Freitag, 30. März 2018

Bye-bye, Digg Reader! Welcome, Feedly!


"Gibt es ein Leben nach dem Google Reader?", fragte ich im Mai vor fünf Jahren, bevor ich den Digg Reader entdeckte, der mir von Juli 2013 bis zum 26.3.2018, dem Tag seiner endgültigen und erst kurz vorher angekündigten Einstellung, treue Dienste erwies. Diesmal ist der Wechsel zu einem neuen RSS-Reader zum Glück rasch und einfach abgelaufen, nämlich zu Feedly. Damals lediglich als Firefox-Extension zu haben, kann dieser Reader inzwischen als ganz normale Seite im Browser aufgerufen werden. Man meldet sich ganz simpel über sein bestehendes Google-, Facebook- oder Twitterprofil oder ein eigens erstelltes Feedly-Konto an. Der OPML-Import ist ein Kinderspiel, die Anordnung der Blogbeiträge legt man je nach Gusto fest ("Popular", "Latest" ...), bei der Ansicht hat man die Wahl zwischen "Title-Only View" (selbsterklärend), "Magazine View" (Titel + Teaser + Bild), "Cards View" (selbe Elemente, aber in "Kachel"-Darstellung, schaut gut aus) und "Article View" (meine Präferenz). Zudem gibt es eine für Redaktionen etc. sicher reizvolle "Share with teammates"-Option.

Damit ist Feedly sogar noch ein bisschen komfortabler als der gute, alte Digg. Hätte ich keine Alternative gefunden, wäre ich vermutlich dazu übergegangen, die von mir verfolgten Seiten einmal am Tag direkt aufzurufen. Der Grund: Die Zahl der Blogs ist mittlerweile nochmals geschrumpft. Mit Wehmut denke ich an all die ehemals so Produktiven, die im Laufe der Zeit aufgegeben haben: das Sprachlog, "USA erklärt", das Fernsehblog, Lupino, Britcoms.de – und was ist eigentlich mit Nerdcore los?! Irgendwann bin ich der last man standing, ich sag's euch ...

Montag, 26. März 2018

Der große Eisenbahnbetrug

Das goldene Zeitalter, in dem regelmäßig bewaffnete Männer ohne Gewissen, aber mit einem zum Dreieck gefalteten Stofftuch vorm Munde wagemutig dampfbetriebene Züge bestiegen, um die Passagiere um ihre Habseligkeiten zu erleichtern, sind gottlob vorbei. Ich habe allerdings schon erlebt, wie ein ICE, in dem ich saß, außerplanmäßig anhielt, um eine Einheit Polizisten zusteigen zu lassen, die wenig später drei flüchtige Verbrecher abführte. Das ruchloseste Monster, das sich je in der Nähe meines Sitzplatzes aufgehalten hat, wurde indes in einer Regionalbahn aufgegriffen und an Ort und Stelle zurechtgewiesen – ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte, kann ich gar nicht sagen, da die Person von einer couragierten Schaffnerin temporär mundtot gemacht wurde: "Sie haben ein Ticket mit Rabatt gelöst, obwohl Sie keine Bahncard haben", brüllte jene, und nach einem kleinlauten Rechtfertigungsversuch der/des Gestellten weiter: "Egal, ob Ihr Freund das gebucht hat und eine Bahncard besitzt. Sie haben sich eine Leistung erschlichen, das ist eine STRAFTAT. Ich könnte Sie direkt aus dem Wagen werfen!" Nach einer Weile schließlich: "Ich lasse Sie ausnahmsweise weiterfahren. Aber Sie dürfen das NIE WIEDER machen, versprechen Sie mir das!" Kurz nach Ende des Schauspiels sagte ein anderer Fahrgast zu der resoluten Zugbegleiterin "Das war aber nett von Ihnen", und ich weiß bis heute nicht, ob das ernst oder sarkastisch gemeint war.

Samstag, 24. März 2018

Im Snack-Check: Kettle Bites Maple Barbecue

Seien wir ehrlich: Das Beste am Barbecue sind die Soßen, in Sonderheit die modernen Kreationen jenseits von Curryketchup und Zazikitunke, solche, die noch jeden verschmorten Grillgutklumpen gustatorisch aufwerten. Dass es selbst in deutschen 08/15-Supermärkten eine taumeln machende Auswahl verschiedenster BBQ-Saucen gibt, ist eine der glänzendsten Annehmlichkeiten unseres Jahrzehnts. Chips mit entsprechendem Flavour sind so eine Sache. Rauchiges Aroma schön und gut, aber wenn der Nachgeschmack – ihr wisst: eines meiner Hauptkriterien bei Knabberwerk – noch bis nach dem Zähneputzen anhält, bin ich erst mal "bedient".


Um es vorwegzunehmen: Auch die hier getesteten Chips hallen noch eine gute Weile nach, allerdings nicht so stark wie ähnliche Produkte. Die relativ hochwertigen und -preisigen Kesselchips der Marke Kettle mag ich grundsätzlich sehr, auch wenn ich das britische Konkurrenzsortiment von Tyrrell's ein wenig lieber esse. Seit kurzem gibt es nun sogenannte Bites, die vor allem damit angepriesen werden, nur 95 Kalorien pro Portion zu enthalten. (Eine Portion ist mit 22 Gramm festgesetzt, haha! Selbstverständlich habe ich die gesamte Tüte, also das Vierfache, auf einmal verputzt. Ob 380 Kalorien viel oder wenig sind, kann ich nicht sagen.) 

Die Maple Barbecue Wholegrain Waves sind, wie der Name schon sagt, wellenförmig, enthalten Ahornsirup und bestehen zum größten Teil (32%) aus Weizenvollkornmehl (hinzu kommen je 15% Mais- und Reismehl sowie 4% Hafermehl und eine unbestimmte Menge Gerstenmalzmehl). Soweit ich sehen kann, sind keine tierischen Erzeugnisse verarbeitet worden. Hinsichtlich der Würze erschmecken wir Oregano, Kreuzkümmel, Knoblauch und Paprika. Der Gesamteindruck ist überwiegend positiv. Zu meiner Nummer 1 wird dieses Knuspergebäck jedoch nicht avancieren. 7/10 Punkte.

Donnerstag, 22. März 2018

Videospieltipp: Life is Strange - Before the Storm

Nach dem überwältigenden Erfolg des ersten Teils lag es nahe, dem hochgelobten "Life is Strange" eine Fortsetzung zu spendieren. Von mir aus hätte es das nicht gebraucht, denn ich finde, einen grandiosen Genremeilenstein kann man auch mal für sich stehen lassen, zumal der Sechsteiler um die jugendliche Zeitmanipulatorin Max Caulfield schön abgeschlossen worden und überhaupt eine runde Sache war. Ein Sequel ist es denn auch nicht geworden, sondern ein Prequel, in welchem wir auch nicht Max, sondern ihre uns bereits bekannte Freundin Chloe spielen. Auf übernatürliche Elemente verzichtet Deck Nine diesmal. Alternatives Vorgehen und der Schmetterlingseffekt spielen dennoch eine Rolle, viele unserer Handlungen haben mehr oder weniger starke Konsequenzen. Das fehlende Uhrenzurückdreh-Feature ersetzen demzufolge vor allem Dialoge, die an wichtigen Plotpoints um eine Art Minigame erweitert werden (wir nutzen vorher gewonnenes Wissen über Schwachstellen unserer Gesprächspartner/-innen, um diese zu unseren Gunsten zu beeinflussen, und müssen dazu rasch auf die passende Antwortoption klicken). Wie zu erwarten, wird unsere Heldin ganz am Ende von "Before the Storm" vor die ultimative Entscheidung gestellt – die mir sogar noch schwieriger erschien als die am Ende des Vorgängers, wo mir die Wahl relativ leicht gefallen war. (Dass nicht nur ich dieses finale Dilemma krass fand, zeigt die Statistik nach dem Abspann: Etwa genauso viele Spieler haben sich für das eine mögliche Ende entschieden wie für das andere.) 
Hat sich das Entwicklerstudio mit der "Fortsetzung" einen Gefallen getan? Nun, ein Reinfall war das Abenteuerdrama auf keinen Fall. Die Charakterzeichnung ist abermals hervorragend, der Soundtrack mitreißend, die Achievements machen Spaß, und die Spielzeit geht in Ordnung (ich habe für die drei Episoden knapp zwölf Stunden gebraucht). Ein paar mehr Tearjerker-Momente sowie richtige Rätsel hätte ich mir trotzdem gewünscht, und generell fehlt einfach der "Zauber" von "Life is Strange 1".


Sonntag, 18. März 2018

Die drei Schriftzeichen und das verschwundene e

Zu den zahllosen Unzulänglichkeiten der alten Rechtschreibung gehörte die – rein ästhetisch motivierte – Regel, bei Aufeinanderfolgen von drei gleichen Konsonanten in Wortzusammensetzungen einen der Buchstaben zu streichen. Statt Brennnessel schrieb man also Brennessel, statt Schifffahrt Schiffahrt usw. Konsonantentripel waren nur dann erlaubt, wenn nach dem dritten ein weiterer Konsonant folgte, z.B. in Wetttrinken.

Wie verhielt es sich beim Zusammentreffen von drei gleichen Vokalen? Anders als man denken könnte, waren Schreibungen wie Teei oder Schneesser nicht korrekt; der Duden forderte die Kenntlichmachung aller Buchstaben nebst Setzung eines Bindestrichs: Tee-Ei, Schnee-Esser. Diese Formen sind auch heute die empfohlenen Schreibungen, auch wenn Seeelefant & Co. möglich sind. Eine spaßige Aufgabe wäre es, ein Wort mit drei -u- hintereinander zu finden. Substantive auf -ee gibt es, wie eben gesehen, einige, mit 3xo wären zumindest Komposita mit Zoo- denkbar (Zooonkel, Zooorganisation), mit -i- gibt es natürlich die Hawaiiinsel(n), und mit drei -a- kann man sich mit etwas Mühe und Wortspielfreude einen Aaangler vorstellen ("Aa. Substantiv, feminin - Name europäischer Flüsse und Bäche", Duden).

Ein ungeschriebenes, d.h. im amtlichen Rechtschreibwerk nicht vorgesehenes Gesetz ist mir neulich beim Biertrinken aufgefallen. Die Vokaltilgung ist zwar bei Zusammensetzungen verboten, nicht jedoch bei Wortbildungen mit dem Ableitungssuffix -er! Im Gegenteil, dort scheint das Elidieren eines -e- das einzig Zulässige zu sein. Das Bier vom Tegernsee heißt eben nicht "Tegernseeer", sondern "Tegernseer". Genauso verhält es sich beim "Chiemseer" (was allerdings gar nicht am Chiemsee, sondern in Rosenheim gebraut wird, weswegen vor einigen Jahren sogar eine Anpassung der Etiketten gerichtlich verordnet wurde). Auch das City-Magazin der Brandenburgischen Ortschaft Falkensee nennt sich Falkenseer Stadtjournal. Nota bene: Die vielen Googletreffer für "Tegernseeer" in nicht-offiziellen Dokumenten legen den Verdacht nahe, dass viele Deutschsprechende das Tripelvokalverbot intuitiv beherzigen. (Für "Chiemseeer" und "Falkenseeer" fällt die Zahl der Suchmaschinen-Ergebnisse interessanterweise überraschend niedrig aus.)

Beenden möchte ich diesen eher trockenen Beitrag, indem ich noch einmal auf das flüssige Gold zurückkomme. Ich trinke gerne mal ein Bayerisches Helles und dachte – Saupreiß, der ich quasi bin – bis vor kurzem noch: "Kennste eins, kennste alle". Zwischen den beiden "See"-Bieren herrscht allerdings ein gewaltiger Unterschied: Während ich das "Tegernseer Hell" als "süffig" zu preisen bereit bin, ist mir das "Chiemseer" dann doch zu untergärig. Das ist doch Wasser mit Biergeschmack! (Nicht böse gemeint.)

Donnerstag, 15. März 2018

Torsten testet Nachahmerprodukte: Cheesecake New York Style

(Rubrik auf vieleinfachen Wunsch und mit neuem Namen wieder da!)

Rewe hat in seinem "Feine Welt"-Segment einen Snack, der an die New York Cheesecakes im Glas von erinnert: den Cheesecake New York Style. Auch er kommt im Glas daher, allerdings nicht im Doppelpack, sondern einzeln, zu einem Preis von 1,69 € für 80 Gramm, womit er kaum billiger ist als das Markenprodukt. Inhaltlich gibt es wenige Unterschiede, der auffälligste ist, dass hier die Frischkäsezubereitungs-Schicht 44% einnimmt, wogegen GÜ sich mit 32% begnügt (zudem ist dort von "Vollfett-Frischkäse" die Rede). Das ist letztlich Geschmackssache: Mag man eher mehr oder weniger Frischkäse in seinem Cheesecake? Der Kekskrümel-Anteil (bei GÜ: Spekulatius) fällt mit 23% um einen Prozentpunkt geringer aus. Der Anteil Bourbon-Vanille-Extrakt liegt hier wie da bei 0,7%. Ansonsten liefert die Zutatenliste keine nennenswerten Besonderheiten. Mir kam der getestete Cheesecake etwas "herzhafter" vor, trotzdem "dessertig"; er ist vollmundig, lässt sich gut löffeln und macht Lust auf mehr.

Wertung: 8/10


Dienstag, 13. März 2018

Hörgeräte an!

Wenn alte Paare sich nach vielen Jahr(zehnt)en des Zusammenlebens noch unterhalten und ich davon Zeuge werde, stimmt mich das positiv. Neulich saß ich in einem Wartezimmer und konnte zwei wahrhaft greise Ehepartner dabei erleben, wie sie gemeinsam die dort ausliegenden Magazine durchschmökerten und kommentierten – statt sich anzuschweigen oder einander zu beschimpfen. Der Herr Senior hatte zwar stets ein bisschen mehr mitzuteilen als seine Gemahlin, tat dies aber ohne zu erwartendes Mansplaining oder giftige Zurechtweisungen. "Ah, hier, der hat doch jetzt den Oscar gewonnen: Gary Oldman." - "Kenn ich nicht." - "Der hat Winston Churchill gespielt." [...] "Unser neuer Innenminister, der Bazi!" - "Der Seehofer? Packt der das denn noch? Der ist doch auch schon 80, oder?" - "Achtzig glaub ich nicht, aber mindestens 70!" (Er ist 68.) Und so weiter. Verständlicherweise in leicht erhöhter Lautstärke. Irgendwie süß.

Sonntag, 11. März 2018

Endlich wieder ein Aufstrich-Tipp!

Empfehlen möchte ich heute den neuen, womöglich limitierten "Fruchtaufstrich" (das Wort "Konfitüre" oder "Marmelade" taucht auf dem Glas nicht auf) von Schwartau: Samt Hollywood Raspberry Popcorn Style. Ja, ganz recht: kernloses, stückchenfreies Himbeermus mit Popcorngeschmack – eine liebenswert alberne Kreation von himmlischer Leckernis! Da in der Zutatenliste lediglich Himbeeren (45% Fruchtgehalt), Zucker, Wasser, Pektin, Citronensäue und "natürliches Aroma" aufgelistet ist, gehe ich davon aus, dass mit letzterem das Popcornaroma gemeint ist. Aber wie genau wurde bei der Herstellung verfahren? Hat man den Dunst aus einer Popcornmaschine in das Pürierbecken geleitet? Hochgradig mystisch.


Mittwoch, 7. März 2018

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme (Dez. '17 - Jan. '18)

Nerve
Es war die dröge Zeit "zwischen den Jahren", und irgendetwas wollte weggeguckt werden. "Nerve", auf Amazon Prime verfügbar, klang dann gar nicht so schlecht, ein Thriller über ein gefährliches Handygame, in der Hauptrolle Emma Roberts. Vor allem die Userbewertungen machten Lust, allein: Viele der Fünf-Sterne-Wertungen waren bzw. sind, wie mir erst beim späteren Lesen klar wurde, ganz offensichtlich gekauft! Kein Mensch von gesundem Verstand kann doch über diesen albernen, moralinsauren Kinderquatsch Sätze schreiben wie "Richtig spannend und die Schauspieler sind toll. Würde mich über einen 2 Teil freuen. Sehr sehenswerter Film und sogar manchmal lustig" oder "Dieser Film ist einfach nur übelst geil und das beste ist es ist ein Action Film und eine Liebesgeschichte in einem" oder "Einer den besten Filme was ich gesehen habe.Spannung pur! [...] Immer wieder könnte ich den Film anschauen." Oder doch? Vielleicht sind bei der jungen Generation einfach alle Schranken in Sachen Anspruch gefallen. Andererseits sind einige der Rezensent(inn)en mit nur einem einzigen Beitrag auf Amazon vertreten, was wiederum für Gaunereien spricht. Wie dem auch sei, ich würde "Nerve" gnädigstenfalls mit eineinhalb Sternen davonkommen lassen.

Jack Reacher: Kein Weg zurück
Weniger Detektivkrimi wie im spannenden ersten Teil denn Verfolgungsaction und Verschwörungs-Hickhack im Militärmilieu. Kann man sich trotzdem "geben".

The Hateful 8
Ein durch (wie zu erwarten) ausschweifende Dialoge etwas zu sehr in die Länge gezogenes Schneewestern-Kammerspiel, das sich als klassischer Krimi entpuppt, dessen einziger Dreh die unchronologische Erzählweise ist. Kamera, Schnitt, Musik, Gewalt, alles routiniert gemacht, doch drei Dinge haben mich enorm gestört: 1. die prätentiöse Einblendung zu Beginn, "The eighth film by Quentin Tarantino" – was soll das? 2. Warum muss Tim Roth so offensichtlich Christoph Waltz in jeeeedem Aspekt imitieren? 3. Die unnötig hohe Frequenz, mit der das N-Wort eingesetzt wird.

Deepwater Horizon
Wer ein halbdokumentarisches Umweltdrama erwartet, wird womöglich enttäuscht. Der Schwerpunkt liegt auf Spektakel, auch wenn die Vorgänge, die zur Deepwater-Katastrophe geführt haben, detailliert und durchaus lehrreich geschildert werden. Dem monatelangen Nachbeben des Blowouts und des Untergangs der Plattform hätte man freilich auch noch ein paar Minuten mehr widmen können, immerhin handelte es sich um die schwerste Ölpest in amerikanischen Gewässern aller Zeiten. Beeindruckend war dieser nicht eben konzernfreundliche desaster flick dennoch.

I Love You, Daddy
Alle Bedenken bzgl. des Machers und Hauptdarstellers Louis C.K. beiseite, ist dieser mehr oder weniger "heikle" Film vor allem eins: langweilig. Sicher, John Malkovich erledigt seinen Part als creepy old guy mit Bravour, und zwei-drei solide Witze findet man auch, aber größtenteils passiert bei "I Love You, Daddy" einfach zu wenig, als dass man die MULMIGKEIT, die sich eingedenk der UMSTÄNDE seiner Veröffentlichung einstellen, ausblenden könnte.

00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse
Endlich wieder ein Helge-Film, der an die Genialität von "Texas" und "Jagd auf Nihil Baxter" anknüpft! ("Praxis Dr. Hasenbein" und "Jazzclub" waren sogar mir als Fan zu anstrengend.) Wer mit dieser Art von Humor partout nichts anfangen kann, sollte freilich die "Finger" davon lassen.

Tschick
Ein durchweg schöner Film. Nichts Substanzielles, was nicht schon darüber geschrieben worden wäre, fällt mir dazu ein. Ich bin froh, endlich eine weitere Bildungslücke geschlossen zu haben (die Buchvorlage – immerhin mittlerweile Schulstoff! – hatte ich nie gelesen). Das Theaterstück soll ja auch ganz gut sein.

Jigsaw
Ich wiederhole mich in diesem Fall gern: Den "Ur-Film" halte ich bis heute für einen der besten Horrorthriller aller Zeiten. Doch alles, was nach "Saw" kam, war überflüssig (Teil 2 gestehe ich eine gewisse Existenzberechtigung zu, und Teil 3 hat mich zumindest passabel unterhalten und geschockt). Wieso man gerade mal sieben Jahre nach dem schlicht grunzdämlichen 3D-Splatter "Vollendung" ein Reboot des Franchise' für geboten hielt, erschließt sich allein aus Marketinggründen. Traurig.
Ich gebe zu: Als in den ersten Sekunden das berühmte, catchy "Saw"-Thema einsetzte, bemächtigte sich eine gewisse Vorfreude meiner. Aber diese Logiklöcher! Wo hat Jigsaw die enorm hohen Zeit-, Kraft- und Geldressourcen her, um seine Fallen zu bauen? Woher weiß Jigsaw von den Sünden der Menschen, für die er diese bestrafen zu müssen glaubt? (Bei einem Vorfall, der via Rückblende aufgeklärt wird, hätte sich Jigsaw buchstäblich durch Zufall in einer fremden Wohnung materialisiert haben müssen, um Zeuge einer Verfehlung zu werden.) Andere Dinge dagegen geschehen scheinbar völlig unbemerkt an öffentlichen Orten. Zudem wird John Kramers Kodex, seinen Opfer stets die Wahl zwischen Sterben und – mit schmerzhaften Zugeständnissen – Überleben zu lassen, an mindestens einer Stelle komplett über Bord geworfen (Stichwort: Motorrad). Und warum zerbreche ich mir ernsthaft über diesen Stumpfsinn den Kopf?

The Killing of a Sacred Deer
Die bisherigen Werke des mystischen Griechen Giorgos Lanthimos kannte ich nicht; "TKoaSD" konnte ich mir dann aber nach all den Lobeshymnen nicht entgehen lassen. Ja, das ist schon, äh, was Besonderes. Auf die abstruse Story im Stile einer antiken Tragödie lasse ich mich bis zum gnadenlosen Ende gerne ein, nur, was ich von den Dialogen halten soll, weiß ich bis heute nicht. Wie unnatürlich, gestelzt, unmenschlich, außerirdisch, seltsam sprechen die Charaktere bitte?! Als wäre das Drehbuch nicht schon in normaler Sprache surreal genug ...

Der Staat gegen Fritz Bauer
Die Konkret warf diesem deutschen Historienstück über den Frankfurter Generalstaatsanwalt vor, sich gelegentlich in rührseligen Nebenhandlungen zu verlieren und seine Hauptfigur zum allzu nahbaren Sympathieträger zu verklären. Ich finde, es darf ruhig etwas menscheln, wenn man massenkompatibel ein so gewichtiges Thema vermitteln will. Ansonsten kann ich mir ja gleich eine Reportage anschauen. Mir hat's gefallen, sofern dies die richtige Vokabel sein kann. Man bleibt immer und immer wieder ernüchtert bis fassungslos zurück, wenn man sich mit dem Komplex "Aufarbeitung der NS-Zeit" befasst.

Samstag, 3. März 2018

Even More Brain Droppings

Das Wort Rohölzählabteilungstür enthält jeden Vokal und jeden Umlaut der deutschen Sprache exakt einmal.

Ich lasse meinen Thermomix lauter tunen, um auch im übernächsten Nachbarhaus Sozialneid zu erzeugen.

Friedlich eingeschlafene Füße

Was ist eigentlich dieses Dollybustering, was im US-Senat manchmal eingesetzt wird?

Farfalle der Sitten

Inuit-Sinti-Institut 
#schönewörterdieesnichtgibt

Das Interessanteste an mir ist, dass ich in meinen vier Wänden gelegentlich auf Quebecer Französisch fluche.

Pluderhosen vs. Pludra-Hosen*
(* Beinkleidung des DDR-Kinderschriftstellers Benno Pludra)

Antimonkuchen

Get your Estrag on

Harissa auf Haarrisse schmieren

Sperrmüll am Straßenrand – die Lootboxen des Real life (und zwar die billigsten)

Durch die Nacht mit Stana Katic und Saša Stanišić

Zuma (Südafrika) zurückgetreten, Lula (Brasilien) darf nicht mehr kandidieren – hoffen wir, dass uns wenigstens Duda (Polen) erhalten bleibt.
GuNa

Freitag, 2. März 2018

Muss ich denn alles selber machen?

Die Etymologie-Redaktion des Abreißkalenders bleibt weiterhin faul.


Unter "unter der Lupe" stelle ich mir etwas anderes vor. Der Harnisch hieß im Mittelhochdeutschen harnasch, was laut Duden-Band 7 aus altfranzösisch harnais mit der Bedeutung "kriegerische Ausrüstung" entlehnt ist und dies wiederum aus altnordisch *hernest "Heeresvorrat". (Lustig, wie mit manchen Wörtern Pingpong gespielt wird!) Anderswo wurde eine keltische Entlehnung präferiert (kymrisch haiarn "Eisen"), auch das lateinische Adjektiv coriaceus "ledern" wurde ins Spiel gebracht; eine aufregende Detektivarbeit liegt vor einem, wenn man dem Harnisch nachspürt. Auf eine Kalenderseite passt das alles mitnichten, aber zwei-drei Vorformen hätten locker Platz gehabt, gute Güte!
Weiter.


Woher kommt Julius, wovon Julian tatsächlich eine Ableitung ist, möchte man doch wissen! Zugegeben: Auch diese Herkunft ist nicht ganz sicher, Iulius könnte von einem lateinischen Namen für ein Pflanzenteil (iulus) oder vom Namen Trojas (Ilium) über Ilus abgeleitet sein. 

Fazit: Wenn die Faktenlage dunkel ist, soll man das entweder hinschreiben oder sich ein anderes vorzustellendes Wort suchen!