Dienstag, 10. Mai 2016

Pop! goes the marten

Eine fast schon sommerlochartige Begebenheit wurde vor einigen Tagen vermeldet: Ein kleines Raubtier hatte den Large Hadron Collider am Schweizer CERN lahmgelegt. Nur um welches Tier handelte es sich? Von einem "Wiesel" (engl. weasel) war zunächst die Rede. Einige Medien, z.B. Time, schrieben vorsichtig von einem "weasel-like animal". Später wurde dann der wahre Übeltäter bekanntgegeben: Es war ein Steinmarder, englisch stone marten oder beech marten. Die anfängliche Verwirrung ergab sich daraus, dass das französische Wort fouine aus der Pressemitteilung angeblich sowohl mit "Wiesel" als auch mit "Steinmarder" übersetzt werden kann, obwohl leo.org lediglich letztere Übersetzung zulässt. Fouine scheint mit dem Epitheton foina in Martes foina, so der wissenschaftliche Name des Steinmarders, verwandt zu sein. Was foina bedeutet, konnte ich nicht herausfinden.

Es ist aber auch verwirrend mit diesen ganzen niedlichen Säugern! Deshalb eine kurze Übersicht über die Familie der Marder (Mustelidae). Diese umfasst laut Wikipedia "rund 20 Gattungen mit 58 Arten". Die 1629-seitige 5. Auflage von "Walker's Mammals of the World" in zwei Bänden, die ich mir einst antiquarisch zugelegt habe, spricht von 23 Gattungen und 65 Arten. Grund: Früher zählte man auch die Stinktiere und die Stinkdachse zu den Mustelidae, während sie heute in einer eigenen Familie untergebracht sind. Für uns von Interesse sind folgende Unterfamilien:
- die Dachse, zu denen u.a. der Europäische Dachs, Meles meles, gehört
- die Martinae mit (unter anderen) der Gattung der Echten Marder (mit der Untergattung Martes, in die sich ebenjener Steinmarder einreiht) und der Spezies Vielfraß (auf englisch übrigens wolverine)
- die Otter mit 13 Arten in sieben Gattungen, darunter der auch in Deutschland heimische Eurasische Fischotter (Lutra lutra)
- die Mustelinae. Hier gibt es nach herrschender Meinung nur noch zwei Gattungen: Neovison (dazu zählt das auch als Mink bekannte Pelztier Amerikanischer Nerz) und Mustela. Letztere umfasst vier Untergattungen: die Iltisse (inkl. Europäischer Iltis, Mustela putorius), Lutreola (inkl. Europäischer Nerz, Mustela lutreola), die Südamerikanischen Wiesel (Grammogale) sowie die ebenfalls Mustela geheißene Untergattung, welcher das Mauswiesel (Mustela nivalis, auch: Zwergwiesel) und das Hermelin (Mustela erminea, auch: Großes Wiesel) angehören.

Wie zu erkennen ist, gibt es nicht einfach "das" Wiesel; allein in Mitteleuropa ist zwischen Mauswiesel und Hermelin zu unterscheiden. Auch handelt es sich bei keinem der Tierchen um Nagetiere; Schlagzeilen wie die von web.de – "Marder in CERN: Nagetier legt Teilchenbeschleuniger lahm" – sind schlicht Unsinn. Nichtsdestotrotz ist dem Steinmarder das Nagen eine Lust, nicht umsonst spricht man wegen seiner Vorliebe für Pkw-Innereien auch vom "Automarder". Auch steht im oben erwähnten "Walker's" über Martes foina: "It often enters towns and may occupy buildings." Dass so ein bis zu 550 mm langes Viech in eine schwer gesicherte, potentiell weltvernichtende Riesenmaschine eindringen kann, gibt mir wiederum zu denken.

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