Mittwoch, 2. Juli 2025

Serientagebuch 06/25

02.06. Scrubs 5.13
Person of Interest 3.23
04.06. Scrubs 5.14
11.06. Family Guy 23.15
Doctor Who 15.08
13.06. The Simpsons 00.75
19.06. Grace 5.03
21.06. Lost 1.16 (RW)
24.06. Scrubs 5.15
Scrubs 5.16
25.06. Grace 5.04
27.06. Scrubs 5.17
Scrubs 5.18
29.06. Lost 1.17 (RW)
Lost 1.18 (RW)
30.06. Scrubs 5.19

Zur Großartigkeit von Person of Interest hatte ich mich ja vor einer Weile schon en passant geäußert. Das hohe Niveau der vorherigen Staffeln konnte die dritte konstant halten. Mittendrin wurde man von dem Ausscheiden einer Hauptfigur schockiert, gegen Ende hin gab es eine schöne Eskalation, und nach dem Finale liegen die Karten neu gemischt auf dem Tisch und warten darauf, in einer vierten Staffel – die dann aber hoffentlich wieder mehr Stand-alone-Folgen enthalten wird – ausgespielt zu werden.

Ganz ehrlich: Die zweite "New New Who"-Staffel war viel zu kurz, um ein prägnantes Bild in meinem popkulturellen Gedächtnis zu formen; ich könnte nicht sagen, was charakteristisch für die vergangenen Doctor Who-Episoden war. Dabei war sie genau so lang wie die vierzehnte. Nun gut, es gab das Götterthema, es gab das Comeback der ... Aber ach, ich will Leuten, die das Ganze noch sehen wollen, nicht die Spannung verderben, weswegen ich auch nicht auf die für mich sehr überraschende letzte Szene von "The Reality War" (wovon ich immerhin circa 85 Prozent verstanden habe) eingehen möchte. Vom 15. Doktor hätte ich gerne noch mehr gesehen. Wann, wenn überhaupt, es nun mit "Doctor Who" weitergeht, hängt, soweit ich das sehe, von der Gnade Disneys ab, oder?

Der Drang zur "Verthrillerung", den ich in der vierten Staffel von Grace (kritisch) wahrgenommen hatte, hat sich mit der nunmehr fünften Staffel wieder ausgeschlichen. Sehr klassisch geht es in den vier neuen (und zum Glück nicht letzten!) Episoden zu. Aufmerksam wie eine Raubkatze muss man freilich sein, um den Faden der dichten Kriminalstorys nicht zu verlieren, einzig die vierte Folge, anhebend wie ein Gerichtsdrama, variiert das Tempo, verläuft angenehm linear, geradlinig und beinahe behäbig, zumindest bis zur Hälfte, ab der dann erneut und beherzt der Turbo eingelegt wird. Sehr packend und unterhaltsam, das alles. Schade bloß, dass Craig Parkinson nicht mehr dabei ist.

Montag, 30. Juni 2025

Dinge, die man beim Umziehen findet [Rubrik wieder da!]

Ich habe mich, bis auf eine Ausnahme, von meiner Sammlung von Presseheften aus meiner Zeit als Filmkritiker (lol, wie hochtrabend!) getrennt:


Und zwar keineswegs schweren Herzens – wann hätte ich mir diese Druck-Erzeugnisse jemals wieder zu Gemüte geführt? Das obige Foto möge ein letztes Mal veranschaulichen, wie viel Geld Filmverleihe, zumindest die größeren, einst in ihre PR gesteckt haben. Heutzutage ist digitales Pressematerial zum Herunterladen die Regel, so dass allenfalls Layoutkosten anfallen; für hochwertige Drucke oder gar Goodies und Gimmicks wird nix mehr ausgegeben.

Wesentlich mehr weh tat es mir, mich von zwei weiteren Paaren Schuhen zu verabschieden. Sie habe ich nicht beim Umzug gefunden, ich habe sie sogar frohen Mutes in die neue Wohnung mitgenommen. Im nun vollends angebrochenen Hochsommer fällt mir jedoch auf, dass die Latschen nicht mehr allzu frisch riechen, zudem sind sie an mehreren Stellen zerschlissen.


Die Vans habe ich in einem Urlaub gekauft, und sie erwiesen sich tatsächlich als perfekte Urlaubsschuhe. Wo ich die "Rockstar"-Schuhe herhabe, weiß ich nicht mehr. Höchstwahrscheinlich von Ebay. Es handelt sich um eine Spezialedition der Marke Etnies, die ich nicht deswegen kaufte, weil ich Fan von "Rockstar" bin (bei Gott, es gibt wenig, was ich weniger gern tun würde als einen Energydrink zu trinken!), sondern weil ich sie stylisch fand. Und immer noch finde, seufz.

Samstag, 28. Juni 2025

R.I.P. Stern-TV-Magazin

Als ich gestern den neuen Stern (er kam mit einem Tag Verspätung) schüttelte, auf dass die TV-Beilage, die das berühmt-berüchtigte Schwedenrätsel enthält, herausfalle, wurde ich enttäuscht: Die Beilage fehlte. Hrmpf, dachte ich, die muss auf dem Postweg verloren gegangen sein; das war in der Vergangenheit schon ein-, zweimal passiert. Als ich das Magazin später durchblätterte, erwartete mich auf der letzten Doppelseite dies:


Sämtliche Rätsel des TV-Heftchens sind ins Muttermagazin gewandert! Und die TV-Beilage selbst? Scheint abgeschafft worden zu sein. Schade. Gerade jetzt, wo ich nicht mehr nur terrestrisches Antennenfernsehen empfange, sondern dank Satellitenanlage auch wieder Privatsender reinkriege, hätte ich gerne regelmäßig eine Programmzeitschrift auf dem Couchtisch liegen. Abgesehen davon habe ich das Stern-TV-Magazin stets deswegen gern aus der Redaktion mit nach Hause genommen (das ist mein Privileg als Seniorredakteur), weil es sich daheim viel behaglicher rätselt als im Büro. Das Kreuzworträtsel im dicken Stern und dann noch am Konferenztisch auszufüllen, fühlt sich nicht richtig an.

Ob wegen der Einstellung des TV-Beilegers ein Sturm der Entrüstung droht? Ich werde nächste Woche die Leserbriefe danach durchforsten.

Donnerstag, 26. Juni 2025

TITANIC vor zehn Jahren: 7/2015

Manchmal, leider sehr selten, kommt es vor, dass jemand auf der Titelkonferenz einen Vorschlag hinlegt, bei dem sich alle sofort einig sind: Der isses. Dieser Gag von Elias Hauck war so ein Fall. (Und es handelt sich noch nicht mal um den lustigsten Hauck-Titel aller Zeiten; der ist nach wie vor unveröffentlicht und wartet auf den perfekten Zeitpunkt ...)


Gut, dass wir den dagegen nur hintendrauf gedruckt haben:

Nicht weil ihn mehrere Gewährsleute aus dem Titanic-Umfeld schlicht nicht verstanden haben (nein, das ist kein Grund – man muss ja auch die Jugend ködern), sondern weil man rückblickend festhalten kann, dass der Sith-Lord in der dritten Star-Wars-Trilogie nun wirklich kein Schwein interessiert hat.

"Zäune, Schiffsunglücke, Thomas de Maizières Konterfei: Nichts konnte die dreisten Elendsflüchtlinge aus der ganzen Welt abschrecken, und jetzt haben wir hier den Ausländersalat. Darum hat das Innenministerium Deutschlands beste Agenturen damit beauftragt, der Bevölkerung mit Werbekampagnen die neuen exotischen Zutaten bekömmlicher zu machen."
Ja, 2015 fiel es uns noch einigermaßen leicht, das Topthema Flüchtlingskrise satirisch zu verarbeiten, was uns – in diesem Fall Moritz Hürtgen, Tim Wolff und mir – hier ganz ordentlich gelungen ist, wie ich auch zehn Jahre später noch finde. Mindestens zwei Mal haben wir diesen Artikel vor affirmierendem Publikum vorgetragen. Visuell ansprechend (Gestaltung: Martina Werner) ist die Strecke obendrein geraten. Stimmt es also doch, was ich so oft höre: "Das müssen doch herrliche Zeiten für Satire sein!"? Nein.


In den Zehnerjahren hatte der Craftbier-Hype seinen Höhepunkt erreicht, und da hatte ich folgende Idee für eine Anzeigenparodie:


Wenige Wochen später schickte uns die Brauerei Oettinger einen Kasten ihres Pilseners (oder waren's gar mehrere?) nebst freundlich-launigem Anschreiben. Nett! Von mir aus hätte OeTTINGER (Eigenschreibweise) ruhig ein eigenes Craftbier auf den Markt bringen können, gegen eine kleine, faire Gewinnbeteiligung, versteht sich.

Völlig vergessen hatte ich, dass Chefredakteur Wolff in dieser Ausgabe sich anschickte, nach den erfolgreichen Wurst-Werbeseiten der Schmitt/Sonneborn-Ära eine neue titanische Imagekampagne für ein urdeutsches Grundnahrungsmittel zu lancieren.


Weiteres Notierenswertes
- Armin Laschets Klausurenaffäre! Wer erinnert sich noch daran? In den "Briefen an die Leser" kann man alles nachlesen (S. 8-9).
- Eine Wohltat war es, im Folgemonat nach Michael Ziegelwagners Weggang nicht auf ihn verzichten zu müssen. Sein halbseitiger Beitrag "Neues aus der Dioskurenforschung" (S. 11) kann als Vorläufer der bis heute fortgeführten, lediglich ein paarmal den Namen gewechselt habenden "Naturkritik" verstanden werden.
- Wie ich oben schrieb: Man muss gelegentlich versuchen, jüngere Leserschichten anzusprechen. Ebendies taten Leo Fischer und Moritz Hürtgen mit einer todenhöferschen Fake-Reportage mit dem Berliner Rap-Trio KIZ als Gästen (S. 24ff.). Rätselhaft-bizarr.
- Das dürften heute auch nur noch Titanic-Historiker wie ich wissen: Erst- und einmalig konnte für diese Ausgabe Julia Trompeter verpflichtet werden. Die erfolgreiche Schriftstellerin machte für uns einen Selbstversuch mit dem Ernährungstrend Paläo (S. 36-38)!
- Jenes Diättagebuch ist Teil eines Food-Spezials, in welchem ein weiteres unserer beliebten Expertengespräche stattfand (Thema: Frühstück).

Schlussgedanke
Wieder ein sehr formenreiches Potpourri. Ein schönes Sommerheft.

Dienstag, 24. Juni 2025

Ade, Großstadthölle! Servus, Berge!

So, ich lebe jetzt im Hochtaunus.




*record scratch* Wie es dazu gekommen ist, fragt ihr euch? Nun, durch eine Mischung aus Glück, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen. Vorausgegangen waren dem Umzug neun Monate des beschwerlichen, kräftezehrenden, frustrierenden Suchens. Dass die Kaputtheit des Wohnungsmarktes in Großstädten besonders deutlich spürbar ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Aber selbst im erweiterten Umland von Frankfurt ist es heute so gut wie unmöglich, ein halbwegs menschenwürdiges Zuhause zu finden. Der Suchradar im Online-Immobilienmarktplatz der Wahl war dementsprechend auf zahlreiche Kreise bevorzugt im grüneren Teil des Rhein-Main-Gebiets ausgedehnt worden.

Denn feststand: "Mainhattan" musste es nicht länger sein. Wenn nicht gar durfte. Begeistert und optimistisch hatte ich mich dort einst niedergelassen, war stets bereit, die amerikanischste aller deutschen Citys gegenüber von ihr Abgeschreckten zu verteidigen: Das nächtliche Glitzern, das internationale Flair, die Museen, die Parks, die Buchmesse, politisch stabile Leute, Grie Soß, Apfelwein, das hat schon was. Zuletzt jedoch zermürbte mich die zusehends schmutziger, lauter und gefährlicher werdende Stadt nur noch. Wenn ich aus dem Urlaub oder von einem Kurztrip zurückkehrte, stieg in mir die Beklommenheit und Abscheu, je mehr ich mich Frankfurt näherte, und kam ich dann im Hauptbahnhof an, schrumpfte mein Lebenswille zu einem durchgekatschten Kaugummi zusammen.

Nach 14 Jahren Frankfurt-Bockenheim nun also Königstein im Taunus. Genauer: Falkenstein, ein Stadtteil, der das Gütesiegel "heilklimatischer Kurort" trägt, und zwar, wie man nicht müde werden darf zu erwähnen, unabhängig von der Einstufung Königsteins, "eine bundesweit einzigartige Konstellation, dass ein Stadtteil einer Kurstadt über eine eigenständige Prädikatisierung verfügt" (Wikipedia). Auch über eine eigene Burg verfügt das 2700-Seelen-Nest, ich sehe sie, wenn ich aus dem Küchenfenster schaue. Zusammen mit der Burg Kronberg und der Burg Königstein (s. Foto oben) bildet sie die Eckpunkte des Drei-Burgen-Wegs. Überhaupt, die Wandermöglichkeiten! Zu Startpunkten von Ausflügen müssen ab sofort keine Anfahrten mehr zurückgelegt werden, denn diese entfallen, wenn die eigene Adresse quasi der Ausgangsort ist. (Sie sind freilich nicht aus der Welt, denn den Odenwald, den Vogelsberg, das Mittelrheintal usw. möchte ich auch in Zukunft nicht vernachlässigen.) Drei Schwimmbäder sind fußläufig zu erreichen, man begegnet jeden Tag faszinierenden Greifvögeln, es bieten sich spektakuläre Blicke auf die Skyline, und so sehen Teile meiner möglichen Arbeitswege aus:




Dank der guten ÖPNV-Erschließung hier oben habe ich Tag für Tag die Wahl, ob ich eine längere oder eine kürzere Strecke gehe, um mich mit einem Bus zu einer S-Bahnhaltestelle bringen zu lassen, von wo aus ich zum Frankfurter Westbahnhof fahre, in dessen Nähe ich nach wie vor als Titanic-Redakteur tätig bin – und wo sich meine Ex-Wohnung befindet (das vormittägliche Ankommen fühlt sich im Moment noch ein wenig bittersüß an; umso süßer ist es, abends der ungeliebten Pfui-Metropole den Rücken zu kehren).

Den Luxus eines fünfminütigen Arbeitsweges aufzugeben, habe ich gern in Kauf genommen. Je nachdem wie ich meine Pendelroute gestalte, kann ich entweder länger lesen oder länger durch die Natur spazieren – eine von zweien meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen ist somit zwangsläufig Bestandteil eines gewöhnlichen Tages in meinem Leben! Klar, ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann einmal, vielleicht im Winter, Unlust beim Verlassen des Hauses empfinden werde. Bis es soweit ist, erfreue ich mich aber an meiner neuen Heimat.





Zum Schluss müssen wir freilich noch über den Elefanten im Raum reden. Jedes Mal, wenn ich jemandem erzähle, in welcher Gegend ich aufgeschlagen bin, höre ich Sätze wie "Oha, der feine Herr!" oder "Sind da nicht die ganzen Reichen?". Ja, Königstein ist die Gemeinde mit der höchsten Millionärsdichte Deutschlands. Ja, in meiner Umgebung stehen Häuser, die man mit dem Ausdruck Villa abwerten würde. Aaaaber erstens teile ich mir die Miete mit einer zweiten Person (richtig, Zusammenziehen war der Hauptgrund für den Wohnsitzwechsel), zweitens sind die Quadratmeterpreise in Frankfurt derart durch die Decke geschossen, dass man inzwischen von einem "Speckkern" statt von einem "Speckgürtel" sprechen müsste! Eine Querstraße von meiner ehemaligen Wohnung weiter zahlt man 1600 Euro kalt für zwei Zimmer. Mietspiegel, oh weh! Kronberg und Oberursel standen übrigens ebenfalls auf unserer Wunsch- und Bewerbungsliste. Dort wie hier trifft man bodenständige, sympathische Menschen.

Sonntag, 22. Juni 2025

Bienenlöwe revisited

Letzte Woche habe ich mir im Museum Wiesbaden die famose, inzwischen beendete Ausstellung "Honiggelb – Die Biene in der Kunst" angesehen. Das beliebteste Motiv mit Bienenbezug in der Kunstgeschichte scheint Amor als Honigdieb mit seiner Mutter Venus zu sein; in zig Interpretationen begegneten mir die beiden auf Gemälden und Zeichnungen. Unter den vielen sonstigen beeindruckenden, kuriosen, anregenden Werken stach (!) mir eins besonders ins Auge – weil ich das darin Dargestellte einst in ganz anderem Kontext kennengelernt habe: "Samson findet Bienen im toten Löwen" von Cornelis Massys (1549), dieselbe Szene wie auf dem Golden-Syrup-Logo.


"Die Vorstellung, dass Lebendiges aus Totem entsteht", erklärte der Begleittext, "war in der Antike weit verbreitet: Diese Urzeugung (Bugonie) meint, dass Bienen aus getöteten Rindern entstehen. Das Christentum deutetet dies als Bild für die Unsterblichkeit der menschlichen Seele." In der Nähe von Massys' Kupferstich/Radierung war Cornelis Corts Werk "Aristaeus Inventor Mellis" (1565, nach Frans Floris) aufgehängt und zeigte den "ersten Imker der Antike" (daher der Titel "Erfinder des Honigs"). Jenem soll "die Entstehung eines Bienenvolkes aus dem Kadaver eines toten Rinds" als Erstem geglückt sein. Zwischen Simson/Samson und Aristaios besteht freilich ein Unterschied: Letzterer soll die Bugonie gezielt herbeigeführt haben (wie?), während Simsons Löwenschwarm eine Zufallsgenese war.

Freitag, 20. Juni 2025

Fragen, die ich mir selbst stelle

Heute: Darf Foie gras in Deutschland verkauft werden?

Im Grunde kenne ich die Antwort seit dieser Woche, denn da habe ich in einem Kühlregal bei Edeka gleich mehrere Sorten von Foie gras gesehen, und ich gehe davon aus, dass Edeka nicht gegen geltendes Recht verstößt. Ich hatte allerdings im Hinterkopf gespeichert, dass der Handel mit Stopfleber hierzulande ebenso untersagt wäre wie die Herstellung derselben. Nun sagt mir Google: Zwar ist das Zwangsfüttern von Tieren in vielen Ländern Europas, darunter in Deutschland, sehr wohl verboten, jedoch darf die auf solche Weise "verfeinerte" Innerei von Frankreich, wo diese Grausamkeit als TrAdiTiOn verbrämt und als schützenswert erklärt wurde, nach Deutschland importiert und in den Handel gebracht werden.

"Eigentlich dürfte die Herstellung von Stopfleber in einem EU-Mitgliedsstaat kein Thema sein. Die EU-Richtlinie 98/58CE (insbesondere Anhang 24 zu Art.4) verbietet die Produktion von Stopfleber bereits seit 1999. Danach darf die Art des Fütterns bei Tieren 'keine unnötigen Leiden oder Schäden' verursachen. Die Richtlinie lässt jedoch Ausnahmen zu und muss darüber hinaus nicht zwingend umgesetzt werden. Schlussendlich liegt es am freien Binnenmarkt, dass der Import von Stopfleber innerhalb aller EU-Staaten weiter zugelassen wird. Deshalb wird auch in Deutschland immer noch Stopfleber verkauft. Um sich weiter abzusichern, erklärte Frankreich im Jahr 2005 Foie Gras sogar zum nationalen und gastronomischen Kulturerbe." (LTO)

Warum ist mir das Zeug bisher noch nie in deutschen Kaufhallen begegnet? Wahrscheinlich ist es wirklich eine Seltenheit, die Nachfrage potentiell gering. Tatsächlich befindet sich die erwähnte Edeka-Filiale in einer Gegend, wo man noch am ehesten die entsprechende Klientel findet ...

Mittwoch, 18. Juni 2025

Üro, üro

Nachdem ich vor ein paar Jahren Harald Jähners glänzende Nachkriegsschilderungen "Wolfszeit" verschlungen habe, lese ich nun endlich sein 2022 erschienenes Portrait "Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen". In dem Kapitel "'Schicksale hinter Schreibmaschinen' – Die Trägerschicht der Neuen Zeit" geht es am Rande auch um ein "Bürodeutsch", das in der Weimarer Republik zum Teil eigentümliche Blüten trieb:

In Martin Kessels Büroroman "Herrn Brechers Fiasko" grassiert eine alberne Bürosprache, mit der die Sekretärinnen der Langeweile des Jobs und den Zumutungen ihrer Chefs trotzen. Jeder Satz wird dabei mit einem affektierten "ü" beendet. "Man sagte nicht mehr: 'Haben Sie einen Bleistift?' – sondern man sagte: 'awa en bleie, ü?'. Oder man sagte zu einer Sache, die eilig war: 'ette, ette, ette, ü?'" [...] Mit den Frauen hatte sich die Büro- und Verwaltungssprache geändert. Ursächlich dafür aber waren nicht sie, sondern die Schreibmaschine. Erst mit ihr zog die Umgangssprache in die Buchhaltung ein und löste die alten Fachbegriffe und Kürzel ab, mit denen die klassischen Buchhalter handschriftlich für Kürze und Exaktheit gesorgt hatten. Denn die Schreibmaschine eröffnete den Kaufleuten die Möglichkeit, den Schreibkram zu delegieren, und machte ihre alten, professionellen Codes obsolet. "Mit dem Eindringen der weiblichen Schreibkraft in das Büro, mit dem Sinken des kaufmännischen Niveaus verschwand das 'Rottwelsch des Kaufmanns' allmählich", stellte der Sozialwissenschaftler Theo Pirker fest. Allerdings ging der empfundene Niveauverlust nicht auf das Konto der Frauen, sondern auf das der oft fahrig diktierenden Chefs: "Schritt für Schritt verschwanden die Abkürzungen. Unglücklicherweise erhielt sich die blühende und leere Phrase. (...) Geschäftsleute, die nun der Mühe enthoben waren, ihren Brief selbst zu schreiben, und die nun nicht mehr Gefahr liefen, Tintenkleckse zu machen, verfielen in eine Reihe schlechter Gewohnheiten und hauptsächlich in die, einen Satz zu beginnen, ohne zu wissen, wie er enden wird."

So weit, so bemerkenswert. Nichts damit zu tun habend, aber nicht minder bemerkenswert: Einen Absatz weiter begegnete mir ein Unternehmen, das in einer meiner vorangegangenen Lektüren eine Rolle spielte: Westinghouse!

Die Organisationsbranche wuchs genauso sprunghaft wie die Papierberge in den Betrieben und die Angestelltenheere, die zu ihrer Anfertigung und Bändigung nötig waren. Als in den USA 1948 die Firma Westinghouse ihr Ablagesystem rationalisierte, schaffte sie insgesamt vierhundertzwanzig Eisenbahnwagen voller Akten aus ihren Gebäuden, in der sicheren Annahme, dass niemand mehr etwas davon würde lesen wollen, schon allein, weil die Hoffnung fehlte, in den Unmengen von Informationen das Gesuchte zu finden.


Montag, 16. Juni 2025

Kurz notiert: Laborausfall

Aus meine Lebensumstände betreffenden Gründen komme ich derzeit nur eingeschränkt zum Bloggen, daher heute nur dies: Die Rubrik "Sprachlabor", auf die ich mich hier schon oft bezogen habe, hat in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung gefehlt! Eben blättere ich durch die Wochenendpostillen, freue mich schon, als ich das Ende von Buch 2 der SZ erreiche, jedoch: kein "Sprachlabor". Macht Hermann Unterstöger Urlaub? Ist er krank? In Rente gegangen (er ist Jahrgang 1943)? Dann soll er das doch an der Stelle, an der normalerweise seine Glosse steht, kundtun, z.B. so: "Aus meine Lebensumstände betreffenden Gründen komme ich derzeit nur eingeschränkt zum Kolumnieren." Sollte er selbst nicht dazu in der Lage sein, muss halt jemand Verantwortliches aus dem Haus eine Erklärung abgeben. Das erwarte ich als enttäuschter (und ein wenig besorgter) Leser!

Donnerstag, 12. Juni 2025

Vorspeise: Oxenschwanzsuppe?

Ich bin offenbar schon so stark im Süden der Republik (nun gut: in der unteren Hälfte Deutschlands) verwurzelt, dass ich ungläubig die Kamera zückte und dieses Wort fotografierte, weil ich es für falsch geschrieben hielt:


Mit "Ein Fall von 'Durchs Lektorat gerutscht'" oder ähnlich hätte ich diesen Beitrag betitelt, wenn ich nicht zur Sicherheit nachgeschlagen hätte, ob Hachse nicht tatsächlich eine erlaubte Alternativschreibung zu der mir vertrauten Haxe darstellt. Ist sie! Sowohl der Duden als auch die Wikipedia kennt sie. In welchem Buch ich den Fund machte, weiß ich nicht mehr. Was mich jetzt aber wundert: Wenn die Autorin oder der Autor schon die "hochdeutsche" Schreibweise bevorzugt, wieso verwendet sie/er dann das für den süddeutschen Sprachraum bei solchen Komposita typische Fugen-s: "Schweinshachse" statt "Schweinehachse"?

Dienstag, 10. Juni 2025

Auf Wellenjagd

Von meiner jugendlichen Radio- und Funkbegeisterung habe ich schon einmal erzählt. Es erwärmt mein Herz, dass ich noch immer drei Fachbücher aus dieser Phase meines Lebens besitze: neben der erwähnten "Spezial-Frequenzliste 1998/99" auch den Funkschau-Sonderband "1000 neue Scannerfrequenzen" und die 2000er Nummer von Schmitz/Siebels informationssattem "Jahrbuch für weltweiten Rundfunkempfang" mit dem schlichten Titel "Sender & Frequenzen" (das 2017 zum letzten Mal herausgegeben wurde). Absoluter Kult! Das Beste an "S&F" war, dass man einen jeder Ausgabe beiliegenden Supplements-Bezugsschein ausfüllen und an den Verlag schicken konnte, wodurch man mehrmals im Jahr gratis ein solches Heftchen erhielt:


Darin fand man aktualisierte Hörfahrpläne ...


... Meldungen über deutschsprachiges und sonstiges Sonderprogramm aus allen Winkeln der Erde ...


... Ankündigungen nischiger Hörschmankerl ...


... und, besonders cool, Nachrichten aus der Welt der Piraten- und Untergrundsender:



Hach, da werde ich schon wieder richtig nostalgisch. Das war ein Universum, das nicht zuletzt durch die Ausbreitung des World Wide Web nahezu untergegangen ist.

Sonntag, 8. Juni 2025

Dann weh' doch nach drüben!

Dieses Jahr habe ich einen Monatskalender mit Plakaten aus der DDR. Im Juni ist dieses Motiv zu sehen:


Na, was fällt auf? – Das hier:


Da fehlen Hammer, Zirkel und Ährenkranz! Stammt das Plakat etwa gar nicht aus der DDR, trotz Bezug zu einem Sportereignis in Schwerin? Tut es wohl! Was ich bis vor kurzem nämlich nicht wusste, ist, dass beide deutschen Staaten zehn Jahre lang die gleiche Flagge führten. Erst zum 1. Oktober 1959 setzte die DDR das 1955 eingeführte Staatswappen in die Mitte der schwarz-rot-goldenen Flagge.

Freitag, 6. Juni 2025

Wiederentdeckt: Xbox Kinect

Schon vor recht langer Zeit, nämlich kurz vor der Anschaffung meiner Xbox One, bin ich in den Besitz einer zweiten Xbox 360 gekommen, nachdem sich meine erste, 2011 erstandene, einen letalen Hardwarefehler eingefangen hatte. Ich kaufte das Gerät jemandem für einen symbolischen Preis ab, und obwohl es schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte, erfreut es sich bis heute bester Gesundheit. Hin und wieder, wenn auch immer seltener, spiele ich die diversen Spiele an (oder gar durch), die mir mitsamt der Konsole überlassen worden waren; u.a. zocke ich gelegentlich "Duke Nukem Forever", schaue bei "GTA V" rein oder quäle mich durch "L.A. Noire".

Letztens hatte ich wieder mal enormen Spaß mit der hier bereits beiläufig erwähnten Kinect, der "integrierten Sensoreinheit zur Echtzeit-Erkennung von Körperhaltung und -bewegung", die seinerzeit gelauncht wurde, um die Microsoft-Konsole Wii-konkurrenzfähig zu machen. Nicht wenige Kinect-exklusive Spiele sind über die Jahre erschienen, wobei ich annehme, dass den deutschen Markt nur ein gewisser Teil davon erreichte (Auflistung hier oder hier). Drei besitze ich: "Kinect Sports", "Kinect Sports: Season Two" und "Kinect Adventures!". Besonders letzteres ist enorm abwechslungsreich, spaßig und, ja, körperlich fordernd und somit der Fitness zuträglich. Der Sensor ist präzise genug, um zumindest gröbere/größere Bewegungen (springen, ducken, zur Seite beugen) zu erkennen und zu verarbeiten, allein die Menüauswahl per Handsteuerung kann etwas hakelig ausfallen. Den meisten der Mini-Games ist ein mit echten Menschen aufgenommenes Tutorial-Video vorangestellt, und am Ende bekommt man eine Slideshow mit Action-Momenten von seiner Session präsentiert. Hier ein paar fotografische Eindrücke zur Dokumentation:







Erkenntnisse: 1. Ich bin ein überraschend guter Golfer (virtuell). Minigolf scheint doch ein geeignetes Training darzustellen. 2. Die Baseballregeln werde ich in diesem Leben nicht mehr begreifen.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Autocues und Wildkatzen

In Merv Griffins Biographie "Merv" (vgl. "Seitenstraße" Folge 9) findet sich eine Stelle, die mich die Augenbrauen heben ließ:

"[...] Lewis had positioned the TelePromTers (a rolling version of cue card) at floor level [...]"

Bemerkenswert ist erstens, dass man 1980 noch erklären musste, was ein Teleprompter ist, zweitens die eigentümliche Schreibweise des Wortes. Erklärung: Es handelt sich bei "TelePrompTer" um den Namen eines Medienunternehmens, das sich nach ihrem Hauptprodukt, nämlich dem Teleprompter, benannt hat. Sozusagen rekursiv wird hier die Markenschreibweise mit Binneninitialen auf das Gerät angewandt. Der Erfinder des Teleprompters gründete kurz nach der Marktreife gemeinsam mit Irving B. Kahn die TelePrompTer Corporation, die schließlich zum größten US-amerikanischen Kabelfernsehanbieter werden sollte und später an Westinghouse verkauft, jenen Konzern, bei dem Merv Griffin lange Zeit mit seiner Syndication-Talkshow unter Vertrag stand.

Im Zusammenhang mit dem Teleprompter-Erfinder ist noch zweierlei erwähnenswert. Sein Name war Hubert Schlafly. War der etwa mit der berüchtigten Aktivistin Phyllis Schlafly verwandt oder verschwägert?, fragte ich mich. Weder sein noch ihr Wikipedia-Artikel gibt dies explizit an, doch sind beide in St. Louis, Missouri, im Abstand von ziemlich genau fünf Jahren geboren, und Phyllis' Vater, John Bruce Stewart, arbeitete für – na? – Westinghouse! Phyllis (geb. McAlpin Stewart) heiratete 1949 den Rechtsanwalt John Fred Schlafly Jr., "a member of a wealthy St. Louis family". In welchem Verhältnis jener wiederum zu Hubert stand, konnte ich nicht herausfinden.

Huberts Vater war, so heißt es in der englischsprachigen Wikipedia, ein wildcatter. Was ist das nun wieder? Laut dem (recht unbeholfenen) deutschsprachigen Wikipediaartikel handelt es sich dabei um "eine Person[,] die nach Erdöl sucht und erste Bohrungen vornimmt". Die wildcat wells, auf die sich die Berufsbezeichnung bezieht, verdanken ihren Namen dem äußerst ertragreichen Ölfeld "Wildcat Hollow" auf dem Gebiet des heutigen Oil Creek State Park in Pennsylvania. Was genau diese spezielle Art von Ölquelle ausmacht, verstehen andere womöglich besser als ich: "[They] are drilled where little or no known geological information is available. The site may have been selected because of wells drilled some distance from the proposed location but to an underground structure that appeared similar to the proposed site."

Da fällt mir ein: Ich muss unbedingt mal wieder "There Will Be Blood" sehen!