Montag, 16. Dezember 2019

Gunther? Jämmerlich!

Eine ärgerliche Konstante in meinem Leben ist die Existenz Gunther Emmerlichs. Haha, guter Satz!
Erklärung für alle, die damit gesegnet sind, mit diesem Namen nichts anfangen zu können: Gunther Emmerlich ist ein Opernsänger und Showmaster, der sich in der DDR größter Bekannt- und Beliebtheit erfreute und auch seit der Wiedervereinigung aus dem Fernsehprogramm, vorrangig dem ostdeutschen, nicht wegzudenken ist. In meinen frühesten TV-Erinnerungen taucht dieser Nikolaus mit seiner markanten Bassstimme auf, unter anderem moderierte er eine Sendung namens "Showkolade" (zugegeben: Tipptopp-Titel!). Gefühlt war er schon immer alt, gleichzeitig wird er aber auch nicht älter; er ist eine Art Mario Adorf mit mehr Leibesfülle. Meine Antipathie speist sich gar nicht aus persönlichen Vorbehalten (ich weiß ja kaum was über den Mann), sondern hat sich über die Jahrzehnte hinweg wegen seiner schieren Allgegenwärtigkeit entwickelt. Sein feistes Grinsen, sein dröhnendes Organ und seine Märchenonkelhaftigkeit lösten bei mir irgendwann nur noch Genervtheitsschübe aus.
Und nicht nur mir ging/geht es so! Ein Schulkamerad hatte sogar noch mehr Verachtung für ihn übrig. Einmal gingen wir an einem Haltestellenhäuschen-Werbeplakat vorbei, von dem das überdimensionierte Gesicht Emmerlichs illuminiert in die Nacht herausschaute. Mein Freund blieb stehen und rief wütend: "Wieso hat dieser Opa bessere Haut als ich? Ich hasse ihn!"
Gestern zappte ich durchs Fernseh, und wer erschien – raumfüllend und ungealtert – im MDR oder RBB? Gunther Emmerlich! Später blätterte ich in einer Fernsehzeitung: Das diesjährige öffentlich-rechtliche Festtagsprogramm hält der 75-Jährige abermals fest in seinen Pranken. Gott erbarm'!

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