Donnerstag, 26. Juni 2025

TITANIC vor zehn Jahren: 7/2015

Manchmal, leider sehr selten, kommt es vor, dass jemand auf der Titelkonferenz einen Vorschlag hinlegt, bei dem sich alle sofort einig sind: Der isses. Dieser Gag von Elias Hauck war so ein Fall. (Und es handelt sich noch nicht mal um den lustigsten Hauck-Titel aller Zeiten; der ist nach wie vor unveröffentlicht und wartet auf den perfekten Zeitpunkt ...)


Gut, dass wir den dagegen nur hintendrauf gedruckt haben:

Nicht weil ihn mehrere Gewährsleute aus dem Titanic-Umfeld schlicht nicht verstanden haben (nein, das ist kein Grund – man muss ja auch die Jugend ködern), sondern weil man rückblickend festhalten kann, dass der Sith-Lord in der dritten Star-Wars-Trilogie nun wirklich kein Schwein interessiert hat.

"Zäune, Schiffsunglücke, Thomas de Maizières Konterfei: Nichts konnte die dreisten Elendsflüchtlinge aus der ganzen Welt abschrecken, und jetzt haben wir hier den Ausländersalat. Darum hat das Innenministerium Deutschlands beste Agenturen damit beauftragt, der Bevölkerung mit Werbekampagnen die neuen exotischen Zutaten bekömmlicher zu machen."
Ja, 2015 fiel es uns noch einigermaßen leicht, das Topthema Flüchtlingskrise satirisch zu verarbeiten, was uns – in diesem Fall Moritz Hürtgen, Tim Wolff und mir – hier ganz ordentlich gelungen ist, wie ich auch zehn Jahre später noch finde. Mindestens zwei Mal haben wir diesen Artikel vor affirmierendem Publikum vorgetragen. Visuell ansprechend (Gestaltung: Martina Werner) ist die Strecke obendrein geraten. Stimmt es also doch, was ich so oft höre: "Das müssen doch herrliche Zeiten für Satire sein!"? Nein.


In den Zehnerjahren hatte der Craftbier-Hype seinen Höhepunkt erreicht, und da hatte ich folgende Idee für eine Anzeigenparodie:


Wenige Wochen später schickte uns die Brauerei Oettinger einen Kasten ihres Pilseners (oder waren's gar mehrere?) nebst freundlich-launigem Anschreiben. Nett! Von mir aus hätte OeTTINGER (Eigenschreibweise) ruhig ein eigenes Craftbier auf den Markt bringen können, gegen eine kleine, faire Gewinnbeteiligung, versteht sich.

Völlig vergessen hatte ich, dass Chefredakteur Wolff in dieser Ausgabe sich anschickte, nach den erfolgreichen Wurst-Werbeseiten der Schmitt/Sonneborn-Ära eine neue titanische Imagekampagne für ein urdeutsches Grundnahrungsmittel zu lancieren.


Weiteres Notierenswertes
- Armin Laschets Klausurenaffäre! Wer erinnert sich noch daran? In den "Briefen an die Leser" kann man alles nachlesen (S. 8-9).
- Eine Wohltat war es, im Folgemonat nach Michael Ziegelwagners Weggang nicht auf ihn verzichten zu müssen. Sein halbseitiger Beitrag "Neues aus der Dioskurenforschung" (S. 11) kann als Vorläufer der bis heute fortgeführten, lediglich ein paarmal den Namen gewechselt habenden "Naturkritik" verstanden werden.
- Wie ich oben schrieb: Man muss gelegentlich versuchen, jüngere Leserschichten anzusprechen. Ebendies taten Leo Fischer und Moritz Hürtgen mit einer todenhöferschen Fake-Reportage mit dem Berliner Rap-Trio KIZ als Gästen (S. 24ff.). Rätselhaft-bizarr.
- Das dürften heute auch nur noch Titanic-Historiker wie ich wissen: Erst- und einmalig konnte für diese Ausgabe Julia Trompeter verpflichtet werden. Die erfolgreiche Schriftstellerin machte für uns einen Selbstversuch mit dem Ernährungstrend Paläo (S. 36-38)!
- Jenes Diättagebuch ist Teil eines Food-Spezials, in welchem ein weiteres unserer beliebten Expertengespräche stattfand (Thema: Frühstück).

Schlussgedanke
Wieder ein sehr formenreiches Potpourri. Ein schönes Sommerheft.

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