Donnerstag, 24. Oktober 2019

Meine 20 zuletzt gesehenen Filme (1/2)

Brexitannia
Ich bin ja ein Anhänger der (durch eigene Erfahrung empirisch gefestigten) These, dass es keine unysmpathischen Briten gibt. Auch die in dieser O-Ton-Collage auftretenden Männer und Frauen von der Insel machen durchweg einen netten Eindruck, selbst wenn sie unmöglichen Quatsch daherreden. Die Dokumentation – auch wenn dieses Wort das Genre nicht korrekt bezeichnet – entstand kurz nach dem Brexit-Votum 2016 und zeigt, dass einfach sehr viel Unwissenheit und Unsicherheit in der Bevölkerung herrscht(e). Neben einfachen Leuten kommen auch Gelehrte zu Wort. Ein faszinierender Einblick in die "englische Seele".

Der diskrete Charme der Bourgeoisie
Eine französische Farce, von der ich bisher nur den Titel gekannt hatte. "Farce" trifft es m.M.n. ganz gut, denn dieses Stück von 1972 bewegt sich irgendwo zwischen Satire und Groteske. Hin und wieder schert es ins Klamottige aus, es geizt auch nicht mit Frivolität. Unterm Strich würde ich behaupten, dass "Der diskrete Charme", käme er heute raus, nicht den Kultfaktor erreichen würde, den er hat. Regie führte übrigens kein Geringerer als Luis Buñuel.

Die grüne Lüge
Eine Doku, die schlechte Laune macht, was natürlich Kathrin Hartmanns Intention ist: Hier werden unbequeme Wahrheiten ins Bewusstsein gerückt (Al Gores "Unbequeme Wahrheit" habe ich übrigens immer noch nicht gesehen), wobei nicht alles als völlig hoffnungslos dargestellt wird. Zudem gibt es mit Werner Boote einen unterhaltsamen Gegenpart, der häufig den verschmitzten Advocatus diaboli gibt.

Iron Man 3
Um ein bisschen Marvel-Wissen nachzuholen, damit ich mir irgendwann mal die letzten "Avengers" angucken kann, habe ich mehr als acht Jahre nach "Iron Man 2" dem Abschluss der Trilogie eine Chance gegeben. Solides Gerummse.

Mr. Holmes
Endlich durfte auch Ian McKellen den großen Sherlock Holmes verkörpern – den alten Sherlock Holmes. Der sich zur Ruhe gesetzt habende Meisterdetektiv versucht seinen letzten Fall zu rekonstruieren, aber im Grunde gibt es gar keinen richtigen Fall, wie überhaupt alles, wofür man die Holmes-Geschichten liebt, kaum eine Rolle spielt (mysteriöse Verbrechen, Deduktion, London). Sehr behäbig.

The Walk
Zu Robert Zemeckis' biografischem Abenteuerdrama von 2015 habe ich ein paar Zeilen auf Facebook geschrieben, die ich hier reinkopieren möchte:
- Ein Film, der das Potenzial hat, mich SEHR wütend zu machen: Joseph Gordon-Levitt als französischer Straßenartist (u.a. Pantomime und Jonglage!), der sich in den Kopf gesetzt hat, ein Drahtseil zwischen die Türme des gerade erst errichteten World Trade Centers in New York zu spannen, um ungesichert darüber zu balancieren. Wenn ich so jemandem in echt begegne (Backpacker-Hostels sind das natürliche Habitat dieser Spezies), suche ich das Weite. Das ist der Typ Künstler, der nicht zur Unterhaltung performt, sondern um sich selbst etwas zu beweisen, Frauen zu "verzaubern", der Staatsgewalt eins auszuwischen (was immer "eins" sei) und zu zeigen, dass er halt "verrückt" ist. An einer Stelle brüllt er das seinem Compagnon wortwörtlich entgegen - ach ja, er spricht den ganzen Film über mit französischem Akzent.
Ich schaue bis zu Ende, weil die Aufnahmen beeindruckend zu werden versprechen.
Bittersweet sind die Auftritte von Notre-Dame und der Twin Towers.
- Lol, Paul Giamatti in einer Minirolle
- Einmal zieht sich die Hauptfigur sinnloserweise nackt aus - was wieder zu ihr passt.
- Er wollte den walk ursprünglich in einem SCHWARZEN ROLLKRAGENPULLOVER absolvieren, aber der ist vom Dach geflogen, hehe.
- Okay, ich hätte das schon gern in 3D im Kino gesehen, aber da wäre mir vermutlich schlecht geworden.
- Bechdel-Test nicht bestanden btw

Jungle
Basierend auf einer wahren Geschichte: Daniel Radcliffe verirrt sich in den Urwäldern Boliviens. Schicke Schauwerte, ein bis zwei Ekelszenen und schockierend realistische Wildwasser-Sequenzen, bei denen einem die Luft wegbleibt. Man bekommt Lust auf Abenteuerurlaub und wird gleichzeitig davon abgeschreckt.

Pirates of the Caribbean: Salazars Rache (OT: Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales)
Der mittlerweile fünfte Teil der Reihe (ich hatte geglaubt, der sechste) macht immer noch viel Spaß, aber so langsam ist die Luft raus. Die Story, die in den ersten drei Filmen noch mit fast schon fordernder Komplexität überraschte, passt auf einen Bierdeckel. Ich fürchte, ich werde trotzdem jede weitere Fortsetzung anschauen ...
In diesem Zusammenhang eine Anekdote: Als der allererste "Fluch der Karibik" rauskam, befand ich mich gerade in Neuseeland, und ich als alter "Monkey Island"-Fan musste ihn natürlich sofort im Kino sehen. An der Kasse verlangte ich "one ticket for 'Pirates of the CaRIBbean', please", worauf die Kartenverkäuferin freundlich wiederholte: "One ticket for 'Pirates of the CaribBEan', yes." Seitdem betone ich das englische Wort für "Karibik" stets auf der dritten Silbe. Doch was musste ich vor wenigen Wochen durch einen Sketch bei "Late Night with Seth Meyers" lernen? Dass die akkurate Aussprache durchaus umstritten ist!

Happy Deathday
Kurz nachdem ich über die aktuelle "Murmeltier"-Welle geschrieben hatte, war "Happy Deathday" auf Amazon Prime verfügbar und entpuppte sich als durchaus vergnüglicher Zeitschleifen-Slasher mit dem ein oder anderen Twist. Die Heldin, die ihren eigenen Mord aufklären und letztlich verhindern muss, erlebt dabei wie Bill Murray eine Läuterung, ist anfangs noch eine (etwas überzeichnete) Zicke und am Ende empathisch, gerecht und allgemein relatable. Ob ich mir "Happy Deathday 2U" auch noch geben werde, weiß ich allerdings nicht.

Es: Kapitel 2
Während die kassensprengende erste Hälfte der neuen "Es"-Verfilmung noch Gänsehaut zu erzeugen vermochte, hat mich das "Chapter Two" vollkommen kalt gelassen. Eine einzige gruselige Stelle gibt es, und die kannte ich bereits aus dem Trailer. Der Rest ist unsubtil wie nur irgendwas. Es wird von einer übertrieben hysterischen Effekthascherei zur nächsten gesprungen, unterschwelliges Grauen, Gesellschaftskritik und Coming-of-Age-Sequenzen kann man mit der Lupe suchen. Immerhin hat Stephen King (dessen bester Roman "Es" für alle Zeiten bleiben wird) einen Gastauftritt, und Bill Hader überzeugt mit seiner Performance zwischen ernsthaftem Charakter und Comic relief.

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