Dienstag, 26. Oktober 2021

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

The Guilty
Dieses dänische (Beinahe-)Einpersonenstück von 2018 spielt ausschließlich in der Telefonzentrale einer Polizeiwache und erinnert dadurch zunächst an "The Call", ist aber wesentlich "intimer" und intensiver und wartet zudem mit einem brutalen Twist auf. Was das kürzlich erschienene US-amerikanische Remake dem hinzuzufügen haben könnte, habe ich nicht vor herauszufinden. Mir erscheint das ganze Unterfangen, das eindringliche Entführungsdrama neu mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle aufzulegen, sinnlos (Drehbuch immerhin: Nic Pizzolatto); es ist ja nicht so, als müsste man das Szenario für ein internationales Publikum "übersetzen" oder an amerikanische Sehgewohnheiten anpassen. 

I Want Someone to Eat Cheese With
Bereits 2006 erstaufgeführt wurde dieses Independent-Kleinod von und mit Jeff Garlin, das die New York Times "laid back and affectionate" genannt hat. In den flott weggeguckten 80 Minuten hat sich vor allem der Impro-Szenen-Fan in mir gefreut, ist die Hauptfigur doch Ensemble-Mitglied der legendären Chicagoer Truppe "Second City", aus welcher sich zahlreiche Veteranen in kleinen Nebenrollen die Ehre geben. Beglückend wie immer ist auch Co-Star Sarah Silverman.

Ein Ticket für zwei (OT: Planes, Trains & Automobiles)
Zum ersten Mal in dieser meiner Reihe findet ein Mann Erwähnung, der als Regisseur und/oder Autor hinter nicht wenigen Filmen steckt, die – vor allem, aber nicht nur, in den USA – Kultstatus erlangt haben: "Kevin – Allein zu Haus", "The Breakfast Club", "Ferris Bueller's Day Off", "Die schrillen Vier auf Achse", to name a few. Mit "Planes, Trains & Automobiles" hat John Hughes 1987 einen Klassiker vorgelegt, den gesehen zu haben mich schon deshalb befriedigt hat, weil eine Szene aus "The Office" nun endlich Sinn ergibt (die Belegschaft macht einen Ausflug und singt im Reisebus lauthals den "Flintstones"-Titelsong). Steve Martin und John Candy (mein Gott, der ist auch schon fast 30 Jahre tot!) harmonieren glanzvoll und sorgen dafür, dass die allzu lehrbuchmäßige Dramaturgie eines Roadmovies der Figurenentwicklung nie im Wege steht. Natürlich, besonders fresh wirkt diese Komödie nach all den Jahren nicht mehr, aber gerade im Vergleich mit dem letztes Mal rezensierten, ebenfalls als "Kult" firmierenden Genrevertreter "Animal House" verdient sich "Ein Ticket für zwei" das Prädikat "zeitlos amüsant".

Cash Truck (OT: Wrath of Man)
Zuerst habe ich mich über den "deutschen" Titel ein wenig aufgeregt, aber im Laufe des Films habe ich mich damit versöhnt, denn das Wort cash truck, also "Geldtransporter", kommt auch im Original mehrmals vor. Ist ja auch nebensächlich. Festzuhalten ist, dass Guy Ritchie endgültig wieder auf seine Spur gefunden hat. Ganz so stark wie "The Gentlemen" (s. hier) ist dieser mehr action-orientierte Revenge-Reißer zwar nicht, verzichtet auf Komik und verbale Schlagaustausche, überzeugt mich aber in seiner trockenen Geradlinigkeit und der Art, wie die Zwiebelhäutchen der Verbrecherstory nach und nach entblättert werden. Und niemand anderen als einen No-nonsense Jason Statham möchte man in der Hauptrolle sehen.

Und täglich grüßt die Liebe (OT: Long Story Short)
Dieser deutsche Verleihtitel hingegen ist unglücklich gewählt. Er möchte verraten, dass hier eine Abart des "Groundhog Day"-Prinzips durchgespielt wird, führt aber insofern in die Irre, als der Protagonist dieser romantischen Dramedy eben nicht Tag für Tag dasselbe erlebt, sondern immer nach ein paar Minuten eines bestimmten Tages (dem Tag nach seiner Hochzeit bzw. dem Jubliäum desselben) je ein Jahr in die Zukunft katapultiert wird. Das hat mich als erfrischendes Konzept sofort überzeugt (nun ja, "Click" kommt einem in den Sinn), ist aber leider wenig durchdacht und in der Durchführung unsauber. Beispielsweise ist mir nicht klar, wie das "Zeitspringen" für Außenstehende erlebt wird und unter welchen Bedingungen die Ortswechsel damit einhergehen; wie wird entschieden, wo sich der Typ nach einem Jahr materialisiert? Da er normal altert und seine Kleidung wechselt, wäre das Phänomen eher zu beschreiben als "365-Tage-Blackout".
Am Ende dieser auch nicht herausragend gespielten und irgendwie billig produziert wirkenden Seichtigkeit hatte ich jedenfalls kaum noch Interesse an der Auflösung. (Wird der Fluch aufgehoben / rückgängig gemacht? Man kann sich's eh denken ...)

Sully
Gering waren auch meine Erwartungshaltungen bezüglich des Ausgangs von "Sully", denn wir wissen ja alle, wie die spektakuläre Notwasserung des Captain Sullenberger im Januar 2009 ausgegangen ist (glücklich). Zum spannungsbildenden Dreh- und Angelpunkt wird denn hier auch nicht die Landung des Flugzeugs im Hudson River gemacht (die obschon packend inszenierten real-life events lassen sich halt auch nicht beliebig strecken), sondern das Nachspiel: die Frage, ob Sullys Manöver naheliegend und alternativlos war. Deren Aufarbeitung ist freilich ebenfalls klar, bis heute gilt der Pilot als Nationalheiligtum. Nett übrigens, dass auch der von Aaron Eckhart verkörperte Co-Pilot eine Würdigung erfährt.
Im sich aufdrängenden Vergleich mit "Captain Phillips" ist "Sully" unterm Strich die weniger aufpeitschende, nahegehende Heldenverfilmung. Verteidigend muss man sagen, dass Tom Hanks für solche Rollen geboren wurde und dass Regisseur Clint Eastwood 2016 auch nicht mehr der Jüngste war.

Frau Rettich, die Czerni und ich
Meine Meinung hierzu möchte ich für mich behalten, da ich Personen kenne/kannte, die direkt oder indirekt damit zu tun hatten. 

Flatliners - Heute ist ein schöner Tag zum Sterben
Ach stimmt, "Flatliners" hat ja vor ein paar Jahren auch ein Remake spendiert bekommen ("Rotten Tomatoes"-approval rating von 4 %)! Werde ich mir sparen. Das stargespickte Original von Nineties-Regie-Ikone Joel Schumacher taugt mir jedenfalls. Die schwächeren Parts sind jene, wo es ins Esoterisch-Traumhafte abdriftet, aber der ganze Themenkreis Nahtoderfahrungen, Selbstversuche und Grenzen der Wissenschaft sorgt für Gänsehaut und Faszination.

Der Regenmacher
Nach der dritten John-Grisham-Verfilmung komme ich allmählich mit den Plots durcheinander ... Was war noch mal "Der Klient" und was "Die Jury"? Egal! Beim "Rainmaker" (im Juristenslang ein Anwalt, der geübt darin ist, lukrative Fälle – die das Geld "regnen" lassen – an Land zu ziehen) sieht man von Anfang bis Ende klar, die Akte (so heißt ja ein weiterer Grisham!) werden sauber aufgezogen, die Storylines sind ordentlich gearbeitet. Nicht weniger erwarte ich von einem Francis Ford Coppola.
Was ich mitgenommen habe, ist: 1.) Danny DeVito ist kaum zu überschätzen! 2.) Noch gestörter als das amerikanische Rechts- ist das dortige Gesundheits(versicherungs)system. 

Batman v Superman: Dawn of Justice (Ultimate Edition)
Ich deutete neulich bereits an, dass ich mit dem Marvel Cinematic Universe vorerst gebrochen habe. Die Gelegenheit, "Batman v Superman" bei Amazon Prime zu sehen, nahm ich zum Anlass, tiefer in das mir ungleich sympathischere DCEU einzutauchen. Als Fazit kann ich vorwegnehmen, dass mir der Dreistunden-Actioner von 2016 als zweischneidiges Schwert erschien. Einige lose Gedanken. Ben Affleck ist der mit Abstand farbloseste Dunkle Ritter, den es je gab. Gähn! Ebenso fehlbesetzt ist Jeremy Irons als Alfred. Sorry, an Michael Caine kommt einfach niemand ran (wobei auch Sean Pertwee in der "Gotham"-Serie in Ordnung geht). Oh, wie ich Jesse Eisenberg hasse! Hier versucht er vergeblich, als völlig erratisch angelegter Lex Luthor sämtliche Joker-Inkarnationen seit Heath Ledger zu channeln. Dafür, dass ich einst der Mainstream-Meinung aufgesessen bin, Eisenberg sei leicht mit dem herzensguten, talentierten Michael Cera zu verwechseln, möchte ich tausendfach Abbitte leisten. Henry Cavill als Clark Kent dagegen überzeugt durchaus. Ja, das ist Superman! Auch Amy Adams ist als Lois Lane passabel besetzt. Hans Zimmers Musik erfüllt bestenfalls ihre Pflicht, positiv heraus sticht allenfalls das Superman-Theme. Die Einführung von Wonder Woman (Gal Gadot) ist als ebensolche gar zu deutlich zu erkennen: Schaut her, die wird noch mal wichtig! Das ist unelegant bis holzhammermäßig. Tja, und zu guter Letzt sind sämtliche Batman-gegen-Superman-Kämpfe, mithin die Essenz dessen, was der Filmtitel verheißt, überflüssig (und m.M.n. zudem ermüdend), weil die beiden Heroen gegeneinander aufgehetzt wurden und sich im Finale, das böse Spiel durchschaut habend, sich ohnehin verbünden. Zack Snyders Regiearbeit ist seine bisher "mainstreamigste", mir ist das alles zu geleckt und dem MCU-Geist hinterher hechelnd.
Bei all der Krittelei ist es mir wichtig zu betonen, dass ich mich alles andere als gelangweilt habe! Als nächstes werde ich mir mit "Suicide Squad" die direkte Fortsetzung vornehmen (die im Gegensatz zu James Gunns "The Suicide Squad" eher mau sein soll).

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