Mittwoch, 31. Dezember 2014

Jetzt aber wirklich: Jahresausblick 2015

2015, das chinesische Jahr des Holz-Pferdes und des Holz-Schafes, bringt uns* nicht nur eine partielle Sonnenfinsternis, sondern auch eine totale Sonnenfinsternis und eine totale Mondfinsternis. Da ist für jeden was dabei! (* und mit "uns" meine ich die Menschen, die sich zur jeweiligen Zeit am jeweils richtigen Sichtbarkeitsort aufhalten; informiert's euch halt im Internet!) Die UNESCO ruft das Internationale Jahr des Lichts und lichtbasierter Technologien aus. Zudem ist 2015 das Internationale Jahr des Bodens.
Vogel des Jahres ist der Habicht, Blume des Jahres der Gewöhnliche Teufelsabbiss (nie gehört), Baum des Jahres der Feldahorn, die Orchidee des Jahres das Fleischfarbene Knabenkraut (iiiks!), die Arzneipflanze des Jahres das Echte Johanniskraut (das zumindest habe ich schon oft in Pillenform konsumiert), der Fisch des Jahres ist der Huchen (und das Dessert des Jahres der Kuchen, höhö) -- den Rest lest bitte selbst auf der entsprechenden NABU-Seite nach. (Unter anderem der Einzeller des Jahres steht noch nicht fest, da rauchen noch die Köpfe.) (Was aber wirklich eine Schweinerei hoch zehn ist, ist die Wahl der fucking Zwiebel zur Heilpflanze des Jahres! J'accuse!!!) (PS: Über die jährliche Top-Lebewesenkür hat Michael Brake einen netten Taz-Text geschrieben.)
Litauen bekommt den Euro, womit endlich das gesamte Baltikum zur Eurozone gehört (und meine Euromünzsammlung weiter wachsen wird). NASA-Sonden erreichen die Zwergplaneten Pluto und Ceres. In Deutschland finden lediglich zwei Landtagswahlen statt, und das auch nur in den Möchtergern-"Ländern" Hamburg und Bremen. 
Personalia: 200. Geburtstag von Bismarck, 150. Todestag von Lincoln, 100. Geburtstag von Frank Sinatra, Edith Piaf, Franz Josef Strauß und Orson Welles.
Nicht zu vergessen: 2015 ist das Jahr, in dem die Zukunftsereignisse von "Zurück in die Zukunft II" spielen.

Montag, 29. Dezember 2014

Jahresvorschau-Rückblick

Erstmals im Jahr 2007 habe ich mir das angekündigte Folgejahr, in jenem Fall 2008, unter Jubiläums- und Widmungs-Gesichtspunkten angeschaut. 2008 war zum Beispiel ein Schaltjahr, was ja immer mal wieder vorkommt. Ungewöhnlicher war, dass Himmelfahrt 2008 auf den 1. Mai fiel. 2008 war zudem das Internationale Jahr der Mathematik, der Sprachen und der Kartoffel. Die Flechte des Jahres war die Wolfsflechte (verdientermaßen!). Die Special Olympics fanden in Karlsruhe statt, die Schach-WM in Dresden und die Olympischen Spiele in Beijing. (So lange ist das schon wieder her! Ich hatte mir damals noch notiert: "Zur Eröffnung besteht eine 50-prozentige Regenwahrscheinlichkeit, weswegen sog. Hagelflieger Silberiodid-Aceton in die Atmosphäre sprühen, um den Niederschlag vorzeitig auszulösen." Stimmte das?)
2009 war dann nicht nur das Jahr des Gorillas, des Hais, der Astronomie, des eBooks, des Kulturtourismus und "der schlechten Nachrichten" (Merkel), sondern auch das Jahr dreier Komponisten: Haydn, Mendelssohn und Händel. Deutschland wurde 60 und im Sommer kam die längste totale Sonnenfinsternis des Jahrhunderts.
2010 war das Gedenkjahr vieler berühmter Personen. Es war u.a. das Konrad-Zuse-, Elvis-Presley-, Robert-Schumann-, Mark-Twain-, Mutter-Teresa-, das Botticelli-, Schopenhauer-, Chopin- und das Tolstoi-Jahr. Es war außerdem das Internationale Jahr der Biodiversität sowie das chinesische Jahr des Tigers. IT-Experten sprachen vom "Jahr des Löschens" (Was hat man da gelöscht – die Errorlogs vom Millennium-Bug?). In Vancouver fanden die Olympischen Winterspiele statt, und in Südafrika wurde die Fußball-WM ausgerichtet (Siegeszug der Vuvuzela, argh!). Hier und da gab's (partielle) Sonnen- und Mondfinsternisse.
Sodann schickte sich 2011 an, das Internationale Jahr der Wälder und der Chemie zu werden. Der Beinbrech war die Blume des Jahres, die Elsbeere der Baum des Jahres, der Rote Gitterling der Pilz des Jahres und die Äsche der Fisch des Jahres. Man fragte sich, ob denen langsam die Kandidaten ausgehen. Estland bekam den Euro, der Papst (damals noch ein Deutscher) kam nach Deutschland und gleich zwei totale Mondfinsternisse beglückten die Erdlinge.
2012 war nicht nur das Jahr des Weltuntergangs, sondern auch das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen. Ferner das Jahr des Burnouts, das Jahr des Honigs, das Jahr der Kirchenmusik, das Jahr der Fledermaus (Kinohighlight: "The Dark Knight Rises"), das Jahr der erneuerbaren Energien für alle und das Jahr der Genossenschaften. Wir feierten 20 Jahre SMS, 60 Jahre Tagesschau, 1000 Jahre Bamberger Dom, 600 Jahre Jeanne d'Arc, 200 Jahre Charles Dickens, 2000 Jahre Caligula, 100 Jahre Alan Turing, 100 Jahre Titanic-Untergang, 100 Jahre Prawda, 60 Jahre Wasserstoffbombe und leider auch 300 Jahre Friedrich der Große. Die Süßholzwurzel war die Arzneipflanze des Jahres (hach, war das ein Raspelspaß!), die Echte Lungenflechte die Flechte des Jahres, der Hirschkäfer das Insekt des Jahres (endlich!), die Neunaugen waren die Fische des Jahres (und zwar alle vier in Deutschland heimischen Arten, wobei der Verband deutscher Sportfischer noch hinwies: "Streng genommen zählen sie nicht zu den 'Fischen', sondern zu den so genannten Rundmäulern."), und die Erdkröte war der Lurch des Jahres. In London fanden die XXX. Olympischen Sommerspiele statt, in Istanbul die 40. Schacholympiade. Es gab erstmals seit 2004 einen Venustransit (Wikipedia: "Ein Venustransit ist ein sehr seltenes Ereignis, von dem es in 130 Jahren nur zwei gibt, und zwar abwechselnd nach acht und nach 105 bzw. 122 Jahren. [...] Im 20. Jahrhundert fand kein einziger Venusdurchgang statt. Ein Venustransit ist deshalb tatsächlich ein astronomisches Jahrhundertereignis und schon aufgrund seiner Seltenheit ein die Beobachtung lohnendes Himmelsschauspiel. Allerdings muss man dabei unbedingt geeignete, hitzesichere Sonnenfilter benutzen, da man ansonsten erblinden könnte"; mein Beitrag dazu ist hier archiviert). Der Asteroid 433 Eros, das zweitgrößte Erdnahe Objekt, flog an der Erde vorbei, und der Marsrover landete.

Freitag, 26. Dezember 2014

Neun faszinierende Inseln

Jaaaa, ich weiß: Judith Schalansky hat bereits im Jahr 2009 den Atlas der abgelegenen Inseln veröffentlicht. Dieses sehr schöne Buch fiel mir leider erst 2011 in die Hände, als ich bereits selbst begonnen hatte, mich mit seltsamen, unbekannten und sonstwie faszinierenden Inseln zu beschäftigen. Die von mir "entdeckten" Inseln, die ich nun endlich vorstellen möchte, doppeln sich zum Glück nicht mit jenen im Schalansky-Buch. (Die Autorin gibt übrigens seit 2013 die herrlich altmodische Reihe "Naturkunden" heraus. Darin erschienen sind u.a. printwirkmächtige Perlen wie "Eulen", "Heringe" und "Esel".)

Die erste Insel, die ich vorstellen möchte, ist gar keine Insel, sondern ein Eiland, nämlich ein unbewohnbarer Felsen mit den Maßen 25 mal 31 Metern namens Rockall. Er befindet sich ungefähr in der Mitte der Fläche zwischen Is- und Irland. Neben diesen beiden Staaten erheben auch Dänemark (genauer: die Färöer-Inseln) und das Vereinigte Königreich territorialen Anspruch darauf. Im Juni 2010 sollte eine Konferenz der vier Länder stattfinden, die jedoch wegen des Fehlens wichtiger Teilnehmer ausfallen musste, sodass die Hoheitsfrage bis dato (Dezember 2014) nicht geklärt ist. Jedenfalls ist dieses Eiland seit langer Zeit bekannt, einer irischen Legende zufolge soll es entstanden sein, als der sagenhafte Riese Finn McCool einen Kieselstein ins Meer schleuderte. Es ist mehr als ein Mal vorgekommen, dass ein Schiff an dem Felsen aufgelaufen und daraufhin gesunken ist.
Touristisch stellt Rockall lediglich eine Nischen-Destination dar. Neben dem britischen Survival-Profi Tom McClean, der sich 40 Tage dort aufhielt, und ein paar Amateurfunkern wurde Rockall im Jahr 1997 von Greenpeace-Mitgliedern besetzt. Am Ende dieser Aktion wurde ein solarbetriebenes Warnlicht auf dem Inselchen errichtet, versehen mit der Inschrift "ROCKALL SOLAR BEACON. Let the sun and wind do their work, leave the oil beneath the waves – Greenpeace July 1999". Die geringe Fläche Rockalls wird übrigens durch seine beachtliche Höhe wettgemacht – immerhin 21 Meter ragt die Felsspitze aus dem Atlantik empor. Es gibt sogar so etwas wie eine Fauna, bestehend aus Muscheln und anderen Kleinlebewesen. Auch Zugvögel kommen gerne mal auf einen Abstecher vorbei.



Ausgerechnet zum Jemen, den viele mit den Attributen staubig, unwirtlich, ja gefährlich assoziieren, gehört eine wunderbare Insel mit Traumstränden, Bergen, Schluchten, Palmen, Delfinen und Tropfsteinhöhlen. Sie heißt Sokotra und ist Teil einer gleichnamigen Inselgruppe, die sich schon vor mehr als 20 Millionen Jahren vom Festland getrennt hat und somit Heimat zahlreicher endemischer Tiere, v.a. Spinnen und Vögel, ist, weswegen man sie auch "Galapagos des Indischen Ozeans" nennt. Sie ist seit 2008 UNESCO-Weltnaturerbe. Auf Sokotra leben rund 50.000 Menschen, vorwiegend auf der Hauptinsel, und man spricht dort eine wenig erforschte südsemitische Sprache namens Soqotri. Es gibt sogar einen Flughafen. Trotz der paradiesischen Natur ist Sokotra ein kaum bekannter Urlaubsort. Im Jahr 2008 waren nur ca. 4000 Touristen auf dieser nicht billigen Geheimtipp-Insel zu Gast. Auf Wikipedia ist zu lesen: "Please note that Socotra, being still an undeveloped island that has no industries or agriculture, cannot offer an expected variety of food and local groceries and therefore charge heavily for items that are imported from the mainland, even bottled water." Wer sich trotzdem zu einem Trip anregen lassen will, kann dies auf Google Earth tun – ich empfehle besonders die Fotos im Nordwesten der Insel! (Dieser Beitrag klingt wie ein Werbetext, aber man glaube mir, dass ich nicht vom jemenitischen Tourismusverband bezahlt werde.)


Wir begeben uns nun ins Meer östlich von Indien, in den Indischen Ozean, zu dem indischen Unionsterritorium Andamanen und Nikobaren. Dabei handelt es sich um zwei Inselgruppen mit insgesamt 572 Inseln. Die Nikobaren sind deshalb von Interesse, weil diese von 1778 bis 1784 eine österreichische (!) Kronkolonie waren (die Kolonialpolitik Österreichs ist in der Tat nur eine historische Randnotiz). Noch faszinierender aber sind die Andamanen, insbesondere deren westlichste Insel: North Sentinel Island, die ohne Übertreibung unheimlichste Insel der Welt!
Man kann sich die North Sentinel Island dank Satellitenaufnahmen von oben anschauen, aber im Grunde ist das ganze Gebiet ein weißer Fleck. Dass die Insel bis heute unerforscht ist, liegt weniger an den tückischen Riffen als viel mehr an der indigenen Bevölkerung. Die Sentinelesen sind eine genetisch und sprachlich extrem isolierte Steinzeitkultur, die jeden Kontakt von außen mit Gewalt verhindert. 1867 strandeten ein paar indische Seeleute auf der North Sentinel Island und wurden sofort von einem Pfeilhagel überrascht, worauf sie naturgemäß das Weite suchten. Einem entflohenen Sträfling, den es einige Jahre später auf die Insel verschlug, wurde gar die Kehle durchgeschnitten. Weitere Annäherungsversuche ließ man fortan lieber bleiben. Erst 1974 wagte sich Heinrich Harrer (genau, der aus Sieben Jahre in Tibet) in Begleitung von Leopold III. und in friedlicher (?) Absicht zu den Sentinelesen, um ihnen Geschenke zu bringen. Die Begrüßung war – you guessed it – ein Angriff mit Pfeil und Bogen. Es gab noch vereinzelte Versuche von Anthropologen, sich den Sentinel-Einwohnern zu nähern (der erfolgreichste gelang 1991), bis die indische Regierung das Betreten der Insel schließlich unter Strafe stellte. Heute sorgen Polizei und Marine dafür, dass das Besuchsverbot eingehalten wird.
Die Volkszählung von 2001 schätzte die Zahl der Sentinelesen auf 39, doch die Betonung liegt auf "schätzte", denn natürlich haben sie an der Volkszählung nicht teilgenommen, und wie viele von ihnen in den dichten Wäldern leben, weiß kein Mensch – es könnten einige Hunderte sein. Leider wurden auch die Andamanen Opfer des schweren Seebebens von 2004. Als kurz darauf ein Hubschrauber die North Sentinel Island überflog und beinahe von einer Salve von Pfeilen herunter geholt worden wäre, musste die Crew schon fast froh sein über dieses Lebenszeichen ...



Als nächstes soll gleich ein ganzes Archipel im Blickpunkt stehen, und zwar Svalbard. Wer dieses Wort, das "kühle Küste" bedeutet, noch nie gehört hat, kennt die Inselgruppe wahrscheinlich unter dem Namen Spitzbergen. Korrekterweise wird aber nur die Hauptinsel Spitzbergen (norw. Spitsbergen) genannt. Svalbard hat circa 3000 ständige Einwohner, von denen die meisten in Longyearbyen (Spitzbergen) leben, wo es neben einem internationalen Flughafen auch eine Universität gibt. Das dollste Ding ist die 2008 eröffnete Pflanzensamenbank (Svalbard Global Seed Vault), in der man alle wichtigen Pflanzen der Welt archivieren und somit die Ernährung der Menschen sicherstellen will, falls mal ein Atomkrieg ausbricht etwa. Tief im Permafrost-Felsmassiv sollen insgesamt 2,25 Milliarden Samen von 4,5 Millionen Pflanzen aufbewahrt werden; bis jetzt hat man zum Beispiel schon 70.000 Reissorten archiviert.
Auf fast ganz Svalbard gibt es Eisbären, weswegen es gesetzlich vorgeschrieben ist, stets eine Schusswaffe oder einen Begleiter in Besitz einer Schusswaffe bei sich zu führen. Außerdem benötigen die nicht wenigen Touristen für den Großteil der Landmasse eine Genehmigung vom Sysselman. Der Sysselman ist quasi Gouverneur, Sheriff und Friedensrichter in einer Person. Wer sich wirklich mal nach Svalbard wagen sollte (Jahresdurchschnittstemperatur: akzeptable -4° C), sollte dies außerhalb der dunklen Tage tun, denn dann sieht es schlecht aus mit der Infrastruktur. Es sei noch erwähnt, dass die Nazis auch auf dem Svalbard-Archipel ihr Unwesen getrieben haben (wo nicht?), aber diese unschöne Geschichte kann man anderswo nachlesen.



"Welche Insel besuchen wir jetzt?" – "Danger Island." – *lufthol* – "Lass dich nicht von dem Namen erschrecken. Das ist eigentlich keine richtige Insel." – "Haha, ein alter Simpsons-Witz, nett." – "Um ehrlich zu sein, ist Danger Island eine Insel. Sie ist aber nur 66 Hektar groß und menschenleer. In der Vergangenheit wurden lediglich ab und an Arbeiter von den Nachbarinseln zum Kokosnuss sammeln nach Danger Island geschickt." – "Nachbarinseln?" – "Ja, Danger Island ist eine der Chagos-Inseln. Die waren allerdings nur von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis Anfang der 1970er Jahre besiedelt." – "Und was ist mit den Bewohnern passiert?" – "Das Chagos-Archipel gehört zum Britischen Territorium im Indischen Ozean. Die Briten kamen irgendwann auf die Idee, die Inselchen an das amerikanische Militär zu verpachten. Infolge dessen wurden sämtliche Einwohner – die so genannten Îlois oder Chagossianer – zwangsumgesiedelt. Es folgte ein bis 2008 laufender Rechtsstreit, bei dem die Deportierten aber den Kürzeren zogen." – "Fies! Und was machen die Amis heute auf den herrlichen Atollen?" – "Ha! Ich habe doch noch gar nicht gesagt, dass das Chagos-Archipel aus vielen großen Atollen besteht! Nun ja, der Armeekomplex befindet sich auf der Hauptinsel Diego Garcia. Was dort abgeht, ist streng geheim. Über 3000 Personen sind dort beschäftigt, und es gibt eine Art Mini-Guantánamo! Anfang des Jahrzehnts wurden die militärischen Bestände deutlich aufgestockt, um einen Angriff auf den Iran vorzubereiten, wie man munkelte. By the way: In dem beschissenen Film 'Transformers' ist auf Diego Garcia ein geheimes Einsatzkommando stationiert." – "Also kann man als normaler Tourist gar nicht die Schönheit der Chagos-Atolle bewundern?" – "Genau, alles Sperrgebiet. Und bei Google Örs sieht man auch nicht viel." – "Oy."


Sodann begeben wir uns nach Brecqhou, eine Insel, die einen französisch klingenden Namen hat, der auf das altnordische brekka "Schlucht" zurückgeht, und die vor der französischen Küste im Ärmelkanal liegt – aber nicht zu Frankreich gehört. Sie ist Teil der Kanalinseln, und deren Status ist nicht uninteressant. Wie die Isle of Man sind die Kanalinseln nämlich kein Teil des Vereinigten Königreichs (wie die Isle of Wight) und auch keine Kronkolonie (wie Gibraltar), sondern so genannte Kronbesitzungen, die direkt der Krone unterstellt sind und nicht zur EU gehören. Die Kanalinseln setzen sich aus zwei bailiwicks zusammen (das schöne deutsche Wort dafür heißt Vogtei): Jersey und Guernsey. Beide haben eine eigene, im Kurs 1:1 an das Britische Pfund gebundene Binnenwährung, und zwar das Jersey- resp. das Guernsey-Pfund. Wegen seiner Lage und Geschichte werden auf den Channel Islands bis heute normannische Varianten des Französischen gesprochen, z.B. das Sercquiais auf der Insel Sark.
Die Kanalinseln haben 160.000 Einwohner, Guernsey hat etwa 65.000 und Brecqhou, das zu Guernsey gehört, hat – wait for it – zwei. Im Jahr 1993 wurde das Eiland von den Zwillingen David und Frederick Barclay gekauft. Die Brüder bauten sich ein Schloss und versuchen bis heute, ihr 60 Hektar "großes" Brecqhou von der größeren Nachbarinsel Sark politisch unabhängig zu machen.
Ob man als Tourist Brecqhou besuchen darf, weiß ich nicht, die Kanalinseln als Ganzes scheinen aber eine Reise wert zu sein. Warmes Golfstromklima, hübsche Sandstrände, gutes Essen – ich glaube, ich muss dort mal hin. Nach Jersey kann man sogar fliegen, kostet auch gar nicht viel, man muss nur in London umsteigen.


Mehr als in einem Fall beherbergt eine Insel eine sogenannte Mikronation. Das "Königreich" Redonda ist ein besonders kurioser Fall, weil derzeit mehrere Personen Anspruch auf den "Thron" erheben. Es existieren auch mehrere (halb-)offizielle Webseiten. Auf einer wird in einer Meldung von 2009 mitgeteilt, dass König Robert der Kahle (Bob the Bald) verstorben sei. Geht man auf der Thronfolgerliste zurück, findet man vor Bob the Bald einen gewissen Juan II. (alias Arthur John Roberts), der von 1967 bis 1989 Redonda regiert hat. Davor war es der englische Autor John Gawsworth (Juan I., nachdem immerhin die höchste Erhebung, der King Juan's Peak, benannt wurde) und davor der Schriftsteller Matthew Phipps Shiel. Dieser erhielt 1880 den ersten Königstitel, wahrscheinlich von seinem Vater, dem Schriftsteller utopischer Werke Matthew Dowdy Shiell, der Redonda erstmals im Jahr 1865 betrat. Die Gründungsgeschichte ist nebulös, vor allem wenn man sich den beruflichen Hintergrund M.D. Shiells vor Augen hält. Fakt ist, dass 1865 Shiells Sohn M.P. (der das zweite l in seinem Nachnamen später ablegte) auf der britischen Karibikinsel Montserrat zur Welt kam, von der aus sich Redonda in Sichtweite befindet. Redonda selbst gehört zu Antigua und Barbuda und ist Teil der Gruppe der Inseln über dem Winde. Es hat selbst keine Einwohner – die "Untertanen" wohnen anderswo – und bietet mit seinen 1,5 km2 lediglich ein paar Schafen Platz. Nur von ca. 1860 bis zum Ersten Weltkrieg, als hier von Briten Phosphat abgebaut wurde, lebten zeitweise über 100 Menschen auf Redonda. Entdeckt hat das Eiland Christoph Columbus anno 1493.



Wenn ich so die virtuelle Google-Koogle, also den Google-Earth-Globus, drehe und irgendwo mitten in einem der Weltmeere eine bewohnte Insel entdecke, frage ich mich immer, wie man sich wohl fühlen muss, wenn man auf einer solchen Insel geboren und aufgewachsen ist. Hat man das Bedürfnis, irgendwann einmal eine richtige Stadt auf einem richtigen Kontinent zu besuchen oder fürchtet man sich davor? Das krasseste Beispiel für insulare Abgelegenheit ist Tristan da Cunha.
Sie bildet mit einer Reihe weiterer Inseln das Britische Überseegebiet St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha, wobei St. Helena (bekannt als Napoleons Verbannungsort) mit mehr als 4000 Einwohnern die "belebteste" ist. Tristan da Cunha ist Heimat von knapp 300 Menschen, die allesamt in der einzigen Siedlung mit dem tollen Namen Edinburgh of the Seven Seas leben. Die offizielle Homepage von Tristan da Cunha bemüht sich nicht gerade darum, Touristen anzuziehen: "Trips to the most isolated community in the world need to be well planned. [...] There are no package tours for independent travellers, no hotels, no airport, no holiday reps., no night clubs, no restaurants, no jet skis nor safe sea swimming. Visitors are limited due to lack of available shipping berths (only 12 on fishing vessels)."
Eine andere Insel dieses Archipels ist so unzugänglich, dass sie sogar mit ihrem Namen auf diesen Umstand aufmerksam macht: Inaccessible. Dieser Name rührt von einer Bemerkung niederländischer Seefahrer her, die nach der Entdeckung der 14 km2 Insel neben die Spontanbenennung Nachtglas Eylant (das Schiff hieß Nachtglas) das Wort ontoegankelijk schrieben – "unzugänglich". Es war ihnen nämlich wegen der dichten Vegetation und ungünstig aufgestellter Felsen nicht gelungen, ins Innere der Insel vorzudringen. Das war 1652. Auch der jüngste Versuch einer vollständigen Durchquerung (1982-83) scheiterte, doch konnte die angereiste Forschergruppe eine brauchbare Karte erstellen und die vielfältige einheimische Vogelwelt katalogisieren. Seit 1995 ist Inaccessible UNESCO-Weltnaturerbe und darf nur noch in Begleitung erfahrener Tristaner betreten werden.



Als letztes schwimmen wir in der Ostsee umher, bis wir auf ein nicht mal 1 Quadratkilometer großes Eiland stoßen. Es ist unbewohnt, bietet aber eine üppige Vegetation und darf sogar von Touristen besucht werden (weil es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, allerdings nur ein paar pro Tag). Der Name der Insel ist Greifswalder Oieoie ist ein pommersches Wort für "Eiland". Die Greifswalder Oie war Messungen zufolge im Jahr 2009 der sonnenreichste Ort Deutschlands, und schon im Mittelalter ließen die Greifswalder im Sommer ihre Pferde hier weiden. Die Oie ist heute ein Schutzreservoir für viele Vögel, besteht aus mehreren Vegetationszonen mit z.T. seltenen Pflanzen und beherbergt eine biologische Forschungsstation, eine Bienenbelegstelle sowie einen über 150 Jahre alten Leuchtturm. Als das Inselchen mit Büschen zu überwuchern drohte, schiffte man 50 Heidschnucken heran, die sich mampfenderweise um das Problem kümmerten. In der Nazizeit und in der DDR wurde die Insel militärisch genutzt, und von 1929 bis 1945 wurden von hier immer wieder Testraketen abgeschossen. Zuvor – schon ab 1877 – wurde die Oie für den Badetourismus genutzt; 1932 wurde auf ihr ein Film mit Hans Albers gedreht.



Bonus-Insel(n): Christmas Island

(Disclaimer: Die meisten Bilder in diesem Beitrag dürften lizenzfrei sein oder sind Google-Earth-Screenshots. Sollte ich gegen Urheberrechte verstoßen haben, weise man mich bitte darauf hin, bevor man mich abmahnt.)

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Fragen, die ich mir selbst stelle

Da wieder einmal der Tag der angebrochenen Schaumweinbuddeln naht, möchte ich folgende Frage ausgraben: Warum steckt man einen Löffel in eine angebrochene Sektflasche? Um die Kohlensäure zu erhalten, hört man immer wieder. Aber woher kommt das? Hat es etwas mit den Eigenschaften von Metall zu tun? Offenbar nicht, denn ich besitze besaß ein paar löffelähnliche Gegenstände aus Plastik, deren einziger Zweck im (angeblichen) Kohlensäureerhalten bestand.

(Dies ist das zweite Foto in diesem Blog, auf dem meine Hand etwas Löffelartiges hält.
Finde das andere!)

Im Internet ist dieses Thema ein Dauerbrenner. Verblüfft musste ich feststellen, dass es selbst in Expertenkreisen divergierende Meinungen gibt. In einem Physikerforum etwa ist die herrschende Meinung, das Ganze sei nur eine Legende – leider fehlt da die Quellenangabe. Die Löffelmethode wurde sogar bereits zweimal in populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen getestet – allerdings mit unterschiedlichen Methoden und Ergebnissen. Bei "Quarks & Co." wurde offenbar lediglich die Temperatur gemessen, und es stellte sich heraus (Zitat eines Physikforums-Users): "Die Luft über dem Sekt wirkt als thermischer Isolator und verhindert den Wärmeabfluss, wenn man eine warme Sektflasche in den Kühlschrank stellt. Hängt man einen Gegenstand mit sehr guter Wärmeleitung in den Flaschenhals (z.B. einen Silberlöffel), so erhöht sich die Wärmeübergangskonstante des Systems und die Flasche kühlt schneller ab." Klingt ganz gut. Zumindest für mich als Laien.

Nun ist die Frage, ob, und wenn ja, warum das schnellere Abkühlen der Flasche den Kohlensäuregehalt begünstigt. In der Sendung "Kopfball" hat man dann sogar bestätigen können, dass die Löffel-Sekte (Sekts?) am nächsten Tag wirklich mehr Kohlensäure enthielten. Erklärung: s.o. (Kalte Getränke binden mehr Kohlensäure.) Man kann das alles zusammenfassend bei "Zeit online" nachlesen. Moneyquote: "Aus dieser Erklärung folgt sofort, dass der Löffel aus einem Material bestehen sollte, das möglichst gut die Wärme leitet. Plastiklöffel bringen also gar nichts, es muss schon Metall sein." Daraufhin habe ich meine absolut nutzlosen Utensilien guten Gewissens dem Mülleimer überantwortet.

Montag, 22. Dezember 2014

Kybermontag 4 (und Schluss)

Immer noch im Strumpf: Räucherkerzchen, Videogames und irgendwas anderes.

Hört ihr eigentlich auch so gerne "Scary Solstice", das Lovecraft inspired holiday album mit Klassikern wie "Death to the World", "Es Y'Golonac", "Great Old Ones Are Coming to Town" und "All I Want for Solstice is My Sanity"? Das ist in den letzten Jahren meine liebste (und einzige) Weihnachtstradition geworden. <3

Samstag, 20. Dezember 2014

Der gute Samstagslink

Lazy Saturday! Hiermit empfehle ich (endlich mal wieder!) einen Artikel von Cracked.com:

9 Famous Movies That Have Cooler Titles in Foreign Countries

(Bei "Interplanetary Unusual Attacking Team" hätte ich mich garantiert besser unterhalten als bei "Guardians of the Galaxy".)

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Aus meinem web.de-Postfach

Nach ungezählten Nervmails, die mich mit Erfolgsgeheimnissen, Gewinnstrategien und Millionentricks ködern wollten, erreichte mich letzte Woche eine Spamnachricht mit dieser erfrischend anderen Betreffzeile:

Schau mal, wie ich 1200$ beim Roulette verloren habe…

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Dreierlei Bahniges

1.) Wenn Zugbegleiter durchdrehen: "Liebe Gäste, liebe Kinder, in Kürze erreichen wir Frankfurt am Main Hauptbahnhof."

2.) Elektronische Lesegeräte sind insofern super, als von weitem niemand sehen kann, was man gerade liest. Es bleibt aber immer noch das Problem des Sitznachbarn bzw. der -nachbarin. Mehr als einmal schon musste ich während der Fahrt die Lektüre wechseln, weil etwa eine Sexszene in "A Song of Ice and Fire" zu steamy war oder eine Nietzsche'sche Schimpftirade im "Antichrist" zu antisemitisch. Was soll denn die neben mir sitzende Person denken?!

3.) Ich bin mittlerweile bereit, über Verspätungen bzw. "Verzögerungen im Betriebsablauf" hinwegzusehen, wenn sie außergewöhnliche Ursachen haben. Einmal hat angeblich ein vorausfahrender Zug ein Stück der Oberleitung herausgerissen; ein anderes Mal ist meinem ICE ein Reh unter, nein: in die Räder geraten. Da hatte man wenigstens was zum Angucken.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Ein Einkaufszettel

Nach langer Zeit fühlte ich mich mal wieder beflügelt, einen in der echten Welt da draußen gefundenen Einkaufszettel aufzuheben, einzustecken und zu verbloggen. 


Eine unspektakuläre Liste, wie ich finde. Zweierlei sticht hervor: 1. die Schreibweise von "Spaghetti", 2. das Komma nach "Eier". An dieser Stelle sollte es vermutlich noch weitergehen, doch dann ist der Schreiber / die Schreiberin abgelenkt worden oder musste schnell los. Nun fehlt in dem entsprechenden Haushalt irgendwas.
Hier die Rückseite:


"Heute kein Wechselgeld da. Komme 11.12. vorbei auf dem Weg zur Vanessa"
Aha! Da der Text auf der Rückseite mit einem anderem Stift und von einer anderen Person verfasst wurde, lässt sich folgende Geschichte rekonstruieren:
Person A hat Person B beauftragt, die Items auf der Liste zu holen. B hat dies getan, aber kein Wechselgeld erhalten. Das hat B für A auf dem Zettel notiert, weil B wusste, dass A beim Abliefern der Lebensmittel nicht anzutreffen sein würde. Leider hat B den Zettel im Einkaufswagen liegen gelassen.  
Einige Fragen bleiben:
1. Warum gab es am Tag des Einkaufs kein Wechselgeld?
2. Welche Art von Pilzen hat A gemeint? (Champignons? Hat B stattdessen teure Pfifferlinge genommen? Das wäre eine Erklärung für Frage 1.)
3. Weswegen ist B am 11.12. bei A vorbeigekommen? Um sich die Mehrkosten für den Einkauf erstatten zu lassen? Um einen neuen Auftrag entgegenzunehmen?
4. Wer ist Vanessa und warum geht B zu ihr?

Montag, 15. Dezember 2014

Klingelingeling

Zum heutigen Kybermontag (*kotz*) verschleudere ich einfach das, was die letzten beiden Male liegen geblieben ist.
Die zwei (!) ausgelosten Geldsäcke bzw. Münzbeutel gehen an Herrn biboy95. (Wie verschickt man eigentlich Kleingeld? Und was kostet das? Die Batterien in meiner Drogenwaage sind leer, aber ich schätze, das ist ein gutes Kilogramm Klimpergeld.) Es dürfen übrigens auch Leute teilnehmen, die ich nicht persönlich kenne!

Samstag, 13. Dezember 2014

Filmtitel XI

The Hundred-Foot Journey → Madame Mallory und der Duft von Curry
Still Life → Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
+1 → Party Invaders
Into the Storm → Storm Hunters
Begin Again → Can a Song Save Your Life?
Pawn Shop Chronicles → Gangster Chronicles
The Best and the Brightest → Upper East Side Society
Gerontophilia → Geron
The Inbetweeners 2 → Sex on the Beach 2
Calvary → Am Sonntag bist du tot
Fading Gigolo → Plötzlich Gigolo
The Stag → The Bachelor Weekend
The Longest Week → Liebe to go
My Man is a Loser → Sex up your Man
What we did on our Holiday → Ein Schotte macht noch keinen Sommer
À coup sûr → Sex für Fortgeschrittene
Taken 3 → 96 Hours - TAK3N
Men, Women & Children → #Zeitgeist
Big Hero 6 → Baymax - Riesiges Robowabohu

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Wie "Spiegel online" neulich (mal wieder) durchdrehte


Diesen Screenshot habe ich am 9.12. um kurz nach 17 Uhr gemacht. 'Das glaubt mir keiner, dass das da stand', dachte ich, 'sicher ein zu früh als Schlagzeile freigeschaltetes Zitat aus der CDU-Pressemitteilung.' Aber nein: Gut eine Stunde lang standen diese zwei Zeilen an der Topmeldungs-Position, bevor sie anderen News Platz machten – anstatt in zu erwartenden Spon-Duktus umformuliert zu werden ("Applaus für Merkel-Rede bei CDU-Parteitag").
Was war da los?

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Ich Blitzmerker!

Nach vier Staffeln "Game of Thrones" ist mir erst jetzt (beim Rewatch) aufgefallen, dass in der Introsequenz neben den Namen der Darsteller kleine Quadrate zu sehen sind, die das Siegel (sigil) des Hauses anzeigen, dem der entsprechende Charakter angehört! Hier zum Beispiel:


Alfie Allen spielt Theon Graufreud, deswegen sehen wir daneben den Kraken, das Wappentier des Hauses Graufreud. Isaac Hempstead Wright = Bran Stark = Schattenwolf. Jack Gleeson = Joffrey Baratheon = Hirsch.

Dass sich von Folge zu Folge auch die auf der Karte gezeigten Orte ändern, habe ich allerdings schon früh gemerkt.

Im Übrigen finde ich, dass "A Song of Ice and Fire" schön ins Deutsche übersetzt wurde. "Mole's Town" heißt zum Beispiel "Mulwarft". <3

Montag, 8. Dezember 2014

Zeug verschenken 2

Es ist wieder Kybermontag. (Geht ja gut ab bisher!!!) Herr oder Frau Tingel möge mir noch sagen, was er oder sie haben möchte: das Taschenbuch "Wie man einen Wirbelsturm auslöst" oder "Left 4 Dead 2" für die Xbox 360. Oder weder das eine noch das andere? Heute werfe ich nämlich noch Folgendes in die für alle zugängliche Lostrommel:

- "Bioshock" und "The Elder Scrolls IV: Oblivion" in der Game-of-the-Year-Edition für PC (englische Versionen)
- eine bunte Auswahl von Räucherkerzchen, von mir zusammengestellt und in eine Original-Räucherkerzchenschachtel gepackt
- einen dieser zwei Säcke mit ausländischem Kleingeld


In dem rechten ist hauptsächlich (zT inzwischen vom Euro abgelöstes) Geld aus Osteuropa; im linken sind fast ausschließlich amerikanische Cents und chinesische 1-Jiao-Stücke.

Abstaubbedingung: Schreibt mir irgendwas in die Kommentare.

Viel Spaß!

Samstag, 6. Dezember 2014

Kalauerlaune im Börsenjournalismus?

Dass man sich irgendwann mal mit irgendetwas Speziellem beschäftigt hat, verfolgt einen mitunter ein Leben lang. Weil ein paar Schulfreunde und ich gegen Ende unserer Abiturzeit in die nicht unspannende Welt der Aktien hineinschnupperten, erreichen die Adresse, unter der man mich damals fand, noch heute mehrmals jährlich Exemplare der Zeitschriften Effecten Spiegel und Stuttgarter AktienBrief. Wenn ich mich richtig entsinne, hatte ich seinerzeit ein Probeabo des Euro am Sonntag bestellt (ein Springer-Erzeugnis, das es immer noch gibt). Dann hat man offenbar meine Kontaktdaten weitergegeben, und seitdem erhalte ich in unregelmäßigen Abständen Gratisausgaben der genannten Blätter.

Als ich mich das letzte Mal durchrang, ein Exemplar des Effecten Spiegels durchzublättern, war ich schnell ermüdet. (Ich kann mich doch nicht für alles interessieren!) Schmunzeln musste ich immerhin bei den Kurznachrichten, deren Verfasser/in wohl einen Schalk im Nacken sitzen hat:

"Osram dimmte das Kurs-Licht mit seinen Aussagen zum Geschäftsverlauf runter."

"Dagegen schaltete Daimler einen Gang höher."

"Das Papier von Beate Uhse gewann nach der Bilanz für 2013 und dem Ausblick für 2014 an Sex-Appeal."

"Die geplante Kooperation mit der britischen Convergence im Bereich Schmerz war Balsam für die Evotec-Aktie."

Naja.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Adorno und (s)ich

Ich habe nur ganz wenig von Adorno gelesen, nahezu nichts, doch selbst mir ist beizeiten eine Schrulle des Kultdenkers wo nicht aufgestoßen, so doch wenigstens aufgefallen: nämlich die eigentümliche satzbauliche Behandlung des Reflexiv- oder auch Reziprokpronomens "sich".

Just vorgestern entdeckte ich nun folgende Notiz Eckhard Henscheids zu genau diesem Sachverhalt:

"Adornos neuerdings auffallend oft zitierter Satz, geliebt werde man einzig da, wo man schwach zeigen sich dürfe, ohne Stärke zu provozieren, krankt m.E. sehr daran, daß, wo, wie auch immer, Menschen dieses Satzes sich bedienen, sie vor allem zu dem imponierenden und syntaktisch reizvoll placierten 'sich' sich hingezogen fühlen, ohne seines Gehaltlichen weiters sich zu versichern, um endlich, verfangen in seinen kierkegaardisch-dialektisch brandenden Prämissen sich, sich immer geschmeichelter sich zu verheddern, und zu verludern und zu sich vergammeln sichsich"
(Sudelblätter. Haffmanns Verlag 1987. S. 215f.)

Hahahaha!

Montag, 1. Dezember 2014

Abfent, Abfent

Das habe ich gestern schon im sozialen Netzwerk geteilt, nun soll sich auch die Blogosphäre daran ergötzen: meine Adventsdekoration 2014.


Eigentlich mag ich Weihnachten überhaupt nicht, aber weil mich meine es stets gut meinenden Eltern in den letzten Jahren mit Jahresendkrempel geradezu überschüttet haben, "verziere" ich jeden Dezember meine Wohnung mit einer Auswahl desselben. Außerdem besitze ich noch Räucherkerzchen in den Geruchsrichtungen Glühwein, Tanne, Zimt, Marzipan und "bunte Mischung".

Und damit dieser Beitrag noch irgendeinen Sinn bekommt, rufe ich hiermit den ersten von (voraussichtlich) vier Kybermontagen aus! Wer mir etwas Nettes und/oder Originelles in die Kommentarsektion schreibt, gewinnt vielleicht ein Buch aus meinem Bücherstapel. Oder etwas anderes.

Sonntag, 30. November 2014

Stellungnahme

Liebe Leserinnen und Leser,

bevor in ein paar Jahren irgendwer in diskreditierender Absicht anfängt, in meinem sprichwörtlichen Müll zu wühlen, gehe ich in die Offensive und packe aus:


Auf diesem Foto – das den Metadaten zufolge im Juni 2008 entstand – trage ich ein sexistisches T-Shirt (beziehungsweise ein T-Shirt mit sexistischen Motiven; ein Kleidungsstück selbst kann ja nicht sexistisch sein). Detailansicht:


Es gibt dafür keine Entschuldigung. Ich hatte das Shirt im Wal-Mart gekauft, weil mich die Farben, der Stoff und überhaupt die ganze "Sommerlichkeit" des Textils angesprochen hatten. (Und die Blütenstempel sind Totenköpfe. Totenköpfe!!!) Über die Art und Weise, wie hier Frauen objektifiziert werden, habe ich seinerzeit nicht nachgedacht. Ich bekam auch keine Beschwerden aus meiner Peer group zu hören. Erst jetzt, nach über sechs Jahren und im Zuge von #shirtgate, sehe ich mich zu tieferer Reflexion bemüßigt.

Full disclothesure: Dieses Hemd befindet sich immer noch in meinem Besitz.
Bildrechtliche Anmerkung: Ich habe versucht, anhand der Spiegelung in meiner Sonnenbrille zu erkennen, wer mich damals fotografiert hat; es ist mir nicht gelungen.

Samstag, 29. November 2014

Bronze Knowles

Bronze ist ein absonderliches Wort. Warum wird es "Brongße" ausgesprochen? Und reimt sich nicht auf Bonze? Und wie spricht man Beyoncé aus? Keine Ahnung. Aber: Ich weiß, wie man den auch in deutschen Landen geläufigen Namen ihrer Schwester Solange ausspricht. Ich weiß sogar, wie man Kanye West ausspricht: so wie man's schreibt. Ich hörte aber auch schon die Aussprachevarianten "Kayne West" und "Kyane West".

Die Lautfolge ongße aus Bronze gibt es noch in einem weiteren Wort. Wer es errät, bekommt ein Bongßel. Ach, da hab ich's schon verraten. Bongßel ist eine sächsische Verkleinerungsform von Bonbon. Geschrieben sehe ich dieses Wort allerdings gerade zum ersten Mal.

(Mein Fremdwörterbuch von 1867 gibt für Bronze übrigens noch den Aussprachehinweis "Bróngß'" und die Alternativschreibung "Bronce" an.)

Donnerstag, 27. November 2014

Betr.: Wortergänzung, Extras, Umschlag-Anschlag

Auszug aus meiner Auto-Wortergänzungs-Liste im LibreOffice Writer: Abwrackprämie, Baader-Meinhof-Komplex, Bärenragout, Behindertenwitze, Durchschnittsfranzösin, Folterknast, Fußfetisch, Gelschinken, Prinz-Albert-Ring, Rattenbetreuung, Scheiß-Navi, Tulpenbeet, Umstrukturierungsmaßnahmen, Vanilleduftkerzen, Zungenwurst.

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Wenn ein unbekannter Schauspieler einen Mini-Auftritt in einer Serie oder einem Film hat, nennt man es "Statistenrolle", bei einem Prominenten, z.B. einem Regisseur, heißt es "Cameo". Wäre ich haupt- oder nebenberuflich Statist, würde ich meine Auftritte einfach auch immer zu "Cameos" aufhübschen: "Habt ihr's gemerkt? Im letzten 'Tatort' hatte ich eine 5-Sekunden-Szene als Kellner im Hintergrund. Voll der kultige Cameo!"

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31.1.2011
"Sehr geehrter Kunde, für Ihre Konten wurden insgesamt mehr Auszüge erstellt als in ein Versandkuvert verpackt werden können. Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass Ihre Auszüge in einem oder mehreren separaten Versandkuverts verpackt worden sind."
Dieser Hinweis wiederum kam in einem weiteren separaten Kuvert. Doiiiiiii!

Dienstag, 25. November 2014

Mehr Pornöses

1. In meiner Facebooktimeline erschien kürzlich ein Link zu diesem Gawker-Artikel, der sich mit Grief porn befasst: "Like regular pornography, it offers a packaged, heightened jolt that mimics a natural, human experience. It's voyeuristic, addictive, and compulsively attractive. It grabs at a desire to indulge when indulgence is otherwise unavailable. It promises a brief, satisfying release."

2. Auf Nerdcore wiederum (das mir ehrlich gesagt immer mehr auf die Nüsse geht) war bereits zweimal die Rede von Ganja porn (oder halt, in nerdcore-typischer Schreibweise, "Ganja-Porn").

Dies ist ein Nachtrag zu:
Die neuen Pornos sind da!
Porno-Update
Make love, not porn
Noch mehr -porn

Montag, 24. November 2014

Aufgeschnappt und aufgeschrieben

Beim Spazierengehen belausche ich gerne meine Mitmenschen. Dabei erhasche ich manchmal ganz lustige Sätze. Zum  Beispiel gestern (Gedächtnisprotokoll):

- Frau 1, anderer Frau begegnend: "Na, auch an der frischen Luft, Vitamin D holen? Ab 60 braucht man ja viiiiel Vitamin D, hat mir mein Frauenarzt gesagt."
- Frau 2: "Ach so? Man lernt jeden Tag was Neues ..."
- Frau 1: "Ja ja. Na dann, schönen Sonntag noch!" (ab)
- Frau 2 (zu ihrem Begleiter): "Wer war das noch mal? Ich bin so schlecht mit Namen."

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Ein Mann steht vor dem Infoladen eines sozialen Projekts. Eine Frau tritt heraus.
- Frau: "Kommen Sie doch rein! Sie können sich gerne informieren."
- Mann: "Ich dachte, das ist hier ein Café oder so ..."
- Frau: "Nein, nein, wir sind ein soziales Projekt."
- Mann: "Ach so ... Ich komme nämlich gerade aus der Kirche. Katholisch, wissen Sie?"
- Frau: "Oh ..."

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Jugendlicher zu anderem Jugendlichen: "Ey, weißt du, die Rapper von heute geben sich gar keine Mühe mehr. Ich glaub echt, ey, die können einfach irgendwas schreiben, und das verkauft sich trotzdem!"

Samstag, 22. November 2014

Weidenkätzchen

Theodora war aufgeregt wie eine Grasmücke beim Winterschlussverkauf. Noch zwanzig Minuten waren es, bis ihre praktische Führerscheinprüfung beginnen sollte; zwanzig Minuten, die sich quälend lange hinziehen würden, wie dreißig Minuten oder fünfunddreißig. Gestern hatte Theodora extra den ganzen Nachmittag geübt, hatte den Ford Ka ihrer Eltern entwendet und war bis nach Belgien gebraust. Insofern war sie ziemlich gut vorbereitet und hatte also überhaupt keinen Grund, nervös zu sein. Aber so war das halt: Die vermaledeite Körperchemie hatte auch bei dem Bewerbungsgespräch vergangene Woche für innere Anspannung gesorgt, und zehn Monate davor für innere Anspannung bei ihrem mündlichen Deutsch-Abi. Beide Situationen hatte Theodora mit Bravour gemeistert. Bereits zwei Minuten nach dem Ende des Bewerbungsgesprächs – Theodora befand sich noch im Treppenhaus der Firma – hatte ihr Telefon geklingelt, und dran war der Personalchef. "Das war ein sehr gutes Interview gewesen", sagte jener. "Kommen Sie doch nächste Woche zum Arbeiten vorbei. Wir zahlen auch!"

Morgen wollte sie ihren neuen Job antreten. Doch dazu brauchte sie einen Führerschein, denn das Unternehmen, eine "Tiefkühlagentur" (was immer das sein sollte), war ansässig in einer Gegend, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur unter mehrmaligem Umsteigen zu erreichen war: S-Bahn, Bus, S-Bahn, Regionalexpress, Bus, Fähre, Bus. "Standortvorteil Standortnachteil" hatten sich die Firmengründer wohl gedacht. Kurzum: Mit einem eigenen Vehikel wäre Theodora unabhängig und könnte mit einer Sorge weniger ins Berufsleben starten. Einen Wagen hatte sie sich bereits ausgesucht und zurücklegen lassen: einen Toyota Avensis, den sie von ihrem Abiturgeld bezahlen wollte. Jede Abiturientin und jeder Abiturient bekam heutzutage je nach Notendurchschnitt einen Geldbetrag von der Schule ausgezahlt, und in Theodoras Fall hatte dies für einen Mittelklasse-Kombi gereicht.

Nach nur zwanzig Minuten waren die zwanzig Minuten um. Herr Jackisch, Theodoras Fahrlehrer, rollte in seinem Auto auf den Hof der Zulassungsstelle. Im Fond saß ein ihr unbekannter, rundlicher Mann; das musste der Prüfer sein. "Theißen, guten Tag", sagte letzterer. "Hinein in die gute Stube, hähä!" (Theodora wusste nicht, wie der Name des Prüfers geschrieben wurde, er hörte sich jedenfalls an wie "Theißen".) Herr Jackisch rutschte auf den Beifahrersitz und Theodora nahm vor dem Lenkrad Platz. Herr Theißen klebte sich einen Schnauzbart auf die Oberlippe und sprach mit sanfter Stimme: "So, stellen Sie erst mal alles ein, wie Sie es für richtig halten: Außenspiegel, Innenspiegel, Radio. Suchen Sie ein schönes Programm raus, am besten den Heimatsender." Theodora ließ den Sendersuchlauf zweimal durchwuseln, doch einen "Heimatsender" konnte sie nicht finden. "Hmm, war da irgendwas bei, das Ihnen gefallen hat?", fragte sie den Prüfer. Dieser kratzte sich am Kinn und sagte: "Nicht so richtig. Aber vielleicht hat der Suchlauf was übersprungen oder es kam gerade Werbung. Lassen Sie's noch einmal durchrollen, bitte." Doch Theodora stieß auch bei diesem Versuch auf keinen gescheiten Kanal. "Das gibt's doch nicht!", schimpfte Herr Theißen und riss sich den künstlichen Schnauzbart herunter. "Heute morgen habe ich doch noch diesen wunderbaren Heimatsender gehört. Da kam Volksmusik und Schlager und Wetterbericht für die ganze Republik. Kennen Sie vielleicht die Frequenz, Herr Jackisch?" Der Gefragte zuckte mit den Achseln. Theodora bemühte ein weiteres Mal den Suchlauf. Mindestens ein Dutzend Sender ertönten, darunter die Jugendwelle, der Kirchenfunk und das Belgisch-Kongo-Folk-Rock-Radio, doch Heimatkanal? – Fehlanzeige. "Sakrament!", rief plötzlich Herr Theißen und klebte sich geistesgegenwärtig den falschen Bart wieder an. "Jetzt läuft die Prüfung schon eine Viertelstunde, und wir haben noch keinen Kilometer zurückgelegt. Vergessen Sie das Radio. Fahren Sie! Wir müssen doch noch zu Opa Waldemar!" – "Der soll mal einen Becher vier Wochen überlagerter Margarine ausgelöffelt haben", flüsterte Herr Jackisch herüber.

Leicht verwirrt steuerte Theodora das Fahrzeug auf die Straße. "Sehr gut, sehr gut", schnaufte Theißen anerkennend. "Und jetzt auf die A3!" Theodora tat wie verlangt. Die Autobahn war verhältnismäßig leer. Herr Theißen rutschte aufgedreht wie ein Vorschulkind im Zuckerrausch auf der Rückbank herum. "Schneller!", jauchzte er. "Viel schneller!" Theodora reizte den Tacho aus, bis ihr unbehaglich wurde. "Jaaa", jubelte der Prüfer, "so gefällt mir das. Als nächstes halten wir auf einem Rastplatz. In zwei Kilometern kommt einer..." 'Was soll denn das für eine Prüfung sein?', wunderte sich Theodora, als sie das Tempo drosselte, um den allmählich sichtbar werdenden Rastplatz anzusteuern. Nachdem der Wagen zum Stehen gekommen war, sagte Herr Theißen: "Danke. Warten Sie bitte hier. Ich habe etwas zu erledigen." 'Bestimmt muss er pinkeln', dachte Theodora. Als sie grinsend zu Herrn Jackisch schaute, bemerkte sie, dass ihr Beifahrer eingeschlafen war.

Herr Theißen war inzwischen ausgestiegen und eilte zielstrebig auf einen Strauch zu. Dort begann er aber keineswegs mit der Verrichtung eines allzu menschlichen Geschäfts, sondern ... mit dem Sammeln von Weidenkätzchen. Ein Blütenkätzchen nach dem anderen brach er ab und warf es in eine Plastiktüte von "Conrad", die er aus seinem Mantelinneren gezogen hatte. Ungläubig beobachtete Theodora das Geschehen und fragte sich, ob hier nicht ein grober Verstoß gegen das Naturschutzgesetz ablief. Nach circa zehn Minuten war der Weidenstrauch ratzekahl. Ein paar Kätzchen hatte Theißen sogar mitsamt den Zweigen entfernt. Breit strahlend kam er zum Prüfungsauto gehüpft. "Nun gucken Sie sich das an", sagte er zu Theodora, "die schenke ich meiner Frau. Wie weich die sind! Hähä! Ach so, die Prüfung haben Sie übrigens bestanden. Steigen Sie aus, hier ist Ihr Führerschein!" Sie schnallte sich ab, verließ den Wagen und besah sich das ihr ausgehändigte Dokument. Etwas stimmte damit nicht. 'Das Foto!', schoss es ihr durch den Kopf. Tatsächlich: Theodora konnte sich nicht erinnern, dieses Lichtbild eingereicht zu haben, ja, nicht einmal seine Entstehung war ihr erklärlich. Sie befand sich nämlich auf der Fotografie ganz offensichtlich in einem Radiostudio. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie sogar einen Schriftzug über ihrem Haupt: "Radio Melodei. Ihr Heimatsender." Dabei war sie garantiert noch nie in einem Radiostudio gewesen! Theodora hob zu einer Frage an, musste aber feststellen, -- dass der Prüfer mitsamt dem Pkw und ihrem Lehrer verschwunden war. Wie sollte sie denn jetzt nach Hause kommen? Sie war fünf Kilometer von der belgischen Grenze entfernt. An der Rastplatzausfahrt entdeckte sie eine Bushaltestelle.

Donnerstag, 20. November 2014

Doch nicht allwissend: Google

Unter der Adresse https://www.google.com/ads/preferences/ kann man seine "Anzeigeneinstellungen" sehen, inklusive der persönlichen Interessen. Diese umfassen in meinem Fall angeblich:

- Brasilianische Musik
- Chevrolet
- Damenbekleidung
- Ostasiatische Musik
- Bankwesen
- Reggaeton
- Suchmaschinenoptimierung und -marketing
- Babypflege und -hygiene

Äääää, was?

Mittwoch, 19. November 2014

Sonntag, 16. November 2014

La mer


So beginnt ein Aufsatz im aktuellen Magazin der Süddeutschen Zeitung, der zu ergründen versucht, woher die Faszination des Menschen für das Element Wasser kommt. Genau darüber wollte ich schon seit längerem etwas schreiben, aber das kann ich mir ja nun sparen! Belasse ich es also lieber bei einigen persönlichen Ausführungen. Wie die Autorin des nämlichen Textes liebe auch ich das Wasser sehr und werde von Glückseligkeit gepackt, wenn es mir vergönnt ist, auf Meeresaktivitäten zu starren. Wie manchen Leuten davon nach nur wenigen Stunden langweilig werden kann, will mir nicht einleuchten. Ich habe aber nicht nur eine romantische Zuneigung zu Gewässern, insbesondere zu Ozeanen, sondern auch ein vernünftiges Maß an Respekt, vor allem seit dem 19. Februar 2011. Da wäre ich nämlich beinahe im Pazifik ertrunken. Nun ja, vermutlich hätte mich irgendjemand rechtzeitig gerettet, wenn es mir nicht aus eigener Kraft gelungen wäre; aber wie mich mehrere (= zwei) unvorhersehbar große Wellen überrollt und über den gefährlich felsigen Meeresgrund gewirbelt haben, nachdem ich arglos-übermütig wie ein Zwölfjähriger in das kühle Nass gehechtet bin, das war schon gruselig. Sehe ich Videos von Teufelskerlen, die auf dem Kamm einer hochhaushohen Monsterwelle surfen, schnürt's mir die Kehle zu. Neenee, Wellen beobachte ich lieber aus sicherer Entfernung – oder von Bord eines Schiffes (was ich in meinem bisherigen Leben leider viel zu selten getan habe). Irgendwann ziehe ich ans Meer und betrachte allabendlich bei einer Flasche Bier die Gischt. Und irgendwann wird die Sonne untergehen. Und dann geh ich ins Bett.

(PS: Ich stelle mir die Stadt Kiel ganz reizvoll vor, aber alle, die schon mal in Kiel waren, beteuern, dass Kiel ganz und gar ohne Reiz sei. Was soll ich glauben?)

Donnerstag, 13. November 2014

Verprophezeit?

Im Mai 2007 fiel mir eine Wirtschaftsprognose von 1998 in die Hände, in der behauptet wurde, im Jahre 2015 würde ein Herrenhaarschnitt 150 € kosten! Nun ist es bald 2015, und ich habe bei meinem letzten Friseurbesuch am Montag lediglich 13 € inkl. Trinkgeld bezahlt. Nicht erst seitdem genieße ich Wirtschaftsprognosen wie Prophezeiungen allgemein mit grööößter Vorsicht.
Wie auch immer, Anzeichen für die gesamteuropäische schleichende Inflation finden sich hier und da und gelegentlich dort. Sind also 5-Euro-Shops die neuen 1-Euro-Shops?


Dienstag, 11. November 2014

Traumprotokoll (Fragment): Wenn zwei sich streiten

Im Traum war ich Zeuge eines Streits zwischen einem mir nicht bekannten Mann-Frau-Paar, in dessen Verlauf die Frau plötzlich Folgendes sagte:

"Jetzt weiß ich, wie du immer guckst: wie ein Kleiber! Jawohl! Du hast den toten Blick eines Kleibers."

Offenbar schreibt neuerdings Tex Rubinowitz meine Träume.

Samstag, 8. November 2014

In which I rant about an irritatingly overused word in travel writing

Ich kann's nimmer ertragen! Es scheint, als komme keine englischsprachige Reise-, Landschafts- oder Naturbeschreibung der letzten Jahre mehr ohne das Wort dramatic aus. "Dramatic ocean view", "dramatic coastline", "dramatic mountains" – wo die bedeutungsentleerte Netzvokabel "epic" nicht mehr ausreicht, muss es halt "dramatisch" zugehen, wie ja eh alles immer im Unaussprechbar-Unvergesslichen kulminieren muss und jede Urlaubserfahrung die vorangegangene in punkto awesome- und amazingness um das Billiardenfache zu überbieten verdammt ist! Jeder noch einigermaßen geistig unverdorbene Mensch sollte eigentlich sofort mit dem Lesen aufhören, wenn das Dummenattribut "dramatic" vor den Augen aufpoppt.

Nicht weniger als 319.000 Treffer spuckt Google inzwischen für die Phrase "dramatic sunset" aus. Da wäre ich gerne mal Zuschauer!

1. Akt, 1. Szene
Ausgangsposition. Andeutung des Kommenden (Temperaturabfall). Vorstellung des Wolkenchors.

1. Akt, 2. Szene
Monolog der rotglühenden Sonne. Auftritt Mond. Selbstzweifel des Gezeitenstroms.

1. Akt, 3. Szene
Streitgespräch zwischen Sonne und Mond. Wolkenchor beweint im Standlied den Prismeneffekt. Gewissenskonflikt des Mondes. Verdunklung.

Zwischenspiel
Tanz der abendlichen Winde.

2. Akt, 1. Szene
Todesgesang der Sonnenscheibe. Untergangskommentar der zurückweichenden Wellen.

2. Akt, 2. Szene
Auftritt Venus. Mond und Venus triumphieren über Untergang der Sonne. Abblende.

3. Akt, 1. Szene
Sternenchor. Überraschung: Die Sonne taucht zehn Minuten nach ihrem Verschwinden noch einmal auf! Komischer Dialog der Plejaden.

usw.

Donnerstag, 6. November 2014

Die neuen Bestattungstrends sind da!

(Ungekürzte Fassung eines Textes, der am 31.10.2014 auf der "Wahrheit"-Seite der Taz erschienen ist)

Es tot sich was. Die Niederlande und Flandern diskutieren gerade über die Zulassung einer in Teilen Amerikas bereits praktizierten chemischen Bestattungsform namens Resomation. Wie in Deutschland sind in Holland und Belgien bisher ausschließlich Erd-, Feuer- und Musealbestattung (Lex Hagens) erlaubt. Die Resomation gilt bei ihren Befürwortern als "schnelle, günstige und umweltfreundliche" Alternative, wie diese Woche in der Welt zu lesen war. Dabei wird der tote Körper in einen dampfgarerartigen Hochdruck-Apparat gelegt und mit Kaliumhydroxid und Heißwasser besprüht. "Am Ende bleibt ein weißes Pulver übrig, das die Angehörigen in einer Urne aufbewahren oder als wirksamen Pflanzendünger einsetzen können", erklärt Resomator-Designer John Heskes.

Die Alkalische Hydrolyse, wie das nicht unumstrittene Verfahren auch heißt, ist nicht der letzte Trend in der Leichenbeseitigungsszene. Dass Tote zu Diamanten gepresst oder gefriergetrocknet werden, entwickelt sich in Kanada allmählich zum Standard. Wem das zu unspektakulär ist, der lässt sich in Karbonit einfrieren und lebt als Wandschmuck im Hause seiner Sippe fort. Noch kaum bekannt ist eine weitere, extravagante Konkurrenz zum Begraben oder Einäschern: Die Sprengbestattung soll vor allem zu früh aus dem Leben geschiedene Extremsportler, Moderne Performer oder auch religiöse Fundamentalisten ansprechen. "Viele Menschen haben für ihren letzten Gang nur einen bescheidenen Wunsch: mit einem lauten Knall ins Jenseits gleiten und dabei so viele Unschuldige wie möglich mitnehmen", weiß Kim Kevorkian-Kusch, Inhaberin des Instituts "TNT/RIP" in Montreal. Das explosive Verfahren ist nicht ganz billig. Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen können die Zeremonien nur auf abgelegenen, eigens angemieteten Freiflächen durchgeführt werden; zudem sind für die Teilnehmenden Schutzbrillen, Ohropax und Regencapes bereitzustellen. Auch der Sprengstoff will bezahlt werden - logisch, dass Hinterbliebene von fülligeren Personen entsprechend tiefer in die Tasche greifen müssen.

Auch in anderen Teilen der Welt gibt es morbide Innovationen. Das "Newspaper funeral" des britischen Nicht-nur-Kochs Jamie Oliver ist auf der Insel regelrecht Kult! Der Leichnam wird mit Knoblauch und Olivenöl eingerieben, mit Koriander, Zitronengras und rotem Chili bestreut und in Zeitungspapier eingewickelt. Dreißig Minuten auf leicht glimmender Holzkohle liegen lassen, auswickeln, mit Kaffernlimette beträufeln - lecker! (Serves four mourners.) Aus Südostasien wird eine Bestattungsart für besonders Gutbetuchte vermeldet. In Anlehnung an die Riten der Parsen, die ihre Toten auf den Türmen des Schweigens ablegen, um sie von Geiern vertilgen zu lassen, spielen auch hier Tiere eine Rolle. Die sterblichen Überreste werden durch einen handelsüblichen Gartenhäcksler gejagt, sodann von Exemplaren einer seltenen Schleichkatzenspezies gefressen und schließlich ausgeschieden. Die auf diese Weise veredelten Leichenteile kosten bis zu 1.200 US-$ pro Kilogramm und werden fürderhin an einem speziellen Ort im Haus der zahlungswilligen Familie gelagert (Tupperdose).

Die deutsche Bestattungszunft steht bei diesen Entwicklungen nicht hintan, wartet bloß noch auf Gesetzesanpassungen durch das Verfassungsgericht. "Ich habe ein Patent eingereicht, das gleichzeitig Pietät und Nachhaltigkeit verspricht", verspricht Unternehmer Dr. Leopold Fink. "Diese ganzen alten Wäschemangeln, die noch überall im Land rumstehen und verstauben, will ich nachnutzen, um die sogenannte Plättungsbestattung zu etablieren. Die Idee dafür hatte ich beim Gucken eines Tom-und-Jerry-Cartoons." Und das ist nicht Finks einzige Idee. "Für die lieben Kleinen, die ja leider auch manchmal abnippeln, möchte ich ausrangierte Schrotmühlen verwenden", lacht das Schwein. "Aus den Körnern lassen sich dann die Konturen der Racker nachbilden."
Tod, wo ist dein Stachel?