Freitag, 30. Mai 2014

Ein Pinienapfel am Tag, und ich liege im Sarg

Frühstück: Apfel-Zimt-Müsli. Mittag: Apfeleierkuchen. Nachtisch: 1 Apfel, pur. Ja, ich mag Äpfel, und heute war wieder ein Apfeltag vom Feinsten.

Was ich nicht mag, ist Ananas. Neulich bot mir ein Kollege eine Scheibe Ananas an. "Nein, danke", lehnte ich ab, "dagegen bin ich allergisch." Zwar schwillt mir davon nicht der Kopf auf Riesenananas-Größe an, doch kribbelt es ekelhaft im Mund und die Zunge wird taub. "Hast du denn auch eine Kreuzallergie?", wurde ich gefragt. Ich überlegte kurz und sagte: "Ich bin gegen Latex überempfindlich, aber ich glaube nicht, dass das irgendwas mit meiner Ananas-Abneigung zu tun hat." Hat es aber! Auf der Seite kreuzallergie.com ist für das Allergen Ananas als Kreuzreaktivität an erster Stelle Latex angegeben. Wie faszinierend!

Ich finde, man sollte sich an seinen Spezialempfindlichkeiten erfreuen – sofern sie im Rahmen bleiben, freilich. Gerade diese willkürlich zusammengewürfelten Kreuzallergien machen uns doch zu so herrlich imperfekten Menschen, wie sie der Evolution offenbar gefallen. Und man kann auch ohne Latex und Ananas ein einigermaßen erträgliches Leben führen: Vinylhandschuhe fühlen sich eh angenehmer an, und ein Fruchtcocktail ohne Ananaswürfel ist immer noch albern genug.

Vor ein paar Wochen hatte ich im Übrigen die Befürchtung, ich könne neuerdings auch gegen Gräser und Pollen allergisch sein. Nach einem Spaziergang im Grünen litt ich nämlich unter Niesattacken und Augenjucken, und ich hatte schon gehört, dass man auch in seinen Dreißigern noch völlig neue Allergien ausbilden kann. Doch es blieb bei diesem einen beschwerlichen Tag. Vielleicht war ich ja durch eine Raygraswiese gelaufen; englisches Raygras ist schließlich ein weiteres Kreuzallergen zu Ananas.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Spread the word

Nachdem ich den Supermarkt Penny wegen Schlechtigkeit lange Zeit gemieden hatte, wagte ich im März d.J. mal wieder einen Einkauf ebendort. Und siehe, nicht nur findet man neuerdings mancherlei Ulkiges im Penny, sondern auch überraschend Leckeres. Zum Beispiel "Mein Fest Butterkeks Brotaufstrich".


Das Etikett hält, was es verspricht. "Cremig süß" und keksig schmeckt dieser Frühstücksspaß, den eine Versuchsperson, der ich ihn zum Kosten gab, zwar lediglich mit dem Urteil "Naja" bedachte, der aber kindliche Naschkatzen wie mich in höchstem Maße befriedigt. Extrapunkte gibt es für den kreativen Serviervorschlag:


Vergangene Woche war das Glas geleert, so dass ich dem Penny einen neuerlichen Besuch abstattete, um das Geschwisterprodukt "Kokos-Keks Brotaufstrich" zu erstehen. Testergebnis: nicht ganz so dolle, aber in Ordnung.

Sonntag, 25. Mai 2014

Ein guter Grund, heute das Haus zu verlassen

*hüstel, hüstel*

(Foto: Jan Steffen. Ich kann bei meiner Telefonkamera den Auslösersound nicht deaktivieren und möchte nicht, dass man hört, wie ich in der Wahlkabine Fotos mache.)


Update 26.5.: Danke, danke, danke!!! Ich werde dann ab Dezember regelmäßig aus Belgien bloggen (während der Parlamentssitzungen selbstverständlich).

Freitag, 23. Mai 2014

Große Zahlen, kleine Zahlen

Ich mokiere mich hier oft über lachhaft hohe Zahlen, die uns in den Medien immer wieder kommentarlos um die Ohren gehauen werden. Zur Abwechslung soll es heute um eine überraschend kleine Zahl gehen!

In dem soeben erschienenen Buch "Deep Web - Die dunkle Seite des Internets" wird u.a. die Frage behandelt, wie groß das Internet eigentlich sei. Dabei muss festgehalten werden, dass der Ottonormalsurfer das Internet oft mit dem sichtbaren Teil des Webs, auch "surface web" oder "clear net" genannt, gleichsetzt. Rund 400 mal größer als das uns bekannte Netz, schätzt man, ist allerdings das nicht indexierte, "versteckte" Deep Web. Und jetzt kommt's: Während es das Deep Web auf stattliche 91.850 Terabyte (= 91 Petabyte) bringt, kommt das sichtbare Web laut University of California auf gerade mal 167 Terabyte! Diese Zahlen sind von 2003, wird in dem Buch vermerkt; natürlich kommen jedes Jahr Riesenmengen von Daten hinzu. Aber nehmen wir die 167 Terabyte mal als Rechengrundlage. Würde man das sichtbare Web auf externen 4-TB-Festplatten speichern, bräuchte man nur 42 Stück dafür. Da 4-TB-Platten noch relativ schwer sind (die leichteste, die ich gefunden habe, wiegt 930 g), würde ich empfehlen, 2-TB-Festplatten zu verwenden, z.B. die Western Digital Elements Portable mit 231 g. Man benötigt dann zwar 84 Stück, diese wiegen aber auch nur etwas über 19 Kilogramm! Man könnte mit dem ganzen Internet um die Welt fliegen und müsste noch nicht mal Gebühren für Übergepäck zahlen!

Wenn dieser Text ein Artikel in einer populärwissenschaftlichen Publikumszeitschrift der 1990er Jahre wäre, würde jetzt hier noch stehen, wie viele 3,5"-Disketten man bräuchte, um das "surface web" zu archivieren (es sind 121.605.689; stapelten wir sie zu einem Turm, würde dieser bis in die Thermosphäre ragen). Spannender ist aber die Frage, wie schwer die reine Datenmenge des Internets ist. Ein Vsauce-Video gibt die Antwort: so "schwer" wie das leichtestmögliche Sandkorn. Und da taxiert Vsauce die Datenmenge des (gesamten) Internets schon recht großzügig mit 5 Mio. Terabyte. 

Der überhaupt abonnierenswerte Kanal Vsauce stellt in einer thematisch benachbarten Episode dar, wie viele Dinge es insgesamt gibt. Da wird es dann schon wieder sehr wahnsinnig und hirnschmelzend. Ich kann natürlich nachvollziehen, warum der Mensch alles, was ihn umgibt, irgendwie quantifizieren will, aber oft sprengen solche Versuche meine Vorstellungskraft. Dazu etwas Abschließendes. Ich habe im Rahmen des Studium generale eine Astronomievorlesung besucht, aus der ich eine sehr schöne, ja fast romantische Sache mitgenommen habe: Wir alle enthalten immer noch Teilchen, die aus der Anfangszeit unseres Universums stammen. Und noch trostreicher: Selbst wenn wir schon lange verwest sind, werden unsere Elektronen weiterleben, vielleicht in anderen Lebewesen. Auf diese Weise sind wir alle unsterblich. Das ist vielleicht eine naive Vorstellung und auch ein wenig eklig, aber eklig ist ja auch der größte Teil des Internets.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Hübsche Flaggen untergegangener Staaten: Republic of Maryland


Die Republic of Maryland ist ein Kapitel der überschaubaren US-amerikanischen Kolonisationsgeschichte und hieß auch "Maryland in Liberia", weil sie später Teil ebendieses, soweit ich sehe, einzigen echten afro-amerikanischen Staates (Liberia) wurde. Seine Geschichte beginnt 1834, als erste freigelassene (und frei geborene) afro-amerikanische Sklaven in ein vom US-Staat Maryland gekauftes Gebiet an der Westküste Afrikas rückgeführt werden. Dieses Gebiet lag im heutigen Liberia, welches selbst als eine Art "amerikanische Kolonie" gegründet wurde und seinerseits 1847 unabhängig wurde. Davon unabhängig erklärte sich wiederum die Republic of Maryland per Referendum 1853. Die Staatsgründung erfolgte am 29.5.1954; nur knapp drei Jahre später ging es dann schließlich in Liberia über und existiert seitdem als "Maryland County" mit der Hauptstadt Harper.

Die Flagge gefällt mir, weil sie einfach, aber elegant ausschaut. Schwarz-gelbe Streifen – auf welcher Flagge gibt es dieses Bienenmuster denn sonst noch? Dazu das weiße Kreuz auf dunkelblauem Grund: ein wirklich schöner Kontrast. Die Flagge des Countys Maryland ist auch nicht schlecht (der Leuchtturm!):


(Ich sehe gerade: Die Flaggen fast aller liberianischen Countys sind total ästhetisch, z.B. Rivercess.)

Montag, 19. Mai 2014

Das halbe Tausend ist voll

Dies ist mein 500. Blogeintrag.

Ich präzisiere: Das ist der 500. Eintrag in diesem Blog. Es war nämlich so (Geschichtsstunde incoming, nur für Hardcorefans interessant):
Im Jahr 2006 veröffentlichte ich bei dem Freehoster Funpic.de ein Blog, das ich einfach "Streifzüge durchs Jahr" nannte. Die Blogosphäre war zu dieser Zeit offenbar im Deflatieren begriffen, zumindest vermerkte ich an einer Stelle "Mal ehrlich: Blogs sind doch sowas von zwotausendvier!" Ich weiß gar nicht mehr, was mich konkret zum Bloggen veranlasst hat. Richtiges "Bloggen" war das damals auch nicht – weder technisch noch inhaltlich. Zum einen erstellte ich das Blog nicht mit einer Bloggersoftware, sondern bastelte für jeden Monat ein separates HTML-Dokument, in das ich die Beiträge händisch eintrug und das ich dann mit einem FTP-Programm auf den Server lud. Vom Layout her orientiere ich mich übrigens grob an McSweeney's Internet Tendency. Inhaltlich war das Blog sehr uninspiriert, es war im Grunde nichts als eine Sammlung lustiger und interessanter Links, die ich irgendwo gefunden hatte ("bluephod", "Milkandcookies" und "PointlessWasteOfTime" waren damals meine beliebtesten Anlaufstellen für Netzfundstücke; aus letzterem ist später cracked.com hervorgegangen).

(Der Vorläufer dieses Blogs, anno 2006)

So ging es gut zwei Jahre weiter: Links, Links, Links, nur ganz selten mal eine persönliche Notiz, zum Beispiel über extreme Außentemperaturen, über meine Abneigung gegenüber diversen Liedern oder Getränken, "satirische" Kürzestbeiträge und Blogpausenentschuldigungen ("Ich muss lernen", "Ich war verreist"). Im Wesentlichen betrieb ich das Funpic-Blog für mich selbst. Ich verlinkte es zwar auf meinem StudiVZ-Profil, nahm aber nicht an, dass irgendjemand davon Kenntnis nahm. Hin und wieder sprachen mich aber doch einige Leute aus meinem Freundeskreis auf das Blog an – zum Teil Leute, von denen ich nie erwartet hätte, dass sie das Ding lesen würden (z.B. Mädchen). Ab 2008ff. gab ich mir dann immer mehr Mühe mit meinen Beiträgen und schraubte den Anteil bloßer Surftipps drastisch zurück. 2010 gab es sogar ein graphisches Relaunch.

(Blog-Makeover, inkl. Bildeinbindung und Grammatikfehler)

Aber halt! 2010 existierte auch schon Kybersetzung bzw. dessen direkter Vorgänger! Der erblickte nämlich am 17.2.2009 das Licht der Welt, wovon dieser Post im Funpic-Blog Auskunft gibt:


Ich hatte seinerzeit mein Interesse für Film- und Fernsehsynchronisation entdeckt und wollte das Internet mit spannenden Übersetzungsanalysen beglücken. Dass so etwas ziemlich aufwändig ist, wurde mir erst später klar. Folge: "Translation Spotting" verwahrloste. Irgendwann gefiel mir auch der Name des Blogs nicht mehr. Ich startete am 22.6.2012, ebenfalls auf Blogger / vormals Blogspot, Kybersetzung in seiner jetzigen Form. Die alten Beiträge transferierte ich, was problemlos vonstatten ging, und bloggte nun auch über dies & das. Damit deckten sich die Inhalte von Kybersetzung und dem alten Funpic-Blog im Prinzip, weswegen ich mich am 1. Juli entschloss, beide Blogs zusammenzuführen. "Klassiker" aus dem alten Blog wurden in das neue hineinkopiert (das wird auch in Zukunft gelegentlich passieren; damit sollte auch klar sein, warum es in diesem Blog Postings von vor 2009 gibt, Stichwort Rückdatierung).

 (Ende und Anfang)

Anfang 2014 hat Funpic meinen Account ohne vorige Ankündigung gelöscht. Zum Glück hatte ich alle Dateien bis auf ein paar Bilder an zwei Backup-Orten gespeichert. Mittlerweile bieten die kretinösen Hornochsen sogar Bezahlpakete mit allerlei Schnickschnack wie Werbefreiheit an (wie gesagt, ich hätte dafür bezahlt), aber nun bin ich halt bei Blogger und recht zufrieden damit.

Also: Mein wievielter Blogeintrag ist das nun? Die genaue Zahl könnte ich ermitteln, indem ich alle "recycelten" Texte zähle und diese Zahl von (1234 + 500) abziehe. Aber das ist zu mühsam. Jedenfalls bereue ich nicht, die vergangenen achteinhalb Jahre gebloggt zu haben, freue mich über die stetig steigenden Zugriffszahlen, bedanke ich mich bei allen, die hin und wieder hier vorbeischauen, verspreche, dass es in Zukunft nicht ausschließlich um Lebensmittel und Medien gehen wird, und präsentiere an dieser Stelle meine zehn Lieblingsbeiträge:

Ein Foto und seine Geschichte (4.12.2013)
Der Storch und die Bisamratte (22.8.2012)
Die klügsten Bauern. Ein politischer Kommentar (15.5.2013)
Rage against the Pfandmachine (a.k.a. The onion incident) (15.7.2013)
Wir müssen leider drinnen bleiben. Ein sozialkritischer "Sketch" (16.11.2013)
Außergewöhnliche Printprodukte: Der Tintling (30.7.2012)
Ein Milchmischerzeugnis und seine Geschichte (1.6.2013)
Sternstunden der Werbelyrik (14.3.2014)
Pfeffer, Peperoni & co. (8.3.2009)
Eine Tür, drei Geschichten (18.10.2013)

Samstag, 17. Mai 2014

Ungeheuerliche Behauptungen (Folge 10.000)

Vor genau drei Jahren schrieb ich:

>>In der Rubrik "Unnützes Wissen" der aktuellen Neon ist zu erfahren, dass der durchschnittliche Europäer 10.000 Dinge besitzt. Auch die Süddeutsche hat dies vor kurzem behauptet. Woher diese absurde und erstaunlich gerade Zahl kommt, weiß nicht einmal Google. Eine wissenschaftliche Grundlage scheint es jedenfalls nicht zu geben. Was genau ist überhaupt ein "Ding"? Zählt jeder Trinkhalm, jeder Spaghetto dazu? (Die Einzahl von Spaghetti wollte ich schon immer mal benutzen!) Nimmt man von einem technischen Gerät das Netzteil ab, sind es dann zwei Dinge? Bildet ein Sockenpaar ein einziges Ding? Fließt ein Flaschendeckel in die Zählung ein? Und zählt die Flasche als Besitztum, obwohl man sie möglicherweise in ein paar Wochen geleert wegwirft oder in den Getränkemarkt zurückbringt?
Wie man's dreht: Die Zahl Zehntausend scheint mir viel zu hoch gegriffen. Ich werde demnächst eine Inventur meiner eigenen Dinge vornehmen, und dann werden wir ja sehen!!!<<

Die Privatinventur habe ich immer noch nicht vorgenommen, aber womöglich bedeutet die Zehntausend einfach nur nichts bzw. alles. Im Daoismus sind die "zehntausend Dinge" nämlich synonym mit der Gesamtheit aller Dinge:

Der Weg (Dao) schuf die Einheit,
Einheit schuf Zweiheit,
Zweiheit schuf Dreiheit,
Dreiheit schuf die zehntausend Wesen.
(Daodejing, Kap. 42)

Donnerstag, 15. Mai 2014

Me güsta


Nach den zwei eher unbefriedigenden zuletzt getesteten Sorten hat mich "Himbeer & weiße Schokolade Mousse" wieder mit GÜ versöhnt: Die locker geschlagene käsig-rahmige Creme aus weißer Schokolade harmoniert prächtig mit dem leicht säuerlichen Himbeerkompott (wow, ich klinge schon wie ein professioneller Werbetexter). Wenn ich nur eine Sache monieren müsste, dann, dass eine Knusperkomponente fehlt; aber das wäre Jammern auf höchstem Schlemmerniveau. Die spannende Frage lautet nun: Ist diese Fruchtpüree-Sahne-Komposition dem New York Cheesecake ebenbürtig? Abermalige Antwort: nope. Bleiben Sie dran!

Zuvor:
Teil 1
Teil 2

Dienstag, 13. Mai 2014

Kurzer Abreißkalenderwitzerklärungsnachtrag

Zu dem seltsamen Zaunstreich-"Witz", den ich kürzlich hier rein- und der Interpretation anheim stellte, erreichten mich dann zwar nur zwei, aber immerhin mehr als null Reaktionen, nämlich in Form von Kommentaren: 

1.) "Das ist ganz klar eine Spitze gegen die gutbürgerliche Gewohnheit sich auch ohne Not/Grund arbeitsam zu beschäftigen. Der gute Mann könnte an diesem herrlichen Tag ja auch frei wie ein Vogel (vgl. Vögel) durch die Natur spazieren. Macht er aber nicht, der Trottel. Tja, dazu fällt auch dem besten Polemiker nichts mehr ein. Deswegen: Ohne Worte." (anonym) 
2.) "ich weiss es: der mann streicht ja von rechts nach links, andernfalls liefe er gefahr, seine kleidung mit frischer, noch nicht getrockneter farbe einzusauen. folgt: er malt einen schoenen, neuen zaun zu einem alten, verschrammten um. ausserdem tut er dies von unten nach oben, das ist dann doppelt und somit doppelt lustig." (schroeder)

Erklärung #2 gefällt mir ganz gut. 

Samstag, 10. Mai 2014

Torsten testet Superfood

In einem Lebensmittelforum stieß ich auf eine Frühstücksanregung, in der u.a. von Chiasamen die Rede war. Als gesund, schmackhaft und hochenergetisch wurden die Dinger angepriesen, also machte ich mich gleich auf die Suche danach. Im Zusammenhang mit den Samen, die eigentlich Klausen der Salbeiart Salvia hispanica sind, las ich immer wieder den Begriff "Superfood", der mir gar nichts sagte, mich aber sofort faszinierte.

"Superfood is a marketing term used to describe foods with supposed health benefits. The term is not in common use by dietitians and nutrition scientists, many of whom dispute that particular foodstuffs have the health benefits often claimed by advocates of particular superfoods." So ernüchternd beginnt bereits der englischsprachige Wikipedia-Artikel.

Nun gut, auch wenn manche Testberichte ein wenig fantastisch tönen (schon die alten Inkas, Mayas und Azteken sollen sich mit täglich zwei Löffeln davon zu Superkriegern gedopt haben) – ungesund sind Chiasamen keineswegs, sondern reich an Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und Protein. Die Tatsache, dass drei Ernährungsinsider, die ich danach fragte, noch nie von Chiasamen gehört hatten, beflügelte mich zusätzlich, gleich einen ganzen Sack davon bei einem Amazon-Händler zu bestellen. (Tipp: Im Biomarkt kostet das Kilogramm bis zu 50,- €, während man bei manchen Online-Anbietern unter 20,- € zahlt.)

Dazu orderte ich gleich noch ein Kilo Gojibeeren, weil diese unter dem Vorschlag "Wird oft zusammen gekauft" auftauchten. Was sind nun wieder Gojibeeren? Antwort: die Früchte des Gewöhnlichen oder Gemeinen Bocksdorns, einem Nachtschattengewächs, das auch unter den coolen Namen Gemeiner Teufelszwirn, Hexenzwirn und Chinesische Wolfsbeere bekannt ist.


Beide Lebensmittel soll man nur in auf den Packungen angegebenen Höchstdosen einnehmen (15 g Samen resp. 30 Beeren). Der Klassiker ist, die Teilchen unters Müsli zu mischen, doch ich fürchtete, dass sie in dem ohnehin knusprig-fruchtigen Gemisch "untergehen" würden. Also rührte ich sie in einen Quark-Joghurt-Mix, den ich mit Preiselbeeren und Bananenscheiben anreicherte. Ergebnis: Mjamm! Die Gojibeeren schmecken viiiiel besser als z.B. Cranberrys, wobei ich nicht wüsste, wie ich den Geschmack umreißen sollte außer mit "vollmundig-beerig-rosinig, nicht zu süß, nicht zu sauer". Schwierig sind auch die Chiasamen zu beschreiben: kross-nussig halt, jedenfalls unaufdringlich. Das Schöne ist ja, dass man sie vielseitig verwenden kann, etwa als sättigende Salat- oder Shake-Zutat. In etwas Wasser oder (Soja-)Milch eingelegt, ergeben sie sogar eine Art Pudding.

Ob das Superfood längerfristig meine Leistung zu steigern vermag, wird sich zeigen. Aber hey, ich habe immerhin gerade SO VIEL TEXT FÜRS INTERNET GESCHRIEBEN!

Freitag, 9. Mai 2014

Das Leben als Seifenoper

Ich habe festgestellt, dass mich die sieben menschlichen Basisemotionen mittlerweile am ehesten im eigenen Badezimmer überkommen: Freude, wenn die elektrische Zahnbürste gerade zur rechten Zeit vollständig geladen ist; Wut, wenn ich merke, dass ich vergessen habe, die Zahnbürste zu laden; Überraschung, wenn ich auf einem Kosmetikartikel einen komischen Aufdruck entdecke; Traurigkeit und Ekel, wenn ich in den Spiegel schaue; Furcht, wenn ich eine Paketsendung erwarte und unter der Dusche stehe; Verachtung, wenn aus dem Nachbarhaus der Gestank von gebratenem Speck-Zwiebel-Müll durch das angekippte Fenster zieht. 
Tja, andere gehen zum Lachen in den Keller oder zum Laichen in den Gartenteich.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Alter Falter

Neulich grübelte es so vor mich hin in meinem Hirnkastl und es manifestierte sich der folgende Gedanke. Von deutschen Verben kann man mithilfe der Endung -er Substantive bilden, die bedeuten "jemand, der Verb x macht". Beispiel: sprechen --> Sprecher. Solche Ableitungen heißen Nomen agentis. Nun fragte ich mich: Warum existieren Nomina agentis mit Umlaut neben solchen ohne Umlaut (sofern Umlautung möglich ist)? Also: Warum wird z.B. a manchmal zu ä umgelautet und manchmal nicht? Warum gibt es Jäger, Schläger, Schläfer, Räuber und Säufer, aber Raser, Raucher, Taucher, Walter und Frager? Meine erste Vermutung: Es hängt von dem Konsonanten ab, der dem umlautbaren Basisvokal folgt. Aber schon nach kurzem Vergleich wurde klar: Eine Regel lässt sich nicht erkennen. Aus backen wird Bäcker, aber aus packen wird Packer. Auch gibt es sowohl den Kläger wie auch den Frager.

Ich konsultierte die "Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache" von Fleischer/Barz – ein germanistisches Standardwerk, von dem ich eine eindeutige Antwort erwartete. Was lese ich dort auf Seite 201 der 4. Auflage? "Das Suffix wird aus lat. -ārius hergeleitet [...], woraus sich der Umlaut der Derivationsbasis erklärt." ("Derivationsbasis" = das zugrunde liegende Verb) "Der Umlaut ist jedoch schon in alter Zeit – in Abhängigkeit von umlauthemmenden Folgekonsonanten und in regionaler Differenzierung – nicht konsequent eingetreten und durch spätere umlautlose Neubildungen sind die Verhältnisse weiter kompliziert worden. Verallgemeinerbare Umlautregeln lassen sich heute daher nicht aufstellen." Das hat mich als Verfechter der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze natürlich getroffen wie ein Schlag in die Magengrube. Aber nehmen wir mal drei Punkte aus dem Zitat unter die Lupe. 

1. Mit meiner Annahme der Abhängigkeit des umzulautenden Vokals vom folgenden Laut lag ich nicht falsch: Es gibt tatsächlich "umlauthemmende Folgekonsonanten", zu denen -ch- (/x/) zu gehören scheint. Rauchen, tauchen, machen usw. ergeben allesamt Nomina agentis ohne Umlaut: Raucher, Taucher, Macher. Aber was bewirkt z.B. ein -f-, das ja derselben Artikulationsart angehört? Da geht's wieder wild durcheinander: Raufer vs. Käufer, Strafer vs. Schläfer (nun gut, Raufer und Strafer sind nicht sehr geläufige Wörter. Hmmmm ...). Band 43 ("Das Adjektiv") der IDS-Reihe "Sprache der Gegenwart" erklärt, wenn auch in anderem Zusammenhang: "Auch die Konsonantenverbindungen l + Konsonant, r + Konsonant, n + Konsonant erschweren den Umlaut des vorangehenden Basisvokals weitgehend", wogegen allerdings die Bildung Mörder spricht. Seufz.
2. "regionale Differenzierung": Umlautbezogene Schwankungen kennt man vor allem aus dem süddeutschen Raum, man denke an "er frägt" oder "er schlagt". Fleischer/Barz liefern auch Belege aus der Literatur: "Rauber (Gryphius), Abläder (Goethe), Täucher (J. Paul)". Das verkompliziert die Sache in der Tat.
3. "spätere umlautlose Neubildungen": Ich kann es auf die Schnelle nicht beweisen, aber ich habe das Gefühl, dass neuere Bildungen eher auf Umlaute verzichten. Ist der Beruf des Packers (oder wenigstens dessen Benennung) jünger als der des Bäckers? Das Grimmsche Wörterbuch kennt beide. 

Frisch ans Werk, junge Forscherinnen und Forscher: Schließt diese sprachwissenschaftliche Lücke! Findet "verallgemeinerbare Umlautregeln"! Entdeckt Muster! Lest! Schreibt! Helft!

UPDATE: Kurz vor dem Posten dieses Eintrags bin ich bei Google Books auf die Monographie "Abgeleitete Personenbezeichnungen im Deutschen und Englischen: kontrastive Wortbildungsanalysen im Rahmen des Minimalistischen Programms und unter Berücksichtigung sprachhistorischer Aspekte" von Heike Baeskow gestoßen. Darin scheint das Rätsel gelöst zu werden; es geht u.a. um mysteriöse "freischwebende Merkmale [- hint]", um Positionen und Akzente. Leider fehlen in der Google-Ansicht zwei entscheidende Seiten, und da ich mir nicht extra das Printexemplar für 180 € kaufen möchte, werde ich mir das Packer-Bäcker-Phänomen wohl nie gänzlich erschließen können.

Sonntag, 4. Mai 2014

Die etwas anspruchsvollere Rezeptidee


(Die Packung, auf der dieser Rezept-Tipp aufgedruckt war, enthielt Drillinge. Ich hatte Bock auf Kartoffeln, was ungefähr einmal im Jahr vorkommt, und kaufte mir bei Rewe ebenjenes Produkt. Dessen Vorteil ist, dass die Kartoffeln schon geschält sind, sein Nachteil: Sie schmecken nicht besonders gut. Ich habe dann übrigens Mais und selbstgemachten Kräuterquark dazu gegessen.)

Samstag, 3. Mai 2014

Traumprotokoll: Techniktagebuch

Zum ersten Mal träume ich vom Techniktagebuch.

In diesem Traum beschließen wir Autoren und Autorinnen, das Techniktagebuch auszudrucken. Es ist allerdings nur an einem einzigen Ort auf der Welt möglich, Dinge aus dem Internet auszudrucken, nämlich irgendwo in Estland. Mit dem Auto fahren wir dorthin. Das estnische Spezialdruckbüro unterscheidet sich kaum von einem ganz gewöhnlichen Copyshop. Nachdem wir die Tagebuchdruckseiten entgegengenommen und verstaut haben, beauftragt mich Kathrin Passig damit, ein Tetrapak Milch für sie zu besorgen. Damit ich weiß, wie so etwas aussieht, holt sie aus dem Kofferraum einen leeren Milchkarton und gibt ihn mir mit auf den Weg.

(Cross-posting vom TT)

Freitag, 2. Mai 2014

O rätselhafte Schweiz!

Mal wieder ein Blick zum Nachbarn:


Zuvor auf blick.ch:
"Sind Büsi auf Ski wirklich Service public?" (Feb. 2014)
"SVP-Initiative - Tell bodigt für die Wirtschaft Zottel" (Jan. 2014)
"Vier Nager vermisst. Natalie trauert um entführte Meersäuli" (Juni 2013)
"Selbstunfall auf der Schwägalp - Töfffahrerin musste mit der Rega ins Spital" (Mai 2013)