Donnerstag, 21. Juni 2012

Filmtitel VIII

Dem Thema Filmtitel habe ich mich knapp zweieinhalb Jahre nicht gewidmet. 'Könnte man mal wieder machen', dachte ich mir jetzt und blätterte die letzten zwei CINEMA-Ausgaben auf der Suche nach Kuriosa durch. Herausragend waren lediglich drei Filme, deren englische Titel man für das deutsche Publikum dergestalt "angepasst" hat, dass man sie leicht variiert und daraus neue, ebenfalls englische Titel gemacht hat, ein Prozedere, das ich bereits in früheren Blogposts vorgestellt habe. So wurde aus The Sitter auf "Deutsch" Bad Sitter, wohl in Anlehnung an die Cameron-Diaz-Komödie Bad Teacher. Aus Beneath the Darkness wiederum (ein grotesk schlechter Thriller mit Dennis Quaid als psychopathischen Bestatter) wurde Beyond the Darkness. Ist die Präposition beyond geläufiger als beneath? Warum schließlich aus Lay the Favorite bei uns Lady Vegas gemacht wurde, weiß wohl nur der Verleih. Man kann sich aber vorstellen, dass "Lay the Favorite", durch eine schlechte Telefonleitung genuschelt, durchaus ein bisschen wie "Lady Vegas" klingt. Also nur ein Kommunikationsproblem?

Noch ein paar Worte zu einem anderen Phänomen. Wenn ein nicht-englischsprachiges Land einen Film international vermarkten will, wird häufig - verständlicherweise - ein englischer Titel gewählt. Unter diesem kommt er dann oft auch in die Kinos deutschsprachiger Länder. Ein paar Beispiele:

Serbuan Maut --> The Raid (Indonesien 2011) 
Mientras duermas --> Sleep Tight (Spanien 2011) 
Sønner av Norge --> Sons of Norway (Norwegen 2011) 
Koi no tsumi --> Guilty of Romance (Japan 2011) 
Slovenka --> Call Girl (Slowenien et al. 2009) 
Ni à vendre, ni à louer --> Holidays by the Sea (Frankreich 2011) 
Sisanje --> Skinning (Serbien 2010) 

Ganz skurril wird es, wenn der Verleih sich entscheidet, den Film unter einem englischen, aber nicht dem internationalen Titel auf unsere Leinwände bzw. Bildschirme zu bringen. 
So heißt der chilenische Horrorfilm Solos zwar international Descendents, die deutsche DVD jedoch marktschreierisch Armageddon of the Living Dead
Der schwedische Film Försvunnen wird im deutschsprachigen Raum als Night Hunt - Die Zeit des Jägers vertrieben, während er als internationalen Titel schlicht Gone trägt. 
Ein südkoreanisches Kriegspic heißt dort My Way, bzw. nach Transliteration der koreanischen Schrift Mai Wei, nur in Deutschland seltsamerweise Prisoners of War.

Abschließend ein Blick auf den Buchmarkt: Warum erscheint der amerikanische Pornoroman Fifty Shades of Grey (der übrigens auf einer Twilight Fan Fiction beruht!) bei uns lediglich als Shades of Grey?
50 Grautöne - das dürfte doch zumindest die in der DDR aufgewachsenen Leser(innen) ansprechen.

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