Eine meiner liebsten Fußnoten nicht nur der byzantinischen Geschichte ist der Fall von den Runen in der Hagia Sophia. Mindestens zwei, möglicherweise sieben oder sogar mehr solcher Inschriften finden sich in dem berühmten Istanbuler Monument. Wie, fragt man sich als Laie, kommen bitte altgermanische Buchstaben in einen Bau auf dem Gebiet der heutigen Türkei? Die historisch nachvollziehbare, fast schon triviale Erklärung ist: Weder Zeitreisende noch Scherzkekse, sondern Angehörige der Warägergarde haben jene Graffiti hinterlassen, von welchen das hier das bekannteste und am besten erhaltene ist:
(Foto: Hermann Junghans; CC BY-SA 3.0 de)
Da verschlägt es also irgendwann im 9. Jahrhundert einen Wikinger im Dienste der königlichen Leibgarde nach Byzanz, und der kritzelt eines Tages eine Zeile auf ein Geländer in der Südgalerie, die erst nach über tausend Jahren wiederentdeckt wird. "Halfdan" hieß der Mann, ein bis in die Neuzeit gebräuchlicher nordischer Name, der "Halbdäne" bedeutet. Der Rest der Inschrift ist nicht mehr deutbar, naheliegend ist aber, dass es mit der verbreiteten Formel "... ritzte diese Runen" weiterging.
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