Samstag, 30. November 2024

Süße Zwischenbilanz

Meine letzte Notiz über Süßstoffe ist rund eineinhalb Jahre her. Anlass für ein kurzes Update ist ein halbseitiger Artikel im aktuellen Stern über natürliche und synthetische Zuckeralternativen. Auszug:

Einige Wissenschaftler sehen in ihren Studien Hinweise auf Störungen des Mikrobioms, also der Darmflora. Und: Der Plan, Süßstoffe einzusetzen, um Gewicht zu verlieren, scheint nicht aufzugehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt, dass die Mittel zwar kurzfristig dabei helfen, abzunehmen, langfristig steige aber das Risiko einer Gewichtszunahme. Zudem wird diskutiert, ob einige Süßungsmittel Herzinfarkte und Schlaganfälle wahrscheinlicher machen. [...] Im Fall von Erythrit kam die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit 2023 trotzdem zu dem Schluss, dass bisherige Daten noch kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegen. Für Xylit steht die Neubewertung noch aus.

Unterm Strich gelte einmal mehr: Die Menge macht's. Speziell zum "möglicherweise krebserregenden" Aspartam heißt es, dass ein Normalgewichtiger mehr als neun Dosen Cola light trinken müsse, um die zulässige Tagesdosis zu überschreiten.

Donnerstag, 28. November 2024

TITANIC vor zehn Jahren: 12/2014



Ein Kohltitel! Und nicht einmal der letzte in der Titanic-"Gechichte". Man beachte die originelle Struktur: Auf den ersten Blick bietet sich ein trauriges Bild, beim Lesen der Hauptzeile entsteht ein Witz, der schließlich mit der Denkblase eine zweite Ebene bekommt – the old switcheroo!

An das Shooting des Fotoromans, der Sitcom "Ein grausames Paar" über eine Salafisten-Hooligan-WG (Text: Wolff/Ziegelwagner), erinnere ich mich mit höchstem Vergnügen. Ich durfte darin die Rolle des wacky neighbor übernehmen.


Als Aufmacher in Frage gekommen, dann aber auf S. 26-29 gelandet ist die Telefonaktion "Eine Reise für den Gauck". Ebenjener plante einen Besuch des Freistaats Thüringen, wo man gerade mit Bodo Ramelow einen waschechten Linken zum Landesvater gekrönt hatte. Moritz Hürtgen, Michael Ziegelwagner und ich riefen bei diversen CDU-Verbänden sowie Bürgerbüros der Linkspartei an, um dafür zu sorgen, "daß der beste Mann im Staat nicht mit linkem Thüringer Geschmeiß in Berührung kommt ..."


Neu-Redakteur Leo Riegel erwies sich als ebenbürtiger Ersatz für den im letzten Monat ausgeschiedenen langjährigen Tietze-Kollaborateur Rürup, wie die zeitlose Strecke "Es wird weitergestreikt" (um den Bahnstreik und einen gewissen Herrn Weselsky geht's auch in Gärtners Essay) auf S. 30f. zeigt:


Diese Ausgabe markiert nicht nur den Einstand von L. Riegel, es gab noch einen weiteren Neuzugang. Elias Hauck begann mit dem Dezemberheft sein leider allzu kurzes Gastspiel als Redakteur. Aus seiner Feder: Die Kinderdoppelseite "Pipi im Kopf" (S. 34f.).


Die gesamte damalige Redaktion (minus Martina Werner und Hardy Burmeier) konnte man in einem ausnahmsweise unironisch von Herzen kommenden Weihnachtsgrußfoto im Editorial bewundern.


Weiteres Notierenswertes
- Beim Wiederaufschlagen von "Der junge Weihnachtsmann" (S. 36-39) dachte ich zuerst, Michael Sowa habe diese "festliche Erzählung mit, um und teilweise sogar von Botho Strauß" (Stefan Gärtner) illustriert, aber nein, auch hier hat der Filou Riegel den Pinsel geschwungen.
- Not tooting my own horn, aber mein Gedicht "Pimpernuckel" (S. 41) gilt so manchem Fan von Lyrik und/oder Lebensmittelverpackungsdesign als moderner Klassiker.
- Ja, das Baby im Tiefkühlfach auf dem "Foto des Monats" auf Seite 50 ist ein leibhaftiges Redaktionskind. Keine Sorge, es ist glücklich und ohne Folgeschäden herangewachsen.
- Der "55ff"-Titel ist einer der lustigsten aller Zeiten (Idee: Hürtgen/Ziegelwagner)!

Schlussgedanke
Famoser Abschluss eines bisweilen bedrückenden Jahres, dem leider ein noch bedrückenderes folgt (2015).

Mittwoch, 27. November 2024

Word of the season

Trotz täglichem Lesen und/oder Hören von Englisch hält diese Sprache auch nach zig Jahren noch Neuentdeckungen für mich bereit. Man lernt nie aus! (One never learns out.) Als verlässliche Lieferantin lexikalischer Schmankerl entpuppt sich regelmäßig die Serie "Family Guy": In deren letzter Folge ("Gift of the White Guy") hörte ich zum ersten Mal den Ausdruck white elephant. Im Kontext wurde schnell klar, was das ist: Ein white elephant gift exchange entspricht im Grunde der (vor)weihnachtlichen Tradition des Wichtelns, bloß dass nicht von vornherein feststeht, wer welches Geschenk bekommt; vielmehr steuern alle Teilnehmenden je einen Gegenstand zu einem Geschenkepool bei, aus dem reihum gegriffen, ausgepackt und sodann fröhlich getauscht, geklaut und gefeilscht wird. So haben wir immer Schrottwichteln gespielt.

Sonntag, 24. November 2024

Dreiwortphrase, das Buch

Ich habe den Internetkünstler und Animator Ryan Pequin unterstützt und mir das zweite Taschenbuch zum Webcomic "Three Word Phrase" bestellt. (Mit dem unverschämt hohen Porto habe ich bestimmt noch jemand anderen unterstützt.) Es ist nicht weniger herrlich als das erste, enthält zudem viel Unveröffentlichtes.


Freitag, 22. November 2024

Albernes zum Wochenschluss

Ich war gestern kurz vor Ladenschluss (ca. 23.30) noch bei Rewe, und was soll ich sagen: Um diese Zeit ist der Markt eine völlig andere, geradezu magische Welt. Das nicht verkaufte Obst wird zu Smoothies gepresst und für 50 Cent das Glas verhökert, während die leeren Kisten mit äußerst exotischen Früchten wie Tapayungas und Salzmelonen aufgefüllt werden. Das Licht ist gedimmt, es riecht nach Vanille, aus den Lautsprechern kommt Karlheinz Stockhausen. Hinter der Fischtheke sitzt ein Seelöwe und labt sich an den Warenresten. In der Getränkeabteilung spielte sich eine Sexorgie ab, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkten dabei sehr glücklich, einige trugen Bademode wie in den 1920er Jahren, auf den Namensschildern prangten stilisierte Blümchen. Vor dem Käseregal ward ein Schrein für die aztekische Erdgöttin Chicomecoatl errichtet. Auch die Topografie scheint kurz vor Mitternacht verändert zu sein: Mein Gang durch die Feinkostabteilung dauerte ganze vier Minuten. An der Kasse wurde ein Minifeuerwerk entzündet. Ich hab dann Klopapier gekauft.

(zuerst veröffentlicht auf Facebook im August 2017)

Mittwoch, 20. November 2024

Verworfene Filmidee

Original geschrieben am 2. April 2018 auf Facebook

Jetzt, da Don Alphonso für die Welt arbeitet, besteht zumindest die theoretische Möglichkeit, dass er und Ulf Poschardt einander auf der Straße begegnen, und zwar in der Form, dass letzterer ersteren überfährt. Poschardt nimmt mit seinem 911 wie üblich zu schnell eine Kurve, ist außerdem mit den "Gedanken" ganz woanders, gleichzeitig hat sich Alphonso noch nicht an den Großstadtverkehr gewöhnt: Es kommt zur Begegnung Porsche vs. Mountainbike, Fonsi zieht den kürzeren, das teure Rad und sein Führer liegen zerdeppert auf dem Asphalt; Poschi versucht noch eine Mund-zu-Mund-Wiederbelebung, die aber an der zu eng geschnürten Bayernkluft der "Kunstfigur" scheitert. Ogottogottogott, die Polizei kann Poschardt auf keinen Fall rufen – er ist zu schön für den Knast. Verzweifelt wählt er schließlich die Nummer von Friede Springer, was er wirklich nur im allerärgsten Notfall zu tun ersucht wurde. Es heißt, die greise Zeitungsgräfin könne "Dinge regeln", falls mal "was passiert". Tatsächlich, nach nicht mal 30 Minuten erscheint ein streng dreinblickender "Fixer" mit einer Bogensäge und zwei Kanistern Schwefelsäure, Poschardt hat Alphonsos Leiche inzwischen in den Kofferraum gewuchtet. Die Welt verkündet eine Woche später mit Bedauern, ihr neuer Kolumnist sei im Marillenschnapsrausch in den Chiemsee gestiegen und seither nicht gesehen worden. Ulf Poschardt aber wird derart von schlechtem Gewissen geplagt, dass er zur Buße [Tagträumerei aus Furcht vor Facebook-Sanktionen abgebrochen]

Sonntag, 17. November 2024

Neues Altes (September-November 2024)

  • Archäologen legen Kapelle bei Allstedt frei (mdr.de, 19. September) Die Wallfahrtskapelle aus dem 12./13. Jahrhundert war, mutmaßlich von Anhängern des Reformators Thomas Müntzer, vor 500 Jahren niedergebrannt worden, was den Beginn des Bauernkrieges markierte. Das Dorf Mallerbach im heutigen Sachsen-Anhalt, in dem die Saalkirche stand, wurde im Spätmittelalter aufgegeben. "Auch etliche Münzen und mehrere Pilgerzeichen konnten geborgen werden."
  • 10.500 Jahre altes Paddel im Duvenseer Moor entdeckt (ndr.de, 23. September) "Es lässt sich nahezu exakt auf ein altes Paddelblatt legen, das bereits vor 99 Jahren gefunden wurde. [...] Solche Funde sind von großer Bedeutung, da sie wichtige Belege für die frühe Mobilität auf Wasser darstellen. Vergleichbare Funde existieren nur an der Fundstelle Star Carr im Norden Englands." (Mehr bei "Welt online".)
  • Pfeilspitze zeugt von tödlichem Kopfschuss in der Tollensetal-Schlacht (scinexx.de, 24. September) Der von einer Bronzepfeilspitze durchbohrte Schädel eines jungen Mannes beweist, dass bei der Schlacht im Tollensetal (Mecklenburg-Vorpommern) vor rund 3250 Jahren Pfeil und Bogen zum Einsatz kamen. "'Einige Pfeilspitzentypen, besonders solche mit Widerhaken, stammen hauptsächlich aus einem Gebiet zwischen dem heutigen Bayern und Mähren in Tschechien', berichtet Inselmann. Demnach war zumindest eine der Konfliktparteien bei der Schlacht von Tollense nicht lokaler Herkunft, sondern kam aus südlicheren Gefilden."
  • Orcas mit Messern und abgetrennte Köpfe: Neue Nazca-Linien entdeckt (National Geographic, 27. September) Der Liste der bisher bekannten ca. 430, bis zu 2100 Jahre alten Scharrbilder im Hochland Perus können 303 weitere hinzugefügt werden, auch dank einer KI, die man mit über 1300 potentiellen neuen Geoglyphen aus der Wüste bei Nazca gefüttert hatte.
  • Gingen die frühen Bauern auch auf die Jagd nach Menschen für ihre Opfer? ("Welt online", ohne Datum [Oktober]) Eilsleben bei Magdeburg: "Im Rahmen einer Lehrgrabung wird eine Fläche von 200 Quadratmetern detailliert untersucht. Zutage kommen Scherben von Keramikgefäßen, Steingeräte, Klingen, Pfeilspitzen und Beile sowie Tierknochen. Aufgedeckt wurden auch Pfostenstellungen, lehmverputzte Wände und Aktivitätszonen weiterer Häuser." Es ergeben sich neue, teils grausige Rückschlüsse auf die Lebensweise der Träger der Bandkeramischen Kultur.
  • Spektakulärer Grabkammer-Fund – Neues aus der ältesten Stadt nördlich der Alpen ("Welt online", ohne Datum [Oktober]) Funde aus einer, leider leergeraubten, Grabkammer im oberschwäbischen Donautal erweisen sich als neue Teile im Puzzle der Lage von Pyrene, der bei Herodot erwähnten keltischen Großsiedlung, darunter "beispielsweise die in der Kammer verarbeiteten Hölzer, die bestens erhalten seien. Ein Stück konnte bereits datiert werden. Der Baum, aus dem es stammt, wurde im Jahr 585 vor Christus gefällt. Und dann sind da noch einige Knochen, auch sie in einem guten Zustand."
  • 3900 Jahre altes Priesterinnengrab in Ägypten freigelegt ("Spiegel online", 11. Oktober) "Der Schacht", in der sich die Überreste der vermutlich mit 40 gestorbenen Hathor-Priesterin namens Idy befanden, "sei in der Antike geplündert worden, die meisten Grabbeigaben von Idy seien aber unversehrt. Gefunden wurden unter anderem ein Dolch und Statuen. [...] Das Grab enthielt zudem spezielle Gefäße, in denen die bei der Mumifizierung entnommenen Eingeweide aufbewahrt wurden – sogenannte Kanopen –, Reste von Idys Gewand und zum Teil zerstörte Knochen."
  • Schmähung weit über den Tod hinaus (FAZ, 29. Oktober; nur hinter Paywall) Eine 2500 Jahre alte Inschrift voller Beschimpfungen könnte dem altgriechischen Dichter Anakreon zugeschrieben werden.
  • Riesige Maya-Stadt in Mexiko entdeckt (National Geographic, 1. November) "Mithilfe der Lasertechnologie LIDAR, mit der sich verborgene Strukturen im Boden erkennen lassen", konnten nahe Campeche im Südosten Mexikos Straßen, Steinpyramiden und andere Strukturen einer 30.000 bis 50.000 Menschen Platz bietenden Konglomeration mit zwei Stadtzentren und mehreren kleineren Siedlungen entdeckt werden.
  • Die „Dame von Kölleda“ trug im Grab ihre kostbare Sonntagstracht ("Welt online", 6. November) Mehr als 3700 Einzelfunde aus der Merowingerzeit brachten Grabungen in Nordthüringen zu Tage, darunter das von allerlei Grabbeigaben umgebene Skelett einer 25 bis 45 Jahre alten, wahrscheinlich adeligen Frau.


Donnerstag, 14. November 2024

Wort des Monats (plus Bonuswort)

Heute kommt der Dokumentarfilm "Johatsu – Die sich in Luft auflösen" in die Kinos. Weder das japanische Wort jōhatsu noch den dahinterstehenden Begriff kannte ich bis vor kurzem. Mit "die sich verflüchtigt Habenden", "die Verdunsteten" oder "die zu Wasserdampf Gewordenen" lässt es sich wohl übersetzen. Rund 100.000 derart bezeichnete Menschen (der Rezensionstext der Cinema sprach von 80.000) lassen sich angeblich jedes Jahr mit Hilfe von "Nachtflugagenturen" (Night Moving Companies) in Luft auflösen: Weil sie sich aus einer Beziehung lösen wollen, ihren unglücklich machenden Job aufgeben möchten (was in Japan als ehrenlos gilt) oder in kriminelle Machenschaften verstrickt sind, geben sie ihr bisheriges Leben auf, lassen ahnungslose Angehörige und Bekannte zurück und fangen an einem fremden Ort wieder bei null an. Über jōhatsu zu sprechen ist nicht weniger tabuisiert als über Suizid. Einen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zu diesem Phänomen gibt es noch nicht, dabei sei es laut dem englischsprachigen Eintrag auch für Deutschland belegt.

Schon eher bekannt, wenngleich eine wahrscheinlich der buddhistischen Mythologie entlehnte urbane Legende, ist das Konzept, das auf japanisch ubasute oder obasute/oyasute heißt, wörtlich "eine alte Frau" resp. "ein Elternteil zurücklassen". Gemeint ist das Aussetzen greiser Familienmitglieder. Laut Wikipedia sollen "im späten 18. und 19. Jahrhundert [...] verarmte Familien während Hungersnöten Kleinkinder wie auch pflegebedürftige Senioren in besonders dichten Wäldern und/oder schwer zugänglichen Bergregionen ausgesetzt und zum Sterben zurückgelassen haben." Die englische Wikipedia listet Beispiele aus der Popkultur auf. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf Senizid in Indien (Thalaikoothal) und im (prä-)historischen Schweden (Ättestupa; engl.) hinweisen.

Montag, 11. November 2024

Der mysteriöse Grenzkaffee

Früher, und damit meine ich: bis in die 2010er Jahre hinein, ist man, wenn man in Dresden oder noch weiter östlich gelebt hat, regelmäßig nach Tschechien – bzw., wie man in Sachsen sagt, "in die Tschechei" oder "zu de Tschechen" – gefahren, um günstig Lebens- und Genussmittel zu kaufen. Besonders beliebt: Zigaretten, gezuckerte Kondensmilch (Piknik!), Bier, Oblaten, Kaffee. Doch gerade Kaffee ist bei unseren Nachbarn inzwischen, wie bei uns, alles andere als billig. In Duty-Free-Shops sowieso nicht: Im Werbeprospekt für einen Grenzladen sah ich einen Kasten, in dem Melitta-Kaffee zu einem "Sonderpreis" angeboten wurde, der vor fünf Jahren noch als unverschämt gegolten hätte.


Das Bemerkenswerteste an dieser Annonce ist allerdings die Sorte. Was bitte ist denn "Melitta Bistro"? Wie ich bestimmt schon einmal festgehalten habe, greife ich sehr oft zu Melitta-Kaffee (der in längst vergangenen goldenen Zeiten auch schon mal für 2,99 € zu haben war), aber etwas namens "Bistro" habe ich noch nie gesehen. Der Hinweis "Nur an der deutschen Grenze" beseitigt den Verdacht, dass es sich um eine für den tschechischen Markt produzierte Spezial-Linie handelt. Auf der Firmen-Homepage findet sich von "Bistro" keine Spur. Wer weiß mehr?

Samstag, 9. November 2024

Wer ich war (plus Entschuldigung)

Als ich im Jahr 2006 ein Online-Tagebuch, vulgo Blog, eröffnete, fand dies keineswegs auf meiner allerersten Homepage statt. Schon davor besaß ich Speicher auf einem jener um die Jahrtausendwende gängigen Gratis-Webhoster, und den füllte ich mit geklauten GIFs, augenpeinigenden Hintergründen, in Paint gezeichneten Comics, selbstgestalteten Buttons, eingescannten Analogfotos und Schülerzeitungstexten. Teile dieses Mülls liegen noch auf meiner Festplatte.






Lachen musste ich über diesen Abschnitt aus der Unterseite "Privates":


Erklärung 1: Dass ich während meiner letzten Schuljahre und auch noch eine Weile danach Sonntagszeitungen verkaufte, habe ich bereits an anderer Stelle erwähnt.

Erklärung 2: "Maximal" war eine Kultsendung auf dem Lokalsender Radio Dresden, der mein Schulfreund D. und ich geradezu religiös huldigten. Jeden Samstag hörten wir sie (separat), und irgendwann beschlossen wir, den Moderator (der inzwischen leider ins weltanschaulich Fragwürdige abgerutscht ist) während einer Aufzeichnung zu besuchen. Dass das möglich war, wussten wir, weil es andere Hörer vor uns schon getan hatten. Was für ein Abenteuer! Wir brachten dem DJ Salat und bekamen im Gegenzug Autogramme und die Gelegenheit, live on air zu grüßen.
Viel später erfuhr ich von einem anderen sehr guten Freund, dass dieser nicht nur ebenfalls "Maximal"-Fan war, sondern jahrelang allwöchentlich in der Sendung angerufen hatte. Die Stimme und sein Name waren mir natürlich bekannt gewesen, doch hätte ich diese Verbindung nie hergestellt, wenn mir der Freund (den ich erst nach dem Abitur über andere Freunde kennenlernte) davon erzählt hätte. Es gäbe dazu noch einiges mehr zu schreiben, doch würde das zu weit führen.

Entschuldigung: Dieser Beitrag steht stellvertretend für alle Beiträge der kommenden zwei Wochen. Ich musste sie voreinstellen, weil mir die Zeit zum Bloggen fehlen wird. Der, nun ja: Gehalt der Posts wird entsprechend kläglich sein; ich habe auf einiges aus meinen diversen Privatarchiven und Giftschränken zurückgegriffen. Ein bisserl was Aktuelles wird's dennoch geben.

Freitag, 8. November 2024

Mittwoch, 6. November 2024

24/11/06

FUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU...

Montag, 4. November 2024

O'g'zupft is!

Manchmal sehe ich Snacks im Supermarkt liegen, zu denen ich einfach nicht nein sagen kann. Als ich das hier sah, musste ich es wie hypnotisiert in den Einkaufskorb packen, davon konnte mich nicht einmal der happige Preis von 2,99 Euro abhalten:


... zumal es sich um den vorletzten Packen handelte! Also, was haben wir hier? Es sind drei einzelne, ohne Kühlung aufzubewahrende Brötchen, in Größe und Aussehen der "Hosentaschen-Pizza" Carazza von Bifi zum Verwechseln ähnlich. Gefüllt sind sie mit veganem Pulled Pork, welches "Paulled Pork" heißt. Der Name bezieht sich auf das auf der Packung zu sehende Testimonial Paul Ripke, seines Zeichens "Fotograf und Content Creator" und "seit August 2023 Markenbotschafter der Rügenwalder Mühle". Über "sein" Produkt sagt dieser: "Ich mag kein Schwein, aber Veganes Paulled Pork, in rauchiger Sauce, das ist LIT!" So steht es auf der Rückseite. Auf der Rügenwalder-Homepage erfahren wir: "Statt Fleisch verwenden wir bei der Rügenwalder Mühle für unseren Veganen Mühlen Snack Paulled Pork Weizen und bei der Herstellung verzichten wir ganz auf Geschmacksverstärker und Verdickungsmittel. Unser Snack ist eine Proteinquelle und reich an ungesättigten Fettsäuren." Das ist schön. Andererseits hat man ja als Lebensmittelhersteller heutzutage verloren, wenn man etwas auf den Markt bringt, das nicht mit "High Protein" angepriesen werden kann.

Das Brot ist leider alles andere als "fluffig", es ist trocken und fad, so, wie ich mir Buns in einer schlechten Burgerbraterei vorstelle. Zum Paulled Pork: Mangels Kenntnis, wie echtes Pulled Pork schmeckt, kann ich zu Konsistenz und Schweineartigkeit des Ersatzprodukts nichts sagen. Für sich genommen ist es eine rauchige, süß-saure Masse, die nicht ohne Reiz ist, aber kaum die erste Wahl für meine Wanderverpflegung wäre. Wie es meine Mittesterin formulierte: "Da kann ich mir auch Barbecue-Sauce auf altbackenes Toast schmieren."

Gut möglich, dass so etwas seine Anhänger findet, von mir gibt es dafür aber nicht mehr als 4/10 Punkten.

Samstag, 2. November 2024

Serientagebuch 10/24

01.10. Person of Interest 3.02
02.10. Futurama 9.10
The Simpsons 36.01
03.10. Andor 1.10
Criminal Record 1.03
07.10. Criminal Record 1.04
The Simpsons 36.02
09.10. Andor 1.11
Andor 1.12
Person of Interest 3.03
11.10. Criminal Record 1.05
12.10. The Red King 1.01
The Red King 1.02
13.10. Criminal Record 1.06
14.10. The Red King 1.03
Fallout 1.01
Person of Interest 3.04
15.10. The Red King 1.04
The Red King 1.05
Criminal Record 1.07
Criminal Record 1.08
17.10. The Red King 1.06
Fallout 1.02
19.10. Family Guy 23.01
21.10. The Simpsons 36.03
Sherwood 2.01
Fallout 1.03
23.10. Sherwood 2.02
24.10. Person of Interest 3.05
25.10. Fallout 1.04
Sherwood 2.03
28.10. Fallout 1.05
29.10. The Simpsons 36.04
Sherwood 2.04
31.10. Fallout 1.06

Wer mein Serientagebuch aufmerksam verfolgt, hat sich bestimmt gefragt, warum ich die achte (bzw., nach alternativer Zählung, elfte) Staffel von Futurama nie besprochen habe, nachdem ich diese im Dezember 2023 durch hatte. Antwort: Als die Animationsserie von Hulu übernommen wurde und somit nach rund zehnjähriger Pause ihre nunmehr dritte Heimat gefunden hatte, wurden die ersten zehn Episoden eine Weile als "Season 8.1" (bzw. 11.1) geführt; ich war also davon ausgegangen, dass die erste Staffel des Reboots insgesamt 20 Folgen umfassen würde, die dann, wie es heute nicht unüblich ist, in zwei chunks ausgestrahlt würden. Nach einer erwarteten Finalfolge 8.20 (bzw. 11.20) hätte ich dann alles en bloc rezensiert.
Puh, genug der langweiligen Vorrede! Kommen wir zum Punkt: "Hulurama" (wie es in jedem Vorspann kurz aufploppt) ist eine rundum gelungene Neuauflage. Ach, was heißt "neu"? Man hat das Gefühl, es sei nie weg gewesen. Es gibt keine Ermüdungserscheinungen, keine unnötigen Veränderungen, die Storylines wirken nie bemüht (und funktionieren am besten, wenn sie etwas Zeitloses erzählen und nicht bloß "Die Simpsons plus 1000 Jahre" sind, i.e. kurrente Popkulturphänomene in die Zukunft projizieren), der Humor sitzt – direkt beim Staffelauftakt kam ich aus dem hearty chuckling kaum raus. Erwartbarer- und verzeihlicherweise gab es den ein oder anderen Hänger, aber von mir aus kann es nächstes Jahr genau so weitergehen!

Wie ich bereits mehrmals andeutete, ist "Rogue One" mein Lieblings-Star-Wars-Film der neuen Ära, und so hoffte ich, dass die Prequel-Serie Andor mich nicht enttäuschen würde. Das tat sie nicht, sondern hat es im Gegenteil in meine Top-3 der Star-Wars-Serien geschafft. Versteht mich nicht falsch: Die filmreifen, geleckten, das Fanherz Salti schlagen lassenden Disney+-Zugpferde "The Mandalorian" und "Obi-Wan Kenobi" waren feinste Unterhaltung, aber "Andor" ist erfrischend, äh, anders. Mit deutlich geringerem Budget produziert, evoziert es mit seinen liebevollen handgemachten Bauten und Kostümen den Geist der Original-Trilogie. Auch die dargestellte retrofuturistische Technik unterfüttert den Nostalgiefaktor. Wie "Rogue One" wirkt alles irgendwie schmutziger, rauer, erwachsener. Hier wie da erfahren wir auf teils schmerzliche Weise, was eine Rebellion überhaupt ausmacht, bedeutet: Das ist kein fröhliches Unterfangen, da werden Gesetze gebrochen, man hintergeht notfalls einander, Menschen kommen zu Tode. In die Figurenentwicklung wird demgemäß viel Zeit und Mühe gesteckt, die Lore wird weiter ausgebaut, und zwar auf angenehm organische Weise.
Eine zweite und abschließende Staffel 2025 ist so gut wie sicher; angeblich sollen darin zwei weitere Charaktere aus "Rogue One" in ihre alten Rollen schlüpfen.

Auch die britische Apple-Serie Criminal Record soll fortgesetzt werden, obschon mir die ersten acht Episoden als runde, in sich geschlossene Geschichte taugten. Bisweilen verliert sich der düstere Polizei-Thriller in entbehrlichen Nebensträngen, doch ist für Suspense und Drama fast durchgehend gesorgt. Zur Glaubwürdigkeit der unbequemen Story tragen die auch als Produzenten tätigen Hauptdarsteller Peter Capaldi und Cush Jumbo bei.

Aus der Feder von Toby Whithouse ("Doctor Who") stammt der Geheimtipp The Red King, ein Closed-Circle-Krimi mit Folk-Horror-Elementen. Eine Jungpolizistin wird auf eine fiktive walisische Insel versetzt, stößt dort auf einen ungeklärten Vermisstenfall, uralte heidnische Kulte und, na klar, eine Mauer des Schweigens. Die Mischung aus Cosy Crime, "Wicker Man"-Grusel, schwer Verdaulichem (Kindesmissbrauch, bipolare Störung) und trockenem Humor geht nicht an allen Stellen auf, insgesamt fühlte ich mich aber prächtig unterhalten.