Dienstag, 30. April 2013

Kurz notiert: Ratingagenturen

Die Namen einiger Ratingagenturen könnten genauso gut Namen von Londoner Kult-Pubs sein.
"Hey, wollen wir noch ein, zwei Bier bei Moody's trinken?" – "Och nö, ich hätte mal wieder Bock aufs Fitch." – "Oder wie wär's mit 'nem Absacker im Standard & Poor’s?"

Samstag, 27. April 2013

Das gute Zitat

"Why does everyone use first names so much, like they all work in marketing or something? Why do people insist on doing that? I mean, if you look at a person – I look at you, you know I'm talking to you. I don't need to say your name three times to congratulate myself on remembering it, to create some sort of false intimacy."

--- David Tennant alias "Detective Inspector Alec Hardy" in Broadchurch

Freitag, 26. April 2013

Hübsche Flaggen untergegangener Staaten: Ryukyu

Let's talk about vex, baby! "Vex" ist die soeben von mir geprägte Kurzform von vexillology. Ich hätte auch schreiben können "Let's talk about flags", denn Vexillologie ist die Flaggenkunde. Warum Flaggen? Weil es sehr hübsche davon gibt – und gab! Die Flagge des Königreichs Ryukyu (exakte Umschrift: Ryūkyū) ist die schönste Flagge, die ich jemals sah.


Das auf den Ryūkyū-Inseln südwestlich von Japan im Pazifik liegende Königreich existierte von 1429 bis 1879. Heute sind die ehemaligen Staatsgebiete Teil der japanischen Präfekturen Okinawa und Kagoshima. Herrscher des Reichs waren die zwei Shō-Dynastien, deren Emblem auf der Flagge zu sehen ist. Es handelt sich um ein sog. tomoe, ein Symbol aus "komma"-ähnlichen Formen, in diesem Fall derer drei (mitsudomoe). Es repräsentierte ursprünglich den Kriegs- und Bogenschützengott Hachiman, der u.a. von den Wōkòu-Piraten als Schutzgottheit verehrt wurde. "Möglicherweise durch Vermittlung der Wakō [= Wōkòu] wurden sowohl Hachiman als auch das Tomoe-Symbol im Inselreich Ryūkyū (heute Okinawa) bekannt und vom dortigen Königshaus übernommen." (Wikipedia) Was der darunterliegende Streifen symbolisiert, konnte ich leider nicht herausfinden. 

Donnerstag, 25. April 2013

Die besten Weblogs (Tripelausgabe)

1.) Topf voll Gold geht ja schon seit ein paar Wochen rum in der deutschsprachigen "Blogszene", ich möchte trotzdem noch einmal eine Empfehlung für dieses Watchblog aussprechen, das sich mit der bunten (Parallel-)Welt der Klatschmagazine beschäftigt. Es lässt einen sprachlos zurück, wie dort Nullmeldungen als "Skandale" und "Geheimnisse" kolportiert werden – zum Teil in schwindelerregenden Auflagen. 

2.) I Love Coffee: ein so lehrreiches wie appetitanregendes Blog über ein facettenreiches Getränk.

3.) Herrenclubs (tumblr). It's the phallocracy, stupid! 

Montag, 22. April 2013

Foto des Tages


Danke, Bild.de! Ohne dieses gestochen scharfe Beweisfoto hätte ich der Nachricht keinen Glauben geschenkt.

Sonntag, 21. April 2013

Wochenend-Quiz: Auflösung

(zum Lesen markieren)

Echte Haushaltstipps sind: der mit den Lederhandschuhen, der mit dem Leder, der mit den Holzmöbeln. (Quelle: Kalenderblätter)

Samstag, 20. April 2013

Wochenend-Quiz

Heute: Welche dieser Haushaltstipps sind echt, welche habe ich mir ausgedacht?
  • Lederhandschuhe bei Schnee- und Regenrändern hin und wieder mit Milch einreiben
  • Bakelitpuppen soll man regelmäßig mit Obstlikör einreiben, um Rissen vorzubeugen
  • Abgegriffene Klaviertasten mit benutzten Abschminktüchern einreiben
  • Matt gewordenes Leder mit der Innenseite einer Bananenschale einreiben
  • Der Glanz kehrt auf Holzmöbel zurück, wenn man sie mit schwarzem Tee abreibt
  • Tabakpfeifen einmal im Jahr fünf Minuten am Fell einer Katze reiben

Wenn die Realität die Fantasie einholt

Kybersetzung, 7.3.2013

Spiegel online, 20.4.2013

Freitag, 19. April 2013

Animalisches

Es ist schon fast zum Klischee geworden, dass man bislang als dumm geltenden Tieren erstaunliche Intelligenz zuschreibt. Kein Tierbeitrag in Zeitschriften oder im TV, der die Viecher nicht für ihre Klugheit lobte. "Ob Faultier, Damhirsch, Qualle – clever sind sie alle." Dieser Vers bringt's auf den Punkt. Kein Zoologe kann sich heute noch trauen, auf den Tisch zu kloppen und zu sagen: "Der Goldfisch ist saublöd und hat eine Gedächtnisspanne von drei Sekunden, lol!" Wem täte die Wahrheit denn schaden? Den Tieren kaum, die verstehen uns ja eh nicht (weil: dumm). 
Es ist aber nicht mein Anliegen, die kognitiven Fähigkeiten von Tieren grundsätzlich zu unterschätzen. Erst neulich deutete ich ja an, dass die "Menschenaffen" uns irgendwann intellektuell eingeholt haben werden. Paviane stehen ihnen diesbezüglich nach neuesten Erkenntnissen in nichts nach. Der Pavian ist eines meiner Lieblingstiere. Wenn man mal einem Pavian begegnet, muss man sich gefasst, aber ruhig vor ihn hinstellen, ein paar Sekunden auf den Boden und dann dem Affen direkt in die Augen schauen. Es entsteht ein magischer Moment, und schon hat man einen Pavian zum Freund, und wer kann das schon von sich behaupten, außer die Freunde von Vin Diesel? Wenn ein Pavian in Ihr Haus eindringt, sollten Sie passiv bleiben und ihn auf keinen Fall in eine Ecke drängen. Sprechen Sie ihn auch niemals auf sein Gesäß an. "Pah, wann komme ich schon mal in die Verlegenheit, dass ein Pavian in mein Haus eindringt?", werden manche jetzt sagen, "ich wohne in einer Mietwohnung im zehnten Stock." Okay. Aber z.B. in Südafrika muss man so was wissen.
Manche Tiere mag ich wirklich nicht. Dazu zählen zuvörderst Maden. Ich erzähle ja gerne Zivildienst-Anekdoten. Eine geht so. Eines Abends verkündete eine OP-Schwester: "Vorsicht, Saal B ist septisch, da drin war gerade ein Patient mit Maden im Fuß!" Ich dachte (zum Scherz): Ach, das ist wohl diese neue Wundbehandlungsmethode!, aber nein, der Kerl war verseucht und der Fuß wurde entfernt.
Es gibt in Afrika eine Art Wurm, der in Flüssen lebt und sich in den Beinen von durch den Fluss watenden Menschen einnistet. Um den Parasiten zu entfernen, wickelt man das herausragende Wurm-Ende um einen Zweig und zieht das Vieh so aus der Haut. Diese Prozedur soll angeblich das Vorbild für den Asklepios-Stab, das Zeichen der Apotheker, geliefert haben. Doch wieder zu erfreulicheren Tieren. Der Tukan! Ein astreiner Vogel! Genauer gesagt: Vogelfamilie. Man nennt sie auch Pfefferfresser, was wie ein Schimpfwort klingt, das ein Österreicher einem Ungarn an den Kopf wirft.
So, heute haben wir genug gelernt, das Thema Tiere wird bestimmt in Zukunft noch öfter aufgenommen werden. 

Mittwoch, 17. April 2013

Serientipp: Smallville meets Dexter

Ist es gewagt, nach nur vier Folgen einer Serie eine Empfehlung dafür auszusprechen? Vielleicht. Egal, ich halte Bates Motel für die vielversprechendste neue TV-Produktion des Jahres. Bates Motel erzählt die Vorgeschichte des Films bzw. Romans Psycho. Wir begleiten den erst 17-jährigen Norman Bates dabei, wie er mit seiner Mutter (und wir wissen alle, wie sie enden wird!) in eine fiktionale Kleinstadt in Oregon zieht, nachdem der Familienvater unerwartet gestorben ist.
Dass die Handlung in die Jetztzeit verlegt worden ist, rüttelt nicht an dem 50er-/60er-Jahre-Flair, das sich aufgrund des altmodischen Interieurs der titelgebenden Herberge einstellt. Überhaupt ist das production design hübsch anzusehen. Das malerische Westküstenstädtchen White Pine Bay vermittelt gleichzeitig den Eindruck von Geborgenheit und Abgeschiedenheit; und tatsächlich scheint der Ort ein düsteres Geheimnis zu wahren. Bemerkenswerte Kleinigkeit: Norman wird von seinen neuen Mitschülern entgegen jedem Klischee nicht gemobbt, sondern ausgesprochen nett behandelt. Und bereits in der Pilotfolge lernen wir zwei potentielle love interests kennen. Der faszinierendste Charakter ist neben dem zwischen herzallerliebster Bübigkeit und latentem Wahnsinn chargierendem Norman dessen Mama, die den Prototypen der Femme fatale neu definiert: sexy, aggressiv, charmant, besorgt – man kann sofort nachvollziehen, warum Bates jr. irgendwann zum Motelgastmeuchler mutiert. Echte Gewaltszenen sind (bis jetzt) rar gesät, dafür aber umso wirksamer. Schockierender ist ohnehin der, nun ja: Psychohorror, der sich nach und nach entfaltet.
Der Sender A&E (kannte ich noch gar nicht) hat bereits eine zweite Staffel mit zehn Episoden geordert. Womöglich hat der Film Hitchcock das Zuschauerinteresse an dem klassischen Stoff geweckt; und charismatische Verbrecher haben zurzeit eh Hochkonjunktur im US-Fernsehen.

Montag, 15. April 2013

All you need is lava

Anfang 2012 wollte ich spaßeshalber meine über zehn Jahre alte Lavalampe einschalten, um eine Gemütlichkeitssituation herzustellen. Doch es machte *bumm* – die Glühlampe war durchgebrannt. Letzte Woche ist es mir nun endlich gelungen, einen Ersatz aufzutreiben (es handelte sich um extrakleine 40W-Birnen, die man offenbar nur noch über eBay beziehen kann). Ich schraubte die neue Glühlampe in die Fassung des Retro-Objekts, knipste es an, doch es geschah: nichts. Mit ein wenig Wackelei konnte ich die Birne für einen Sekundenbruchteil aufflackern lassen (sie schien also intakt zu sein), aber die Lava vermochte ich nicht zum Brodeln zu bringen. Jaja, ich weiß, das ist keine Lava, sondern eine Art Bohnerwachs. Dennoch: Das Teil ist futsch, und nun stehe ich vor dem Problem der Entsorgung; ökologisch unbedenklich ist die besagte Wachsmasse nämlich nicht. Tja, muss ich wohl warten, bis der Elektroschrottsammler vorbeikommt. 
Wenn irgendwann das zweite Lavalampen-Revival anbricht, habe ich halt Pech gehabt. 
Andere Frage: Auf welche Weise geben diese modernen Energiesparlampen den Geist auf? Ich wette, die gehen einfach aus, ohne *bumm* zu machen. Ich will aber, dass es *bumm* macht! So werden wir Menschen daran erinnert, dass wir nur kleine Würstchen sind, die die Urgewalt des elektrischen Stroms immer noch nicht ganz beherrschen, und dass wir gefälligst Ehrfurcht davor haben sollten.
Manchmal funkt und knistert es auch, wenn man einen Stecker in eine Steckdose steckt. Man fühlt sich sofort ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Ist es nicht herrlich, wenn Kabel heiß werden, Transistoren brummen oder Kronleuchter flackern? Bald wird die Zeit des kabellosen Stroms anbrechen. Wie das funktionieren soll, kann ich mir nicht vorstellen. Holt man sich da den Strom mit mobilen Empfängern aus der Luft?

Samstag, 13. April 2013

Weitere 26 obskure Kreuzworträtsel-Lösungen

  • Schiffstau: Reep
  • in Reihen säen: drillen 
  • Schmelzgemenge: Fritte
  • Flachsbündel: Riste
  • künstlicher Uferschutzdamm: Buhne
  • kleine Bucht: Anse 
  • Abzugsgraben: Dole
  • Spachtelwerkzeug: Schabe
  • Träger in Bahnfahrzeugen: Frame 
  • Taschenklappe: Patte
  • Schote (norddt.): Pale
  • feiner Zitrusschalenstreifen: Zeste
  • Vorbau, Vorsprung: Risalit
  • Spule: Kops
  • englischer Staatsschuldschein: Konsol
  • Stoff für Gardinen: Etam
  • altes Getreidemaß: Simmer
  • Haltepflock für Pferdeleinen: Pilar
  • Färberpflanze, Resede: Wau
  • Segelrand: Liek 
  • starker Schiffsflaschenzug: Gien 
  • Uneinigkeit (ugs.): Knies 
  • Schiffsenterbalken: Ramm
  • viereckige Wandpfeiler: Anten
  • natürliche Polsterung: Kapok
  • ungehobelter Mensch: Rekel
Anm.: Kurz nachdem ich das Wort "Zeste" notiert hatte, begegnete es mir tatsächlich in einem echten Text. In der ersten Ausgabe des gerelaunchten Stern war zu erfahren, dass Renate Künast sich ein Leben ohne Zestenreißer nicht vorstellen kann. 

Freitag, 12. April 2013

Albernes zum Wochenschluss

Aphorismen, Gnomen & Sentenzen

Uniformiertheit ist nur einen Buchstaben von Uninformiertheit entfernt.

Wenn ein saudi-arabischer Sado-Masochist öffentlich über seine sexuellen Neigungen spricht und dafür ausgepeitscht wird, ist das dann wirklich eine Strafe?

Hass ist nicht nur ein Gefühl der Abneigung, sondern auch eine guatemaltekische Avocado-Sorte.

Folgendes Szenario: Ein Mann arbeitet in einem Pharma-Unternehmen; er bedient eine Abfüllanlage. Irgendwann erleidet er durch die schwere Arbeit eine Art Fließbandsyndrom, eine Kopfkrankheit. Ihm wird vom Arzt ein Medikament verschrieben, und zwar jenes, welches der Mann immer mit seiner Anlage in die Behälterchen füllt. Und jetzt kommt's: Während der Behandlungszeit darf man keine schwere Maschinerie bedienen! Was nun?

Wenn ein Rassist jemand ist, der Lebewesen aufgrund ihrer Rasse diskriminiert, ist dann jemand, der andere Arten diskriminiert, ein Artist

Donnerstag, 11. April 2013

Traumprotokoll: Tsunami

Bereits in der Vergangenheit haben Monsterwellen in meiner Traumwelt eine Rolle gespielt. Mindestens viermal habe ich von Tsunamis geträumt, allein zweimal in den vergangenen zwei Tagen! Einmal floh ich vor einer solchen Naturkatastrophe in Indien, ausgerechnet im Dunkeln. Gestern Nacht befand ich mich in einem unbekannten Land, und furchtbarerweise in einem Gebäude, das von den Mega-Fluten zu verschlungen werden drohte. Mein panischer Versuch zu entkommen endete in einer Art Tiefgarage, die nach meinem Betreten von unsichtbaren Schergen zugesperrt wurde, so dass ich – mitsamt ein paar anderen armen Trotteln – auf den sicheren Tod warten musste.
Das heutige Traumerlebnis schließlich spielte eindeutig in Deutschland. Einem gutbesuchten Strand (ob an Ost- oder Nordsee, war nicht auszumachen) näherte sich ein Tsunami. Folgerichtig war eine Massenpanik ausgebrochen. Ich mittendrin. Der einzige Fluchtweg führte aus nicht zu rekonstruierenden Gründen über ein Schiff. Auch war unklar, warum am Strand unzählige Gepäckstücke verstreut lagen (es sollte wohl signalisieren: Du bist im Urlaub). Darunter fand ich nach einer Weile meinen Reiserucksack – nicht jedoch mein Handgepäck –, und ich konnte ins Schiffsinnere und endlich in die Freiheit (?) eilen. Nach dem Aufwachen fiel mir ein, dass ich mir ruhig noch ein paar zusätzliche, fremde Gepäckstücke hätte schnappen können, als Kompensation für mein verlorenes Handgepäck quasi, hihi.
Da fragt man sich, ob ein Tsunami in Deutschland überhaupt möglich wäre: "Ist ein Tsunami in Deutschland überhaupt möglich?" Nun, *googelgoogel*:
Jürgen Newig, Professor für Geografie, und sein Kollege Dieter Kelletat sind sich sicher: Im Juni 1858 wurde Deutschland von einem Tsunami heimgesucht. Vier Meter hoch soll die Welle gewesen sein, die damals auf die Nordseeinsel Sylt prallte. Die beiden Wissenschaftler hatten Augenzeugenberichte aus dem neunzehnten Jahrhundert ausgewertet und kamen danach zu ihrer Theorie. Grund für den Tsunami, so glauben die Forscher, war ein unterseeischer Hangabrutsch im südwestlichen Atlantik. Ob bei dem Tsunami Menschen ums Leben kamen, und wenn ja, wie viele, ist unklar. Berichte über Todesopfer der Katastrophe existieren nicht. Doch das könnte der Tatsache zu verdanken sein, dass die Küstenlandschaften damals weitestgehend unbesiedelt waren. Badetourismus gab es noch nicht. (Yahoo News, 25.9.12)
Wir sollten jedenfalls einen Heidenrespekt vor dem Element Wasser haben, that's what I say.

Dienstag, 9. April 2013

Schöne Stellen aus deutschen Gerichtsentscheidungen

"Die Beschwerdeführerin ist Inhaberin der international registrierten Wortmarke 1 051 884 ESSBARER TIERGARTEN [...]. Sie hat um Schutz für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nachgesucht [...]
Mit Beschluss vom 14. September 2012 hat die Markenstelle für Klasse 35 der IR-Marke den Schutz [...] verweigert. [...] Durchschnittsverbraucher und Fachkreise nähmen an, dass die in Klasse 29 beanspruchten Lebensmittel aus einem zoologischen Garten stammten, in dem essbare Tiere gehalten und gezüchtet würden und in dem Gäste mit solchen Lebensmitteln verpflegt würden.
Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Anmelderin [...] Im Amtsverfahren hat sie die Ansicht vertreten, der Wortfolge „ESSBARER TIERGARTEN“ werde von den beteiligten Verkehrskreisen keine Bedeutung beigemessen. Unter einem „Tiergarten“ werde ein Zoo, ein Park oder ein Landschaftsteil verstanden, in dem in der früheren Neuzeit vom Adel Jagdwild gehalten worden sei. Dieser Ort bzw. dieses Gelände sei nicht essbar. Es handele sich daher um eine Wortneuschöpfung. [...]  
c) Die Wortfolge setzt sich aus den Wörtern „ESSBARER“ und „TIERGARTEN“ zusammen.
aa) Das Adjektiv „ESSBARER“ bezeichnet etwas, das als Nahrung für Menschen oder zum Verzehr geeignet ist (www.duden.de).
bb) Das zusammengesetzte Substantiv „TIERGARTEN“ bedeutet „[meist kleinerer] Zoo“ und ist ein Synonym für „Zoo“, „Tierpark“, „zoologischer Garten“ oder „Freigehege“ (www.duden.de; wortschatz.uni-leipzig.de).
d) In ihrer Gesamtbedeutung werden die angesprochenen Verkehrskreise die Wortfolge dahingehend verstehen, dass sich ein zoologischer Garten zum Verzehr eignet. Diese Aussage macht auch in Bezug auf die beanspruchten Druckereierzeugnisse [...] keinen Sinn. Denn einen Zoo, den man essen kann, gibt es nicht. Tiere in einem Zoo können gewöhnlich nur betrachtet werden. Sie werden in der Regel nicht geschlachtet und den Besuchern auch nicht als Mahlzeit angeboten. Durch diese auf den ersten Blick fehlende Sinnhaftig- und Widersprüchlichkeit wirkt die Wortfolge eigentümlich und regt zum Nachdenken an. Sie ist zudem kurz und prägnant und weist eine gewisse Originalität auf. Um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass mit dieser Bezeichnung zum Ausdruck gebracht werden soll, dass Speisen aus geschlachteten Tieren angeboten werden, die zuvor in einem zoologischen Garten betrachtet werden konnten, muss das angesprochene Publikum erst einige ungewöhnliche gedankliche Schritte vollziehen. Dabei kommt hinzu, dass viele der in einem Tiergarten oder Zoo präsentierten Tiere unter den Artenschutz fallen, so dass es verboten ist, diese zu schlachten und zu essen. Daher liegt die vorgenannte beschreibende Bedeutung besonders fern. Die Wortfolge „ESSBARER TIERGARTEN“ wird vom Verbraucher eher dahingehend verstanden, dass Nahrungsmittel, wie z. B. Schokolade, Marzipan oder Fruchtgummi, in Form verschiedener Zootiere angeboten werden, die ein Tiergartensortiment bilden."

Bundespatentgericht, Beschluss vom 20.3.2013, Az. 29 W (pat) 579/12 

Montag, 8. April 2013

Ompama

Letzte Woche sah ich zum ersten Mal den Namen des derzeitigen US-Präsidenten in griechischen Buchstaben: Μπαράκ Ομπάμα (Mparák Ompáma). Häääähhhh?!
Erklärung: Das β [b] wird im Neugriechischen nicht mehr wie /b/ artikuliert, sondern als /v/ gesprochen (stimmhafter bilabialer Reibelaut, wie in "Vase"). Um ein "echtes" /b/ wiederzugeben, hat man sich auf die Schreibweise /mp/ geeinigt. Analog verhält es sich mit [d] = /nt/ und [ɡ] = /nk/. Das δ [d] wird nämlich normalerweise als /ð/ (wie in engl. this) realisiert und γ [g] als /ɣ/ wie in, ähh, naja, so hier halt.

Sonntag, 7. April 2013

Betr.: Batchdateien, Mittelalterbands, Frauenfilme

Was ist aus den guten alten Stapelverarbeitungsdateien geworden? In der Frühphase meiner Computernutzung waren diese "Batch-Dateien" (*.bat) für das Ausführen von Programmen superwichtig. Wenn man aber heute z.B. ein Spiel installiert, findet man sie nimmer mehr. Da gibt's eine *.exe zum Starten und eine *.ini mit den Konfigurationseinstellungen, aber keine Batchies, wie man sie liebevoll nicht nannte. Möglich ist, dass diese Dateien heutzutage von Haus aus unter Windows versteckt sind. Das könnte man ganz einfach überprüfen. Aber wäre diesem Mythos damit nicht sein Zauber genommen?

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Auch so eine Landplage: Mittelalterbands. Besonders wenn sie auf Weihnachtsmärkten auftreten. Jaaa, ihr habt auf Muttis Speicher ein paar ulkige Rénaissance-Kostüme gefunden und vor fünf Jahren mal ein Frühneuhochdeutsch-Seminar besucht, aber könnt ihr nicht einfach nur Musik machen? Wenn ich schon diese Ansagen zwischen den Songs höre! "Ihr braven Leut', es wär gar herrlich, wenn ihr den ein oder andren Silberling in unser Säcklein würfet, bevor ihr wieder das Trinkhorn kreisen lasset."
O pfui, und pfui und wieder pfui den Elenden! (Schiller)

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Ein Kino in meiner alten Heimatstadt zeigte A Nightmare on Elm Street als Spezial-Voraufführung unter dem Schlagwort "Just4Women". Von Marketing habe ich keine Ahnung, aber ich glaube kaum, dass da mehr als vier Frauen (4 women) erschienen sein werden. Genauso gut hätte man den etwa zur selben Zeit angelaufenen Streifen Sex and the City 2 als "ForMenOnly" aufführen können. 

Donnerstag, 4. April 2013

Ein Tier, ein anderes Tier & Co.

Seit nunmehr ziemlich genau einem Jahrzehnt strahlt der Mitteldeutsche Rundfunk seine überaus erfolgreiche Daily Soap "Elefant, Tiger & Co." aus. Im Laufe der Zeit haben immer mehr öffentlich-rechtliche Fernsehsender das Format kopiert. Wikipedia listet sämtliche Zoo-Dokus (Zookus [selbst ausgedacht]) auf, die es gab und gibt:  
  • Elefant, Tiger & Co. (mdr, Zoo Leipzig)
  • Eisbär, Affe & Co. (WDR, Stuttgart)
  • Panda, Gorilla & Co. (rbb, Berlin)
  • Giraffe, Erdmännchen & Co. (HR, Frankfurt und Kronberg)
  • Seehund, Puma & Co. (Radio Bremen, diverse)
  • Pinguin, Löwe & Co. (WDR, Münster)
  • Wolf, Bär & Co. (NDR, Lüneburger Heide)
  • Nashorn, Zebra & Co. (BR, Hellabrunn)
  • Leopard, Seebär & Co. (NDR, Hamburg)
  • Papageien, Palmen & Co. (WDR, Teneriffa)
Da kann man schnell durcheinanderkommen ... 
Gewiss, solche schematischen Markennamen sind clever, genau wie der ARD-Verantwortliche, der sie sich ausgedacht hat. Aber halt! Was heißt "ausgedacht"? Dreist geklaut sind die Titel! Als ich nämlich einmal über einen Bücherflohmarkt schlenderte, sah ich einen uralten Kurt-Tucholsky-Sammelband, der in Anspielung auf die Pseudonyme des Schriftstellers hieß: "Panter, Tiger & Co."!
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch das ZDF eine Reihe idiosynkratisch benamster Zoo-Soaps (Zoaps [auch ausgedacht]) produziert bzw. produziert hat:
  • Berliner Schnauzen
  • Dresdner Schnauzen
  • Nürnberger Schnauzen
  • Ostsee-Schnauzen
  • Ruhrpott-Schnauzen
PS: Sind eigentlich viele Tierärzte auf Palmen spezialisiert?

Montag, 1. April 2013

Mus das sein?

In dem Märchen "Das tapfere Schneiderlein" kommt ein merkwürdiger Satz vor: "Gut Mus feil!" Diese Phrase kräht die Marketenderin, welcher die Titelfigur einen Topf Mus abnimmt, um ihn zu verspeisen. "Gut Mus feil" – das hat mich schon als Kind irritiert, und bis heute habe ich die Struktur dieses Satzes nicht vollends gerafft. (Ist es eine Verkürzung von "Ich biete gut Mus feil!"?) 

Um welche Art von Mus handelt es sich überhaupt? Darüber schweigt sich das Märchen aus. Es gibt aber einen Anhaltspunkt. In der Fassung der allerersten Ausgabe der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen von 1812 ("Von einem tapfern Schneider") ist nämlich noch nicht von "Mus" die Rede; die Verkäuferin taucht hier noch gar nicht auf. Stattdessen heißt es: "In einem Städtlein Romandia war ein Schneider gesessen, welcher auf ein Zeit, als er gearbeitet, einen Apfel bei sich liegen gehabt, darauf viel Fliegen, wie dann Sommerszeiten gewöhnlich, gesessen." So fängt die (sprachlich nicht sehr wertvolle) Geschichte an. Der Apfel wurde später in Mus geändert – warum auch immer.