Freitag, 23. Mai 2014

Große Zahlen, kleine Zahlen

Ich mokiere mich hier oft über lachhaft hohe Zahlen, die uns in den Medien immer wieder kommentarlos um die Ohren gehauen werden. Zur Abwechslung soll es heute um eine überraschend kleine Zahl gehen!

In dem soeben erschienenen Buch "Deep Web - Die dunkle Seite des Internets" wird u.a. die Frage behandelt, wie groß das Internet eigentlich sei. Dabei muss festgehalten werden, dass der Ottonormalsurfer das Internet oft mit dem sichtbaren Teil des Webs, auch "surface web" oder "clear net" genannt, gleichsetzt. Rund 400 mal größer als das uns bekannte Netz, schätzt man, ist allerdings das nicht indexierte, "versteckte" Deep Web. Und jetzt kommt's: Während es das Deep Web auf stattliche 91.850 Terabyte (= 91 Petabyte) bringt, kommt das sichtbare Web laut University of California auf gerade mal 167 Terabyte! Diese Zahlen sind von 2003, wird in dem Buch vermerkt; natürlich kommen jedes Jahr Riesenmengen von Daten hinzu. Aber nehmen wir die 167 Terabyte mal als Rechengrundlage. Würde man das sichtbare Web auf externen 4-TB-Festplatten speichern, bräuchte man nur 42 Stück dafür. Da 4-TB-Platten noch relativ schwer sind (die leichteste, die ich gefunden habe, wiegt 930 g), würde ich empfehlen, 2-TB-Festplatten zu verwenden, z.B. die Western Digital Elements Portable mit 231 g. Man benötigt dann zwar 84 Stück, diese wiegen aber auch nur etwas über 19 Kilogramm! Man könnte mit dem ganzen Internet um die Welt fliegen und müsste noch nicht mal Gebühren für Übergepäck zahlen!

Wenn dieser Text ein Artikel in einer populärwissenschaftlichen Publikumszeitschrift der 1990er Jahre wäre, würde jetzt hier noch stehen, wie viele 3,5"-Disketten man bräuchte, um das "surface web" zu archivieren (es sind 121.605.689; stapelten wir sie zu einem Turm, würde dieser bis in die Thermosphäre ragen). Spannender ist aber die Frage, wie schwer die reine Datenmenge des Internets ist. Ein Vsauce-Video gibt die Antwort: so "schwer" wie das leichtestmögliche Sandkorn. Und da taxiert Vsauce die Datenmenge des (gesamten) Internets schon recht großzügig mit 5 Mio. Terabyte. 

Der überhaupt abonnierenswerte Kanal Vsauce stellt in einer thematisch benachbarten Episode dar, wie viele Dinge es insgesamt gibt. Da wird es dann schon wieder sehr wahnsinnig und hirnschmelzend. Ich kann natürlich nachvollziehen, warum der Mensch alles, was ihn umgibt, irgendwie quantifizieren will, aber oft sprengen solche Versuche meine Vorstellungskraft. Dazu etwas Abschließendes. Ich habe im Rahmen des Studium generale eine Astronomievorlesung besucht, aus der ich eine sehr schöne, ja fast romantische Sache mitgenommen habe: Wir alle enthalten immer noch Teilchen, die aus der Anfangszeit unseres Universums stammen. Und noch trostreicher: Selbst wenn wir schon lange verwest sind, werden unsere Elektronen weiterleben, vielleicht in anderen Lebewesen. Auf diese Weise sind wir alle unsterblich. Das ist vielleicht eine naive Vorstellung und auch ein wenig eklig, aber eklig ist ja auch der größte Teil des Internets.

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