Samstag, 27. Mai 2017

Meine 20 zuletzt gesehenen Filme (1/2)

Beware the Slenderman
Von allen Creepypastas hatte und habe ich für den Slender Man am meisten übrig, was daran liegen mag, dass ich im Jahre 2009 live dabei war, als dieses Wesen im Something-Awful-Thread "Create Paranormal Images" erschaffen wurde. Nach einer Reihe von YouTube-Serien um den gruseligen Anzugtypen ("Marble Hornets", "Everyman Hybrid" und "Tribe Twelve" habe ich fast komplett geschaut) und mindestens doppelt so vielen grottenschlechten Computerspielen kam letztes Jahr schließlich eine von HBO produzierte Dokumentation über den Slender Man raus. Der Fokus liegt dabei, man muss sagen: leider, auf dem "Slender Man stabbing"-Vorfall in Wisconsin 2014; im Gedächtnis bleibt denn auch eher das (für mich) schwer nachvollziehbare Urteil in diesem Fall als die (pop)kulturellen Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der pseudomythologischen Figur. Trotzdem: 114 Minuten wohliger Schauer ergeben 114 von 200 Tentakeln.

50/50
Den Balanceakt zwischen sentimentalem Sterbedrama und Seth-Rogen-Rumgeprolle bewerkstelligt Regisseur Jonathan Levine recht zufriedenstellend; bei Tragikomödien (oder besser: Dramedys) besteht ja immer die Gefahr, dass eine Waagschale die Oberhand gewinnt und am Ende sind alle enttäuscht. Das "50/50" bzw. 50:50 – es bezieht sich auf die Überlebenswahrscheinlichkeit des an Krebs erkrankten Protagonisten (Joseph Gordon-Levitt) – lässt sich mithin auch als Verhältnis von Lach- und Weinanlässen im Verlauf dieses Films lesen. Für mich persönlich hätte er ruhig noch trauriger sein können; ein Urteil übrigens, das ich immer öfter in Bezug auf Filme und Serien (zuletzt "The Leftovers") äußere.

The Call
Halle Berry als schuldbehaftete Telefonpolizistin in der Notrufzentrale, die ein gekindnapptes Mädchen (Abigail Breslin) fernmündlich retten muss. Das kommt einem irgendwie bekannt vor ("Final Call" und "Nicht auflegen" fallen einem ein), ist aber nicht unspannend.

Scouts vs. Zombies
Eine weitere Zombiekomödie, die kein Mensch braucht und die dem Genre nichts hinzufügt. Das einzig Positive, woran ich mich erinnere, ist David Koechner, dessen komisches Talent bedauerlicherweise seit Jahren in zahnloser Comedy-Meterware verschwendet wird.

Wer früher stirbt, ist länger tot
Dieses bezaubernde Kleinod mit einem der genialsten Titel der deutschen Kinogeschichte entführte mich in eine fremde, obschon nicht durchweg heile Welt, in der die Zeit stehen geblieben scheint, wo man sein schlauchendes Tagwerk am Stammtisch bei drei-vier-fünf Mass vergisst und in welcher Vertreter aller Generationen noch Dialekt sprechen: die oberbayrische Provinz. Oder vielmehr: ein in der oberbayrischen Provinz angesiedeltes idealisiertes 1950er-Jahre-Soziotop, das man so in einer Produktion von 2006 nicht erwartet. Das mir fast komplett unbekannte Ensemble, insbesondere die Kinderdarsteller, spielt toll auf. Es geht schwarzhumorig bis derb zu, ein paar ernste Töne werden angeschlagen, allein der Mundart-Overkill strengt auf Dauer a weng oa.

The Nice Guys
Dass Russell Crowe auch lustig kann, war ja in jeder Kritik zu lesen, und ich möchte es auch gar nicht abstreiten. "The Nice Guys" ist allerdings symptomatisch für das Actionkomödienhandwerk des laufenden Jahrzehnts: Zugunsten einer irgendwie substanziellen Handlung mit auf "packend" getrimmten Höhepunkten und Volten wie in einem hard-boiled Thriller wird der Komödienaspekt schändlich vernachlässigt. Dass man auch mit hoher Pointendichte einigermaßen stringente und mitreißende Kriminalgeschichten erzählen kann, ohne dass das Publikum sich dabei geistig allzu sehr anstrengen muss, wurde in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen. Ich will nicht mosern: Eine Handvoll guter Witze, eine flotte Inszenierung und ein (wenn auch irgendwie willkürlich erscheinendes) Seventies-Feeling ergeben mehr als soliden 7-von-10-Punkten-Standard für einen kurzweiligen Bier-&-Chips-Abend.

Kong: Skull Island
Das hingegen ist ein Blockbuster, wie er sein muss! Ich bin froh, ihn im Kino gesehen zu haben. Gerade wenn man nichts Großartiges erwartet, weil man den King-Kong-Drops für gelutscht hält, wird man für sein Misstrauen belohnt: mit State-of-the-art-Schauwerten, überraschenden Monstern, einer Prise Humor (John C. Reilly!) und sogar einer mehr oder weniger subtilen politischen Botschaft. Empfehlung: die Credits am Ende abwarten.

Die Jones: Spione von nebenan (OT: Keeping Up with the Joneses)
Hier gilt das, was ich oben über "The Nice Guys" geschrieben habe, und doch haben die Joneses mich deutlich besser unterhalten. Vielleicht liegt es an Zach Galifianakis, dem ich sowieso alles abkaufen würde (die "Hangover"-Trilogie ist rückblickend betrachtet der schwächste Part seines Œuvres); vielleicht haben Nachbarn mit Doppelleben per se mehr ulkiges Potenzial in sich. Alles in allem ein Beispiel für eine überzeugende moderne Crime-Comedy. Fun fact: Isla Fisher wurde in Muscat im Oman geboren.

Gone Girl
Ich möchte mal wissen, ob die Auflösung am Schluss dieser Adaptation des Bestsellers von Gillian Flynn (Drehbuch: ebenfalls Gillian Flynn) feministisch oder antifeministisch ist. Abgesehen von dieser Frage sieht man dem mit kleinen, aber feinen Mindfucks gespickten Entführungsplot gerne beim Sichentspinnen zu. David Fincher kann es halt noch!

Nightcrawler
Jake Gyllenhaal: genau wie seine Schwester auch so jemand, dem man nie wirklich in schlechten Filmen begegnet. Hier gibt er einen ambitionierten und nur mäßig sympathischen Sensationsfotografen. Angemessen zynisches Portrait eines zynischen Kosmos'.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen