Donnerstag, 31. Oktober 2019

Meine 20 zuletzt gesehenen Filme (2/2)

A Cure for Wellness
Ein interessanter, unvorhersehbarer, unkonventioneller Mystery-Thriller mit einigen unangenehmen Momenten, aber ansprechender Optik (Regie: Gore Verbinski). Je weniger man über die in einer unheimlichen Hochgebirgs-Heilanstalt spielende Story weiß, desto besser.

Vice
Das Biopic über den "zweiten Mann" (so der deutsche Untertitel) Dick Cheney, der, das wird noch einmal klar herausgearbeitet, über Jahrzehnte hinweg die US-Politik geprägt hat und vor allem im post-9/11-Bush-Amerika nicht weniger als der erste Mann im Staate war, überzeugt noch mehr als Adam McKays letzte gesellschaftspolitische Satire, das oscar-prämierte Wirtschafts-Comedy-Drama "The Big Short". Ich habe mich zu gleichen Maßen echauffiert und amüsiert. So bedauerlich es ist, dass McKay seit diesem Jahr nicht mehr für Gaga-Komödien aus dem von ihm mitbegründeten Hause Gary Sanchez Productions (s.u.: "Casa de mi Padre") verantwortlich zeichnet, so sehr begrüße ich den Schwerpunktwechsel auf politische Themen. So großartig wie das Drehbuch ist auch Christian Bale als nicht totzukriegender Vizepräsident.

Der Diktator
Sacha Baron Cohens Filme habe ich seltsamerweise erst sehr spät begonnen "abzuarbeiten". 2016 (also bevor ich anfing, meine gesehenen Filme hier festzuhalten) sah ich dann "The Brothers Grimsby" und war begeistert von der kindlichen Freude an Albernheit und Grenzüberschreitung. Bei "Borat" sowie bei Cohens entlarvender TV-Reihe "Who is America?" ist mir dann sogar mehrmals vor Lachen die Luft weggeblieben. Während "The Dictator" sind bei mir zwar nicht die Tränen geflossen, doch gefiel mir abermals das Zelebrieren von Geschmacklosigkeit und die überzeichnete Figur, die Sacha Baron Cohen hier verkörpert. Wie schon bei "Grimsby" wurden zudem mehrere Rollen mit namhaften Charakterdarstellern besetzt, was die Lächerlichkeit ihres Spiels und die Läppischkeit der Handlung wunderbar verstärkt.
Falls Cohen nach "The Spy" vorhat, dauerhaft ins ernste Fach zu wechseln, bleiben mir immer noch "Brüno" und "Ali G in da House", die ich nämlich auch noch nicht gesehen habe!

Der große Trip – Wild
Wer glaubt, Reese Witherspoons Selbstfindungstrip von 2014 sei nur die weibliche Version von "Into the Wild" (2007) oder so etwas wie "127 Hours light", tut dieser von Nick Hornby adaptierten Romanverfilmung Unrecht. Die Motivation der Heldin ist nicht wie bei Jon Krakauer der Trieb, Naturgewalten zu "bezwingen" oder menschliche Grenzen auszuloten, Cheryl Strayed ist auch keine trotzige, zivilisationsmüde First-World-Aussteigerin, sondern eine schicksalsgebeutelte junge Frau, die auf den 1000 Meilen des Pacific Crest Trail (wieder) zu sich kommen und ihre Vergangenheit verarbeiten will. Bildgewaltig, packend und ergreifend.

The Crazies – Fürchte deinen Nächsten
Kaum erinnerungswürdiger Verschwörungs-Horror, den lediglich Timothy Olyphant sowie einige nett klaustrophobische Augenblicke über das Niveau einer "Akte X"-Episode heben.

El Camino: A Breaking Bad Movie
War dieser zweistündige Epilog zu einer der besten Fernsehserien aller Zeiten wirklich nötig? Nein. Habe ich mich trotzdem unterhalten und nostalgisch gefühlt? Ja. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, außer dass man sich vorher vielleicht noch einmal ein "Was bisher geschah"-Video anschauen oder sich mit einem Rewatch auf den letzten Stand bringen sollte, denn "El Camino" knüpft wirklich nahtlos an das Finale von "Breaking Bad" an und ist mit teils weit zurückreichenden Verweisen und Anspielungen gespickt.

Colonia Dignidad
Auch hier ist zusätzliches Lesen angeraten. Entweder vor oder nach dem Schauen der deutschen Co-Produktion sollte man den Wikipedia-Artikel zu der 1961 gegründeten Sektensiedlung in Chile lesen. Ich habe es nach dem Ende des Films getan und wurde direkt doppelt so wütend, wie ich bereits war. Ein unfassbares Kapitel der Nachkriegsgeschichte!

Ein Mann namens Ove
In typisch skandinavischer Tradition gehen bei dieser schwedischen Bestseller-Verfilmung Tragik und Komik Hand in Hand – wobei das Komische von mir aus gern hätte überwiegen können. Skurril, makaber, rührend, aber kein Must-see.

Casa de mi Padre
Endlich wieder Will Ferrell! Diesmal spricht er durchgängig (und überraschend gut) spanisch als Held in einer Parodie auf mexikanische Western und Telenovelas. Wie auch die "Funny or Die"-Miniserien "The Spoils of Babylon" und "The Spoils Before Dying" ist diese Persiflage vollgepackt mit Stylistic sucks und Special effects failures: Es gibt gemalte Kulissen, recycelte Dauerschleifen-Hintergrundvideos, animatronische Tierpuppen (z.T. immerhin aus dem Hause Henson!), Anschluss- und Schnittfehler, schlechte Stuntdoubles und Plastikgesäße (!). Darüber hinaus kommt ordentlich Kunstblut zum Einsatz, denn mit comichafter Gewalt hält sich "Casa de mi Padre" nicht zurück.
So gefällig dieser Mix aus Persiflage und Hommage stellenweise ist, wirkt er unterm Strich doch wie ein allzu ausgewalzter Wegwerfgag. Der auf Wikipedia zitierten Einschätzung des Hollywood Reporter möchte ich mich daher anschließen: "It makes sense that this Spanish-lingo farce plays very much like an SNL sketch. The only problem is that it packs about as many laughs into its 85 minutes as a good skit does in eight or 10."

The Bay
Kurz vor Halloween dann noch ein so kurzer wie kurzweiliger Pseudo-Doku-Schocker, den ich seit Jahren auf der Watchlist hatte. Es geht um Umweltkatastrophen, Wasserverschmutzung, Atommüll, Erderwärmung – was den Film noch aktueller macht als im Erscheinungsjahr 2012 – und die Auswirkungen auf die Küstenfauna eines Örtchens in Maryland. Mit einer originell gewählten Killer-Spezies, die hier nicht verraten werden soll, ist "The Bay" zwar ein Creature-Feature, aber vor allem ein beklemmendes Bedrohungs-Szenario, das dem Found-Footage-Genre insofern etwas hinzufügt, als es nicht nur ein (vorgebliches) Privatvideo abspult, sondern zusätzlich Polizeistreifen-Mitschnitte, News-Übertragungen, wissenschaftliche Bewegtbildprotokolle, Überwachungskamera-Material usw. aneinanderreiht, was nebenbei gut zeigt, wie lückenlos man im digitalen Zeitalter ein Ereignis, das (wie hier) vertuscht werden soll, mit Hilfe der permanent anfallenden "Live"-Daten rekonstruieren kann.
Die niedrigen 5,6 Punkte auf imdb sind definitiv unverdient.

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