Mittwoch, 24. März 2021

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

John Wick
Wie damals im Fall von Liam Neesons "Taken"-Franchise erschließt sich mir der Hype um Keanu Reeves' Rache-Vehikel kein Stück. "John Wick" kann zwar mit einem namhaften Cast und, so man auf derlei steht, ordentlich choreographierten Kampfszenen aufwarten, doch scheint mir, dass hier in erster Linie der sympathische Keanu Reeves abgekultet werden sollte und ansonsten "style over substance" als Credo galt. Tut mir leid, aber ein Actioner um einen ehemaligen Attentäter sollte anno 2014ff. ein bisschen mehr bieten als Schauwerte, nämlich entweder eine Schippe Herz und Menschelei ("Mann unter Feuer", 2004) oder komplett durchgeknallte Comic-Brutalität ("Crank", 2006). "John Wick" geht weder in die eine noch die andere Richtung und bleibt letztlich ein vergessenswertes Martial-Arts- und Baller-Stück, das sich allzu geleckt von Szene zu Szene schleppt.

The Big Wave Project
Um meine wasserbezogene Angstlust zu befeuern (haha), habe ich mir diese Sportdoku über Monsterwellenreiter besorgt. Mir gehen Surferdudes mit ihrer Attitüde und ihrem Lifestyle gehörig auf den Keks ("A Band of Brothers" lautet der Untertitel – ugh!), aber die Stars sind hier ohnehin die Wellen. Deren gigantischsten findet man vor der Küste Portugals, von wo die meisten der beeindruckenden Videoaufnahmen stammen. Die Männchen auf ihren Brettern braucht's eigentlich gar nicht.
Hach, ich möchte mich sofort an einem lauschigen Aussichtspunkt an der Küste platzieren und stundenlang die gewaltigen Meeresmassen beobachten. Auch geologisch gibt es einiges zu bestaunen (googelt mal "Eddystone Rock Australia").

Porträt einer jungen Frau in Flammen
Landschaftlich eher karg ist die Insel in der Bretagne, auf die es im 18. Jahrhundert eine junge Malerin (Noémie Merlant) verschlägt. Karg ist auch das aufspielende Ensemble; neben besagter Malerin stehen nur ihr Modell (eine ehemalige Klosterschülerin)* sowie gelegentlich dessen Mutter und das Hausmädchen im Mittelpunkt der ruhig erzählten Geschichte. Ein Ausstattungsspektakel darf man ebenfalls nicht erwarten. Ich hatte mich auf opulentes Kostümkino eingestellt, aber ich schätze, die Reduktion ist wie bei den genannten Punkten Mittel zum Zweck. Hätte von mir aus trauriger sein können.
* Klammern statt Kommata gesetzt, um hervorzuheben, dass die drei Wörter eine Apposition sind und nicht zu der Aufzählung gehören

Greyhound
Zurück ins Wasser: Der Direct-to-Stream-Release mit Tom Hanks als U-Boot-Commander im Zweiten Weltkrieg hätte auf der großen Leinwand vermutlich mehr Eindruck geschunden, wobei epische Seeschlachten und reißerische Effekte nur einen geringen Teil von "Greyhound" ausmachen. Vorder-, um nicht zu sagen untergründig verfolgen wir die nervenaufreibenden, realistisch dargestellten militärischen Routinen und Improvisationen der Mannschaft und schauen in die Psyche eines Kommandanten am Limit. Das ist nicht unspannend, obschon ich ahne, dass der von mir bisher nicht gesehene Klassiker "Das Boot" diesbezüglich Maßstäbe gesetzt hat.
Kurioses am Rande: Der Deutsche Thomas Kretschmann spielt ein Mitglied der sog. Grauen Wölfe, ohne dass man ihn zu Gesicht bekommt (er meldet sich lediglich über Funk). In der deutschen Fassung bekommt man ihn nicht mal zu Gehör, weil Kretschmann von Dietmar Wunder synchronisiert wird.

Belushi
Ein langes Feature über den zu früh verstorbenen Komiker John Belushi mit vielen erhellenden Einblicken in die Anfangszeit von "Saturday Night Live". Dabei ist mir aufgefallen, dass ich keinen einzigen Spielfilm mit Belushi gesehen habe! (In einer alternativen Welt hätte er einen der "Ghostbusters" gespielt.) Die Blues Brothers fand ich immer lahm, aber zumindest "National Lampoon's Animal House" sollte ich mal nachholen.

Boston (OT: Patriots Day)
Eine Rolle, für die nur Mark Wahlberg in Frage kommt: ein raubeiniger, bodenständiger Polizist, der in die Geschehnisse um den Boston-Marathon 2013 hineingerissen wird. Ich hatte wenig Lust auf eine Fiktionalisierung des schrecklichen Anschlags, aber die positiven Kritiken haben mich überzeugt, und ich möchte mich ihnen anschließen. Peter Berg vermag es, einen mitzureißen, wie es bei vergleichbaren Stoffen höchstens Paul Greengrass kann. Das Action-Thriller-Drama (?) ist spürbar der Realität verpflichtet und hält sich nicht über seine zwei Stunden hinweg mit den Ereignissen des Patriots' Day auf, sondern zeichnet präzise die folgenden Ermittlungen und die atemraubende Täterjagd nach – ein aftermath, von dem ich kaum was wusste! 

The Gentlemen
Nicht zu hoch waren auch meine Erwartungen an Guy Ritchies jüngste Gangster-Kapriole, nachdem mich der "Snatch"-Macher mit "Revolver" und "Rocknrolla" ziemlich gelangweilt hat. Entwarnung: "The Gentlemen" ist brillant! Nicht nur die Dialoge (ich muss es leider schreiben: Unbedingt im Original genießen!) sitzen perfekt, auch die sie Vortragenden sind toll gewählt. Der nie wirklich enttäuschende Matthew McConaughey hat dabei nicht einmal die Nase vorn; über den grünen Klee zu loben sind hier vorrangig Colin Farrell und Charlie Hunnam, von deren Auftritten man gar nicht genug bekommen kann. Geadelt wird das wieder zutiefst britische Ganovenstück von Hugh Grant, der seinen permanent zwischen cockiness und Peinlichberührtsein schwankenden Habitus perfektioniert hat.

Die Mörder sind unter uns
Allein aus historischen Gründen sollte man dieses Kriminaldrama von Wolfgang Staudte und mit der Knef gesehen haben. Es handelt sich um die erste deutsche Filmproduktion nach dem Kriegsende (gedreht in der sowjetischen Besatzungszone, noch vor Gründung der DEFA), und diese traut sich mehr Unangenehmes zu thematisieren (allein der Titel!) als so mancher später entstandene Streifen über die NS- und/oder Trümmerzeit. Wenn man durchgeschnauft hat, sollte man nachlesen, wie das ursprünglich vorgesehene Ende aussah.

Donnie Brasco
Kein Pflichtprogramm ist meiner bescheidenen Meinung nach diese schmutzige Mafia-Saga mit Al Pacino. Bemerkenswert immerhin: Paul Giamatti in einer frühen Mini-Rolle und – im negativen Sinn – gewisse Szenen mit Johnny Depp, die 2021 einen unguten Beigeschmack haben.

Die Braut des Prinzen (OT: The Princess Bride)
Es gibt eine Reihe amerikanischer Achtzigerjahre-Filme, die im Produktionsland einen nahezu unerklärlichen Kultstatus besitzen, deren Namen bei uns jedoch irgendetwas zwischen Achselzucken und Ratlosigkeit hervorrufen. "The Breakfast Club" gehört dazu, "Say Anything", "Top Gun", sicher auch der oben genannte "Animal House" und eben die Märchenkomödie "The Princess Bride". Einige Zitate daraus sind zum Allgemeingut geronnen ("Inconceivable!"; "My name is Inigo Montoya ..."), und Adventurespiele-Fans älteren Semesters werden sich daran erinnern, dass ein Teil der berühmt-berüchtigten "Kings Quest"-Reihe "The Princeless Bride" hieß (in Deutschland "Die prinzlose Braut", na ja).
Sollte ich benennen, was genau daran so kultverdächtig ist, ich könnte nicht mit dem Finger drauf zeigen. Vielleicht funktionieren die Zitate auf deutsch einfach nicht so gut. Tatsächlich sehr gediegen ist die Besetzung, obwohl ich die meisten Schauspieler gar nicht erkannt habe: Mandy Patinkin (jung und bartlos), Billy Crystal (kein Gesicht vor Augen), Carol Kane (stark verkleidet, aber mit Trademark-Exzentrik wie in "Kimmy Schmidt")! Der Hauptdarsteller kam mir sofort bekannt vor, aber ich musste hinterher nachschlagen: Es ist Cary Elwes, der ja erst 2004 mit "Saw" seinen (zweiten) Durchbruch haben sollte. Dass André the Giant mitspielt, hatte ich bereits gewusst. An der Regie von Urgestein Rob Reiner, Sohn von Carl Reiner, gibt es nichts zu mäkeln. (Reiners rezenteste Arbeit, die ich gesehen habe, ohne zu wissen, dass sie von ihm ist, war übrigens "Being Charlie".)

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