Mittwoch, 30. Januar 2013

-bar jeder Vernunft?

Im "Sprachlabor" der Süddeutschen Zeitung war vor kurzem diese Notiz zu lesen:


Die "gründliche Erörterung" des Lesers B. hätte ich nur zu gerne gelesen! Auf jeden Fall möchte ich ihm zustimmen. 
Meiner Meinung nach ist auch das Wort unleugbar streng genommen inkorrekt. Auch wenn 79.600 Googletreffern für unleugbar nur 761 für unleugenbar gegenüberstehen, halte ich letztere für die "richtigere" Form. Schauen wir uns das Verb öffnen an: Es bildet ebenfalls ein Adjektiv auf -bar, und das lautet auch wenn es seltsam klingt öffenbar ("ein öffenbares Fenster" und nicht "ein öffbares Fenster").  
Verben, die auf -nen enden, sind verhältnismäßig selten. Ihre -bar-Ableitungen werden aber alle, soweit möglich, nach dem gleichen Muster gebildet: berechnen → berechenbar, zeichnen → zeichenbar, vervollkommnen → vervollkommenbar (immerhin 19 Treffer bei Google). Aus der Endung -nen (wenn man vom Infinitiv ausgeht) wird also -en, und nicht nichts (-Ø). 
"Aber im Duden steht auch nur 'unleugbar'. Soll ich jetzt dort anrufen und 'Stoppt die Maschinen!' rufen?" Aber nein. Ich bin ja eigentlich ein Anhänger des Deskriptivismus. Wenn man genügend Belege für "einordbar" findet, ja mei, dann isses halt grammatisch. Man vergleiche auch die Dissertation Idiomatische Sätze im Deutschen von Rita Finkbeiner (Stockholm 2008). Dort stößt man auf folgende Bemerkung: "Grundsätzlich sind bei Verben auf -nen zwei verschiedene -bar-Derivationen möglich, wie es das Verb einordnen illustriert: einordbar/einordenbar. Die präferierte Möglichkeit – nach Stichproben in Google – scheint die zweite zu sein, vgl. *berechbar/berechenbar, *trockbar/trockenbar, *einebbar/??einebenbar. Deshalb erscheint öffbar bislang noch ungewöhnlich, ist aber möglicherweise bereits auf dem Weg der Konventionalisierung. In Google finden sich z.B. folgende Belege: exe.dateien nicht öffbar; USB-Stick nicht öffbar; Flash nicht öffbar; Schlafsäcke, die bis ans Fußende öffbar sind; drei Kettenschlösser, wovon zwei nicht öffbar sind." [S. 221, Fn. 223]

Dienstag, 29. Januar 2013

Das gute Zitat

"Eines Tages kam er nun an, der arme Teufel, vergnügt wie eine Haubenlerche und ohne einen Cent in der Tasche." 

--- Der dritte Mann (1949)

Sonntag, 27. Januar 2013

Wochenend-Mystery: Auflösung

(zum Lesen markieren)

Jemand wollte sein Haus verkaufen und brachte an den Zaun seines Grundstücks ein entsprechendes Banner an, auf das er auch einen QR-Code gedruckt hatte. Dieser Code war jedoch zu groß geraten, so dass ein Passant, der ihn scannen wollte, etliche Rückwärtsschritte ausführen musste, um den gesamten Code auf seine Smartphone-Scanfläche zu bekommen. Schließlich befand sich der Passant auf der am Grundstück vorbeiführenden Straße und wurde von einem Auto erfasst. (Ein solches Banner sah ich tatsächlich einmal; der Vorfall könnte sich also wirklich so zutragen.)

Samstag, 26. Januar 2013

Wochenend-Mystery

Hier ist ein – selbstausgedachtes – Lateral-Rätsel im Stil der beliebten Black Stories. Achtung, hier kommt's:

Auf einer Straße liegt eine Leiche mit einem Smartphone in der Hand. Was ist passiert?

(Tipp: Scharf nachdenken!)

Freitag, 25. Januar 2013

Klassiker der Wissens: Regenwürmer

Der Artikel Regenwürmer gehört zu meinen absoluten Lieblingstexten in der deutschsprachigen Wikipedia. Die schönsten Passagen habe ich einmal zusammengestellt:
Die Regenwürmer sind im Erdboden lebende, gegliederte Würmer aus der Ordnung der Wenigborster. Sie gehören innerhalb des Stammes der Ringelwürmer zur Klasse der Gürtelwürmer.
Im Jahr 2004 wurde der für den Naturkreislauf nützliche Regenwurm zum "Wirbellosen Tier des Jahres" erklärt. In der Schweiz ist der Regenwurm zum Tier des Jahres 2011 ernannt worden.
Weshalb die Regenwürmer bei Regen ihre Wohnröhren verlassen, ist offensichtlich noch nicht vollständig geklärt. Eine Studie der Carlton Universität im kanadischen Ottawa legt [...] nahe, dass Regenwürmer aus Angst vor Maulwürfen an die Oberfläche kriechen: Das Geräusch des Regens ähnle dem Grabegeräusch der Maulwürfe.
Die Würmer sind auch in der Lage, in bestimmten Gefahrensituationen sich selbst zu verstümmeln (Autotomie), z. B. wenn sie ein Fressfeind gepackt hat.
Immer wieder tauchen in der Presse Berichte auf, dass Regenwürmer für den menschlichen Verzehr gezüchtet und angeboten werden (z. B. als Fleischklößchen – sog. "Wormburger" oder frisch frittiert). Aufgrund der generell starken Parasitierung der Würmer ist hier aber Vorsicht geboten.
Die Thielemann’sche Oktettmethode ist eine in der Wissenschaft inzwischen anerkannte Anwendung zum Fang von Regenwürmern mittels elektrischen Stroms. Als Alternative zum giftigen und umweltschädlichen Formaldehyd wird seit Anfang der 1990er Jahre auch Senf als (zudem kostengünstigeres) Austreibungsmittel empfohlen.
In bestimmten Regionen Kanadas, der USA und Englands werden Regenwürmer in großem Maße mittels Worm Charming, Worm Fiddling oder Wurmgrunzen gejagt.
(Anm.: Die Zitate stammen aus einer Version vom April 2011; einige Stellen mögen daher in der aktuellen Fassung anders lauten oder fehlen.)

Mittwoch, 23. Januar 2013

Vier Listen

Was so alles "flüssiges Gold" genannt wird
Wein 
Bourbon 
Olivenöl 
Honig 
Bier 
Schokolade 
Muttermilch 
Cognac 
Wasser 
Stammzellen 
Ahornsirup 
flüssiges Gold 
(Quelle: Internet) 

Gute Namen für Kunstgalerien 
ChefGogh 
Koonstgalerie
Dalí Dalí! 
Mane(t)ge 
Dix-Kabine 
LeonARTo 
Mords-Gaudi 
PorteMonet 
Beuys'R'us 
Munch-Geruch 
Klimtzug 
WassilyPutty 
Doppel-Hopper
First National Banksy
Kleeblatt
Who's The Bosch?
CraNachschlag

Anagramme aus meinem Namen 
Tiger stanzt Ochs 
Tanz erst gotisch!
Agent Storch, sitz! 
Cash-Zotte grinst 
Zins erstach Gott 
Tango sticht Erz
Arsch Inzest Gott 
Tot? Schnitze Sarg!
Toast zischt gern 
Nazi Schrott Steg 
Christ sagt Zoten 
Storchs Zeit nagt 
Sachse trotzt Gin
Nase rotzt Gischt  

Gute Namen für Fahrradwerkstätten
RADlos
RADmosphäre 
PaRADies(chen) 
RADjasthan 
FAHRRADay'scher Käfig 
RADio GaGa(ngschaltung) 
Ver-Rad / Fair-Rad 
Original Naben-Tal-Duo 
SATTELit 
Speichenprobe 
dRADesel 
Velo-ciraptor 
Felge Schneider

Montag, 21. Januar 2013

Torsten testet Me-too-Produkte: Rusti Chips

In der Allzweckfundgrube Lidl stieß ich auf folgenden Artikel:


Rusti Chips Bollywood Indian Curry Coconut Flavour. "Oha, das klingt ja supertrashig!", sagte ich mir und griff zu.
Natürlich hat Pringles nicht das Monopol auf Stapelchips, wie sich Knabbergebäck in Dosen korrekterweise nennt, dennoch legt man seinen Maßstab unweigerlich an das Vorbild. Und was soll ich sagen: Rusti Chips können der bekannten Marke mit dem bekloppten Slogan durchaus das Wasser reichen. Die getestete Sorte besticht durch ein authentisches Indienaroma (sofern man bei Kartoffelchips von "authentischem Aroma" sprechen kann). Die Kokosnote ist sehr dezent, aber eindeutig vorhanden, der Curry-Flavour nicht aufdringlich. Im Gegensatz zu vielen anderen Chipsmarken bleibt nicht der geringste (unangenehme) Nachgeschmack im Mund. Die Chips sind knackig und zerkrümeln nicht beim Brechen.
Wertung: 8/10

Freitag, 18. Januar 2013

Albernes zum Wochenschluss

Lateinische Rechtsgrundsätze und was sie bedeuten

Pacta sunt servanda --- Das Pack soll servieren
Ne bis in idem --- Nicht beißen unter Eid
Nullum crimen sine lege --- Niemand creme seine Liege
In dubio pro reo --- Eine Taube für den König
Do ut des --- Die oder das

Mittwoch, 16. Januar 2013

Aus dem Urban Dictionary

Al Dante; adj. The state of perfection to which one is cooked alive when in the deepest pit of hell. Ie: extremely angry; livid.

Darauf bin ich nur gestoßen, als ich überprüfen wollte, ob es das Wortspiel "al Dante" schon gibt. Aber NATÜRLICH gab es das schon, weil im Internet JEDES Wortspiel bereits gemacht wurde, GOSH DARNIT!

Montag, 14. Januar 2013

Betr.: Sprecheinlagen, Zahnpasta, Wünsche, Einkaufslisten

Ganz, ganz, ganz bescheuert sind Schlagersongs, die mit einer Sprechpassage beginnen. (Ich glaube, die Flippers machen das gerne und häufig.) 
Das Lied "Ich liebe dich" von der Band Clowns & Helden fängt so an: "Ausgerechnet mir muss das passieren. Wir ham '86, und ich altes Trottelgesicht hab' mich verliebt. Ich sitz' hier vor deinem dummen Foto und bemerk' immer wieder, wie hübsch du eigentlich bist."
"Trottelgesicht"!!! 


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Blasse TV-Erinnerung: ein Werbespot für Kinderzahncreme (oder -bürsten?) mit dem einprägsamen Jingle "Zähneputzen kinderleicht, der Dino hat's für euch erreicht!" Googeln bringt einen einzigen Treffer; demnach heißt es "... Blendino hat's für euch erreicht". Bei YouTube wiederum findet sich nur ein einziger Blendino-Spot – ohne Werbemelodie! Große Enttäuschung über das angebliche Elefantengedächtnis des Internets.

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Gedankenexperiment. Stell dir vor, du bist ein Mann mittleren Alters, und eine neutrale Fee kommt auf dich zu. Sie bietet dir an, alle Erinnerungen an peinliche Erlebnisse aus deinem Gehirn zu tilgen. Die einzige Bedingung ist die, dass alle Erinnerungen an schöne Erlebnisse ebenfalls ausradiert werden. Du bittest um eine kurze Bedenkzeit und versuchst dir eine schöne Erinnerung herbeizurufen. Nach ein paar Minuten fruchtlosen Reflektierens bemerkst du, dass dein Hosenstall offensteht und sämtliche Genitalien heraushängen. "Deal!", sagst du. (Und wo ist jetzt das Gedankenexperiment?)

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In einer der Unibibliothek entliehenen Grammatik des Gotischen fand ich folgenden, wahrscheinlich vom Vornutzer darin vergessenen, Merkzettel: 
[Vorderseite] 
Sushi 
Nudelsalat 
Linse / Spinat, Kartoffelsalat 
Dressing, Mayo 
grüner Salat 
Hühnche 
Dips --> Soysauce + wasabi 
jap. Mayonnaise 
Schmand dressing 
Scharfes ... Chili ... Tomatenmark 
[Rückseite] 
Pronomen

Freitag, 11. Januar 2013

Die besten Weblogs

Heute: Weirder Web. Streifzüge durch die dunkleren Seiten des Internets. Bisherige Kapitel:
1: Auftragskiller online
2: Drogenhandel / Silk Road
3: Blog eines Serienmörders
4: Ein Republikaner mit Netznazivergangenheit
5: Mord in der Blogosphäre
6: "Dying Bloggers"
7: Kreditkartendatenbörse
8: Geschichte von Silk Road

Mittwoch, 9. Januar 2013

Die Bahnen in unseren Köpfen

Vor einiger Zeit habe ich ein Buch gelesen, das mein Denken derart nachhaltig beeinflusst hat, dass ich es glatt in eine Reihe mit "Gödel, Escher, Bach", "Der Heros in 1000 Gestalten" oder "Arm und Reich" stellen möchte. Es handelt sich um Die blinde Frau, die sehen kann des Neuropsychologen V.S. Ramachandran. Der deutsche Titel klingt zwar nach einer launigen Fallsammlung à la Oliver Sacks, doch ist das Werk eine grundlegende Auseinandersetzung mit den vielen Facetten des menschlichen Gehirns und hangelt sich lediglich zu Zwecken der Veranschaulichung an herausragenden Patientengeschichten des Doktors entlang (das Original heißt Phantoms in the Brain: Probing the Mysteries of the Human Mind). 

Man lernt bei der Lektüre, dass praktisch jedes abweichende Verhalten neurologisch zu erklären ist. Setzt man voraus, dass jede menschliche Aktion eine Reaktion auf etwas ist, so muss man jede Anomalie als logische Reaktion auf eine Störung in der Wahrnehmung deuten. Ramachandran berichtet zum Beispiel von einem jungen Mann, der steif und fest behauptete, seine Eltern wären nicht seine Eltern, sondern mit zwei ihnen ähnlich sehenden Schauspielern ausgetauscht worden. Diese Wahnvorstellung ist nun nicht bloß eine unheilbare "seelische Macke", sondern ist konkret auf eine defekte Nervenverbindung zur Amygdala zurückzuführen (oder so ähnlich; ganz genau hab' ich mir's nicht merken können). Normale Menschen spüren beim Anblick ihrer Eltern etwas schwer in Worte zu kleidendes "Besonderes", irgendetwas wird da emotional getriggert. Das war und ist evolutionär sinnvoll: Kinder wissen, dass sie ihren Eltern trauen können (und müssen), bevor sich überhaupt eine Art Gesichtsunterscheidungsfähigkeit herausgebildet hat – es fühlt sich einfach "richtig" an. Bei dem besagten Patienten war diese emotionale Brücke kaputt. Für sein Gehirn war nun die einzig mögliche Interpretation: Seine Eltern mussten Doppelgänger sein, denn das vormals bekannte Gefühl, das sich beim Kontakt mit den Eltern einstellte, fehlte jetzt. Interessanterweise galt das nur für visuellen Kontakt; am Telefon glaubte der Mann sofort, mit seinem Vater oder seiner Mutter zu kommunizieren.

Das menschliche Sehen ist nämlich kein einfacher Vorgang (no shit). Es gibt nicht nur einen Sehnerv, der vom Augapfel zum Hirnkasten führt. Tatsächlich sind es mehrere visuelle Verarbeitungsbahnen, die dafür sorgen, dass wir erkennen, was sich vor uns befindet. Dass die Größe, die Farbe, die relative Position im Raum eines Objekts separat übermittelt wird, kann man sich ja noch vorstellen. Von "Wo-" und "Was-Bahnen" ist dabei die Rede. Es gibt aber auch eine "Wie-Bahn", die klärt, wie wir mit dem gesehenen Objekt interagieren. Die "blinde Frau, die sehen kann" aus dem Titel des Buches hatte eine noch funktionale "Wie-Bahn", während die übrigen Bahnen gestört waren. Das hatte zur Folge, dass die Patientin nach Aufforderung des Arztes einen Gegenstand korrekt greifen konnte, von dem sie schwor, ihn nicht sehen zu können. Wenn die "Was-Bahn" defekt und die "Wie-Bahn" intakt ist, kann das Klüver-Bucy-Syndrom auftreten: Die Betroffenen zeigen unkontrollierbares, übersteigertes Sexualverhalten oder versuchen, sich nichtessbare Dinge in den Mund zu stopfen. Sie sind also in der Lage zu handeln, wissen aber nicht, womit sie das tun, wobei sie nicht wissen, dass sie es nicht wissen. (Rhesusaffen, bei denen man mittels Hirnlappenschnibbelei eine solche "psychische Blindheit" ausgelöst hatte, besprangen plötzlich Vertreter anderer Spezies.)

Ein Hauptinteressengebiet Ramachandrans ist der Phantomschmerz. In einem der ersten Kapitel stellt der Autor ein Verfahren vor, mit dem man unter Zuhilfenahme einer "Spiegelbox" jemanden, der eine Hand oder einen Arm verloren hat, "überlisten" und schließlich vollständig von seinen Phantomschmerzen befreien kann (Diese Methode wird übrigens – wenn auch als ein bisschen zu simpel und erfolgversprechend – in der TV-Serie Dr. House, Ep. 6x03, gezeigt.)
  
Es mag sein, dass diese Physiologieverehrung in ein paar Jahrzehnten ähnlich belächelt wird wie heute Freud. Mich jedenfalls haben die Argumente und Beweisketten im Wesentlichen überzeugt. Aber was mühe ich mich überhaupt ab und gebe den Inhalt des Buches ungeschickt wieder? Lest es halt selbst. Rasch!

Dienstag, 8. Januar 2013

Der Weg ins Kino und zurück

Zwei Freunde sind auf dem Weg ins Kino. Sie wollen sich einen Spannungsfilm ansehen, der im Fernsehen, offenbar sehr wirksam, beworben wird. Auf einem Abschnitt ihrer Route sehen sie eine Gruppe von Punks. Die Punks befinden sich auf einer Grünfläche; sie stehen nicht, sitzen nicht, liegen nicht – sie lungern. Milieutypische Namen kann man auf ihren Visitenkarten lesen: "Fatzke", "Bunker", "Muschi", "Rolle" etc. Ihre Hunde und Ratten tragen weitaus würdevollere Namen. 
"Diese Gruppierung macht mir Angst", verkündet der eine Freund. "Lass und einen großen Bogen um sie machen." 
"Du hast Recht!", stimmt der andere zu. 
Gesenkten Hauptes setzen sie ihren Weg fort. Am Lichtspielhaus angekommen, kauft sich jeder ein Ticket. Die zwei Freunde setzen sich in den großen Vorführsaal und warten neugierig auf den Beginn des viel gepriesenen Spannungsfilms, in dem Bruce Willis mitspielen soll. Noch sind sie die Einzigen, denn es geht erst in sechs Stunden los. 
Allmählich füllt sich das Kino. Bald fängt der Film an. Doch die Enttäuschung ist groß: Es sind keine echten Schauspieler zu sehen. Alle Protagonisten sind Marionettenpuppen! 
"Und dafür bin ich extra fünf Uhr in der Frühe aufgestanden?!", flucht der eine Freund. 
Auch der andere ist enttäuscht. Man beschließt zu gehen und eine Jause einzulegen. Auf dem Nachhauseweg unterhalten sich die Freunde. "Nenne mir alle Filme, in denen Bruce Willis mitspielt und von einem kleinen Jungen begleitet wird!" "Das Mercury-Puzzle, The Sixth Sense, Unbreakable und The Kid." – "Schwer zu sagen, welcher davon am langweiligsten ist."
Sie kommen erneut an den Punks vorbei, denn der Rückweg ist gleich dem Hinweg. "Jetzt werden sie unser erneutes Vorbeikommen als Provokation auffassen und uns anmachen", prophezeit der eine Freund. Doch nichts geschieht. Die Punks trinken Bier und schreiben regierungskritische Popballaden. Die Passanten interessieren sie gar nicht. Hunde und Ratten halten Mittagsschlaf. Unsere beiden Freunde ringen sich ein Lächeln ab. 
Nun sind sie im Haus des einen Freundes angekommen. Dieser öffnet ein Fenster und zwinkert dem anderen wissend zu. Wenig später kommt ein in Zellophanfolie gewickeltes Mittagessen in das Hausinnere geflogen. Der Freund spricht: "Ich habe uns was beim Telekinesen bestellt." Das Mahl schmeckt den beiden. Und so wurde es doch noch ein zumindest mittelmäßiger Tag.


(geschrieben im Februar 2004)

Samstag, 5. Januar 2013

Fragen, die ich mir selbst stelle

Wie ist das nun eigentlich: Muss ich als Deutscher einen Personalausweis 1.) besitzen und 2.) permanent bei mir führen? Man hört ja dazu die unterschiedlichsten Aussagen.

Das Rechtsportal Valuenet schreibt: "Deutsche, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, sind verpflichtet, einen Personalausweis zu besitzen und diesen auf Verlangen einer zur Überprüfung berechtigten Person vorzulegen. [...] Wer es unterlässt, einen Ausweis auf Verlangen einer zuständigen Stelle vorzulegen, handelt ordnungswidrig. [...] Die Ausweispflicht umfasst nur die Pflicht, einen Ausweis zu besitzen, nicht die Pflicht, einen Personalausweis bei sich zu führen. Allerdings können die Ordnungsbehörden und die Polizei [...] unter bestimmten Voraussetzungen eine Person festhalten und zur Dienststelle bringen, wenn die Identität auf andere Weise nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten festgestellt werden kann. [...] Die Ausweispflicht kann auch durch den Reisepass erfüllt werden."

Also: Ich muss entweder einen Personalausweis oder einen Reisepass besitzen. (In der Vergangenheit musste ich lernen, dass ein Reisepass nicht als Identifikation beim Blutspenden ausreicht.) Ich kann das Dokument zu Hause liegen lassen, muss das Ding aber jedem Schutzmann und jeder Schutzfrau vorzeigen können. 
Kann/soll/muss ich bei der Ausweiskontrolle die Beamten bitten, mir nach Hause zu folgen, damit ich mich dort ausweisen kann? Ja, sagt ein User im Stern-Forum: "Falls du keinen Perso dabei hast, kann die Polizei - und auch andere Ordnungsbehörden - dich aber nach Hause begleiten, um sich dort deinen Personalausweis zeigen zu lassen und die Personalien zu überprüfen."
Und ich nehme an, falls sich das als zu kompliziert erweisen sollte (wenn ich etwa hinter den 7 Bergen wohne, aber vor den 7 Bergen aufgegriffen werde) oder wenn ich Sperenzchen mache, muss ich mit auf die Wache oder bekomme ein Bußgeld auferlegt. Okay.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Klassiker des deutschen Films

Der deutsche Regisseur Rainer Geis ging als Visionär in die Filmhistorie ein, als er anno 1959 ein gewagtes, um nicht zu sagen wahnsinniges Projekt realisierte: die Verfilmung eines Märchens, das bis dahin als unverfilmbar galt – Die Bremer Stadtmusikanten.
Wie aber wurden die Protagonisten jener Geschichte "besetzt"? Ich will's verraten: Alle Tiere (zur Erinnerung: Esel, Hund, Katze, Hahn) wurden von Menschen gespielt! Das sieht dann so aus:


Hier die Schlüsselszene:

An einer anderen guten Stelle tritt ein Knäblein in einen Krämerladen und sagt: "Ein Pfund Grieß, bitte!", worauf die Marketenderin antwortet: "Den sollst du haben, mein Junge!"

Die Darstellerin der Katze, Christa Welzmüller (geb. "* 20. Jahrhundert", Wikipedia) hatte bereits zwei Jahre zuvor eines der Geißlein in einer Verfilmung von Die sieben Geißlein gespielt. Bei dem Hahn hingegen handelt es sich um den späteren fünffachen Motorradfahr-Weltmeister Toni Mang!

Die obigen Stills habe ich übrigens im Sommer 2004 (!) mittels Hauppauge WinTV gecaptured, als der Film im mdr-Fernsehen ausgestrahlt wurde. Möge dieses Meisterwerk hiermit zu ewigem Ruhm kommen!