Freitag, 30. Juni 2023

Das weiße Gold

Früher war Würfelzucker in Gastwirtschaften viel verbreiteter! In meiner Kindheit war Würfelzucker die Standard-Süßungsdreingabe in Cafés. Wenn wir mit der Familie nachmittags irgendwo einkehrten, gab es die Mini-Kuben in der Regel nicht lose zum Kaffee dazu, sondern eine Packung davon oder ein damit gefülltes Gefäß stand auf dem Tisch. Waren die Zuckerwürfel separat verpackt, steckten sich meine Großeltern mit den Worten "Fürs Pferd!" je einen in die Tasche.
Heute dominiert Tütenzucker. Da ich meinen Kaffee nicht süße, nehme auch ich etwaige dazugereichte Päckchen stets mit, weil: sind ja kostenlos. So ist über die Jahre einiges zusammengekommen.


(Exemplare vom selben Typ nicht im Bild.) Manche Tütchen stammen aus Hotels, Backstagebereichen und sonst woher. Und ja, eine Mini-Packung Sucralose ist auch darunter. Jedenfalls ist es praktisch, so eine Sammlung zu besitzen: Man kann die Teilchen gut mit auf Reisen nehmen, um Mitfahrende damit zu versorgen, sollte sich einmal eine Kaffeetrinksituation ergeben, bei der es an Zucker fehlt.

Mittwoch, 28. Juni 2023

TITANIC vor zehn Jahren: 7/2013



Wie ich bereits im 40-Jahre-Jubiläumsband schrieb, kann ich mich nicht im Geringsten daran erinnern, diese Titelidee je geäußert zu haben. Passt aber schon irgendwie zu mir. Je nun.

Überhaupt nicht peinlich sein muss den Autoren (L. Fischer & mir) der Fotoroman über die deutsch-amerikanische Abhör- und Datensammel-Zusammenarbeit. Haha, was für eine launige Zeitreise: Wem zum Beispiel sagt der Spottname "Drosselkom" noch was? Besonders zu loben ist Martina Werners perfekte "Das Leben der Anderen"-Montage. (Im Übrigen lache ich seit zwei Minuten über die Merkel-Sprechblase: "Hab Dank, alte Frau. Schergen! Schafft sie fort!")


Gut gefällt mir auch nach wie vor die in Kooperation mit Leo Riegel entstandene Seite mit Peer Steinbrücks damals jüngst gekürtem "Kompetenzteam" als Ü-Ei-Figuren ("Wähler Überraschung: Die Tapsi-Trottel"):


Es ist mir Monat für Monat ein Augenöffner, dass, apropos, Steinbrücks Wahlkampf dermaßen allgegenwärtig war. Der nicht nur mediale Rummel um den "Unglaublichen Ulk" riss auch bei uns nicht ab, und die begleitende Comicserie wurde zunehmend wahnsinniger.


Eine wunderbare Idee vom Dreamteam Rürup/Tietze: Adorno-Merch, angelehnt an die in Deutschland vor allem aus der Bild bekannten "Liebe ist..."-Cartoons:


Und noch ein fiktiver Shop-Artikel: Anfang Juni 2013 stellte ESC-Casting-Chefjuror und Musik-Erfolgsgarant Stefan Raab einen eigenen Duschkopf (!) vor, "Doosh". Das brachte mich auf eine – wenn ich mich hier zum dritten Mal selbst loben darf – geistreiche Idee:


Schade, dass der notorisch gegendarstellungseinforderungsfreudige Showman sich nie dazu geäußert hat.

Weiteres Notierenswertes
- Auf der "Anzeige" auf der Rückseite, welche auf einen viel zu konsequenzenlos verlaufenen Skandal bei den Grünen Bezug nimmt, ist ein Redaktionsmitglied als Kind zu sehen. Erratet ihr, welches?
- M. Ziegelwagner berichtet auf S. 28ff. vom Besuch des holländischen Königspaares in Wiesbaden: "Während die Hessen auf die beiden Potentaten warten, droht auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol zahllosen Gänsen der Tod. Der niederländische Staat geht gnadenlos gegen die Tiere vor, Motiv: 'Flugsicherheit'. Laut der Wochenzeitung Die Zeit werden die Gänse außerdem für 'Millionenschäden in der Landwirtschaft, die Gefährdung des Flugverkehrs, die Verschmutzung sauberer Gewässer, die Zerstörung seltener Vegetation in Schutzgebieten' verantwortlich gemacht. Realität oder Sündenbock-Rhetorik? [...] Ob Volker Bouffier das Wort 'Gänsozid' in den Mund nehmen wird?"
- S. 45: Einige der verstörendsten Hannes-Richert-Zeichnungen aller Zeiten!
- S. 46/47: Begrüßung Kroatiens zum EU-Beitritt durch Wolff/Ziegelwagner. "Kleiner Sprachführer (für Fortgeschrittene): 'Slaven Bilić!' > 'Hier gibt's preiswerte Leiharbeiter!' | 'Bata Illic.' > 'Meine Fledermaus ist krank.' | 'Gojko Mitić?' > 'Habt ihr den Nichtjuden dabei?'"
- Dass die kürzlich verstorbene Sibylle Lewitscharoff nicht erst seit ihren hasserfüllten öffentlichen Ausfällen höchst verzichtbar war, wusste schon Hans Mentz (S. 51): "Maßkonfektionierte Konsensprosa für Feuilleton und Literaturpreisjurys, bißchen Avantgarde, bißchen Bildung, bißchen Witz, und zwar genau so tantig abgezirkelt, daß Zeit-Leser beim Schmunzeln den Tee nicht verschütten. Ein Fön für das gefrorene Meer in uns, und der läuft auf der kleinsten Stufe."
- Beiträge "von außen" von: Valentin Witt, Eckhard und Regina Henscheid, Katrin Schuster (hat danach nie wieder etwas bei uns veröffentlicht), Gregor Mothes (der Mann hinter dem Instagram-Account "Das traurige Sonntagsbild")

Schlussgedanke
Diesmal hatte ich besonders viel vom Inhalt vergessen. Das Wiederdurchstöbern hat mich amüsiert. Unbefangen würde ich 7,5 von 10 Punkten vergeben.

Montag, 26. Juni 2023

Aus dem Audio-Archiv: Anruf im Tätowiersalon

Ein weiterer Scherzanruf, der noch auf meiner Festplatte lagerte und vermutlich um die Jahrtausendwende herum entstanden ist. Ich schäme mich und bitte um Entschuldigung.

Freitag, 23. Juni 2023

KYB RST ZNG

Das gute Stadtkind-Blog dokumentiert seit Jahren Abwandlungen des Run-D.M.C.-Logos, die, meistens als Sticker, in Frankfurt zu sehen sind, sich aber auch in anderen Städten, ach wo: überall in Deutschland finden lassen. Die Hochphase begann 2015, aber wie man im Blog sieht, gab es erste Variationen des Bandlogos bereits 2010. Mittlerweile kursieren viele Kreationen, bei denen das ursprüngliche Prinzip gar nicht mehr verstanden und/oder umgesetzt wird. Dieses von mir fotografierte Beispiel (ich weiß nicht, ob es in der verlinkten Sammlung schon auftaucht) demonstriert, was ich meine:


Hätte man das H eine Zeile nach oben gezogen, wäre in der Mitte noch Platz für das A in "HACK". Davon abgesehen stört mich, dass es überhaupt eine dritte Zeile gibt. Da hat man sich schon sehr weit von "RUN DMC" entfernt.

Mittwoch, 21. Juni 2023

P-P-P-Powerpad!

Aus der GameStar habe ich kürzlich etwas erfahren, das ich eigentlich hätte wissen müssen: Im Jahr 1986 brachte Bandai als Teil eines "Family Trainer"-Packs für das japanische Famicom einen Boden-Controller heraus, den Nintendo zwei Jahre später für das NES in den USA als "Power Pad" vermarktete. Unter "Boden-Controller" hat man sich eine Steuerungseinheit in Form einer auf beiden Seiten mit Knöpfen versehenen Matte vorzustellen, die an den zweiten Joypad-Port der Konsole angeschlossen und mit den unbeschuhten Füßen bedient wurde. Mit Bildern wird es wohl etwas klarer:

Seite A

Seite B (beide Abb.: Public Domain)

Es handelte sich um einen Vorgänger bzw. das erste Modell einer "Tanzmatte" und von ähnlichen Mat Controllern für Bewegungsspiele wie "Dance Dance Revolution"! Eine kurze Entwicklungs- und Vertriebsgeschichte findet man auf der englischsprachigen Wikipedia. Dort kann man zudem sehen, wie das Accessoire in Europa ausschaute. Man beachte auch die Liste der mit dem Power Pad kompatiblen Spiele. Gerade mal elf Spiele sind zwischen 1986 und 1989 erschienen, acht davon wurden von Human Entertainment entwickelt, einem bis in die späten Neunziger recht umtriebigen Game Developer/Publisher, aus dessen Portfolio mir zwar zwei bis drei Titel namentlich bekannt vorkommen, die ich jedoch nie gespielt habe. ("The Adventures of Gilligan's Island", haha! Das werde ich raocow zum Let's-Playen vorschlagen, sollte ich je als "Royal Patapon" gezogen werden.)

War die Matte bzw. waren Spiele dafür je in Deutschland erhältlich? In den von mir als Kind frequentierten Geschäften und Spezial-Kaufhäusern (Karstadt Sport & Spiel!) jedenfalls nicht. Bei eBay wird in diesem Moment ein amerikanisches Power Pad für 49,99 € angeboten. Heise.de berichtete Anfang 2015 über ein Exemplar von "Stadium Events" (das zweite Spiel für die zunächst "Family Fun Fitness" bezeichnete Matte) in Originalverpackung, das für deutlich mehr versteigert wurde.

Je mehr ich mich in die Materie einlese, auf desto mehr obskure NES-Paraphernalien stoße ich. Laut dieser Liste gab es sogar ein "Miracle Piano", ein "LaserScope" ("Voice activated laser headset"), einen "Super Chair" ("A chair controller; direction is determined by leaning in the chair and the A, B, Start, and Select buttons are on hand grips") oder auch R.O.B., den Spielzeugroboter. Wie bitte? Ich selbst besitze bekanntermaßen zwar noch ein echtes Nintendo Entertainment System, allerdings ohne besonderes Zubehör, dafür aber eine Xbox Kinect samt einer Handvoll Games. Das sagt euch nix? Dann werde ich wohl auch darüber irgendwann schreiben müssen.

Montag, 19. Juni 2023

Haste nich gesehen

Aus Randall Munroes "What if? 2", deutschsprachige Ausgabe 2022, S. 183:

Die Nacht vom 18. auf den 19. März 2008 war in weiten Teilen Nordamerikas bewölkt, doch der Himmel in Mexiko und im Südwesten der USA war klar. Hätten Sie in jener Nacht genau zum richtigen Zeitpunkt hoch zum Himmel geschaut, dann hätten Sie womöglich für rund 30 Sekunden einen schwachen Punkt im Sternbild Bärenhüter auftauchen sehen. Dieses Licht war der Blitz vom Kollaps eines supermassereichen Sterns in etwa 10 Milliarden Lichtjahren Entfernung1, viele Tausend Male ferner als Andromeda. Damit stellte er einen neuen Rekord für das am weitesten entfernte bekannte Objekt auf, das mit bloßem Auge sichtbar war.

1 Obwohl sich die Explosion vor etwa 7,5 Milliarden Jahren ereignete, hat die Ausdehnung des Universums sie seither weiter davongetragen, sodass sie weiter als 7,5 Milliarden Lichtjahre weg war.

Ich wette, auch wenn das Ereignis im Jahre 2008 vor Christus eingetreten wäre, hätte es genügend Menschen gegeben, denen es aufgefallen wäre – weil die Menschen schon immer neugierig in den Himmel geschaut haben. Heute kann man solche kosmischen Spektakel durch Berechnungen vorhersagen und sie sich durch Hightech-Teleskope anschauen. So oder so, auch ohne ein Astronomie-Geek zu sein, muss man es unendlich faszinierend finden, dass man ein kurzes Aufleuchten am Sternenhimmel wahrnimmt, weil vor einer unvorstellbar langen Zeit an einem unvorstellbar weit entfernen Ort ein Stern von unvorstellbarer Größe in sich zusammengestürzt ist.
Das Weltall macht mir seit je Angst, bereitet mir buchstäblich cosmic horror. Schon als Kind habe ich stundenlang wach im Bett gelegen, weil ich versucht habe, auch nur annähernd zu erahnen, was Unendlichkeit bedeutet, was die "Grenzen des Universums" sein sollen oder wie man sich die Zeit vor dem Urknall vorzustellen hat.

Samstag, 17. Juni 2023

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Her Last Will
Der mir zuvor immer wieder in Nebenrollen ("Lost") aufgefallene Patrick Fischler hat das Script zu dieser 2016 erschienenen Familien-Dramedy mitgeschrieben, in welcher er auch eine Hauptrolle spielt. Die in knackigen anderthalb Stunden erzählte Geschichte um Erbschleicherei und Gaslighting weiß mit schwarzem Humor und mehreren Twists zu unterhalten.

Schubert in Love
Ich sprech's frei heraus: Ich bin ein Fan von Olaf Schubert. Von den an einer Hand abzählbaren aktuellen deutschen Comedians, die ich kenne, ist er derjenige, über den ich am herzhaftesten lachen kann, und das seit Jahrzehnten. Dass mein Herz für ihn schlägt, mag auch meiner Herkunft geschuldet sein: Vieles im Schubert'schen Humor ist als genuin Dresdnerisch zu identifizieren, selbst heute noch, wo der Pullunderschlaks im gesamten deutschsprachigen Raum Hallen füllt, nahezu täglich im Fernsehen auftaucht und überhaupt im "Mainstream" angekommen zu sein scheint. Ohne Rücksicht auf Verständnislosigkeit* baut er in sein Werk Dresden-spezifische Insidergags ein, und dieser Film ist ein schönes Beispiel dafür. Allein die Wahl so manchen Drehortes hat mich frohlocken lassen. Selbstverständlich finden sich auch humoristische Rohrkrepierer (die wegen ihrer Flachheit beinahe schon wieder anerkennenswert sind), und der Plot ist nicht der Rede wert, für Olaf-Komplettionisten führt an dieser 2016er Posse aber kein Weg vorbei.
* Na ja, fast: Einmal hat er in einem TV-Auftritt als Pointe "Wurst" verwendet, wo es im Originalprogramm "Letscho" heißt. Andererseits hat er neulich in der "Heute-Show" vom Mummum gesprochen!

The Man Who Wanted to See It All
Eine inspirierende (sorry für diese ausgelutschte Vokabel!) Dokumentation über Heinz Stücke, einen 1940 in Hövelhof (Westfalen-Lippe) geborenen Radfahrer, der mit seinem Gefährt 648.000 Kilometer durch 196 Länder gereist ist. Eine beeindruckende Bilanz, angesichts derer einen sofort das Fernweh packt.

Die schreckliche Wahrheit (OT: The Awful Truth)
Hätte ich beim Ansehen dieser Komödie mit Cary Grant raten müssen, in welchem Jahr sie gedreht wurde, hätte ich aufgrund ihrer Angestaubtheit auf 1944 getippt. Sie ist aber von 1937, und dafür geht es dann doch recht unschnarchig und frivol zu. Ich mag den Mut zu Screwball und Kalauerei (zwei Dinge, die ja auch die "Drei Stooges"-Filme im Rückblick als wegbereitend für die Entwicklung des US-Humors ausweisen), und vor allem die für diese Rolle oscar-nominierte Irene Dunne hat spürbare Spiel(- und Improvisations)freude. Das eingefangene Zeitkolorit hat mich natürlich auch über die Maßen fasziniert.

Zack Snyder's Justice League
Von langer Hand und mit viel zu viel Verspätung musste die Sichtung des "Snyder Cuts" geplant werden. Einen ganzen Nachmittag reservierte ich mir dafür, das Handy wurde außer Griffweite platziert, ich setzte mich so nah wie möglich an den Fernseher und hatte die guten Kopfhörer auf. Es lohnte sich: Das, Ladies and Gentlemen, ist Superheldenkino, wie es sein sollte, Bombast trifft Kunst, der Mann versteht sein Handwerk. Man mag die Länge von vier Stunden übertrieben, das 4:3-Format affig finden, egal. Wer diesem fulminanten, ergreifenden und penibelst durchchoreographierten Batman-vs.-Superman-Spektakel nichts abgewinnen kann, braucht sich eigentlich nie wieder eine Comic-Verfilmung anzuschauen.
Sogar über Schwächen hinsichtlich des Casts kann ich hinwegsehen: Mit Cavill und Affleck bin ich seit dem Vorgänger warm geworden, Eisenbergs Lex Luthor geht mir noch immer auf den Senkel, strapaziert aber nicht die Geduld der Zusehenden. Die nervigste Figur wurde zum Glück mit einem Cameo ganz am Ende abgespeist. Vor allem: Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass mich Aquaman und Wonder Woman derart verzaubern würden. Schon Gal Gadots erster Auftritt ist phänomenal, und der ohnehin schweinesympathische Jason Momoa schafft es, dass ich mich für den Fischtypen und seine Wurzeln interessiere. Top!

Miss Daisy und ihr Chauffeur (OT: Driving Miss Daisy)
Diesen Klassiker von 1989 habe ich, wie etliches anderes in diesem Beitrag Besprochene, als physisches Medium der Stadtbücherei entliehen. "Miss Daisy" wollte ich hauptsächlich deswegen begutachten, weil ich kurz zuvor gelesen hatte, dass die drei (Haupt-)Darsteller Morgan Freeman, Dan Aykroyd und Jessica Tandy für einen Oscar nominiert worden waren. Gewonnen hat nur Letztere. Wikipedia: "Mit 80 Jahren und 293 Tagen ist sie bis heute die älteste Schauspielerin, die mit einem regulären Darstellerpreis der Academy of Motion Picture Arts and Sciences ausgezeichnet wurde." Verdient!
Die in den Vierzigerjahren spielende Theateradaption überzeugt mit Herz, Humor und Südstaaten-Flair. Mit dem geweiteten Blick eines Zuschauers von 2023 kommt man freilich nicht umhin, an mancher Stelle "white saviour narrative" zu murmeln, trotzdem ist die Tragikomödie gut gealtert.
Hörenswert: Hans Zimmers Synthie-Score.

Guardians of the Galaxy Vol. 2
Man klage mich an, ich bereue nichts! Dass ich aus dem MCU "raus" bin, hatte ich wiederholt zu Protokoll gegeben, und ich stehe dazu, gleichwohl musste ich für "Guardians of the Galaxy 3" eine Ausnahme machen, nachdem Torsten Dewi dem Abschluss der Trilogie "11 von 10 Punkten" verliehen hatte. Ich und ein paar andere hatten Bock, ihn im Kino zu genießen, und also war erst mal der zweite Teil nachzuholen, worüber ich froh bin, einerseits weil ich sonst in "Vol. 3" weniger kapiert hätte, andererseits weil er schlichtweg fetzt.
Das Angenehme an der "Guardians"-Reihe ist ja, dass man sie unabhängig von irgendwelchen "Arcs" und "Phasen" wegglotzen kann, man muss sich nicht an jede Post-Credit-Szene in jedem Spin-off-Spin-off erinnern. Etwaige Querverweise, ohne die es halt nicht geht, lassen sich getrost ignorieren. Im Gedächtnis hängen bleibt neben dem (von mir leider nicht sooo sehr abgefeierten) 80s-Soundtrack die Bonbon-Optik, die sich sowohl vom Vorgänger als auch vom Nachfolger deutlich abhebt. Das macht James Gunn in einem gewissen Grad unvorhersehbar, was als Lob gemeint ist.

Guardians of the Galaxy Vol. 3
Mit sechs Jahren Abstand musst du als Regisseur natürlich "liefern". Und wie er geliefert hat. Das 3D ist vom Feinsten, die Action brachial, der Humor zündend (und brachial), und die tragischen Momente sind wie Schläge in die Weichteile (brachial, möchte ich sagen). Das Creature-Design gehört zum abgefahrensten, das ich je gesehen habe, Cronenberg meets Warhammer. Mehr fällt mir nicht ein, i
m Grunde habe ich der verlinkten Wortvogel-Kritik nichts hinzuzufügen.

Don't Tell a Soul
Ein ziemlich gelungener Teenie-Thriller, der ein bis zwei passable Überraschungen einflicht, sich jedoch zu leichtfüßig davor drückt, moralisch Stellung zu beziehen bzw. überhaupt ein moralisches Dilemma ernsthaft aufzuwerfen. Zudem stieß mir die Weigerung der Protagonisten, nach dem Zustandekommen der Situation zur offensichtlichsten Lösung zu greifen, als Logikfehler auf.
Ich halte mich bewusst vage, denn unvorbereitet macht die Story so viel Spaß wie endlich mal wieder Rainn Wilson zu erleben (der mir zufälligerweise wenig später in "Dark Winds" begegnet ist).

Wayne's World
Die Sketche um Wayne Campbell und Garth Algar haben mich nie gelangweilt, also lag es nahe, mit über 30 Jahren Verspätung zu überprüfen, ob das Treiben der Public-Access-TV-GenXer volle 90 Minuten zu tragen vermag. Immerhin gilt "Wayne's World" als einer der erfolgreicheren SNL-Spielfilme. Regisseurin Penelope Spheeris hat später "Black Sheep" inszeniert, die Farley/Spade-Buddy-Komödie, über die ich schon einiges gelesen habe. Das Drehbuch schrieb Mike Myers gemeinsam mit dem SNL-Autoren-Ehepaar Bonnie und Terry Turner, wobei ich mir bei einigen Zeilen zu 100 % sicher war, dass sie nur aus Myers' Feder stammen konnten: die typischen bildungshuberischen non sequiturs, die ich i.d.R. goutiere, etwa bei "Austin Powers", die sich hier aber leicht dissonant vom restlichen Ton abheben. Dennoch fühlte ich mich ordentlich unterhalten ... not! (Doch.)

Donnerstag, 15. Juni 2023

Der historische Acht-Meter-Tag

Huch, diesen Beitrag habe ich schon am 4.6. angelegt, dann aber vergessen zu Ende zu schreiben! Dabei ist diese Meldung doch das Aufregendste, was diesen Monat passiert ist. In brevi: "Deutschland ist jetzt acht Meter breiter" (bild.de)!

Es sind sogar 8,2 Meter, um die das Land gewachsen ist, denn um so viel ist der entscheidene Punkt auf der Grenzübergangsbrücke zwischen Deutschland und der Schweiz im baden-württembergischen Bad Säckingen verschoben worden. Der Südkurier weiß Genaueres: "Die Grenzverschiebung geht auf die neue Definition der Landesgrenze im Hochrhein zurück. War bislang der sogenannte Talweg, die Verbindung der tiefsten Punkte im Rhein, der Verlauf der Hoheitsgrenze, so wird es künftig die Rheinmittellinie sein. Die bisherige 'Landesgrenze Talweg', die bereits im Staatsvertrag zwischen dem Kanton Aargau und dem Großherzogtum Baden vom 17. September 1808 festgelegt wurde, wird jetzt abgelöst, weil sich die Lage der Rheintiefpunkte infolge Strömungsverhältnisse ständig ändert und diese somit keine festen Vermessungspunkte sein können."

Der faszinierendste Aspekt des novellierten Staatsvertrages ist jener: Sobald er in Kraft tritt, ist Deutschland um eine Binneninsel reicher. Lag die 0,4 Hektar große Fridolin(s)insel im Rhein ab 1808 eindeutig und vollständig auf Schweizer Territorium, war die Frage der Zugehörigkeit seit den 1960er Jahren wegen Materialabtragungen und -aufschüttungen im Zuge eines Kraftwerkbaus unklar; dass ein Teil schweizerisch und ein Teil deutsch sei, schien von da an die vorherrschende Meinung gewesen zu sein, wie ich mehreren Quellen entnehme. Nach einer Vertragsklausel von 2013 wird das Naturschutzgebiet nun, also: irgendwann in Zukunft in das deutsche Hoheitsgebiet übergehen.

Das (eher freundliche) Hickhack zwischen den Staaten kulminiert nicht zufällig im Jahr 2023: Heuer wird die Säckinger Brücke, übrigens die längste überdachte Holzbrücke Europas, 450 Jahre alt, und das Jubiläum war Anlass für die Neuvermessung.

Dienstag, 13. Juni 2023

Traumprotokolle: Kofferraum, Raab

Seit vielen Monden hatte ich gar nichts geträumt, zumindest nichts, woran ich mich erinnerte, und dann traf mich gleich ein Doppelschlag!

1) Ich kam mit meinem Auto vom Supermarkt zurück und parkte rückwärts vor meinem Wohnhaus ein. Nachdem ich meine Einkäufe entladen und auf dem Fußweg abgestellt hatte, bemerkte ich, dass zwischenzeitlich zwei Passantinnen direkt neben mir zum Stehen gekommen waren und sich unterhielten. Vor lauter gedankenverlorener Angeregtheit merkten sie nicht, dass diverse ihrer Accessoires – Schal, Umhang, Tasche – in meinen Kofferraum hineinragten, i.e. -hingen. Schlösse ich die Kofferraumklappe, würde ich das Geraffel einklemmen und die Damen so an mein Vehikel quasi festbinden, was ich natürlich nicht wollte.
Durch Räuspern versuchte ich auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen, doch ich drang nicht zu den Plaudernden durch. Auch wiederholtes Umkreisen der zwei Frauen und wildes Gestikulieren vermochten nichts auszurichten. In meiner Verzweiflung klappte ich den Kofferraum zu, einfach um zu testen, ob die Kleidungs- und sonstigen Stücke tatsächlich eingeklemmt würden. Sie wurden. Ich hob die Klappe wieder und senkte sie erneut, diesmal heftiger. Dann noch einmal. Im Gegensatz zu den Fußgängerinnen, denen das Malträtieren ihres Behangs nicht im Geringsten auffiel, wurde ich zunehmend panisch. Bevor ich mich fragte, warum ich die blockierenden Störenfriedas nicht direkt ansprach (oder seit wann ich eigentlich ein Auto besitze), wurde ich wach.

2) Aus irgendeinem Grund war ich, plus Begleitung, auf einer fernsehbezogenen Preisverleihung zu Gast, Deutscher Comedypreis oder so was. Die Veranstaltung hatte noch nicht begonnen, und wir streiften durch das Gebäude. Da sahen wir unvermittelt den Entertainer und Musikproduzenten Stefan Raab, welcher sich bekanntlich vor einigen Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Zu unserem Schock lag der massiv aus dem Leim gegangene und gesundheitlich sichtlich angeschlagene Superstar auf einem rollbaren Ecksofa, auf dem er von zwei Angestellten (Pflegern?) umhergeschoben wurde, konkret: in einen Fahrstuhl hinein. Raab, Couch und die Bediensteten füllten den Lift natürlich vollständig aus, so dass wir oder andere Personen nicht mitfahren konnten. Bevor sich die Aufzugtür schloss, konnten wir noch mitbekommen, wie Stefan Raab sich von seiner "Bahre" erhob und, plötzlich vital wie eh und je, sinngemäß ausrief: "Der Trick mit dem Rollsofa war die beste Idee, die ich je hatte. So hält man Mitmenschen auf Abstand und muss nicht mit anderen Nervensägen im Aufzug stehen, hähä!"

Montag, 12. Juni 2023

Kurz notiert: Die legendäre Late-Night-Tasse

In meinem fortlaufenden Projekt "Alle Folgen von 'Saturday Night Live' gucken" befinde ich mich gerade in den Staffeln 3 bzw. 16. Zuletzt habe ich die Ausgabe vom 6. Oktober 1990 gesehen (16x02, Susan Lucci / Hothouse Flowers) und etwas Bemerkenswertes entdeckt: In einem Sketch mit Mike Myers als zu nah am Wasser gebautem Bürokollegen kommt ein Ike-Eisenhower-Kaffeepott vor, und ich will verdammt sein, wenn das nicht exakt derselbe mug ist, der später jahrelang bei Conan auf dessen Late-Night-Schreibtisch stand.



Wahrscheinlich hat Conan O'Brien, der zu jener Zeit Autor bei SNL war, den Pott später einfach als Souvenir mitgenommen, oder ihm hatte dieser bereits eh gehört. Stooge vom "One SNL a Day"-Blog mutmaßt, dass der nämliche Büro-Sketch von Conan (mit-)geschrieben wurde, und ich stimme ihm eingedenk der Conan-typischen Pointe zu.

Samstag, 10. Juni 2023

Zwischen Reben und Todesangst

Schon mehrmals habe ich das Fehlen von anständigen Klettersteigen in Hessen beklagt. Man muss sich schon in ein anderes Bundesland begeben, will man einen Klettersteig erleben, der diesen Namen auch verdient. Jahrelang hatte ich mit einem Ausflug zum Calmont-Klettersteig geliebäugelt, am Dienstag nun war es so weit. Da das rheinland-pfälzische Ausgangsörtchen Ediger-Eller dreieinhalb Bahnstunden entfernt ist, musste ich zeitig aufstehen und bereits gegen 7 Uhr 30 in Frankfurt aufbrechen. Das 49-Euro-Ticket schränkt hier insofern ein, als es, wie bekannt sein dürfte, nur die kostenlose Nutzung des Regionalverkehrs erlaubt. Dafür hatte ich allein an diesem Tag Anfang Juni die monatlichen Kosten für das Deutschlandticket wieder drin (die Fahrt Frankfurt–Ediger-Eller schlägt mit über 30 Euro zu Buche); einen Teilabschnitt mit dem Schnellzug zurückzulegen hätte kaum zeitlichen Gewinn gebracht. Nach dem Abfahren meiner Lieblingsbahnstrecke Wiesbaden–Koblenz ging es an der dem Mittelrhein an Schönheit kaum nachstehenden Mosel entlang. Direkt hinter Cochem kam, nach Durchdringen des Kaiser-Wilhelm-Tunnels (von 1878 bis 1987 Deutschlands längster Eisenbahntunnel), auch schon der Zielhalt. Der ehemalige Wanderbahnhof ist aufgegeben und eingezäunt worden, was die Vorfreude jedoch nicht trübt.


Keine 300 Meter weiter befindet sich der Einstieg zum "steilsten Weinberg Europas", vor dem eine Tafel mit dessen "stellenweise alpinem Charakter" lockt, gleichzeitig aber warnt:
"- Begehen auf eigene Gefahr
- Nur für geübte Wanderer
- Schwindelfreiheit erforderlich
- Trittsicherheit erforderlich".


Info-Faltblätter auf Deutsch und Niederländisch können einem Klappkästchen darunter entnommen werden. Ein Willkommens-Anschlag weist auf den hier angebauten Riesling sowie auf seltene Vertreter der lokalen Fauna und Flora hin. Tatsächlich wuselten mir gleich zu Beginn zwei Mauereidechsen vor die Füße. Übrigens erfuhr ich später aus einem Aushang im Ort Bremm, dass nahezu wöchentlich Hubschrauberspritzungen stattfinden: "An diesen Tagen ist der Klettersteig zeitweise gesperrt". Durch pures Glück hatte ich ein günstiges Datum gewählt!



Der Klettersteig ist ein großer Spaß, der selbst an diesem Wochentag jede Menge Wanderlustige, darunter Amerikaner sowie Familien mit Kindern, anzog. Zur Verstopfung der Pfade kam es gottlob nie, am Wochenende mag das anders aussehen. Wer ein bisschen Erfahrung in den raueren unserer Mittelgebirge gesammelt hat, wird mit dem Calmont keine Schwierigkeiten haben, und auch sonst sind die zahlreichen Klammern, Leitern und Bügel durchweg vertrauenerweckend. An einigen vertrackteren Stellen gibt es sogar "Hilfs"-Routen ohne Kraxelnotwendigkeit. Zur Not kann man freilich ein Kletterset mitnehmen, mir ist aber niemand begegnet, der eins benutzt hat.







So oder so empfehle ich passendes Schuhwerk, denn der Sand auf den Wegen, die außerdem teils recht schmal sind, kann rutschig sein; ich jedenfalls war dankbar für die Sohlen meiner Lowa-Wanderstiefel.



Immer wieder wird man mit sensationellen Ausblicken belohnt, etwa auf die Klosterruine der Abtei Stuben oder auf die Moselschleife. Bänkchen und andere Sitzmöglichkeiten finden sich zwischen dem schroffen Schiefer zur Genüge. Etliche Tafeln am Wegesrand enthalten Wissenswertes u.a. zum Weinbau oder auch "Kultursplitter", aus denen man erfährt, welche Künstler/innen schon hier waren: Clara Viebig, William Turner, Goethe selbstredend, und alle haben ihre Eindrücke in ihre Werke einfließen lassen.





Das bereits erwähnte Bremm ist nach dem Abstieg der Mittel-, Ziel- oder Wendepunkt. Von hier aus, ggf. nachdem man sich in einer der verträumten Fachwerkgassen einen Schoppen gegönnt hat, hat man die Wahl, wie man den Rundweg beschließt. Man kann über den Calmont-Höhenweg nach Ediger-Eller zurückwandern, was vermutlich die pittoreskeste Option ist (ein römisches Heiligtum und einen "Vierseenblick" einschließend), oder man setzt etwas später nach Neef über und spaziert am anderen Flussufer entlang, oder man verlässt Bremm auf Talhöhe und folgt dem Fahrradweg parallel der Straße, auch ein Abstecher zum Aussichtspunkt "Todesangst" ist möglich. Oder oder oder.



Ich entschied mich, nach einem gemütlichen Waldstück wieder in den Klettersteig einzusteigen und diesen retour zu gehen, weil ich es spannend fand, ihn von beiden Seiten zu bewältigen, zudem hätten mich die Alternativen zu viel Zeit gekostet. Am Ende war ich lediglich drei Stunden netto in Bewegung, trotzdem erst kurz vor halb sieben abends wieder in Frankfurt.

Fazit
Die Calmont-Region im "WeinKulturLand Mosel" ist mindestens eine Tagesreise wert!

Bonus-Fakten für Hardcore-Fans

Proviant: 1 Brötchen mit Cappuccino-Schokocrème von Grashoff; 1 Scheibe Lieken-Urkorn "Fit & Vital Vitaminbrot" mit Ziegenfrischkäse mit Honig, 1 Scheibe mit Hummus von K-Classic; 1 Apfel; 1 Ei; "Fruity Peaches"-Pfirsich-Fruchtgummis von Veganz; 1 Veggie-Bifi (enttäuschend); marokkanischer Pfefferminztee in der Thermo-Trinkflasche; 0,5 l Mineralwasser medium (davon hätte ich besser noch eine zweite Flasche gekauft; ich rate zu 2 Litern Flüssigkeit für die Tour)
Gehörte Podcasts: "Conan O'Brien Needs a Friend": JB Smoove (live); "The Omnibus" #70: "Skyscraper Helipads"; "Kalk & Welk. Die fabelhaften Boomer Boys": "Mit Liebe an die große Leinwand geschissen"; "Overthinking It" Episode 770: "The Electric Daisy Carnival"
Zuglektüre: Dorothy Sayers - "Lord Peters Hochzeitsfahrt"; Eugen Egner - "Ihr Radio hat eine wichtige Nachricht für Sie!"

Donnerstag, 8. Juni 2023

Throwback Thursday: Alternativlos

Vor ein paar Tagen tauchte völlig unerwartet eine neue Ausgabe des "Alternativlos"-Podcasts in meinem Feed auf. Fast ein Jahr war seit der letzten Folge verstrichen, und auch 2021 war nur eine einzige erschienen. Fefe hat mich ja in den vergangenen Jahren ein wenig verloren; nur noch alle paar Monate schaue ich in seinem Blog vorbei, nachdem es von circa 2005 bis 2012 fester Bestandteil meiner täglichen Surf-Routine gewesen war. Und so werde ich die aktuelle "Alternativlos"-Episode vorerst eine Weile ruhen lassen. In nostalgischer Anwallung habe ich mir indes wahllos eine alte Folge rausgegriffen und von vorne bis hinten gehört: Nr. 18 vom August 2011. Was soll ich sagen? Das war überaus erhellend. Auch wenn das Schlagwort "Peak Oil" heute in Vergessenheit geraten ist (mir zumindest sagte es nix mehr), erweist sich die Diskussion in vielen Punkten als geradezu erschreckend hellsichtig. Es geht um Ölknappheit, erneuerbare Energien, Inflation, Wohlstand und Besitztum, die Grenzen des Wachstums, kurz: das Leben in der Endzeit (mit dem Fazit, dass dies durchaus möglich ist, es muss halt einiges von Grund auf neu gedacht werden).

Im Backkatalog fand ich einige weitere Folgen, die ich entweder noch nicht gehört oder schon wieder vergessen habe und bei denen es interessant sein wird, sie rückblickend zu überprüfen, beispielsweise jene (auch aus 2011) über Kryptowährungen. Und wie gut wohl die mit Mathias Döpfner als Talkgast gealtert ist?

Dienstag, 6. Juni 2023

Kurz gesnackt: Mexican Tortillas

Die "Mais-Snacks mit würzig-scharfem BBQ-Geschmack" von Chio sind, das als vorweggenommenes Fazit, mit die besten Barbecue-Nachos, die ich je verzehrt habe. Einen Dip braucht man, anders als auf der Packungsvorderseite angeregt, zu den Tortillas Mexican BBQ Style nicht. Der Eigengeschmack ist intensiv genug, ohne die Sinne zu überfordern. Das Verhältnis von Schärfe, Säure und Rauch ist optimal, ein Hauch von Süße rundet das Erlebnis ab.


Maismehl ist mit 64 % die Hauptzutat, pflanzliche Öle, diverse Pulver, Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren und einiges mehr, jedoch keine künstlichen Geschmacksverstärker, machen den Rest aus. Citronensäure bildet das Säuerungsmittel, Paprikaextrakt dient als Farbstoff.
Ich habe die 110 Gramm an einem einzigen Abend verputzt und vergebe 9 von 10 Punkten.

Sonntag, 4. Juni 2023

Mein Browser wird intelligent(er)

Mit dem letzten Opera-Update vor drei Tagen hat sich eine noch in der Testphase ("früher Zugang" = early access) befindliche Schaltfläche in die rechte obere Ecke des Browsers geschlichen:


Darüber habe ich Schnellzugriff auf ChatGPT. Ohne eigens dessen URL (die ich freilich als Lesezeichen gespeichert habe) aufzurufen, kann ich, wenn mir danach ist, unter diversen "AI Prompts" wählen. Zudem hat sich das Feature ungefragt in die Seitenleiste eingenistet, dort, wo sich auch Chatdienste wie WhatsApp oder der Facebook-Messenger einbinden lassen.
Noch magischer: Wenn ich auf einer beliebigen Webseite eine Textpassage markiere und die linke Maustaste drücke, öffnet sich ein Kontextmenü mit verschiedenen Vorschlägen, was die KI mit dem hervorgehobenen Schlagwort anstellen könnte:


Als ich zum ersten Mal auf eine der fliederfarbenen Flächen klickte, wurde ein weiteres Icon in die Seitenleiste integriert. Dies öffnet ein Tool namens "Chatsonic", das auch als Chrome-Extension verfügbar ist, allerdings in der freien Version maximal 10.000 Wörter ausgibt. In meinem Test wurde mir (auf englisch) in drei Stichpunkten erklärt, was es mit dem "Heiz-Hammer" auf sich hat. Nicht schlecht.
Die aquamarin hervorgehobenen Prompts öffnen dagegen das ChatGPT-Fenster mit einem "New Chat". Es wartet auf meine Eingabe, ansonsten tut sich nichts. Schade, ich hätte mir gerne ein Heiz-Hammer-Haiku generieren lassen! Mal schauen, ob das beim nächsten Update verlässlicher funktioniert. Und ob ich öfter davon Gebrauch machen werde, als ich es mir im Moment vorstellen kann.

Freitag, 2. Juni 2023

Serientagebuch 05/23

02.05. Scrubs 4.13
Lucky Hank 1.06
04.05. The Mandalorian 3.05
Family Guy 21.19
08.05. The Simpsons 34.19
09.05. Lucky Hank 1.07
Family Guy 21.20
10.05. Scrubs 4.14
12.05. Lucky Hank 1.08
The Simpsons 34.20
The Mandalorian 3.06
14.05. The Marvelous Mrs. Maisel 5.03
15.05. The Mandalorian 3.07
16.05. The Simpsons 34.21
The Mandalorian 3.08
Dark Winds 1.01
Dark Winds 1.02
23.05. The Simpsons 34.22
Safe 1.01
24.05. Safe 1.02
Dark Winds 1.03
25.05. Safe 1.03
Dark Winds 1.04
Dark Winds 1.05
26.05. Scrubs 4.15
Dark Winds 1.06
Safe 1.04
27.05. The Marvelous Mrs. Maisel 5.04
30.05. Safe 1.05
31.05. Scrubs 4.16
Safe 1.06

Über The Simpsons kann ich das schreiben, was ich sinngemäß jedes Jahr schreibe: Sie könnten jetzt wirklich langsam aufhören. Sicher, die eine oder andere Episode vermag es punktuell, an den Glanz der ersten zehn Jahre anzuknüpfen – und Staffel 34 endete sogar mit zwei überdurchschnittlich witzigen Folgen on a high note –, aber mehr als einmal ertappte ich mich dabei, wie ich auf die Zeitachse linste und dachte: 'Ay caramba, wie lange denn noch?' In der Tat, wie lange noch?

Family Guy dagegen war durchgängig erheiternd, teilweise vollgestopft mit extrem einfallsreichen Gags. Bitte mehr davon!

Auf gewohnt hohem Niveau ging auch The Mandalorian weiter. Und das Finale von Season 3 hat den Weg dafür geebnet, dass es noch lange so weitergehen kann. Es sah wie immer alles absolut filmreif aus, mit dem feinen Unterschied, dass mir die Kreaturen mitunter sogar etwas "handgemachter", puppenhafter erschienen, was in seinem Retro-Charme umso mehr zum klassischen Star-Wars-Feeling beitrug. Überraschende Gastauftritte (Christopher Lloyd! Tim Meadows!) durften ebensowenig fehlen wie die erfrischende Vielfältigkeit der Regisseurinnen und Regisseure. Müsste ich etwas beanstanden, dann, dass die Serie noch familientauglicher, um nicht zu sagen kindischer geworden ist. Nicht unbedingt was den Ton und die Storylines angeht, aber beispielsweise Entscheidungen wie die, in einer Episode sowohl Grogu (klar) als auch Anzellaner auftauchen – und miteinander interagieren – zu lassen; das war mir ein wenig zu viel Squeee! auf einmal.

Meine Meinung zu Lucky Hank habe ich für die "Humorkritik" in Titanic 6/23 aufgeschrieben.

An der Mystery-Thriller-Literaturumsetzung Dark Winds war das unverbrauchte Setting am interessantesten: Die Geschichte trägt sich fast vollständig im Navajo County der 1970er Jahre zu. Dem Ensemble, allen voran dem mir aus "Fargo" und "Westworld" bekannten Halb-Lakota Zahn McClarnon (neben Robert Redford, George R.R. Martin und anderen auch Produzent), sieht man gerne zu. Rainn Wilsons Auftritte sind leider viel zu rar und biegen zudem zu oft ins Reservat der Lächerlichkeit ab, wie überhaupt sämtliche Weißen (bilagáana) als Karikaturen geschrieben und dargestellt werden, aber ich schätze, das ist mehr als fair, nachdem jahrzehntelang die Natives kaum mehr als wandelnde Klischees in Hollywood-Produktionen sein durften.
Die in sich geschlossene Story der sechs Folgen, die in Kürze eine Fortsetzung erhalten werden, habe ich, wie ich gestehen muss, nicht zu 100 Prozent verstanden.