Freitag, 17. Mai 2024

Endlich wieder Blogpause

Jawoll, nach fast zwei Jahren ununterbrochenen Bloggens im 1- bis 3-Tages-Rhythmus tut uns allen eine Pause ganz gut. Bzw. geht's gar nicht ums Gutgehen(lassen): In den nächsten zweieinhalb Wochen beanspruchen mich andere Dinge ungleich stärker, so dass ich ausnahmsweise die Bloggerei hintanstellen muss. Versprechen kann ich zumindest, dass 1.) die Rubrik "TITANIC vor zehn Jahren" regulär – wie man heutzutage schlimmerweise sagt – "bespielt" werden wird (Heft 6/2014 erschien am 30. Mai), und 2.) der normale Betrieb, inshallah!, Anfang Juni wieder aufgenommen wird. Danke für euer Verständnis.

Dienstag, 14. Mai 2024

Filmtitel XXIX

So makaber es klingt: Roger Cormans Tod hat sich als wahrer Glücksfall für diese Rubrik herausgestellt.

Bound by Honor → Blood in, Blood out – Verschworen auf Leben und Tod
Limit Up → Zum Teufel mit den Kohlen
Posate le pistole, reverendo → Pizza, Pater und Pistolen
All’s Fair → Wir ziehen dem Chef eins über
Tower of London → Der Massenmörder von London
Moving Violations → Traffic School – Die Blech- und Dachschaden-Kompanie
Machine Gun Kelly → Revolver-Kelly
Hot Car Girl → Die letzte Mahnung war aus Blei
The April Fools → Darling, laß dich scheiden (alternativer Fernsehtitel: Ein Frosch in Manhattan)
Cocorico → Oh la la – Wer ahnt denn sowas?
Can’t Stop the Music → Supersound und flotte Sprüche
Grand Theft Auto → Highway 101 – Vollgas bis die Fetzen fliegen
Whiffs → Cash – Die unaufhaltsame Karriere des Gefreiten Arsch
The Dirt Gang → Gott sei den Bullen gnädig
Six Against the Rock → Hellcatraz – Mafia in Ketten
Cobweb → Knock Knock Knock
Chopping Mall → Shopping
Avalanche Alley → White Inferno: Snowboarder am Abgrund
Kingdom of the Planet of the Apes → Planet der Affen: New Kingdom
Iris et les hommes → It's Raining Men
Boiling Point → Yes, Chef! (Serie)
The White Pony → Das verwunschene Pony
The Trouble With Jessica → Drei Gänge und ein Todesfall
Side by Side → Drei Rentner bügeln alles nieder

Sonntag, 12. Mai 2024

Neues Altes (Februar-Mai 2024)

Seit der ersten Folge dieser neuen Rubrik ist reichlich Zeit verstrichen, in der sich schon wieder einiges Spektakuläres angesammelt hat! Und da habe ich die Skelette im Göring-Haus noch nicht mal berücksichtigt, denn die Untersuchungen dazu sind noch längst nicht abgeschlossen.

  • Ei aus Römerzeit enthält immer noch Flüssigkeit (Tagesschau, 13. Februar) "Ein Ei aus römischer Zeit, das vor einigen Jahren in der südostenglischen Stadt Aylesbury gefunden wurde, enthält [...] eine Verbindung von Eiweiß und Eidotter", wie ein CT-Scan ergeben hat. "Das Ei wurde den Angaben zufolge in einer mit Wasser gefüllten Grube gefunden. Womöglich war es dort zwischen den Jahren 270 und 300 christlicher Zeitrechnung als Teil einer Opfergabe platziert worden." Anschließende Forschungen könnten zur Beantwortung von "Fragen um die Haltung und Nutzung von Hühnern und Vögeln in römischer Zeit" beitragen.
  • Deutschlands größter Pestfriedhof in Nürnberg gefunden (BR.de, 24. Februar) "Mehr als 700 Tote haben sie hier schon ausgegraben [...]. Derzeit sind die Archäologen mit dem dritten von insgesamt acht Massengräbern beschäftigt. Am Ende der Ausgrabungen – so schätzen die Experten – liegt die Dimension bei 1.000 bis 1.500 Bestattungen. Dann wäre der Fundort der zweitgrößte Pestfriedhof Europas, nach St. Pölten in Österreich, so Melanie Langbein. Der Fund in Nürnberg stamme wohl aus dem 17. Jahrhundert."
  • Osterinsel: Altersbestimmung von Holztafel weist auf eigene Schrift hin (Pressemitteilung der Universität Hohenheim, 27. Februar) Der Entzifferung der Rongorongo-Ideogramme, die in der Vergangenheit gelegentlich mit der Indusschrift in Verbindung gebracht wurden, ist das Forschungsteam der Universitäten Bologna und Hohenheim zwar nicht nähergekommen, wohl aber ist die Entstehungszeit sowohl der Holztafeln als auch der Schrift selbst nun klarer einordenbar: "An vier Tafeln [...] haben die Forscherinnen in Bologna Holzproben entnommen und erstmals eine präzise Radiokohlenstoffdatierung vorgenommen. [...] Eine der Tafeln, die sogenannte Échancrée-Tafel, überraschte die Forschenden: Sie ist deutlich älter als die Ankunft der Europäer. Die übrigen drei sind im 19. Jahrhundert angesiedelt, als die Europäer die Insel schon erreicht hatten." Das lege nahe, "dass die Schrift möglicherweise vor der Ankunft der ersten europäischen Schiffe auf der Insel in den 1720er Jahren entstanden ist. Das wäre ein Hinweis auf eine unabhängige Erfindung der Schrift."
  • Wie die Menschen die Seefahrt erfanden (Süddeutsche Zeitung, 21. März) Im Lago di Bracciano nahe Rom wurden 1992 fünf Einbäume gefunden, die ein Forschungsteam nun auf 5700 bis 5100 v. Chr. datiert hat und deren Größe und hohes Niveau in der Fertigung vermuten lässt, dass sie nicht nur für das Befahren des Sees geschaffen worden waren. "Die Boote von La Marmotta veränderten auch das Bild der Forschung davon, wie die ersten Ackerbauern Europa besiedelten, schreibt das Team um Gibaja. [...] Um etwa 7500 vor Christus besiedelten Gemeinschaften aus jener Region den gesamten Mittelmeerraum. [...] Offensichtlich hätten sie nicht nur den Landweg, sondern auch das Meer genutzt. Mithilfe von Booten hätten sie sich rasch bewegen und schwere Lasten transportieren können."
  • Stingray sand ‘sculpture’ on South Africa’s coast may be oldest example of humans creating an image of another creature (TheConversation.com, 31. März) Aus dem Middle Stone Age (gemeint ist der afrikanische Zeitabschnitt vor ca. 130.000 Jahren, nicht "unsere" Mittelsteinzeit!) könnte die älteste von Menschen geschaffene künstlerische Darstellung eines anderen Lebewesens stammen: eine symmetrische Stachelrochen-"Sandburg" (ohne Stachel), gefunden rund 30 km östlich der Blombos-Höhle im Süden Südafrikas. "If our suggestion is correct, it would not only push back the time when our distant ancestors first created art of another species, but could also help explain what has until now seemed enigmatic: the seemingly sudden appearance of magnificent art on walls deep within caves in western Europe."
  • Wie die Wikinger ihre Körper traktierten (Süddeutsche Zeitung, 12. April) "Eingekerbte Zähne, deformierte Schädel: Immer häufiger stoßen Forscher auf Spuren davon, wie die Skandinavier der Wikingerzeit ihr Aussehen veränderten. [...] Für einen religiösen Hintergrund spreche archäologisch [...] nichts". Auch sonst beläuft sich vorerst viel auf Spekulation. Die spezifischen Befunde zu altskandinavischer body modification lesen sich dennoch verstörend.
  • Plato’s final hours recounted in scroll found in Vesuvius ash (The Guardian, 29. April) "Thanks to the most advanced imaging diagnostic techniques, we are finally able to read and decipher new sections of texts that previously seemed inaccessible." Nämlich u.a. eine Papyrusrolle aus der Villa dei Papiri in Herculaneum, auf der die letzten Stunden im Leben des Platon beschrieben sind. Demnach hörte (und kritisierte) der sterbende Philosoph noch das abendliche Flötenspiel eines thrakischen Sklavenmädchens, bevor er seinem Fieber erlag. Zudem verrät das bereits 1750 unter der Asche des Vesuv gefundene Dokument, dass Platon in seinem Garten in der Akademie von Athen die letzte Ruhe finden sollte und dass er schon im Jahr 399 oder 404 v. Chr. versklavt worden sein könnte. "Until now it was believed that Plato was sold into slavery in 387BC during his sojourn in Sicily at the court of Dionysius I of Syracuse".

Freitag, 10. Mai 2024

Albernes zum Wochenschluss

Es wird Zeit, den alten Merk- und Warnreim aus dem Chemieunterricht "Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure!" upzudaten:
Erst die Maske, dann die Brille,
sonst geschieht des Teufels Wille!
Hm ja, etwas dramatisch; Alternative:
Erst die Maske, dann die Gläser,
sonst: Beschlagung durch Gebläser (?)
Und ganz allgemein:
Erst die Maske, dann 's Binokel,
sei nicht wie Hans-Hermann Gockel*!
(* ehem. Sat.1-Nachrichtensprecher, heute u.a. AfD-Unterstützer)

(Geschrieben am 28.4.2020, mithin in der finstersten Corona-Ära, für Facebook)

Mittwoch, 8. Mai 2024

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Glengarry Glen Ross
Ein Maklerbüro, wie es im 21. Jahrhundert vermutlich nirgends mehr existiert, in einer nicht identifizierten, aber sehr new-yorkigen amerikanischen Metropole Anfang der 1990er Jahre: Mittelalte bis alte Männer hängen von früh bis spät an ihren Telefonen und versuchen, Immobilien zu verschachern. Eines Abends kommt ein von der Unternehmensleitung gesandter Top-Salesman vorbei (Alec Baldwin in einem eindrucksvollen und in den USA Kultstatus erlangt habenden Single-scene-Auftritt) und scheißt das Team zusammen: Nur die zwei besten Performer der Niederlassung werden am Ende des Monats ihren Job behalten dürfen. Es entspinnt sich ein erbitterter Kampf um Deals, um closings, um leads (die begehrten Kontaktdaten solventer Haushalte), man fällt einander in den Rücken, Straftaten bzw. deren Vortäuschen werden in Erwägung gezogen, Angst und Missgunst vergiften das Klima.
Die Angespanntheit springt binnen kurzem auf den Zuschauer über – und wird dabei fast ausschließlich durch Dialoge erzeugt. Ohne nennenswerte Ortswechsel, Körperlichkeit oder Action jedweder Art gelang Regisseur James Foley (der zuletzt "50 Shades of Grey" verfilmt hat) und Autor David Mamet, der hierfür sein eigenes Theaterstück "Hanglage Meerblick" von 1983 für die Leinwand aufbereitet hat, ein tatsächlich fesselndes, kurzweiliges Drama, dem man mit dem Prädikat "kammerspielartig" Unrecht tun würde. Das namhafte Ensemble trägt freilich den Löwenanteil zum Gelingen bei: Neben Al Pacino, Ed Harris u.a. ist es vor allem Jack Lemmon, der hier eine späte Glanzleistung hinlegt.

Yi Yi
Fast drei Stunden geht dieses Familienportrait des taiwanischen Filmemachers Edward Yang aus dem Jahr 2000. Drei Stunden, in denen man einen präzisen Einblick in die Mittelschicht Taipehs erhält; drei Stunden, in denen sich Schicksalsschläge und Glücksmomente die Klinke in die Hand geben. Manche Szenen sind zurückhaltend gezeichnet, ohne oberflächlich zu wirken, andere intim, ohne voyeuristisch zu geraten. Als beschwingt und gleichzeitig leichtfüßig würde ich die Inszenierung attributieren. Eine Prise süßen Humors gibt's auch.

Thomas Crown ist nicht zu fassen (OT: The Thomas Crown Affair)
Das heitere Fossilienabstauben geht weiter! Da ich das Remake von 1999 nie gesehen habe, die Inhaltsbeschreibung mich aber ansprach, beschloss ich, gleich das Original zu begutachten. Vieles darin mag 1968 revolutionär gewesen sein, der Split-Screen etwa oder der bis dahin längste Kuss der Filmgeschichte ("Die im Film 55 Sekunden lange Sequenz mit Steve McQueen und Faye Dunaway entstand in acht Stunden Dreharbeit, verteilt über mehrere Tage." Wikipedia), im Großen und Ganzen aber ließ mich diese als Heist-Movie gehandelte Räuber-und-Gendarm-Liebelei kalt. Wie bei diversen anderen Film-Raubzügen der Sixties, über deren Raffinesse heute Konsens herrscht, war ich auch bei diesem von Planung und Durchführung stark unterwältigt. "Crown isn't physically involved in the robbery and we never really see him planning it in any way, so he's sort of passive, as heroes go, especially given it's essentially the only heist in the film (the second one at the end is a quickly cut carbon copy of the first)", heißt es völlig korrekt in einer der wenigen kritischen imdb-User-Rezensionen. "Then, Faye Dunaway, as insurance investigator Vicki Anderson, solves the mystery of the robbery WAY too easily. She walks in, looking young and stunning in several ridiculous overly fashionable outfits, bats her eyes and more or less decides that Crown is the guilty party. So, the two major elements of any crime - the crime and the investigation – are rushed through and devoid of any suspense whatsoever."
Style over substance schien die Devise gewesen zu sein, campe Schauwerte und der Knisterfaktor seiner Hauptdarsteller waren Regisseur Norman Jewison wichtiger als eine kohärente Story und irgendeine Art von Spannungsaufbau. Faszinierend immerhin, dass es der zur Drehzeit 37 Jahre alte Steve McQueen schafft, wie ein Gentleman in seinen Fünfzigern rüberzukommen.

Marlowe
Altmodisch im positiven Sinne ist dagegen dieser Thriller von 2022, der zwar nicht auf einer genuinen Chandler-Vorlage basiert, sondern auf einem Roman des vielfach ausgezeichneten irischen Schriftstellers John Banville aus dem Jahr 2014, aber aufs Genüsslichste einen
Hardboiled-Detective-Geist atmet, der schon beinahe in Vergessenheit geraten schien. Liam Neeson hat mit Philip Marlowe eine Figur gefunden, als die ich ihn von jetzt an gern öfter sehen würde und für die er sich in seinem fortgeschrittenen Alter besser eignet als für die immergleichen Prügelrollen der vergangenen Jahre – eine Erkenntnis, die im Film sogar ein-, zweimal schelmisch verbalisiert wird ("Ich bin zu alt dafür" o.s.ä.).
Die Handlung ist solide konstruiert, dabei nicht überfordernd, der übrige Cast (Diane Kruger, Jessica Lange) spielt angemessen, die Noir-Klischees wirken nicht aufgesetzt. Kann man gucken.

Dream Scenario
So zuverlässig wie "Nicolas Cages schlechtester Film" erscheint alle paar Jahre "Nicolas Cages bester Film". "Dream Scenario" ist ganz klar ein hit, kein miss. Cage, der auch als Produzent mit an Bord war (btw: Um die Produktionsfirma A24 kommt heutzutage nicht herum, wer qualitativ hochwertige Kost abseits des Mainstreams sucht, oder?), gelingt das Kunststück, eine Hauptfigur zu verkörpern, für die man kaum Mitleid oder Sympathie empfindet, obwohl ihr unverschuldet Dinge widerfahren, die man nicht gern selbst erleben würde. Der Familienvater und Biologieprofessor Paul Matthews ist ein maximal passiver Held (oder Antiheld?). Wie sein Umfeld und schließlich die gesamte Erdbevölkerung auf sein Schicksal – er taucht in den Träumen von wildfremden Menschen auf – reagiert, ist der eigentliche Plot-Motor. "Dream Scenario" ist grotesk und bedrückend, für Fans von "Being John Malkovich".

Corner Office
In eine ähnlich tragikomisch-esoterische Kerbe schlägt dieses weitaus weniger beachtete Workplace drama aus demselben Jahr. Im Fokus steht ein vergleichbar charakterschwacher middle-aged man (Jon Hamm) namens Orson, der für einen seelenlosen Bullshit-Konzern enthirnende Schreibtischarbeit verrichtet. Inmitten der sterilen liminal spaces des generischen Bürokomplexes entdeckt der Anzug- und Schnauzbartträger eines Tages eine Tür, die in eine gemütliche Lounge im Retro-Stil führt: das titelgebende corner office. In der Stille dieses Rückzugsortes gelingt es Orson, Höchstleistungen zu vollbringen, allein: Er scheint der einzige Mitarbeiter zu sein, für den das Zimmer existiert.
Dass sich die rund 100 Minuten etwas zäh anfühlen, mag daran liegen, dass lediglich eine Kurzgeschichte als Basis diente. Deren Grundidee hat mich aber durchaus mitgerissen. Eine kleine, feine Perle aus der Abteilung "Mal was anderes"!

Nope
Ist Jordan Peeles dritter Spielfilm sein bisher bester? Anders als die imdb-Crowd, die "Nope" gleichauf mit "Us" und 1,0 Punkte schlechter als "Get Out" rankt (Stand: Mai 2024), meine ich: Ja!
Wie bei den Vorgängern weiß man am Anfang nicht, was hier eigentlich die Bedrohung ist. Die Enthüllung des Big Bad ist dann nicht nur höchst originell, sondern auch visuell imposant. Neben den Effekten überzeugen die Landschaftsaufnahmen (die Wüstenregion Agua Dulce, die mehr an Wyoming denn an Kalifornien denken lässt) und die Darsteller/innen: Daniel Kaluuya hat wie in "Get Out" die Hauptrolle übernommen und zeigt dabei eine ganze andere Persönlichkeit als dort, eine fast schon depressive, während Keke Palmer als hyperaktive kleine Schwester den perfekten Gegenpart abgibt. Die zwei gruseligsten Szenen sind ausgerechnet
keine übernatürlichen. Ein irrer Spaß.

Der Name der Rose
Ihr mögt mir kaum abnehmen, dass ich diese Literaturverfilmung, die in den 1990er Jahren gefühlt jede Woche im Fernsehen lief, noch nie gesehen habe, doch es ist wahr! Nun endlich konnte ich, der Stadtbücherei sei Dank, eine Bildungslücke schließen und bin froh darüber. Der Kriminalfall hat mich ebenso wie die Besetzung für sich eingenommen. Der ältere Sean Connery gefällt als väterlicher Knobelfex mit Mutterwitz, der blutjunge Christian Slater stört nicht weiter, und Ron Perlman sieht man in seiner bemitleidenswert-kuriosen Nebenrolle vor allem deshalb gerne, weil man weiß, dass ihm eine glänzende Karriere bevorsteht.
Weniger glänzend ist das Setdesign, und das ist lobend gemeint: Die raue, dreckige Atmosphäre, welche die lichtarmen Außenaufnahmen sowie das Innere des von mir bereits besuchten Klosters Eberbach erschaffen, lassen ein Mittelalter abseits jeder Schlossromantik lebendig werden.
Vor ein paar Monaten habe ich das außergewöhnliche Obsidian-Adventure "Pentiment" gespielt, in dem es ebenfalls um rätselhafte Todesfälle innerhalb einer Ordensgemeinschaft im europäischen Mittelalter geht, und erst jetzt wurde mir klar, dass dieses vom "Namen der Rose" nicht nur inspiriert wurde, sondern sogar in mehreren Easter Eggs direkt darauf anspielt!

Asphalt-Cowboy (OT: Midnight Cowboy)
Und noch ein oller Schinken! 55 Jahre alt ist die Welt, in die wir hier lugen dürfen und die so nie wiederkehren wird. Bei ihrem Erscheinen dürfte die ungeschönte, provokante Großstadt-Milieustudie für allerlei Aufruhr gesorgt haben und für den Stil des "New Hollywood" wegweisend gewesen sein.
Wikipedia: "Der Film war bei seiner ersten Kinoauswertung 1969 X-rated. Damit ist Asphalt-Cowboy der erste (und letzte) Film, der die gleiche Altersfreigabe wie ein pornografischer Film hatte und einen Oscar in der Kategorie Bester Film erhielt. 1971 wurde die Altersfreigabe in die neu eingeführte Kategorie R-rated geändert, die für Minderjährige die Begleitung eines Erwachsenen vorschreibt." Nennen wir das Kind beim Namen: Der Heros in dieser zynischen Odyssee ist ein spätpubertäres Landei, das in den Big Apple auswandert allein mit dem Ziel, betuchte Ladys flachzulegen. Ohne Wärme und Herz laufen die 108 Minuten indes nicht ab, so dass ich John Schlesingers Klassiker unbedingt empfehle.
Ein paar Zeilen Moserei seien mir gestattet. Auf Bluesky postete ich kurz nach dem Anschauen: "
Dietmar Dath hat mal in Titanic eine Abrechnung mit Dustin Hoffman veröffentlicht, 'Der schlechteste Schauspieler der Welt', da dachte ich beim Lesen: 'Wie willkürlich gemein!' Aber jetzt habe ich Hoffman in 'Asphalt Cowboy' gesehen, und das ist ja wirklich ein unerträgliches Rumgekasper!" Man fasst es wirklich nicht. Wie den klischeesattesten Wiseguy in einem Sketch über die New Yorker Halbwelt lässt Hoffman seinen "Ratso" sprechen und agieren. Und dieses peinliche Gehumpel! Ach, was reg' ich mich uff ... (Wer's lesen will: Titanic 6/1993.)

Jodorowsky's Dune
Wohl anlässlich des Starts von "Dune: Part Two" hat Arte diese Dokumentation über das ambitionierteste Science-Fiction-Epos, das nie realisiert wurde, auf seinen Youtube-Kanal hochgeladen. Einiges über dieses Wahnsinnsprojekt wusste ich schon aus einem längeren Cinema-Feature, die ganzen Hintergründe noch einmal von den Beteiligten erzählt zu bekommen, war dennoch erhellend.

Montag, 6. Mai 2024

Brain Droppings, copy&pasted

Dass im (amerikanischen) Englisch bei Imperativsätzen oft kein Komma vor den Adressaten gesetzt wird, verwirrt mich. Ich dachte z.B. jahrelang, "Roll over Beethoven" meint "Roll über Beethoven" (mit einer Dampfwalze oder was).

"Omi" ist die Kurzform von "Eau minérale".

Danieden in Dunedin

Irgendwann werden Autos auf unseren Straßen fahren, die am Ende ihres Kfz-Kennzeichens ein E und ein H stehen haben (Elektro-Oldtimer)! Ist auf den Schildern überhaupt genug Platz?

Wäre "Oppenheimer" ein kommerzieller Misserfolg geworden, hätte man den Film als "Floppenheimer" verspotten können.

Ich finde es kontraproduktiv, dass in Paris für SUVs höhere Parkgebühren fällig werden. Weil: Dann fahren die ja, um nicht parken zu müssen, den ganzen Tag in der Stadt rum und verpesten die Umwelt.

Früher waren deutsche Fußball-Nationalspieler im Schnitt 45 Jahre alt, hatten Minipli und Oberlippenbart, hießen Uwe Kopf oder Herr Patschinsky und verdienten 2000 Mark pro Spiel. War auch okay.

So nicht: die Kinder statt im Småland in Smolensk abgeben

Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie "Schnauze, Arschloch!" sagen.

In meinem Linkedin-Profil stünde nix weiter als "Ich habe sehr starke Meinungen zu jedem einzelnen Stand auf dem Bockenheimer Wochenmarkt."

Wer Autan sagt, muss auch Butan sagen.

Wer nannte es Wortfindungsstörung und nicht Dings?

*delft*

*laicht Athletik*

*ahnt Jemima*

*krudert*
*meistert dorf*

Spuren Elemente?

Als der Eiskunstläufer Rudi Cerne die Moderation von "Aktenzeichen XY" übernahm, hätte man die Sendung umbenennen sollen in "Polizei-Kuf' 110".

Wenn es Endivien gibt, muss es auch Anfangsivien geben.

Fort: Bildung

Wisst ihr noch, wie ich fast zwei Jahre lang jeden Tag nur 100 ml Flüssigkeit zu mir genommen habe, weil ich einen Artikel über Sicherheitsbestimmungen in Flugzeugen zu oberflächlich gelesen habe?

Samstag, 4. Mai 2024

Ich bin ein schlechter Konsument

Liebe deutsche Wirtschaft, es tut mir leid, dass ich dich nicht ankurble. Tu ich zumindest nicht, indem ich genug konsumiere.

Die Frage 'Wann habe ich zuletzt etwas für mich gekauft?' ging mir neulich durch den Kopf, und ich konnte keine Antwort finden. Mit etwas kaufen meine ich nicht Lebensmittel oder das 49-Euro-Ticket oder sonst was Unabdingbares, sondern eine sog. Anschaffung. Ich habe mir ewig keine Kleidung gekauft, kein technisches Gerät, keinen Einrichtungsgegenstand. Weil ich schlicht nichts brauche. Auch den Drang, mir etwas, das ich nicht brauche, einfach zu gönnen, verspüre ich nicht. Eine Drohne vielleicht? Ach, die darf man doch eh kaum noch irgendwo steigen lassen, und wer schaut sich die Aufnahmen am Ende überhaupt an? Ein VR-Headset? Da müsste ich zuvor eine intensive Testphase einleiten, und ganz ehrlich: Der eine Systemseller, den man, den ich unbedingt gespielt haben muss, ist mir nicht bekannt. Ein Staubsaugerroboter? Über den würde ich ständig stolpern. Ein Airfryer? Kein Platz. Bücher beziehe ich fast ausschließlich über Bibliotheken und Offene Bücherschränke; der letzte Kauf war ein E-Book für 3,99 Euro ("Dent's Modern Tribes" von Susie Dent). Okay, zwei schnieke Schuhbürsten, eine grobe und eine ganz feine, haben kürzlich meinen Hausstand bereichert, doch habe ich die nicht selbst erworben, sondern ich durfte sie mir aussuchen (in einem Bürstenladen!), es war ein Ostergeschenk. Regelmäßig leiste ich mir hochwertige Duschgels, hole mir bei Manufactum handgefertigte Aleppo- oder Antiochia-Seifen, und ich achte darauf, stets zwei Parfüms im Bad stehen zu haben. Aber das alles sind Dinge, von denen ich sehr lange zehre und die nun auch nicht gerade klaffende Löcher in die Haushaltskasse reißen.

Just als ich begann, über das Schreiben dieses Blogbeitrags nachzudenken, las ich auf "Spiegel online", dass ich mit meiner Zurückhaltung nicht allein bin: "Die Angst der Deutschen vor dem Shoppen. Der private Konsum soll die Wirtschaft stützen. Doch obwohl die Inflation sinkt und die Einkommen steigen, halten die Deutschen ihr Geld lieber zusammen." Woran das liegt, steht hinter der Paywall, aber mir ist's klar: Die Angst vor weiteren Preissteigerungen sitzt tief, positiven Inflationsprognosen wird kaum getraut. "Laut der Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland wird die Inflationsrate im Jahr 2024 rund 2,3 Prozent betragen. Die Wirtschaftsinstitute rechnen somit grundsätzlich mit einer weiteren Entspannung bei den Preisanstiegen, nicht zuletzt weil die Energierohstoffpreise mittlerweile wieder deutlich gesunken sind. Dennoch rechnen die Institute erst im Jahr 2025 mit einer Inflationsrate unter zwei Prozent." (Statista, veröff. am 27.3.24) Zumal als nächstes die Kaffeepreise explodieren: "Marktführer Tchibo hat den Kaffeepreis kräftig erhöht, doch laut Steffen Schwarz ist das nur der Anfang. Der Experte sagt, dass die Bohnen noch deutlich teurer werden müssen [...] '25 bis 30 Euro pro Kilo muss ich mindestens bereit sein zu zahlen'" (abermals "Spiegel online" im Vorspann eines Bezahl-Artikels). Nee, es ist nicht die Zeit, um gedankenlos mit Scheinen um sich zu werfen. Ich gehe davon aus, dass noch in diesem Jahrzehnt der Krieg deutschen Boden erreichen wird, und für den Fall einer notwendig werdenden Flucht aus Deutschland (oder jedenfalls Hessen) ist es gut, etwas auf der hohen Kante zu haben.

Aber hey, eine karierte Stoffhose will ich mir schon lange zulegen. Wenigstens dieses Projekt kann ich ja demnächst angehen ...

Donnerstag, 2. Mai 2024

Serientagebuch 04/24

02.03. Curb Your Enthusiasm 12.07
Curb Your Enthusiasm 12.08
Gotham 4.02
03.04. Family Guy 22.13
05.04. Curb Your Enthusiasm 12.09
Will Trent 1.07
Gotham 4.03
08.04. Curb Your Enthusiasm 12.10
The Simpsons 35.14
11.04. Vigil 1.01
13.04. Family Guy 22.14
3 Body Problem 1.01
3 Body Problem 1.02
14.04. Vigil 1.02
Gotham 4.04
16.04. Will Trent 1.08
Vigil 1.03
18.04. Vigil 1.04
19.04. Family Guy 22.15
Gotham 4.05
20.04. 3 Body Problem 1.03
3 Body Problem 1.04
22.04. Vigil 1.05
23.04. The Simpsons 35.15
Vigil 1.06
24.04. Will Trent 1.09
25.04. Shining Vale 2.01
Will Trent 1.10
Gotham 4.06
27.04. Shining Vale 2.02
Shining Vale 2.03
28.04. Gotham 4.07
30.04. Shining Vale 2.04
Will Trent 1.11
Baby Reindeer 1.01
Baby Reindeer 1.02
Baby Reindeer 1.03
Baby Reindeer 1.04

Nach fast 25 Jahren (für mich weniger, da ich erst ca. 2011 eingestiegen bin) endet die Reise namens Curb Your Enthusiasm. So eine Show wird es nie wieder geben. Die zwölfte Staffel stand denen in der Hochphase in nichts nach, überholte das Niveau der elften sogar deutlich, ließ mich verlässlich zwischen breitem Grinsen und wohligem Schaudern changieren, wartete mit einem smarten Handlungsbogen auf und einem Dénouement (falls der Begriff hier passt), das insbesondere "Seinfeld"-Nostalgiker erheitert haben dürfte. Erfreulich auch, dass Richard Lewis seinen Tod bis zum Abdrehen des Finales hinauszögern konnte.

Pretty, pretty good war auch die 22., mit 15 Episoden etwas kürzer als üblich geratene Staffel von Family Guy. Man denke sich an dieser Stelle eine Variation dessen, was ich die vergangenen zwei, drei Jahre geschrieben habe ("durchgängig erheiternd" u.ä.). Freilich, ein paar lahmere Folgen waren dabei (ausgerechnet die letzte fand ich sogar richtig mies), aber im Vergleich zu den "Simpsons" hat dieser Animations-Dauerbrenner derzeit qualitativ die Nase weit vorn.

Ich hatte mir vorgenommen, das Namedropping in meinen Serien-Rezensionen etwas zu drosseln, aber der Cast im 2021er U-Boot-Krimi Vigil ist wahrlich ein Who-is-who des britischen TV-Dramas und muss also hier auszugsweise wiedergegeben werden: Suranne Jones, Rose Leslie, Shaun Evans (Den jungen Inspektor Morse hätte ich nie und nimmer erkannt, wenn ich ihn nicht in den Credits gesehen hätte!), Stephen Dillane, Paterson Joseph, Martin Compston. Dass einer oder eine von denen (ich möcht's nicht verraten) eine Figur spielt, die bereits in der Auftaktfolge das Zeitliche segnet, ist kühn und nur eine von etlichen elektrisierenden Wendungen, die das klaustrophobische Thrillerdrama nimmt.
Wo die zweite Staffel aus dem Jahr 2023 anknüpft, kann ich mir noch gar nicht vorstellen. Irgendwann werde ich es erfahren.