Dienstag, 31. Mai 2016

Wer ist denn nun der neue Hitler?

Über die Herkunft der Zeile "Er ist wieder da" wird inzwischen überhaupt nicht mehr nachgedacht. In den vergangenen Monaten wurde dieser Buchtitel von verschiedenen Medien aus dem Zusammenhang gerissen und u.a. bezogen auf:

- Heiner Müller (Tiroler Tageszeitung)
- Uli Hoeneß (Welt)
- Thilos Sarrazin (Focus)
- Ossi Huber (Kleine Zeitung)
- Jan Böhmermann (Trierischer Volksfreund, Westfalen-Blatt)
- Lewis Hamilton ("Focus online")
- Yanis Varoufakis (Handelsblatt)
- Patrick Wiencek (Kieler Nachrichten)
- den Schwarzbrauenalbatros (FAZ)
- Lucien Favre ("Spiegel online")
- Benjamin von Stuckrad-Barre (Stern)
- Claus Wilcke ("RP online")
- Christian Kneisel (Märkische Allgemeine)
- Seth Rollins (heute.at)
- Benjamin Köhler (Kicker)
- Freitag den 13. (n-tv.de)


Sonntag, 29. Mai 2016

Gutes Hobby: VIP-Jagd auf Messen

Bevor es Selfies gab, habe ich es mir jahrelang zur spaßigen Aufgabe gemacht, auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) Prominente aufzuspüren und mich vor/neben/hinter ihnen fotografieren zu lassen. Hier zum Beispiel sieht man mich mit dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit:


Und hier stehe ich in der Nähe von Frank Plasberg aus'm Fernsehen:


Weitere Messepromis, die ich "einfing": Verona Feldbusch (inzwischen Pooth), Captain Jack (inzwischen tot), Jörg Wontorra, Harry Wijnvoord. Heutzutage würde ich darauf verzichten, erstens weil ich mich eigentlich total ungern fotografieren lasse, zweitens weil es nichts Besonderes mehr wäre (wie gesagt: Selfies!).

Samstag, 28. Mai 2016

Ha! Ha! Said the Clown

Letzten Monat verwies in ich in einem Beitrag auf die Ausstellung "Böse Clowns" in Erlangen. Zufälligerweise hat es mich gestern aus beruflichen Gründen nach Erlangen verschlagen, und heute vormittag wurde ich daran erinnert, dass ebenjene Ausstellung immer noch läuft! Ich habe also vor der Rückfahrt noch flugs vorbeigeschaut und mich verstören lassen. Diese Fotos sprechen für sich.





Erkenntnisse: John Wayne Gacy hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Axel Prahl. Der Joker nervt langsam. Und ich muss mir unbedingt viel öfter die Insane-Clown-Posse-Parodie von "Saturday Night Live" gönnen!

Mittwoch, 25. Mai 2016

Wer macht so etwas?

In den vielen Jahren als Tageskalenderfan habe ich nicht nur jede Menge "Witze" gesammelt, sondern auch Beiträge aus der Rubrik Haushalt. Die absurdesten Tipps daraus möchte ich heute wiedergeben:

  • Hunde hält man von Mauerecken und Gartenzäunen fern, wenn man Pfeffer ausstreut.
  • Um helle Eichenmöbel aufzufrischen, sollte man sie ab und zu mit lauwarmem Bier abwaschen.
  • Um die Feuchtigkeit in Kleiderschränken zu binden, hänge man Kreide hinein.

  • Besonders toll sind die Ratschläge aus der Unterabteilung "Sparen und wiederverwerten" (alles echte Zitate):

  • Salat im Eimer waschen und das Wasser als Gießwasser verwenden.
  • Besen sollte man hängend verstauen, das erhöht ihre Lebensdauer.
  • Geschenkpapier wieder verwenden: Das Klebeband wird entfernt, nachdem man mit einem lauwarmem Bügeleisen darüber gefahren ist.
  • Streut man etwas Salz auf eine Kerze, brennt sie länger.
  • Die Hebelbatterie immer auf Kaltwasser stellen. Nur wirklich bei Bedarf Warmwasser laufen lassen.

  • Wer kennt es nicht: Schuldenfalle Kerze! Wie gut, dass es Abreißkalender gibt und so das Wissen unserer (durchgeknallten) Ahnen nimmer verloren geht. Meine eigenen Tipps vom September 2012 haben es leider noch nicht in den Kalender geschafft ...

    Montag, 23. Mai 2016

    Kleine Beobachtung

    Wie normale Menschen googeln
    barack obama vietnam embargo 
    Entertaste

    Wie Hollywood googelt
    Barack Obama + Vietnam + embargo
    Mausklick auf den "Suchen"-Button

    Sonntag, 22. Mai 2016

    Gib mir Tiernamen!

    Das Chamäleon ist ein außergewöhnliches Tier. Es kann seine Farbe ändern, es hat riesige Glubschaugen und eine lange Zunge, die es mit hoher Geschwindigkeit ausrollt, um Beute zu fangen. Ins Deutsche übersetzt heißt Chamäleon indes "Erdlöwe". Das finde ich doof. Man sollte Tiere eigentlich nach ihrer auffallendsten Eigenschaft benennen. Warum Erdlöwe? Weil das Tier zur Erde hin kriecht und wie ein Löwe vier Beine hat? Das trifft auch auf Hunderte anderer Tiere zu! Das ist ja so, als hätte man den Säbelzahntiger "Fischfresser" genannt.
    Oder nehmen wir das Schnabeltier: Das heißt auf Englisch platypus, also "Plattfuß"*. Das Krasse an dem Tier ist aber, dass es ein eierlegendes Säugetier ist. Diese Krassheit kann man vom Namen her nicht unbedingt ableiten. Der wissenschaftliche Name des Schnabeltiers lautet übrigens Ornithorhynchus anatinus, also "entenschnabelige Vogelnase". Der Tausendfüßler hat im Englischen nur 100 Füße** Im Englischen heißt der Igel "Heckenschwein" und der Pottwal "Spermawal".
    Die deutschen Namen von Murmeltier, Vielfraß und Meerkatze haben wiederum ganz andere Ursprünge als man denkt.

    PS: Dies wird nicht der letzte Beitrag über meine derzeitige Obsession sein, habe ich doch gerade begonnen, "Die Kunst der Benennung" von Michael Ohl zu lesen.

    * Plattfuß hieß auch Bud Spencer in einigen Filmen. "Plattfuß am Nil" fällt mir zum Beispiel ein.

    ** Stimmt so nicht. Siehe Kommentar.

    Freitag, 20. Mai 2016

    Eine feine Gesellschaft

    ICE, 1. Klasse

    Opastimme: "Schlampe!"
    Frauenstimme: "Das ist aber nicht sehr nett."
    Opastimme: "Na, wenn Sie mit Ihrem Koffer über meinen Fuß rollen!"
    Frauenstimme: "Den habe ich nicht gesehen. Warum strecken Sie den Fuß auch in den Gang?"
    Opastimme: "Ich kann meinen Fuß ja nicht abschrauben!"

    Mittwoch, 18. Mai 2016

    Linktipp: Spon interviewt Anime-Übersetzer

    Zum Lesen für zwischendurch.
    SPIEGEL ONLINE: Wie viele Serien übersetzen Sie in der Woche?
    Podzierski: Ungefähr drei Folgen in der Woche. Für eine 20-Minuten-Episode brauche ich drei bis sechs Stunden. Wie viel Geld ich dafür erhalte, möchte ich nicht sagen.
    Das ist flink, möchte ich meinen. Respekt!

    Montag, 16. Mai 2016

    Bandar Seri BegaWAS?

    Oft hört man in Film und Fernseh Dialoge wie diesen:
    "Das nennt man Determinismus!"
    "Determi-was?"
    Mich stört diese Art, Nichtverstehen auszudrücken. Ich denke dann: 'Komm schon, du hast es so weit geschafft, aber die letzten zwei Silben konntest du dir nicht mehr merken? Pft!' Als Faustregel gelte: Die Ersatzpartikel "was?" ist innerhalb der ersten 50% des Wortes zu verwenden. Okay: "Deter-was?" Unrealistisch: s. Überschrift.

    Themenwechsel. Wieso gilt im englischen Sprachraum ausgerechnet Raketenwissenschaft als schwerstverständliche und ehrfurchtgebietendste Disziplin? Was soll das überhaupt sein? In der deutschen Wikipedia hat "Raketenwissenschaft" nicht einmal einen eigenen Eintrag. In der englischen landet man auf einer Erklärungsseite: "Rocket science may refer to: Aerospace engineering, as a colloquial term for a primary branch of engineering". Der Artikel zu "Aerospace engineering" wiederum enthält einen kleinen Unterabschnitt zur umgangssprachlichen Verwendung von "rocket scientist" für eine Person mit hoher Intelligenz. Dass "rocket science" zum Inbegriff menschlichen Forschungsdrangs und geistiger Leistung wurde, mag auf die große Ära der Raumfahrt zurückgehen. Die Wissenschaftler, denen es gelungen ist, die ersten Männer auf den Mond zu schicken, müssen für gottgleiche Wesen gehalten worden sein. Mittlerweile setzen sich Alternativen für "It's not rocket science!" durch. Ich habe zum Beispiel schon irgendwo den Satz "It's not astrophysics!" gehört, und für "It's not brain surgery" findet Google 53.500 Seiten. Wer weiß, was für komplizierte Gebiete es in 100 Jahren geben wird? Dann lacht man womöglich über das simple Zusammenschrauben einer Rakete.

    Samstag, 14. Mai 2016

    Was gut riecht

    Lacke, Farben, Benzin, Lösungsmittel – das rieche ich gerne. Leider ist das Einatmen dieser Stoffe gesundheitsschädigend. Wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte, würde ich sämtliche Tankstellen und Baumärkte der Stadt wegschnüffeln. 
    Bemerkenswert ist, dass Familien ganz spezifische Gerüche haben. Wenn man zum ersten Mal in einen fremden Wohnbereich tritt, merkt man sofort "Aha, so riecht's hier also!" Und beim nächsten Mal riecht es genau so! Ich kenne eine befreundete Familie, in deren Haus es ganz abscheulich riecht – nach Exkrementen, Erde und Aas, wie im Zoo. Gut, streng genommen ist es keine Familie, sondern ein "Rudel", und es handelt sich weniger um ein Haus als um einen "Bau", und es sind auch nicht meine Freunde, sondern sie begegnen mir manchmal, wenn ich durch den Wald gehe, um meiner Oma Wein und Kuchen zu bringen. Was zur Hölle schreibe ich hier?

    Dienstag, 10. Mai 2016

    Pop! goes the marten

    Eine fast schon sommerlochartige Begebenheit wurde vor einigen Tagen vermeldet: Ein kleines Raubtier hatte den Large Hadron Collider am Schweizer CERN lahmgelegt. Nur um welches Tier handelte es sich? Von einem "Wiesel" (engl. weasel) war zunächst die Rede. Einige Medien, z.B. Time, schrieben vorsichtig von einem "weasel-like animal". Später wurde dann der wahre Übeltäter bekanntgegeben: Es war ein Steinmarder, englisch stone marten oder beech marten. Die anfängliche Verwirrung ergab sich daraus, dass das französische Wort fouine aus der Pressemitteilung angeblich sowohl mit "Wiesel" als auch mit "Steinmarder" übersetzt werden kann, obwohl leo.org lediglich letztere Übersetzung zulässt. Fouine scheint mit dem Epitheton foina in Martes foina, so der wissenschaftliche Name des Steinmarders, verwandt zu sein. Was foina bedeutet, konnte ich nicht herausfinden.

    Es ist aber auch verwirrend mit diesen ganzen niedlichen Säugern! Deshalb eine kurze Übersicht über die Familie der Marder (Mustelidae). Diese umfasst laut Wikipedia "rund 20 Gattungen mit 58 Arten". Die 1629-seitige 5. Auflage von "Walker's Mammals of the World" in zwei Bänden, die ich mir einst antiquarisch zugelegt habe, spricht von 23 Gattungen und 65 Arten. Grund: Früher zählte man auch die Stinktiere und die Stinkdachse zu den Mustelidae, während sie heute in einer eigenen Familie untergebracht sind. Für uns von Interesse sind folgende Unterfamilien:
    - die Dachse, zu denen u.a. der Europäische Dachs, Meles meles, gehört
    - die Martinae mit (unter anderen) der Gattung der Echten Marder (mit der Untergattung Martes, in die sich ebenjener Steinmarder einreiht) und der Spezies Vielfraß (auf englisch übrigens wolverine)
    - die Otter mit 13 Arten in sieben Gattungen, darunter der auch in Deutschland heimische Eurasische Fischotter (Lutra lutra)
    - die Mustelinae. Hier gibt es nach herrschender Meinung nur noch zwei Gattungen: Neovison (dazu zählt das auch als Mink bekannte Pelztier Amerikanischer Nerz) und Mustela. Letztere umfasst vier Untergattungen: die Iltisse (inkl. Europäischer Iltis, Mustela putorius), Lutreola (inkl. Europäischer Nerz, Mustela lutreola), die Südamerikanischen Wiesel (Grammogale) sowie die ebenfalls Mustela geheißene Untergattung, welcher das Mauswiesel (Mustela nivalis, auch: Zwergwiesel) und das Hermelin (Mustela erminea, auch: Großes Wiesel) angehören.

    Wie zu erkennen ist, gibt es nicht einfach "das" Wiesel; allein in Mitteleuropa ist zwischen Mauswiesel und Hermelin zu unterscheiden. Auch handelt es sich bei keinem der Tierchen um Nagetiere; Schlagzeilen wie die von web.de – "Marder in CERN: Nagetier legt Teilchenbeschleuniger lahm" – sind schlicht Unsinn. Nichtsdestotrotz ist dem Steinmarder das Nagen eine Lust, nicht umsonst spricht man wegen seiner Vorliebe für Pkw-Innereien auch vom "Automarder". Auch steht im oben erwähnten "Walker's" über Martes foina: "It often enters towns and may occupy buildings." Dass so ein bis zu 550 mm langes Viech in eine schwer gesicherte, potentiell weltvernichtende Riesenmaschine eindringen kann, gibt mir wiederum zu denken.

    Montag, 9. Mai 2016

    Traumprotokoll: Der Prüfungsweg

    Ich betrete einen barock anmutenden Lustgarten, der mich an das Gelände um Schloss Pillnitz bzw. den Darmstädter Orangeriegarten erinnert. Über die fein gepflegten und stark verzweigten Wege stolzieren mehrere ältere Personen in dunklen Gewändern, gefolgt von jüngeren Personen, die ich als Studenten erkenne. Einer der Dunkelgewandeten, wohl ein Dekan, gibt Erklärungen ab, welche die Studierenden fleißig mitschreiben. Mir wird klar, dass es sich um prüfungsrelevante Inhalte handelt, und ich frage den "Anführer" am Ende der "Veranstaltung" (denn um eine Art Seminar handelt es sich bei dem seltsamen Ritual), ob diese irgendwann wiederholt werde. "Das war bereits der zweite von drei Rundgängen", erhalte ich zur Antwort. "Und wenn Sie die ersten zwei verpasst haben, brauchen Sie zur letzten gar nicht erst anzutreten; Sie würden nichts verstehen. Und alles, was behandelt wurde und wird, kommt in der Prüfung am 21. Mai dran." Ich gerate dermaßen in Panik, dass ich mit galoppierendem Herzen und trockenem Mund aufwache. Es ist kurz vor halb fünf.
    '21. Mai, das sind noch fast zwei Wochen', schießt es mir durch den Kopf. 'Ich muss mir irgendwo den Stoff besorgen, vielleicht leiht mir jemand seine Mitschriften! Und ich muss mein elektronisches Uni-Postfach abrufen, da stehen bestimmt wichtige Infos drin!' Erst dann dämmert es mir, dass ich gar kein Student mehr bin und dass ich nie wieder in meinem Leben für einen Test werde lernen müssen.

    Freitag, 6. Mai 2016

    Alles auf Zocker!

    Ich habe ein Blatt wiedergefunden, auf dem ich mir vor Jahren eine Reportage aus der Bild (oder wie manche sagen: "Bild-Zeitung") kopiert hatte. Titel: "Die dreisten Tricks der Kaffeefahrt-Abzocker". Angestrichen hatte ich mir einen Absatz, über den ich damals (und gerade eben erneut!) leider lachen musste:
    Der Augen-Trick
    Den Teilnehmern wird ein Zeitungsartikel in extrem kleiner Schrift vorgelegt. Der Text ist kaum lesbar, doch der Moderator hat die Lösung. Er reicht den Opfern ein Sauerstoffgerät, sie inhalieren – und plötzlich ist alles gut lesbar.
    Jens K.: "Während der Inhalation wird der Artikel heimlich gegen einen anderen ausgetauscht. Mit größerer Schrift. Die meisten sind begeistert, kaufen das Gerät für 1000 Euro, obwohl es keine 20 Euro wert ist."

    Mittwoch, 4. Mai 2016

    Das Kleinschreiben und das groß Schreiben

    Ich verzweifle regelmäßig an der Frage, wie es sich mit der Groß- und Kleinschreibung bei Adjektiv-Verb- bzw. Adverb-Verb-Verbindungen und vor allem bei deren Substantivierung verhält. Beispielsatz: "Das Hobby hungrig Einkaufen ist sehr beliebt." Sieht komisch aus, scheint mir aber die einzige sinnvolle Schreibweise zu sein. Denn ließe man das Adjektiv weg, würde man den substantivierten Infinitiv auf jeden Fall groß schreiben: "Das Hobby Einkaufen ist sehr beliebt." 

    Ähnlich vertrackt: Wie verhält es sich bei Verbindungen von Substantiv und Verb? "Beim Essen wird geschmatzt." Klarer Fall. Aber: "Beim Sauerkraut essen wird geschmatzt." Hier fühlt sich die Kleinschreibung korrekter an. Man könnte sich natürlich mit Zusammenschreibung aus der Bredouille helfen ("Beim Sauerkrautessen"), aber ist das als Ad-hoc-Bildung zulässig? "Beim Kartoffelsalatessen / Fantatrinken / Dingeeinkaufen" liest sich schon arg absonderlich. Die Begründung für die Kleinschreibung von "essen" ist vermutlich, dass "Sauerkraut essen" wie eine Wortgruppe behandelt wird, innerhalb der es keine weiteren substantivierungsbedingten Anfangsbuchstabenveränderungen geben muss/darf. Eindeutig ist das jedoch keineswegs, immerhin existiert eine Studienarbeit mit dem Titel "Erstglieder von Substantiv-Verb-Verbindungen: Sind sie Objekte oder Kompositionsglieder?" Doch ach, ach, ach: Das Werk ist bei Google Books nicht einsehbar. Dafür aber ein anderes, welches sich der Frage noch ausführlicher nähert und sie etwas anders stellt: "Sind Substantiv-Verb-Verbindungen wie radfahren und bergsteigen Wörter oder Syntagmen?" (Nanna Fuhrhop: Zwischen Wort und Syntagma. Zur grammatischen Fundierung der Getrennt- und ZusammenschreibungDe Gruyter 2007) Sind die nominalen Einheiten "selbstständige Substantive, substantivische Erstglieder, Verbpartikeln oder noch etwas anderes?" (S. 31), und können/müssen sie je nach Antwort klein geschrieben werden ("Peter fährt rad")? Megaspannend! Das werde ich jetzt alles lesen! Am Ende werde ich womöglich zu dem Schluss kommen, dass "hungrig einkaufen" ein Syntagma ist, in dem "einkaufen" nie groß geschrieben wird und der Satz vom Anfang so auszusehen hat: "Das Hobby hungrig einkaufen ist sehr beliebt."

    (Dieser Post war ein weiteres Beispiel für das Phänomen "Ich-habe-nur-eine-kurze-Frage-zur-deutschen-Sprache-und-verliere-mich-dabei-in-einem-linguistischen-Recherchestrudel".)

    Montag, 2. Mai 2016

    Polizeiarbeit at its best


    "Ich wiederhole", wiederholte der Pressesprecher vor laufenden Kameras, "dass Herr ‪Böhmermann‬ ab sofort nicht mehr unter Polizeischutz steht. Wir sehen keine Gefährdungslage, wenn der unbewaffnete und an seinem hellbraunen Kapuzenpullover erkennbare Herr Böhmermann am kommenden Donnerstag in Begleitung seiner Familie gegen 10 Uhr den Marienborner Bergweg entlangspazieren wird, um die ZDF-Studios zu besuchen. Eine Kopie der Erklärung, dass der in Köln lebende, 35jährige, ca. 1,90 m große Jan Böhmermann ab sofort komplett von der Polizei ignoriert wird, geht an den Verein Erdoğantreuer Scharfschützen Deutschland e.V."

    Sonntag, 1. Mai 2016

    Abreißkalenderhumor – Special edition

    Am 21.05.2005 riss ich wie jeden Morgen ein Abreißkalenderblatt ab. Auf dessen Rückseite stand folgender Witz geschrieben:

    Diebe
    Ein Dieb raubt einen reichen Mann aus. Dieser will dem Dieb behilflich sein, um schneller aus seiner Misere herauszukommen und reißt sich seine schöne Halsbinde ab. Schreit der Dieb wütend: "Jetzt ruinierst du unsere schöne Krawatte!"

    Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass mich dieser Witz ziemlich verständnislos stehen ließ. In einem Internetforum fragte ich um Rat und erhielt diese Antwort:

    "Der Witz ist wohl aus dem Ende 19. Jahrhundert oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Jedenfalls aus der Zeit als die Krawatte die Halsbinde ablöste. [...] Die Halsbinde umschließt den Kragen nicht etwa vollständig, sondern nur fast; die zwei losen Enden im Nacken werden mit einer Schnalle befestigt. Daher kann man sie sich mit einem Ruck vom Hals schaffen, ohne ihre Substanz zu verletzen. Der doofe Dieb aber dachte, eine Krawatte vor sich zu haben, die nun entzwei gegangen ist."

    Mir leuchtete jedoch immer noch nicht ein, wieso der Mann die Halsbinde abnahm, um dem Dieb zu helfen ..., womit ich nicht alleine dastand. Ich wies die anderen darauf hin, worauf entgegnet wurde:

    "[D]ieser Umstand hat auch mir zunächst Kopfzerbrechen bereitet. Ich hatte schon befürchtet, als Einziger dem (dann als solches erkannten) Missverständnis aufgesessen zu sein, so dass ich in meiner ersten Reaktion nicht weiter darauf einging. Hier nun also des vorletzten Rätsels Lösung:
    {Zitat von Besser ungenannt bleibender Kalenderblattwitzautor}
    'Dieser will dem Dieb behilflich sein, um schneller aus seiner Misere herauszukommen'
    --> Der Beraubte ist mithin weniger darauf aus, die womöglich prekäre wirtschaftliche Lage des Räubers zu verbessern (sonst wäre es 'dessen Misere' gewesen), als vielmehr die Dauer seines Beraubtwerdens zu verkürzen.
    edit: 
    Nach wie vor seltsam erscheint mir die numerisch wie juristisch angreifbare Überschrift des Witzes. Sie begünstigt das oben geklärte Missverständnis ebenso wie die Fraternisierung des Räubers mit dem Beraubten ('unsere schöne Krawatte'). Hmm – vielleicht ist 'Diebe' ja so zu verstehen wie der Ausspruch 'Frauen' nach Beobachtung eines zehnminütigen Einparkvorgangs."

    Ein anderer Forumsuser lieferte die – m.M.n. wenig befriedigende – Zusatz-/ Alternativlösung:

    "Tatsächlich glaube ich, dass das Wörtchen 'unser' der Schlüssel zum Erfolg ist. Nehmen wir an, der Witz ist zu Zeiten der Weimarer Republik entstanden (worauf die 'Halsbinde' deuten könnte) und man den damaligen politischen Hintergrund bedenkt (Kapitalismus gegen anwachsende kommunistische Kräfte), so stellt sich also eine Situation dar, in der ein 'Taugenichts' aus dem einfachen Volke (stellvertretend für den Kommunisten) einen 'reichen Mann' (also den Kapitalisten) ausraubt. Der Kommunist, der naturgemäß kein privates Eigentum kennen sollte, zeigt just in dem Moment, in dem der fremde Besitz in seine Hände übergeht, seine wahre Geisteshaltung und verrät sich durch das Wörtchen 'unser'. Ob die Halsbinde damals einen gewissen Wert darstellte oder hier nur aus symbolischer Bedeutung den Besitzer wechselt, vermag ich nicht zu sagen. Also ein Witz über den Kommunismus aus der damaligen Sicht der Kapitalisten. Oder wie man heute sagen würde: Die Linken, alles Verbrecher! Rollt der Rubel erst einmal, ist schnell aller Idealismus über Bord geworfen. Andererseits: Kennen Sie 'Die Filmkritik' von Loriot? Auch hier wurde in eine nichtssagende Slapstick-Szene mit Buster Keaton wunderschön überinterpretiert..."

    Schon erstaunlich, was ein kleiner Zettel für Gedankenramenterei auszulösen vermag. 
    Im August desselben Jahres stand auf dem Kalenderblatt dann folgende Posse, bei deren Interpretation mir allerdings niemand helfen konnte:

    Was ist ein einzelner Engländer? - Ein Gentleman.
     Zwei Engländer? - Ein Klub.
     Drei Engländer? - Ein Empire (früher..)
     Ein Deutscher? - Ein Philosoph.
     Zwei Deutsche? - Ein Gesangsverein.
     Drei Deutsche? - Eine Bürgerinitiative.