Mittwoch, 25. Dezember 2019

Düsburch

Neulich habe ich mich weit in den Westen vorgewagt und den zukünftigen Endpunkt der sog. Neuen Seidenstraße, Duisburg, erkundet. Ich hatte mir im Vorfeld drei Highlights ausgesucht, die ich mir anschauen wollte, weil ich befürchtete, dass es nicht viel bringt, sich einfach so treiben zu lassen, denn seien wir ehrlich: Duisburg steht nicht gerade im Ruf, ein Cornucopia altehrwürdiger Sehenswürdigkeiten zu sein, in das man sich als Tourist blindlings und frohgemut stürzen kann. (Beim Straßenbahnfahren entdeckt man dann allerdings doch das ein oder andere Kleinod, etwa die erhabene neoromanische Kirche St. Bonifatius oder das recht prachtvolle Rathaus.)


Auf eine erste Nervenprobe wird man am Hauptbahnhof gestellt, denn dieser ist deutlich zu groß geraten. Um von Gleis 1 bis zum Vorplatz zu kommen, hat man gut und gerne 500 überflüssige Meter in einer Wandelhalle zu durchqueren, und draußen sind die Haltestellen des ÖPNV immer noch kaum in Sichtweite. Sei's drum!

Mein erstes Ziel war die begehbare Achterbahn "Tiger & Turtle – Magic Mountain", ein 2011 errichtetes Stahlgebilde mit 220 Metern Gesamtlänge, das auf einer stillgelegten Halde thront. Von oben hat man einen tollen Ausblick.


Ein feiner Spaß für Groß und Klein, der nachts in weißes Licht getaucht wird. Einziger Kritikpunkt: der Weg dorthin. Die kürzeste (inoffizielle?) Strecke führt über einen steilen Abhang voller rutschiger, scharfer, teils lockerer Felsbrocken. Der reguläre Anfahrtsweg schlängelt sich über 800 Meter um den Berg herum; diesen bin ich natürlich nicht gegangen, denn mir blieben nur knapp 20 Minuten Zeit für dieses Abenteuer. Die Loopings sind verständlicherweise nicht begehbar, was nicht schlimm ist, denn wer von uns kann schon an der Decke gehen?



Nachdem ich das Konstrukt von beiden Seiten abgelaufen war, hastete ich zur Straßenbahnhaltestelle zurück und steuerte die Station Ruhrort an. Dort befindet sich das Museum für Binnenschifffahrt, in dem man alles über Europas größten Binnenhafen und deutsche Flüsse im Allgemeinen erfährt.


Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Schwimmhalle. Der Ausstellungsbereich wurde clever in den nicht mehr genutzten Funktionsbau, auch in die leeren Becken integriert.


Neben allerlei Infotafeln, nautischem Gerät, zeitgenössischer Fotografie und Malerei sowie historischen Dokumenten beherbergt das Museum eine Sammlung von Postkarten mit maritimen Motiven.




Am Donnerstag ist übrigens immer Zahle-was-du-willst-Tag; regulär kostet der Eintritt 4,50 Euro. Nach circa zwei Stunden musste ich mich etwas sputen mit meinem Rundgang, denn es galt, den dritten und letzten Programmpunkt abzuarbeiten: den kürzlich in einer "Spiegel online"-Strecke empfohlenen veganen Weihnachtsmarkt "Zimt & Zauber".


Auf einem Areal überschaubarer Größe wird veganes Sushi, Gebäck ("nach Omas Rezept"), Glühwein und manches mehr angeboten, das mir aber alles nicht zusagte, so dass ich dem nahegelegenen, auf einer langen Einkaufszeile aufgebauten Hauptweihnachtsmarkt einen Besuch abstattete. Dort verzehrte ich einen Krug heißen Met und ein leckeres, sättigendes Teilchen namens "Vanille-Mufti". Die Straße führte dann direkt zum Bahnhof zurück.

Fazit: Man sollte seine Vorurteile über die Rhein-Ruhr-Metropole Duisburg für einen Moment vergessen und ihr eine Chance geben. Abgesehen von den offenbar regelmäßigen Tram-Ausfällen gab es keine Ärgernisse zu verzeichnen. Angst zu haben braucht man nicht. Neu war mir übrigens, dass König Pilsener aus Duisburg kommt.




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