghurt mit dieser Bezeichnung nur verkauft werden, wenn er wirklich aus Griechenland stammt, anders als in den USA, wo auch künstlich angedickter Joghurt "greek yogurt" heißen darf.

Montag, 4. November 2019

ß

Wissenswert: Das "Eszett" ist Bestandteil der französischen Druckschrift, wenigstens muss es das noch im 18. Jahrhundert gewesen sein. Ich stieß darauf an mehreren Stellen in Denis Diderots 1773 fertig gestellter Enzyklopädie:


Ich hatte bisher gedacht, es handele sich beim ß um ein ausschließlich in deutschen Texten verwendetes Graphem, weil es ja eine deutsche Erfindung ist. Doch wurde es beizeiten exportiert und gelangte unter anderem auch in italienischsprachige Bücher, wo es stets ein Doppel-s ersetzt – wie auch im Französischen, zumindest ist mir bei Diderot kein Fall untergekommen, wo das ß eine Ligatur aus s und z darstellt. Warum "dessein" nicht ebenfalls mit ß geschrieben wird, leuchtet mir nicht ein. (Deutsche Beispiele für "Deßein" aus demselben Zeitraum lassen sich durchaus ergoogeln.)

Samstag, 2. November 2019

What a jerk!

Bei Rewe entdeckt: eine "vegane Alternative zu Trockenfleisch auf Basis von Sojaproteinen" namens Soy Jerky


Es gibt drei Sorten, ich habe Teriyaki mitgenommen. Da ich noch nie Beef Jerky gegessen habe, kann ich nicht beurteilen, wie nah die Soja-Version dem Original kommt. Von der Textur und dem Geschmack her trifft sie zumindest das, was ich mir darunter vorstelle (wobei ich vermute, echtes Jerky neigt härtemäßig mehr in Richtung Hundefutter). Neben Zuckerrohrsirup, Kokos- und Sesamöl, Karamellpulver und Salz sind dem Geschnetzel noch andere Gewürze, die nur als "Gewürze" aufgeführt sind, beigemischt. Die 70 Gramm kann man gut in zwei bis drei Sitzungen wegsnacken. Hergestellt in Malaysia. 7/10

Das Produkt befindet sich, vakuumiert, in einer zusätzlichen Plastikhülle in der Umverpackung.

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Meine 20 zuletzt gesehenen Filme (2/2)

A Cure for Wellness
Ein interessanter, unvorhersehbarer, unkonventioneller Mystery-Thriller mit einigen unangenehmen Momenten, aber ansprechender Optik (Regie: Gore Verbinski). Je weniger man über die in einer unheimlichen Hochgebirgs-Heilanstalt spielende Story weiß, desto besser.

Vice
Das Biopic über den "zweiten Mann" (so der deutsche Untertitel) Dick Cheney, der, das wird noch einmal klar herausgearbeitet, über Jahrzehnte hinweg die US-Politik geprägt hat und vor allem im post-9/11-Bush-Amerika nicht weniger als der erste Mann im Staate war, überzeugt noch mehr als Adam McKays letzte gesellschaftspolitische Satire, das oscar-prämierte Wirtschafts-Comedy-Drama "The Big Short". Ich habe mich zu gleichen Maßen echauffiert und amüsiert. So bedauerlich es ist, dass McKay seit diesem Jahr nicht mehr für Gaga-Komödien aus dem von ihm mitbegründeten Hause Gary Sanchez Productions (s.u.: "Casa de mi Padre") verantwortlich zeichnet, so sehr begrüße ich den Schwerpunktwechsel auf politische Themen. So großartig wie das Drehbuch ist auch Christian Bale als nicht totzukriegender Vizepräsident.

Der Diktator
Sacha Baron Cohens Filme habe ich seltsamerweise erst sehr spät begonnen "abzuarbeiten". 2016 (also bevor ich anfing, meine gesehenen Filme hier festzuhalten) sah ich dann "The Brothers Grimsby" und war begeistert von der kindlichen Freude an Albernheit und Grenzüberschreitung. Bei "Borat" sowie bei Cohens entlarvender TV-Reihe "Who is America?" ist mir dann sogar mehrmals vor Lachen die Luft weggeblieben. Während "The Dictator" sind bei mir zwar nicht die Tränen geflossen, doch gefiel mir abermals das Zelebrieren von Geschmacklosigkeit und die überzeichnete Figur, die Sacha Baron Cohen hier verkörpert. Wie schon bei "Grimsby" wurden zudem mehrere Rollen mit namhaften Charakterdarstellern besetzt, was die Lächerlichkeit ihres Spiels und die Läppischkeit der Handlung wunderbar verstärkt.
Falls Cohen nach "The Spy" vorhat, dauerhaft ins ernste Fach zu wechseln, bleiben mir immer noch "Brüno" und "Ali G in da House", die ich nämlich auch noch nicht gesehen habe!

Der große Trip – Wild
Wer glaubt, Reese Witherspoons Selbstfindungstrip von 2014 sei nur die weibliche Version von "Into the Wild" (2007) oder so etwas wie "127 Hours light", tut dieser von Nick Hornby adaptierten Romanverfilmung Unrecht. Die Motivation der Heldin ist nicht wie bei Jon Krakauer der Trieb, Naturgewalten zu "bezwingen" oder menschliche Grenzen auszuloten, Cheryl Strayed ist auch keine trotzige, zivilisationsmüde First-World-Aussteigerin, sondern eine schicksalsgebeutelte junge Frau, die auf den 1000 Meilen des Pacific Crest Trail (wieder) zu sich kommen und ihre Vergangenheit verarbeiten will. Bildgewaltig, packend und ergreifend.

The Crazies – Fürchte deinen Nächsten
Kaum erinnerungswürdiger Verschwörungs-Horror, den lediglich Timothy Olyphant sowie einige nett klaustrophobische Augenblicke über das Niveau einer "Akte X"-Episode heben.

El Camino: A Breaking Bad Movie
War dieser zweistündige Epilog zu einer der besten Fernsehserien aller Zeiten wirklich nötig? Nein. Habe ich mich trotzdem unterhalten und nostalgisch gefühlt? Ja. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, außer dass man sich vorher vielleicht noch einmal ein "Was bisher geschah"-Video anschauen oder sich mit einem Rewatch auf den letzten Stand bringen sollte, denn "El Camino" knüpft wirklich nahtlos an das Finale von "Breaking Bad" an und ist mit teils weit zurückreichenden Verweisen und Anspielungen gespickt.

Colonia Dignidad
Auch hier ist zusätzliches Lesen angeraten. Entweder vor oder nach dem Schauen der deutschen Co-Produktion sollte man den Wikipedia-Artikel zu der 1961 gegründeten Sektensiedlung in Chile lesen. Ich habe es nach dem Ende des Films getan und wurde direkt doppelt so wütend, wie ich bereits war. Ein unfassbares Kapitel der Nachkriegsgeschichte!

Ein Mann namens Ove
In typisch skandinavischer Tradition gehen bei dieser schwedischen Bestseller-Verfilmung Tragik und Komik Hand in Hand – wobei das Komische von mir aus gern hätte überwiegen können. Skurril, makaber, rührend, aber kein Must-see.

Casa de mi Padre
Endlich wieder Will Ferrell! Diesmal spricht er durchgängig (und überraschend gut) spanisch als Held in einer Parodie auf mexikanische Western und Telenovelas. Wie auch die "Funny or Die"-Miniserien "The Spoils of Babylon" und "The Spoils Before Dying" ist diese Persiflage vollgepackt mit Stylistic sucks und Special effects failures: Es gibt gemalte Kulissen, recycelte Dauerschleifen-Hintergrundvideos, animatronische Tierpuppen (z.T. immerhin aus dem Hause Henson!), Anschluss- und Schnittfehler, schlechte Stuntdoubles und Plastikgesäße (!). Darüber hinaus kommt ordentlich Kunstblut zum Einsatz, denn mit comichafter Gewalt hält sich "Casa de mi Padre" nicht zurück.
So gefällig dieser Mix aus Persiflage und Hommage stellenweise ist, wirkt er unterm Strich doch wie ein allzu ausgewalzter Wegwerfgag. Der auf Wikipedia zitierten Einschätzung des Hollywood Reporter möchte ich mich daher anschließen: "It makes sense that this Spanish-lingo farce plays very much like an SNL sketch. The only problem is that it packs about as many laughs into its 85 minutes as a good skit does in eight or 10."

The Bay
Kurz vor Halloween dann noch ein so kurzer wie kurzweiliger Pseudo-Doku-Schocker, den ich seit Jahren auf der Watchlist hatte. Es geht um Umweltkatastrophen, Wasserverschmutzung, Atommüll, Erderwärmung – was den Film noch aktueller macht als im Erscheinungsjahr 2012 – und die Auswirkungen auf die Küstenfauna eines Örtchens in Maryland. Mit einer originell gewählten Killer-Spezies, die hier nicht verraten werden soll, ist "The Bay" zwar ein Creature-Feature, aber vor allem ein beklemmendes Bedrohungs-Szenario, das dem Found-Footage-Genre insofern etwas hinzufügt, als es nicht nur ein (vorgebliches) Privatvideo abspult, sondern zusätzlich Polizeistreifen-Mitschnitte, News-Übertragungen, wissenschaftliche Bewegtbildprotokolle, Überwachungskamera-Material usw. aneinanderreiht, was nebenbei gut zeigt, wie lückenlos man im digitalen Zeitalter ein Ereignis, das (wie hier) vertuscht werden soll, mit Hilfe der permanent anfallenden "Live"-Daten rekonstruieren kann.
Die niedrigen 5,6 Punkte auf imdb sind definitiv unverdient.

Samstag, 26. Oktober 2019

Filmtitel XX

Au bout des doigts → Der Klavierspieler vom Gare du Nord 
Outlaws → One Percent – 1%
Damsel → Smoking Gun
The Resident → Atlanta Medical (Serie)
Soldier → Star Force Soldier
Mercy → My Days of Mercy
Metti la nonna in freezer → Nonna mia!
Poms → Dancing Queens
Puppet Master: The Littlest Reich → Puppet Master: Das tödlichste Reich
Un homme pressé → Das zweite Leben des Monsieur Alain
Amanda → Mein Leben mit Amanda
Maleficent: Mistress of Evil → Maleficent: Mächte der Finsternis
The Art of Racing in the Rain → Enzo und die wundersame Welt der Menschen 
Intrigo: Dear Agnes → Intrigo: In Liebe, Agnes
Imitation Girl → Stargirl
Gloria Bell → Gloria – Das Leben wartet nicht
Ford v Ferrari → Le Mans 66 – Gegen jede Chance
Haunt → Halloween Haunt
En liberté! → Lieber Antoine als gar keinen Ärger