Sonntag, 12. Mai 2024

Neues Altes (Februar-Mai 2024)

Seit der ersten Folge dieser neuen Rubrik ist reichlich Zeit verstrichen, in der sich schon wieder einiges Spektakuläres angesammelt hat! Und da habe ich die Skelette im Göring-Haus noch nicht mal berücksichtigt, denn die Untersuchungen dazu sind noch längst nicht abgeschlossen.

  • Ei aus Römerzeit enthält immer noch Flüssigkeit (Tagesschau, 13. Februar) "Ein Ei aus römischer Zeit, das vor einigen Jahren in der südostenglischen Stadt Aylesbury gefunden wurde, enthält [...] eine Verbindung von Eiweiß und Eidotter", wie ein CT-Scan ergeben hat. "Das Ei wurde den Angaben zufolge in einer mit Wasser gefüllten Grube gefunden. Womöglich war es dort zwischen den Jahren 270 und 300 christlicher Zeitrechnung als Teil einer Opfergabe platziert worden." Anschließende Forschungen könnten zur Beantwortung von "Fragen um die Haltung und Nutzung von Hühnern und Vögeln in römischer Zeit" beitragen.
  • Deutschlands größter Pestfriedhof in Nürnberg gefunden (BR.de, 24. Februar) "Mehr als 700 Tote haben sie hier schon ausgegraben [...]. Derzeit sind die Archäologen mit dem dritten von insgesamt acht Massengräbern beschäftigt. Am Ende der Ausgrabungen – so schätzen die Experten – liegt die Dimension bei 1.000 bis 1.500 Bestattungen. Dann wäre der Fundort der zweitgrößte Pestfriedhof Europas, nach St. Pölten in Österreich, so Melanie Langbein. Der Fund in Nürnberg stamme wohl aus dem 17. Jahrhundert."
  • Osterinsel: Altersbestimmung von Holztafel weist auf eigene Schrift hin (Pressemitteilung der Universität Hohenheim, 27. Februar) Der Entzifferung der Rongorongo-Ideogramme, die in der Vergangenheit gelegentlich mit der Indusschrift in Verbindung gebracht wurden, ist das Forschungsteam der Universitäten Bologna und Hohenheim zwar nicht nähergekommen, wohl aber ist die Entstehungszeit sowohl der Holztafeln als auch der Schrift selbst nun klarer einordenbar: "An vier Tafeln [...] haben die Forscherinnen in Bologna Holzproben entnommen und erstmals eine präzise Radiokohlenstoffdatierung vorgenommen. [...] Eine der Tafeln, die sogenannte Échancrée-Tafel, überraschte die Forschenden: Sie ist deutlich älter als die Ankunft der Europäer. Die übrigen drei sind im 19. Jahrhundert angesiedelt, als die Europäer die Insel schon erreicht hatten." Das lege nahe, "dass die Schrift möglicherweise vor der Ankunft der ersten europäischen Schiffe auf der Insel in den 1720er Jahren entstanden ist. Das wäre ein Hinweis auf eine unabhängige Erfindung der Schrift."
  • Wie die Menschen die Seefahrt erfanden (Süddeutsche Zeitung, 21. März) Im Lago di Bracciano nahe Rom wurden 1992 fünf Einbäume gefunden, die ein Forschungsteam nun auf 5700 bis 5100 v. Chr. datiert hat und deren Größe und hohes Niveau in der Fertigung vermuten lässt, dass sie nicht nur für das Befahren des Sees geschaffen worden waren. "Die Boote von La Marmotta veränderten auch das Bild der Forschung davon, wie die ersten Ackerbauern Europa besiedelten, schreibt das Team um Gibaja. [...] Um etwa 7500 vor Christus besiedelten Gemeinschaften aus jener Region den gesamten Mittelmeerraum. [...] Offensichtlich hätten sie nicht nur den Landweg, sondern auch das Meer genutzt. Mithilfe von Booten hätten sie sich rasch bewegen und schwere Lasten transportieren können."
  • Stingray sand ‘sculpture’ on South Africa’s coast may be oldest example of humans creating an image of another creature (TheConversation.com, 31. März) Aus dem Middle Stone Age (gemeint ist der afrikanische Zeitabschnitt vor ca. 130.000 Jahren, nicht "unsere" Mittelsteinzeit!) könnte die älteste von Menschen geschaffene künstlerische Darstellung eines anderen Lebewesens stammen: eine symmetrische Stachelrochen-"Sandburg" (ohne Stachel), gefunden rund 30 km östlich der Blombos-Höhle im Süden Südafrikas. "If our suggestion is correct, it would not only push back the time when our distant ancestors first created art of another species, but could also help explain what has until now seemed enigmatic: the seemingly sudden appearance of magnificent art on walls deep within caves in western Europe."
  • Wie die Wikinger ihre Körper traktierten (Süddeutsche Zeitung, 12. April) "Eingekerbte Zähne, deformierte Schädel: Immer häufiger stoßen Forscher auf Spuren davon, wie die Skandinavier der Wikingerzeit ihr Aussehen veränderten. [...] Für einen religiösen Hintergrund spreche archäologisch [...] nichts". Auch sonst beläuft sich vorerst viel auf Spekulation. Die spezifischen Befunde zu altskandinavischer body modification lesen sich dennoch verstörend.
  • Plato’s final hours recounted in scroll found in Vesuvius ash (The Guardian, 29. April) "Thanks to the most advanced imaging diagnostic techniques, we are finally able to read and decipher new sections of texts that previously seemed inaccessible." Nämlich u.a. eine Papyrusrolle aus der Villa dei Papiri in Herculaneum, auf der die letzten Stunden im Leben des Platon beschrieben sind. Demnach hörte (und kritisierte) der sterbende Philosoph noch das abendliche Flötenspiel eines thrakischen Sklavenmädchens, bevor er seinem Fieber erlag. Zudem verrät das bereits 1750 unter der Asche des Vesuv gefundene Dokument, dass Platon in seinem Garten in der Akademie von Athen die letzte Ruhe finden sollte und dass er schon im Jahr 399 oder 404 v. Chr. versklavt worden sein könnte. "Until now it was believed that Plato was sold into slavery in 387BC during his sojourn in Sicily at the court of Dionysius I of Syracuse".

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