- Forscher finden Spuren von Kannibalismus aus der Steinzeit ("Spiegel online", 12. Februar) 18.000 Jahre alte Menschenknochen, die "zwischen Steinwerkzeugen, Knochenspitzen und den Resten von zuvor erbeuteten eiszeitlichen Tieren" in der südpolnischen Maszycka-Höhle gefunden wurden, weisen "Schnittstellen und andere Spuren" auf, die "auf ein systematisches Zerlegen von Verstorbenen und Kannibalismus" in der späten Altsteinzeit hindeuten. "Gewaltkannibalismus" sei dabei wahrscheinlicher als "Kannibalismus aus Not".
- Jahrhundertelang unentdeckte Basilika in London ausgegraben (Berliner Morgenpost, 15. Februar) Erstaunlich gut erhaltene Kalksteinmauerreste aus dem Untergeschoss eines Bürogebäudes legen Maße von 40 m Länge, 20 m Breite und 12 m Höhe nahe. Die Basilika wurde um 80 n. Chr. in der Nähe des Forums von Londinium errichtet.
- Forscher entdecken Grab von Thutmosis II. in Ägypten ("Spiegel online", 20. Februar) Ein ägyptisch-britisches Team hat im Tal der Könige von Luxor das letzte bisher nicht lokalisierte königliche Grab aus der 18. Dynastie (ca. 1550 bis 1292 v.u.Z.) gefunden.
- Forscher entdecken in Dänemark Stonehenge-ähnliche Anlage ("Spiegel online", 27. Februar) Im norddänischen Aars haben Archäologen eine etwa 4000 Jahre alte kreisförmige Anlage entdeckt, die an Stonehenge erinnert, jedoch aus im Abstand von ca. 2 m angeordneten hölzernen Pfählen besteht. Sie sei "ein Beweis für die engen Verbindungen der Himmerländer [= früheren Bewohner der Halbinsel im Norden Jütlands] zu anderen Gebieten und Völkern in Europa".
- Sagenumwobenes Reitervolk: Genanalyse enthüllt die wahre Herkunft der Hunnen ("Focus online", 2. März) Ein Team des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig "analysierte insgesamt 370 Genome von [...] 35 Menschen, großteils aus dem heutigen Ungarn", aus dem 4. bis 6. Jahrhundert. "Dabei zeigte sich, dass die ethnische Zusammensetzung der Hunnen divers war. Ihre Herkunft lässt sich nicht nur auf das Xiongnu-Reich in der Mongolei zurückführen", wie man ab dem 18. Jahrhundert angenommen hatte. "Es gab auch Einflüsse aus verschiedenen Teilen Europas, aber auch aus dem Kaukasus oder der zentralasiatischen Steppe."
- Archäologen entdecken bei Leipzig rätselhafte Grubenlinien ("Spiegel online", 4. April) Sechs Grabensysteme, insgesamt mehrere Kilometer lang, zwischen 1 bis 1,50 m tief und rund 3000 Jahre alt: Etwa 500 Jahre lang wurden die Gräben genutzt, doch wofür, muss vorerst Spekulation bleiben (Ackerflächentrennung, Wasserableitung?).
- Jäger und Sammler reisten schon vor 8500 Jahren nach Malta ("Spiegel online", 9. April) "Die frühen Seeleute im Mittelmeer könnten etwa einen Einbaum oder ein Floß aus Schilfrohr oder Tierhäuten genutzt haben, schreibt Dylan Gaffney von der University of Oxford in einem Nature-Kommentar. Er schließt nicht aus, dass die Menschen aus Nordafrika kamen, auch wenn das unwahrscheinlich ist. 'Zum Zeitpunkt der Seefahrt betrug die Meeresdistanz zwischen Tunesien und Malta 250 bis 300 Kilometer.' Dabei könnten Inseln dazwischen als 'Trittsteine' gedient haben." Bisher galten 50 Kilometer als am weitesten von Jägern und Sammlern zurückgelegte Distanz im Mittelmeer. Grundlage für die neuen Erkenntnisse sind Werkzeugfunde, Feuerstellen- und Essensreste aus der Höhlenausgrabungsstätte Latnija im Norden Maltas.
- Archäologen finden "fremden" Altar in der Mayastadt Tikal (scinexx.de, 9. April) Malweise und Motivik auf dem 1600 Jahre alten Altar sowie die um diesen herum gefundenen Gräber von rituell Geopferten entsprechen nicht den Traditionen der Maya, sondern deuten auf die rivalisierende Kultur von Teotihuacan.
- Gladiatoren kämpften wohl auch gegen Löwen ("Spiegel online", 24. April) Mit "Bissspuren an den Überresten eines Menschen, der wahrscheinlich vor etwa 1800 Jahren im nordenglischen York begraben wurde", liegen erstmals physische Beweise für jene römischen Spektakel vor, die bislang nur aus bildhaften Darstellungen bekannt waren.
- Röntgenanalyse macht antike Tinte auf verkohltem Papyrus lesbar ("Spiegel online", 8. Mai) Zwei Forscher für maschinelles Lernen haben die Tintenschrift auf einer karbonisierten Rolle aus Herculaneum entschlüsselt, die 79 n. Chr. unter der Asche des Vesuv begraben worden war. "Dazu analysierten sie Röntgenscans vom Inneren des Fundstücks mit Computermodellen. So wurden altgriechische Buchstaben sichtbar, die den Philosophen Philodem als Autor ausweisen und das Werk als 'Über die Laster'."
- Die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Welt sind vielleicht doch nicht so alt ("Spiegel online", 10. Mai) Das Alter der sog. Schöninger Speere, gefunden in einem Tagebaugebiet in Helmstedt (Niedersachsen), wurde bisher auf 300.000 Jahre geschätzt. "Diese Angaben basierten allerdings auf Altersschätzungen der darüber und darunterliegenden Ablagerungen und nicht von der eigentlichen Fundschicht, schreibt das Forschungsteam um Studienleiter Olaf Jöris vom Monrepos-Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution in Neuwied". Nach der Korrektur aufgrund alternativer Datierungsmethoden gelten die bis zu 2,50 m langen Neandertalerwaffen nun als rund 200.000 Jahre alt.
Mittwoch, 14. Mai 2025
Neues Altes (Februar-Mai '25)
Montag, 12. Mai 2025
Samstag, 10. Mai 2025
Can I crash at your place?
Apropos herrliche Wikipedia-Listen: Hochinteressant ist die leider noch nichts ins Deutsche übertragene "List of landings on extraterrestrial bodies". Es handelt sich um eine Liste sämtlicher bisher durchgeführter Landungen von Menschen und menschgemachten Objekten im Weltall, sortiert nach Himmelskörper. Aufgeführt werden sowohl geplante als auch unbeabsichtigte Landungen. Landungen von Flugkörpern werden grundsätzlich eingeteilt in soft landing (weiche Landung) und hard landing (harte Landung).
Auf 15 Himmelskörpern, die nicht die Erde sind, haben Menschen Zeug aufprallen lassen. Die harte Landung auf dem Asteroidenmond Dimorphos (2022) war die erste, die ein Objekt in unserem Sonnensystem aus seiner Bahn geworfen hat. Nun gut, das liest sich übertrieben dramatisch; "intentionally deviated (slightly) of its orbit" heißt es auf englisch. Die NASA hat damit das geprobt, was wir bisher nur aus unglaubwürdigen Hollywood-Actionern kannten, nämlich durch gezielte Kollision einen unseren Heimatplaneten bedrohenden Asteroiden vom Weg abzubringen.
Der erste Einschlag auf einem anderen Planeten erfolgte bereits 1966. Die sowjetische Sonde Venera 1, kurz nach Sputnik 7 gestartet, trat am 1. März in die Atmosphäre der Venus ein, nachdem der Kontakt zur Erde abgebrochen war. Venera 7 konnte dann Ende 1970, nach der ersten weichen Landung auf einem fremden Planeten überhaupt, bereits 23 Minuten übertragen und in diesem Zuge bestätigen, dass der Mensch nicht auf der Venus überleben kann. Dieser Erfolg sowie knapp ein Jahr später die erste (Bruch-)Landung einer Raumsonde auf dem Mars (allerdings ohne Kontakt) entschied das russisch-amerikanische "Space Race" zunächst zugunsten der UdSSR, zumal diese auch – nach drei Fehlversuchen – ebenfalls 1966 die erste weiche Landung auf dem Erdmond vorzuweisen hatte. Dagegen und immerhin hatten es drei Ranger-Missionen der USA zwischen 1964 und 1965 auf drei intentional hard impacts gebracht.
Mit Apollo 11 gewannen das Wettrennen im All 1969 freilich die Amis, wobei ein Jahr später die russische Mission Luna 16 mit der ersten Gesteinsprobenentnahme und -rückführung durch einen Roboter endete. Im neuen Jahrtausend traten dann weitere Nationen ins extraterrestrische Game ein: 2019 führte die chinesische Raumfahrtbehörde die erste weiche Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes durch. In der Südpolregion des Mondes glückte Indien im Jahr 2023 die erste weiche Landung.
Auf den Merkur crashte 2015 die 2004 gestartete NASA-Raumsonde MESSENGER; das war der bislang einzige Eintritt in den Orbit des sonnennächsten Planeten. Bei den Gasriesen Jupiter und Saturn kann mangels festem Boden eine Landung im Wortsinn schlechterdings nicht möglich sein, gleichwohl gab es vonseiten der Vereinigten Staaten bereits Annäherungsversuche: 2003 wurde die Raumsonde Galileo in die Atmosphäre des Jupiter gelenkt und verglühte dort, ebenso fand 2017 der Cassini-Orbiter in der Saturn-Atmosphäre sein Ende. Als Teil von letztgenannter Mission konnte sich auch die ESA Sporen verdienen, deren Sonde Huygens die NASA auf dem Saturnmond Titan landen ließ.
Ich hoffe, in den kommenden Jahr(zehnt/hundert)en wird der Mensch noch viele weitere Himmelskörper ansteuern!
Donnerstag, 8. Mai 2025
Von Bälgern und Wanen
Gestern vorm Einschlafen ist mir doch glatt ein weiteres Anachronym eingefallen: Blasebalg. Die Grundbedeutung von Balg ist zwar eh verblasst – die Hauptbedeutung dürfte heutzutage "freches Kind" sein (wobei auch das schon ziemlich veraltet ist) –, dennoch passt es insoweit in die Liste, als Blasebälge heutzutage "zumeist aus Kunststoff hergestellt" werden. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass z.B. bei Manufactum noch bzw. wieder Blasebälge aus echter Tierhaut zu bekommen sind. Die wenigen, wunderlichen Leute, die einen Blasebalg besitzen wollen, werden doch tunlichst darauf achten, den real deal zu kaufen.
Auf der Suche nach Beispielen für "Dinge, die nicht mehr aus dem Material hergestellt werden, nach dem sie benannt sind", habe ich mir das Periodensystem der Elemente gegriffen und bin es durchgegangen. Fündig bin ich dabei nicht gefunden, stattdessen musste ich etwas Bemerkenswertes feststellen, nämlich dass bereits mit der Ordnungszahl 23 ein Element auftaucht, von dem ich noch nie gehört hatte: Vanadium. Wie konnte mir das jahrelang entgangen sein? Haben wir in der Schule nie darüber gesprochen, wurde es nicht mal erwähnt? Viel wichtiger: Warum heißt Vanadium Vanadium? Laut der herrlichen Etymologischen Liste der chemischen Elemente benannte der Schwede Nils Gabriel Sefström das Element "nach Freya, der nordischen Göttin der Schönheit, die den Beinamen Vanadis trug". Woher Vanadis kommt, steht dort leider nicht; eine schnelle Recherche ergibt, dass der Beiname "Vanengöttin" bedeutet. Die Etymologie des Göttergeschlechtes der Wanen (altnordisch Vanir, "die Leuchtenden") zu recherchieren, würde mir Spaß machen, ich habe aber gerade keine Zeit dafür.
Übrigens habe ich zweimal bei Google "Dinge, die nicht mehr aus dem Material hergestellt werden, nach dem sie benannt sind" eingegeben. Oben tauchte, wie es seit einiger Zeit üblich ist, ein Block mit Antworten von einer generativen KI auf. Beim ersten Versuch wurden mir als Beispiele "Filme" und "Musik" angeboten, beim zweiten faselte der Bot etwas von geplanter Obsoleszenz. Die "Künstliche Intelligenz" versteht also nicht mal, worauf ich eigentlich hinaus will. Deaktivieren lässt sich der Mist freilich nicht.
Dienstag, 6. Mai 2025
Speyseeis
Diese Eispreisliste aus der FAZ ist insofern nicht sehr aussagekräftig, als für die Erhebung nur 123 Eisdielen/-cafés in 41 Städten gemustert wurden, zudem bereits 2024. In diesem Jahr dürfte der Durchschnittspreis für eine Kugel noch höher liegen. Sehr gefreut habe ich mich am Sonntag. Da war ich nämlich im schönen Speyer, wo an jedem Eisstand, an dem ich vorbeikam, für das Bällchen faire 1,50 € berechnet wurden. Ich wählte eine Kugel Lotus (Biscoff) und eine Kugel Spaghetti-Eis (!). Beide haben vorzüglich geschmeckt.
Sonntag, 4. Mai 2025
Die Crème der Unendlichkeit
Als ich die Dose zuschraubte, dachte ich: Wenn die leer ist, dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen. Diesem Bild zugrunde lag natürlich die bekannte Erzählung von dem Vogel, der alle hundert Jahre seinen Schnabel an einem Berg wetzt – die erste Sekunde der Ewigkeit sei vergangen, sobald der Berg vollständig abgetragen sei. Aus welchem Märchen der Gebrüder Grimm stammt diese Analogie eigentlich?, fragte ich mich und recherchierte es. Antwort: Aus dem Märchen "Das Hirtenbüblein" (KHM 152). Und das ist nun ein wenig unheimlich, denn ein Hirte, wenngleich ein ausgewachsener, ist es ja, der den Deckel der Penaten-Dose ziert. Das oben zu sehende Logo ist allerdings veraltet! Seit 2009 begleitet den Schäfer nicht mehr ein Hund, sondern ein Schaf.
Freitag, 2. Mai 2025
Serientagebuch 04/25
01.04. Family Guy 23.08
The Simpsons 36.12
02.04. The Walk-In 1.01
The Walk-In 1.02
04.04. Severance 2.08
Severance 2.09
05.04. Family Guy 23.09
07.04. The Simpsons 36.13
The Walk-In 1.03
The Walk-In 1.04
09.04. Person of Interest 3.17
Severance 2.10
The Walk-In 1.06
11.04. Family Guy 23.10
13.04. Squid Game 2.05
14.04. After the Party 1.01
The Simpsons 36.14
15.04. Doctor Who 15.01
After the Party 1.02
18.04. Person of Interest 3.18
19.04. Jack Ryan 1.01
20.04. After the Party 1.03
Doctor Who 15.02
21.04. After the Party 1.04
22.04. Jack Ryan 1.02
24.04. Common Side Effects 1.01
Common Side Effects 1.02
After the Party 1.05
After the Party 1.06
26.04. Lost 1.14 (RW)
28.04. Common Side Effects 1.03
Common Side Effects 1.04
Person of Interest 3.19
29.04. Family Guy 23.11
Jack Ryan 1.03
30.04. Common Side Effects 1.05
Doctor Who 15.03
The Simpsons 36.15
Ich hatte mir nach der langen Pause, die der ersten Staffel von Severance folgte, noch einmal ein Review-Video zu jener angeschaut und war erstaunt darüber, wie viel da bereits passiert! Und auch in der famosen zweiten Season geht es ereignisreich, vertrackt, mysteriös und mind-blowing weiter. Eine ganz, ganz besondere Serie, mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Apple übertrifft sich ständig selbst.
Halt, eins hätte ich dann doch noch (kritisch) anzumerken: Die Staffel hätte mehr Kuhglocken, Quatsch; mehr Christopher Walken vertragen können!
Die ganze Welt redet seit Wochen über "Adolescence", und auch ich werde mir dieses (buchstäbliche) Pflichtprogramm irgendwann, wenn der Hype verflogen ist, zu Gemüte führen. Zuvor wollte ich allerdings eine andere Miniserie mit Stephen Graham – der ja immer ein Garant für Hochkarätiges ist – nachholen: The Walk-In von 2022. In dieser auf realen Ereignissen um die rechtsterroristische Organisation National Action beruhenden ITV-Produktion spielt Graham einen Neonazi-Aussteiger, dem sich ein Mitglied genannter Gruppierung anvertraut, als diese einen Mord an einer Politikerin plant.
"The Walk-In" (mir ist immer noch keine adäquate Übersetzung dieses Substantivs eingefallen) ist angemessen spannend, gut gespielt und verzichtet sowohl auf moralische Gemeinplätze als auch auf ein sozialromantisches Dénouement.
Geschrieben hat den Fünfteiler der oscar-nominierte Brite Jeff Pope, der in der Vergangenheit Drehbücher wie das für "A Confession" oder auch für mehrere Steve-Coogan-Filme (zuletzt "The Penguin Lessons") verfasst hat.
Harter Tobak ist After the Party, ein neuseeländisches Thriller-Drama, bei dem man bis zur letzten Folge nicht weiß, was die Wahrheit ist und auf wessen Seite man als Zuschauer sein "soll". Starker Cast.
Mittwoch, 30. April 2025
Der Stoff, aus dem die Wörter sind
Beispiel: Tin foil bezeichnet heute üblicherweise Alufolie und eben keine Folie aus Zinn (tin). Wie ich soeben gelernt habe, existiert auch im Deutschen das Wort "Zinnfolie" als Synonym für Stanniol und wird ebenfalls "umgangssprachlich auch für Folien aus Aluminium (Alufolie) verwendet". Für weitere Erklärungen s. "Explain xkcd".
Montag, 28. April 2025
Einkauf aktuell
Samstag, 26. April 2025
Traumata auf Papier
Es ist mal wieder Zeit für Mikro-Entrümpelung. Zwei dicke Aktenordner aus der Schulzeit wollen der Mülltonne überführt werden: Mitschriften, Arbeitsblätter und Hefterinhalte aus den Klassenstufen 10 bis 12. Vor dem Entsorgen werde ich den Stoß freilich noch einmal durchgehen. Jetzt. Live.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: So viel Wissen, wie uns während der Schulzeit eingetrichtert wurde, waren wir, war zumindest ich später nie wieder ausgesetzt. Das kann doch nicht gut sein für junge Gehirne! Vor allem ist es ja nicht bei der Wissensvermittlung geblieben, es ging ständig mit Wissensabfrage einher. Keine Woche ohne irgendeine Klausur, einen Überraschungstest, einen Aufsatz, dazu täglich Hausaufgaben. Mein Studium war selbst in Hochdruckphasen nicht ein Zehntel so fordernd und strapaziös wie die verfluchte Schulzeit.
Hier sind exemplarisch einige Dinge aufgelistet, mit denen ich mich zwischen 1996 und 2000 allein in den Fächern Geschichte, Englisch, Biologie, Deutsch, Religion und Chemie befassen musste – und da lasse ich "große" und zweifelsohne wichtige Themenfelder wie die Französische Revolution, Kants Aufklärungsbegriff oder den Kohlenstoffkreislauf schon weg:
- Verfassungsvergleich Paulskirchen- und preußische Verfassung von 1850
- John Lockes System nach der "Notwendigkeit der Kontrolle staatlicher Gewalt"
- Lothar Galls Einwände gegen Bismarcks Konzeption von Außenpolitik
- Transport durch Biomembranen; Endocytose, Exocytose
- alkoholische Gärung bei Hefepilzen unter Decarboxylierung
- Bernhard von Clairvaux' "Vom Lob der Tempelherrn"
- Nachweis von Halogenid-Ionen
- Interpretation ausgewählter Werke von Paul Lisicky, Peter Porter, Langston Hughes
- der Gedanke der Gottesebenbildlichkeit und seine Ursprünge in der altorientalischen Königstitulatur
Donnerstag, 24. April 2025
TITANIC vor zehn Jahren: 5/2015
Ein Cover, das vermutlich die meisten heute leider nicht mehr verstehen. Dass sich Hamburg 2015 für die Ausrichtung der Olympischen Spiele bewerben wollte bzw. nicht wollte (und nun voraussichtlich bewerben wird), hat man womöglich auf dem Schirm, aber an die Geschehnisse in einem sachsen-anhaltinischen Dorf erinnern zehn Jahre später nur vereinzelte Medien. Wir dachten damals, "Tröglitz" würde zu einer schandvollen Chiffre wie "Rostock-Lichtenhagen", "Solingen" und "Mölln" werden, aber ach!, schon bald sollte Tröglitz nur einer von vielen, vielen dunkeldeutschen Orten sein, aus denen ähnliche Taten vermeldet (bzw. irgendwann nurmehr unter "Vermischtes" verbucht) wurden.
Nach einer bitteren Anzeigenparodie von Tim Wolff und mir (S. 14/15) sowie Moritz Hürtgens Parodie auf die SZ-Protokolle des NSU-Prozesses (S.16ff.) dürfte die Laune der Lesenden dann vorerst auf dem Tiefpunkt angekommen sein. Sie wird gehoben dank der Fotostory um den tränenvollen "Volksseelsorger" Joachim Gauck ("Ein Quantum Gauck", Hauck/Wolff, S. 24ff.):
Auf S. 39 folgt der nächste Downer in Gestalt einer fünfseitigen Spezialausgabe des Lufthansa-Magazins, in welchem ich zusammen mit E. Hauck, M. Hürtgen und L. Riegel den von einem psychisch kranken Co-Piloten vorsätzlich herbeigeführten Absturz einer Germanwings-Maschine verarbeitete. Einer angemessen geschmacklosen bunten Strecke mit u.a. einem Domian-Interview und einem Gewinnspiel ("1. Preis: Ein Wochenende am Broadway für 2 Personen inkl. Hin- und Rückreise mit der Bahn und Tickets für das Musical 'Einer flog ins Kuckucksnest'; 2. Preis: Zehn Gratis-Stornierungen; 3. Preis: Ein unverwüstliches Kofferset von Samsonite ... Angehörige von Lufthansa- und Germanwings-Mitarbeitern sind aus Pietätsgründen ausnahmsweise nicht ausgeschlossen") ging ein Grußwort des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr voraus:
"Die Entwicklung der 3D-Printer ist erstaunlich. Eben noch spuckten sie primitive Aschenbecher und Serviettenhalter aus, jetzt komplexe Aschenbecher und Serviettenhalter. Und was wird morgen sein?", fragte sich Ella Carina Werner und stelle auf der Doppelseite 32/33 "Schönes aus Kunstharz" vor. Besonders erfreut hat mich, dass das sagenhafte Inzest-Foto aus der Januarausgabe noch einmal verwertet werden konnte.
In die neue Folge von Elias Haucks Schnipselseite (S. 47) hat es diesmal eine Spende von mir geschafft: Es handelt sich natürlich um das "Ohne Worte"-Abreißkalenderblatt.
Noch einmal zurück zum Anfang des Heftes: Ich finde im Rückblick, dass jeder der drei "Abgelehnt"-Titel besser gewesen wäre als die tatsächliche U1!
Weiteres Notierenswertes
- April 2015 war der Monat, in dem Günter Grass starb (s. Editorial). Noch bevor ich die Todesnachricht im Internet las, hörte ich sie aus dem Munde Martin Sonneborns, denn ich absolvierte da gerade mein EU-Praktikum.
- Der Umblättercartoon im Essay stammt diesmal erneut von Stephan Rürup und ist ein echter Hingucker in Holzschnitt(!)-Optik.
- Ein Egner-Gemälde als Poster in der Heftmitte, das hat man auch nicht alle Tage!
- Eckhard Henscheid über den "Sonderfall Söder" (S. 36-38): "Heute schon prangt dings... äh: Söder, mit Würd' und Hoheit angetan, gerüstet zudemlich mit beinhärtester Chuzpe auf seinem güldenen Thron und Kothurn im Nürnberger Heimatmuseum bzw. vielmehr -ministerium. Und diese ganze mistige CSU-Bagage, diese verfickte, im fernen München, die hält er sich dort tadellos auf Distanz vom Leibe. Der Kopf von Söder ist zwar seit ca. 2012 frappant machtvoll ausgewuchtet, ja, wie verschiedentlich versichert wird, schon als ein rechter Saukopf zu deklarieren. Aber das ist übertrieben. Vielmehr gemahnen Air und Gesichtsmuskelspiel samt souveräner Grinsgrimassen an Donald Duck oder an eine Barbiepuppe oder aber auch an Schweinchen Schlau."
- Zum Glück führe ich penibel Buch über jeden einzelnen meiner Titanic-Beiträge. Nie im Leben wäre ich heute darauf gekommen, dass die Idee für Elias Haucks Cartoon "Kukident für Elefanten" (S. 57) von mir stammte. Aber so steht's geschrieben.
Schlussgedanke
Ein recht deprimierendes Zeitzeugnis, dieses Heftchen. Trotzdem gibt's wie gehabt ein paar solide Lacher. Note 4+.
Dienstag, 22. April 2025
Schlecht gealterte Quizfragen?
In einer "Jeopardy!"-Sendung vom März 2022 wurde eine Frage gestellt, zu der ein einordnender Hinweis eingeblendet wurde:
"Aufgezeichnet am 11. Januar 2022", mithin vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, als die Formulierung "serious border issues" weniger zynisch klang.
Am 15. April dieses Jahres nun wurde in der Kategorie "Bodies of Water" eine Frage zu Myanmar, welches Ende März von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden war, gestellt und mit dem Hinweis versehen, dass die Show bereits am 25. Februar aufgezeichnet wurde:
Ich erinnere mich, dass Günther Jauch kurz nach dem verheerenden Seebeben in Südostasien Ende 2004 in einem Interview erklärte, dass bei "Wer wird Millionär?" keine Fragen zu diesem Thema gestellt würden. Hat ja auch niemand erwartet! Darüber, dass von Katastrophen gebeutelte Länder in Quizshows eine Zeitlang grundsätzlich tabu sein sollten, kann man jedoch streiten. Oder würde der Zuschauer ohne den Datumsverweis in der Myanmar-Frage denken: "Wie geschmacklos, das Land versinkt in Chaos und Leid, und die wollen was über irgendeinen Fluss wissen!"?
Jedenfalls sieht man an diesen Fällen, dass zu viel Vorlaufzeit bei TV-Produktionen ungünstig sein kann. Die Seite "TV Tropes" führt unter "Harsher in Hindsight" > Live-Action TV folgenden peinlichen "Jeopardy!"-Moment auf:
One of the answers on the May 19, 2020 show was "Bruce Wayne is missing and Ruby Rose dons the cowl as this title CW show who's no mere girl." The show is Batwoman (2019). This episode, taped in advance, aired the same day that Ruby Rose announced she was not returning for Batwoman's second season.
Autsch!
Sonntag, 20. April 2025
Neue obskure Kreuzworträtsel-Lösungen (Stücker 26)
- Überwurf für Sitzmöbel: Husse
- Pferdegangart: Piaffe
- Strandwegerich: Andel
- zangenartiges Messgerät: Kluppe
- steile Bergerosionsrille: Runse
- Kelchtücher in der Messe: Vela
- Gittergewebe: Kanevas
- Teil der Drehmaschine: Pinole
- ein Gewebe: Welline
- stark ölhaltige Schalenfrucht: Para
- sächs. Stadt an der Saale: Merseburg*
- früh. russ. Frauengewand: Sarafan
- Umlenkrolle an Fördermitteln: Turas
- einmastiger Küstensegler: Kaag
- Urwaldvogel: Kagu
- altgriechische Kopfbedeckung: Pilos
- Faser der Kokosnuss: Coir
- südamerikanisches Hokkohuhn: Mitu
- altital. Volk: Etrusker**
- junges Militärpferd: Remonte
- Wassermelone: Arbuse
- junges Zuchttier: Fasel
- Flurstück, -streifen: Gewann
- Teil der Husarenuniform: Dolman
- neuntägige Andacht: Novene
- pers.-kaukas. Langhalslaute: Tar
** Die Etrusker waren kein italisches Volk, sondern, nun, Etrusker halt
Freitag, 18. April 2025
Der rätselhafte Baumheiland
Ich bin in christlicher Ikonographie wenig bewandert, konnte aber immerhin herausfinden, dass der hier dargestellte Segensgestus der in den orthodoxen Kirchen gebräuchliche ist. Worauf ich mir keinen Reim machen kann, sind die Zeichen zur Rechten und zur Linken des Christushauptes:
Das obere linke könnte ein kleines Omega sein, aber was hat es mit dem N auf sich? Heißt es nach griechisch-orthodoxer Überlieferung etwa "Ich bin das Ny und das Omega"? These: Das ist kein N, sondern ein vereinfachtes hebräisches Aleph (א). Und was sind die Xe? Sind das womöglich keine Buchstaben, sondern nur Zierelemente? Man verzeihe mir, falls das dumme Fragen sind. Für Aufklärung wäre ich dankbar.
Mittwoch, 16. April 2025
Sohlmates
Sich von liebgewonnenen Schuhen zu trennen tut weh. Dieses Paar Slipper warf ich heute, weil es halt wirklich zu zerschunden und abgelatscht war, in den Müll, doch hier im Blog soll sein Andenken aufrecht erhalten werden:
Ich mochte diese Slip-ins sehr. Gerne würde ich sie nachkaufen (sie waren nicht teuer), aber ich fürchte, das Modell hat Jack & Jones längst ausgemustert. Hätte ich doch damals gleich ein zweites Paar mitgenommen! Aber wer kauft Schuhe doppelt, außer Wertanlagen-Wunderlinge und Imelda Marcos? Oh Mann, in diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass es von Vans mal eine Nintendo-Kollektion gab und ich es versäumte, mir ein Paar Super-Mario-Sneaker zu sichern, als ich die im Urlaub 2017 in einem Laden liegen sah. Das bereue ich bis heute.
Montag, 14. April 2025
Es graust die Sau
Ein Mensch, der aus der Stadt entfloh,fühlt sich im Walde frei und frohund läßt, erfüllt von diesem Glück,hier Scherben und Papier zurück.Ein Wildschwein schnüffelt durch den Waldund findet die Bescherung bald."Ei", ruft die Sau, mir scheint hier hat,geweilt der Vetter aus der Stadt.Nehmen Sie Ihre Abfälle wieder mit nach Hause. Wald und Natur und die Gemeinde danken es Ihnen.
"Dies ist nicht mehr mein Heimatforst!"
So weint die Sau, na "danke", Horst!
Die ganze Rotte flieht den Tann.Schäm dich, o schändlich Wandersmann!
Die Bache seufzt: "Mein schönes Nest!
Ach, hätt' ich bloß die Schweinepest ..."
Das Tier rutscht auf 'ner Schale aus
(Banane), jetzt liegt's tot vorm Haus.
"Schluss!", grunzt das Schwein, "ich hab genug",und wirft sich vor den nächsten Zug.
Samstag, 12. April 2025
Die neuen Bücher der Bücher sind da!
"Die vollständige Bibel ist im vergangenen Jahr in mindestens 16 Sprachen erstmals übersetzt worden", entnehme ich der Zeitung. Der Text von Altem und Neuem Testament liege damit in 769 Sprachen vor. "Damit hätten erstmals mehr als sechs Milliarden Menschen Zugang zum vollständigen Bibeltext in ihrer Muttersprache, erklärte der Bibelgesellschaften-Dachverband."
Ich wollte natürlich mehr wissen und besorgte mir bei der Deutschen Bibelgesellschaft die vollständige Liste der letztjährigen Erst- und Neuübersetzungen. Bei den 16 Sprachen, in denen erstmals Übersetzungen der vollständigen Bibel vorliegen (in sechs Fällen einschließlich der deuterokanonischen Schriften), handelt es sich um:
- Badaga (dravidische Sprache, gesprochen in Tamil Nadu, Indien)
- Bissa (Niger-Kongo-Sprache, gesprochen in Burkina Faso, Ghana und Togo)
- Bunun (austronesische Sprache in Taiwan)
- Burjatisch (mongolische Sprache, Autonome Republik Burjatien, Russland)
- Galo (auch Adi oder Gallong, eine sinotibetische Sprache, gesprochen vom Volk der Galo in Arunachal Pradesh, Indien)
- Hehe (Kihehe, eine Bantusprache innerhalb der Niger-Kongo-Sprachen; Tansania; gefährdet)
- Jah Hut (austroasiatische Sprache auf der malaiischen Halbinsel)
- Kagulu (Bantusprache in Tansania)
- Lamani (Lambadi/Banjari, indoarische Sprache im Süden Indiens)
- Lautu (Chin, sinotibetische Sprache in Myanmar)
- Lyélé (Niger-Kongo-Sprache in Burkina Faso; gefährdet)
- Papiamento (Kreolsprache auf den ABC-Inseln)
- Purépecha (Phorhépecha, isolierte bzw. laut "Ethnologue" zu einer kleinen Familie namens Taraskisch gehörende Sprache in Mexiko)
- Tojolabal (Maya-Sprache in Mexiko)
- Wayuu (Wayuunaiki, Arawak-Sprache in Südamerika, v.a. Kolumbien)
- Das Neue Testament liegt jetzt auf Südsamisch vor, das in Norwegen und Schweden von nur 600 Menschen gesprochen wird.
- Auch die je nach Quelle 870 oder 1600 Bewohner der Insel Enggano vor Sumatra können nun das NT in ihrer gleichnamigen Muttersprache rezipieren.
- Bei zwei Übersetzungen in Sprachen, die in China gesprochen werden, steht in der Spalte "Language" der Eintrag "Confidential". Dahinter stecken gewiss politische Gründe.
- Übertragungen des Lukas-Evangeliums und einiger anderer Bücher gibt es neuerdings für Ägyptisch-Arabisch (in der Liste als Egyptian Colloquial und mit 83.493.970 Nutzenden angegeben).
Donnerstag, 10. April 2025
Betr.: Wetter, Kreuzwortambiguität, Manisches, No Limit
Dienstag, 8. April 2025
Geheim, aber nicht unheimlich: Nr. 4
Ich weiß, ich bin etwas late to the party, schließlich gibt es die Tomatensoßen namens "Geheimzutat", die Rewe in Kooperation mit Tim Mälzer entwickelt hat, seit fast einem Jahr. Mir war dieses Produkt durchaus schon kurz nach dem Launch aufgefallen, doch griff ich erst jetzt zu, als es für den Aktionspreis von 1,- Euro (!) zu haben war. Weil ich auf das verheißene Rauch-Aroma neugierig war, entschied ich mich für "N° 04":
Die Geheimniskrämerei um den Geschmack wird konsequent durchgezogen, aus der Zutatenliste wird man jedenfalls nicht schlau ("Gewürze"). Mein Urteil nach gewissenhafter Verkostung, bei der ich sogar, zumindest auf dem ersten Testteller, auf Reibekäse verzichtete: "Lecker!" (in Tim-Mälzer-Stimme gerufen).
Schön tomatig, fruchtig, würzig und, ja, rauchig, ohne aus allen Molekülen "Barbecue!" zu schreien. Dass die Sauce, die in 350-Gramm-Gläsern daherkommt, den Nutri-Score A erreichen konnte, spricht zusätzlich für sie. Beim nächsten Mal, wenn sie zum gesenkten Preis angeboten wird, werde ich eine der anderen Sorten mitnehmen. Nummer 2 ist einfach nur mit "Tomatensauce" gelabelt, Nr. 3 heißt "Stückige Tomatensauce".
Sonntag, 6. April 2025
Der gute Sonntagscast
Eine neue Folge von "Seitenstraße" ist draußen!
Darüber hinaus ist zu vermelden, dass wir nun auf der letzten großen Podcast-Plattform, auf der wir noch nicht waren, zu finden sind, nämlich auf jener, äh: Deezer.
Freitag, 4. April 2025
Albernes zum Wochenschluss
Aus der Kulturgeschichte des Schlafens
Hallo, Forschende der Zukunft! Hiermit versichere ich an Eides statt, dass der Durchschnittsmensch unserer Zeit zwischen 22 und 0 Uhr ins Bett geht und dann sieben bis neun Stunden am Stück schläft. Dieser Satz reicht bis in alle Ewigkeit als verlässliches Zeugnis aus; keine weitere Recherche nötig! Gern geschehen.
Mittwoch, 2. April 2025
Serientagebuch 03/25
02.03. Lost 1.10 (RW)
Lost 1.11 (RW)
03.03. The Hot Zone 2.06
American Rust 2.06
04.03. Family Guy 23.05
05.03. Phone Shop 1.01
06.03. American Rust 2.07
07.03. Phone Shop 1.02
Severance 2.01
Severance 2.02
09.03. Lost 1.12 (RW)
Lost 1.13 (RW)
10.03. Phone Shop 1.03
Severance 2.03
Sverance 2.04
11.03. Family Guy 23.06
American Rust 2.08
13.03. Person of Interest 3.15
24.03. American Rust 2.09
American Rust 2.10
25.03. Severance 2.05
26.03. Family Guy 23.07
Person of Interest 3.16
27.03. Phone Shop 1.04
28.03. Phone Shop 1.05
Phone Shop 1.06
29.03. Severance 2.06
Severance 2.07
Die erste Staffel der National-Geographic-Produktion The Hot Zone lief bereits 2019. Die auf dem gleichnamigen Sachbuch basierende Geschichte um einen Beinahe-Ausbruch von Ebola auf US-amerikanischem Boden lehrte mich damals gehörig das Fürchten. Die zweite Staffel befasst sich, gemäß dem Anthologie-Prinzip, mit einem ganz anderen, aber ebenfalls realen Fall: der Milzbrand-Panik von 2001. Obwohl ich die Entwicklungen und Ereignisse nach dem 11. September live und recht intensiv verfolgt habe, konnte ich mich an viele Details nicht mehr erinnern. "The Hot Zone: Anthrax" ist weniger Medizin-Thriller denn Forensik- und Crime-Thriller à la "CSI", aber deshalb nicht weniger packend. Die charismatische Hauptrolle hat Daniel Dae Kim inne, den ich zurzeit dank "Lost"-Rewatch wieder öfter sehe (dazu mehr, wenn es so weit ist). Dass der mittlerweile 87-jährige Ridley Scott zum Produktionsteam von "The Hot Zone" gehört, hatte ich auch schon wieder vergessen.
Die zweite und leider letzte Season der von Showtime zu Amazon gewanderten Romanumsetzung American Rust wirkte etwas unfokussiert: Mehrere Handlungsstränge mit gleicher Gewichtung liefen nebeneinander her, ohne zu einem befriedigenden Ende zusammenzufinden. Zudem legten mindestens zwei Figuren des umfangreichen Personalkabinetts unpassende und unglaubwürdige Verhaltensweisen an den Tag. Streckenweise wurde es mir auch zu kompliziert. Diesmal stehen Fracking, Rache, ein Gefängnistrauma, ein Undercover-Einsatz und eigenhändige Ermittlungen im Zentrum; uff.
An den schauspielerischen Leistungen gibt's abermals nix zu mäkeln, und die Rust-Belt-Stimmung transportiert sich nach wie vor überzeugend.
Die britische Workplace-Comedy Phone Shop von 2009 ist manchmal etwas "drüber": hysterisch, geschmacklos, pubertär. In ihren besten Momenten ist die erste Staffel, der bis 2013 noch zwei weitere folgten, jedoch unverschämt lustig und clever geschrieben. Ort des Geschehens ist ein Handyladen auf einer Londonder High Street. Es ist die große Ära der SMS, der Klingeltöne und des Tarifkampfes, Smartphones erscheinen zwar schon am Horizont, spielen im Alltag aber noch keine Rolle. Insofern ist "Phone Shop" eine kuriose Zeitkapsel; die meisten Gags würden aber auch in jedem anderen Setting funktionieren.
Montag, 31. März 2025
Grundsätzliches über Abreißkalender
An welchem Punkt in meinem streng strukturierten Tagesablauf reiße ich eigentlich das aktuelle Tageskalenderblatt runter? Ich will es verraten: So lange ich denken kann, tu ich dies am Morgen, vor oder nach dem Frühstück. Jetzt allerdings wurde mir klar, dass das von den Abreißkalendermachern so nicht vorgesehen ist. Man soll vielmehr am Abend eines jeden Tages – bevor man schlafen geht – weiterblättern. Am Ende von Tag X soll man mithin die Vorderseite des Blattes von Tag X+1 sehen. Indiz: Am Sonntagmorgen riss ich gewohnheitsmäßig das Blatt vom Samstag herunter und bekam dies präsentiert:
"Heute Nacht", i.e. in der Nacht von Sonntag zu Montag, erfolgte die Zeitumstellung aber nicht, sondern wie immer von Samstag auf Sonntag. Ich hätte somit, um rechtzeitig über den Beginn der Sommerzeit informiert zu werden, am Vorabend das Blatt vom 29. März entfernen müssen. Sorry, das bringe ich nicht über mich – dann zeigt mein Kalender ja ein paar Stunden lang ein falsches Datum an! (Es sei denn, ich gehe nach Mitternacht zu Bett.)
Noch etwas ist zu monieren. Der Igel fordert uns auf, "heute Nacht die Uhr um eine Stunde vor[zu]stellen". Wer tut das? Gewiss, offiziell springen die Stundenzeiger um Punkt 2 eine Stunde nach vorn, aber die Menschen im Lande bringen doch nicht zu dieser unchristlichen Zeit ihre Chronometer auf den korrekten Stand. In der Regel tun sie das am nächsten Morgen, Vormittag oder noch später. (Ich habe meine Armbanduhr wegen Verpeiltheit sogar erst am heutigen Montag vorgestellt.)
Auch das Kalenderblatt vom Freitag wollte bereits am selben Tag (Freitag) gelesen werden, bezieht es sich doch mit dem Wort "morgen" auf etwas, das am Samstag stattfinden würde.
Ich jedoch las den Text erst am Samstag und musste folglich glauben, die Earth Hour wäre für den Sonntag angesetzt. Dass die Earth Hour weder am 28. noch am 29.3. stattfand, sondern bereits eine Woche zuvor stattgefunden hatte (das war wohl nach Redaktionsschluss geändert worden), steht auf einem anderen, höhö, Blatt ...
Samstag, 29. März 2025
Die karibische Kartoffelkatastrophe
Ich wollte gestern Ducana zubereiten, ein beliebtes Gericht aus dem Inselstaat Antigua und Barbuda. Es handelt sich um rohe Klöße auf Süßkartoffelbasis, die eingewickelt im Wasserbad gesotten werden. Ich bediente mich folgender Rezeptur, wobei die Mengenangaben Idealwerte sind; die von mir verwendete Süßkartoffel wog etwas weniger, so dass ich die Masse der übrigen Zutaten (nach Dreisatz!) entsprechend anpasste. Mag dies den Ausschlag für das (Spoiler) Misslingen gegeben haben? Nun, hier jedenfalls die von mir durchgeführten Schritte, die zum gewünschten Ergebnis hätten führen sollen.
Ich schälte eine Süßkartoffel von 350 g (wie gesagt, de facto waren's etwas weniger) und raspelte sie mit einer Vierkantreibe. Kartoffeln schälen ist ja schon meine mit Abstand ungeliebteste Küchentätigkeit – weswegen ich maximal zweimal im Jahr Kartoffeln kaufe –, aber das minutenlange Reiben gab meiner Geduld und vor allem meinen Handgelenken den Rest ... und das waren gerade mal die ersten zwei Arbeitsschritte!
Danach wurde es zum Glück einfacher. Man fügt lediglich 200 g Kokosraspeln, 250 g Rohrzucker, 200 g Mehl, 1 TL Zimt, etwas Muskat und 400 ml Wasser hinzu. Manche Rezepte sehen auch Vanillearoma vor, zudem scheint es auf Antigua und Barbuda zwei Lager in der Rosinenfrage zu geben, ein Glaubenskrieg, der mit jenem in Großbritannien bzgl. Scones zu vergleichen ist (erst die Clotted Cream, dann die Marmelade, oder umgekehrt?). Ich habe, obschon Fan, die Rosinen weggelassen, denn die Masse, die man zusammenrührt, fällt süß genug aus. Mit den Händen formt man nun Bollen, die man auf ausreichend großen Stücken Alufolie ausbreitet:
Hier schwante mir bereits, dass der "Teig" viel zu flüssig geraten war, um einen schnittfesten Knödel zu zeitigen, und das, obwohl ich noch reichlich Mehl nachgeschüttet hatte. Doch wacker fuhr ich fort und umschloss drei Häufchen wasserdicht mit Folie. Traditionell werden übrigens Bananenblätter zum Umhüllen verwendet, jedoch frage ich mich, wie man damit ein Eindringen von Wasser verhindern soll, wenn man diese Technik nicht von der Pike auf gelernt hat. Das nämlich ist der finale Schritt: Die Päckchen werden in einen Topf mit kochendem Wasser gesetzt. Nach 25 Minuten – so lange soll es laut Anleitung dauern – nahm ich eines heraus und öffnete es: Die Masse war immer noch zähflüssig. Als sich auch nach einer Dreiviertelstunde keine Veränderung des Aggregatzustandes zeigte, betrachtete ich das Kochexperiment als gescheitert. Zugegeben, Ducana schmeckt köstlich, aber von der Rohversion mochte ich nicht mehr als ein paar Löffel zu mir nehmen. Wenigstens die Beilage konnte ich verzehren, bzw. das, zu dem das Ducana als Beilage dienen sollte: Rahmspinat. Solchen isst man in Antigua und Barbuda tatsächlich, neben Salzfisch, am liebsten zu den zuckrigen Knödeln. Den Spinat, nach einem französischen Rezept (épinards à la crème), hatte ich parallel zubereitet, allerdings recht mühelos mit dem Thermomix; die entsprechenden Schritte brauche ich nicht auch noch zu erwähnen. Man kann freilich eh zu den bewährten Tiefkühlprodukten, mit oder ohne "Blubb", greifen. Und die restliche Ducana-Masse? Landete nebst jeder Menge Aluminiumfolie im Mülleimer. Seufz.
Donnerstag, 27. März 2025
TITANIC vor zehn Jahren: 4/2015
Hurra, ein Titelgemälde von Rudi Hurzlmeier ...
... mit einer Zeile von der Redaktion und etwas, das wir Profis One-Two Punchline nennen: Nach der Hauptpointe kommt eine zweite Ebene, hier markiert durch die geringere Schriftgröße.
Ganz recht, lange vor Corona bewegte das Thema Impfen bzw. Verweigerung desselben vor zehn Jahren das Land. Die Rückkehr von Masern & Co. griff denn auch der Aufmacher des Aprilheftes auf. In der Rubrik "TITANIC Telefonterror" riefen Elias Hauck, Moritz Hürtgen und ich als Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums bei Privatpersonen "in den größten Problembezirken (Prenzlauer Berg, Berlin)" an und behaupteten, wir hätten über das Leitungswasser "Booster-Impfungen durchgeschickt".
Nachdem angekündigt worden war, dass das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Anfang 2016, unmittelbar nach Erlöschen der Urheberrechte, eine kritische Edition von Hitlers "Mein Kampf" herausbringen würde, ging das Team Wolff/Hauck/Riegel noch einen Babyschritt weiter:
Ich mag diese rare Kollaboration sehr, das zeichnerische Zusammenspiel von Hauck und Riegel funktioniert prächtig.
Eine der letzten Gemeinschaftsarbeiten des zu diesem Zeitpunkt längst etablierten, geradezu legendären Duos Tietze/Rürup wiederum findet sich auf S. 44f.: Es geht um das defizitäre deutsche Katastrophenwarnsystem und die für 2015 angekündigte Warn-App.
Der diesmonatige "Das kommt mir doch bekannt vor"-Moment! Ganz Europa streitet im Jahr 2025 über Kriegstüchtigkeit, Wehrpflicht und Militärbündnisse. Und 2015? Forderte EU-Kommissionspräsident Juncker eine gemeinsame EU-Armee ("auch als Signal an Moskau", tagesschau.de). Moritz Hürtgen und ich veranschaulichten diese Vision auf der Doppelseite 34/35:
Neben Putins Truppen machte der Welt im letzten Jahrzehnt aber vor allem die Organisation Islamischer Staat Angst.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch an meinen Startcartoon hinweisen, den ich völlig vergessen hatte, aber ganz unbescheiden ziemlich schnafte finde.
Zu guter Letzt wiederhole ich mein Lob von vor ein paar Monaten für etwas, das in modernen Ausgaben leider vernachlässigt wird: Wegwerfgags in Form von Viertel- oder Achtelanzeigen in den "Briefen an die Leser", wie diese hier aus meiner Feder:
Weiteres Notierenswertes
- Beim Wiederlesen extrem erheitert hat mich Michael Ziegelwagners ebenfalls in den "Briefen" untergebrachte Parodie der SZ-Rubrik "Das Streiflicht" ("Das Steiflicht").
- Auf den Seiten 36 bis 39 kommt das heimliche Highlight des Heftes: die Wiedergeburt des unter Sonneborn regelmäßig geführten "Expertengesprächs" (damals mit dem zu früh verstorbenen Unikum Octo). Tom Hintner, Tim Wolff, Andrea Diener von der FAZ und ich (gute Güte, habe ich in diesem Monat viel gemacht!) diskutierten über Schlafkleidung. Allein für die Fotos lohnt sich die Anschaffung dieses Titanic-Exemplars. Offenlegung: Meine Gewohnheit hat sich seitdem geändert; ich trage heute selbst im Sommer fast ausschließlich Pyjamas.
- Den in der "Humorkritik" vorgestellten "Lieblingsvergleich" (S. 47) habe ich im Something-Awful-Forum entdeckt.
- Wir treten in die Ära von "55ff" ein, in der die Zahl der Beitragenden ins Alberne steigt. Acht Leute haben an dieser Ausgabe mitgewirkt, bei gerade mal zehn Beiträgen (wobei als Beitrag auch Miniaturen wie "Unsere Umlaute" zählen). Herrje!
- David Schuhs Abrechnung mit Matthias Opdenhövel ("Der unfaßbar normal Gebliebene", S. 58f.) darf als Klassiker der Mediennasenkritik gelten und wird u.a. von Stefan Gärtner zu Recht sehr geschätzt und immer wieder zitiert.
- Erste Folge von Heinz Strunks "Intimschatulle". Was für eine Wohltat, was für eine erfrischende Abwechslung nach zig Ausgaben "Strunk-Prinzip"!
- Ob Ernst Kahls altmeisterliche Heilands-Verunglimpfung (U3) wohl für einen veritablen Skandal gesorgt hätte, wäre sie prominenter platziert gewesen?
Wow, ein herausragend eklektisches, wagemutiges, turbulentes Heft! Mein Favorit im laufenden Jahrgang bis jetzt.