Samstag, 7. November 2009

Das F-Wort

In der letzten Folge von South Park (13.12 "The F Word") wurde ein höchst interessantes Phänomen behandelt, nämlich der Bedeutungswandel des US-amerikanischen Schimpfwortes fag (< faggot). Es lässt sich momentan am besten mit "Schwuchtel" übersetzen, die Bedeutung verschiebt sich aber anscheinend in Richtung "rücksichtslose, laute Person" allgemein und wird von den South-Park-Kids speziell für die scharenweise auftauchenden, lärmenden Harley-Fahrer verwendet. Hier passt das deutsche Wort "Schwuchtel" nun überhaupt nicht mehr, denn dieses wird (noch?) ausschließlich für Homosexuelle gebraucht. Die Übersetzer werden also wieder einmal vor ein nervenraubendes Problem gestellt werden.
Interessant ist, dass homosexual nicht die ursprüngliche Bedeutung von fag ist; das Wort hat - wie in dieser Episode dargestellt - eine bewegende Geschichte hinter sich. Im "Etymologischen Wörterbuch der englischen Sprache" von Ferdinand Holthausen (1927) steht noch folgendes: "fag schwer arbeiten, ermüden, < fa'got (oe) Bündel". Genaueres kann man auch an mehreren Stellen im Internet nachlesen, kurzgefasst ging das alles wohl so: Grundbedeutung "Reisig-, Feuerholzbündel" > "alte Frau" (Hexe, die auf dem Scheiterhaufen brennt? oder, naheliegender, Frau, die Feuerholz sammelt) sowie "arme Person" (die sich mit dem Sammeln von Feuerholz Geld verdient); beziehungsweise Nebenentwicklung vom Kollektivum zum einzelnen "Stock, Holzstück", daher vielleicht der britische Slangausdruck für "Zigarette" (< "kleiner Stock"); außerdem kommt von der Tätigkeit des Holzsammelns das oben aufgeführte Verb. Einmal im Bereich der Pejorative angekommen, kann fag(got) schließlich für jede beliebige Randgruppe herhalten. Wenn es aber nun mit dem allseits beliebten douche(bag) bedeutungsgleich wird, muss douche eine neue Bedeutung erhalten, denn Synonymvermeidung ist ein Prinzip des Sprachwandels.

P.S.: Das Blog ist jetzt wieder werbefrei und damit hübscher anzusehen. Man verdient mit den Google-Ads eh nur Peanuts.

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