Montag, 20. September 2021

Die nicht überleben wollen

Ich habe beim letzten Film-Roundup ein paar ergänzende Worte zu dem ansonsten kaum zu bemosernden Horrorstreifen "A Quiet Place Part II" vergessen, die ich hiermit nachreichen möchte. 

Während des Schauens übermannte mich nämlich immer wieder ein Gedanke: "Wozu all dieser Aufwand?" Für Leute, die mit der Prämisse von "A Quiet Place" nicht vertraut sind: Auf der Erde haben sich menschenfressende Aliens ausgebreitet, die von Geräuschen angelockt werden, und zwar ausschließlich von Geräuschen, dafür aber auch vom noch so zartesten. Die wenigen Überlebenden, darunter die Familienmitglieder um Emily Blunt, haben sich nun mit einer Reihe von handwerklichen Notbehelfen und trainierten Verhaltensweisen an diese permanente Bedrohungslage angepasst. Viele dieser Techniken werden in den beiden (wie geschrieben sehr zu empfehlenden) Filmen gezeigt; ich fand sie oftmals so beeindruckend wie einleuchtend, fragte mich aber eben mehrmals: "Wozu???" Was treibt diese Menschen an? Welches/Welche Ziel(e) haben sie? Nicht gefressen zu werden, ist die einzige verbliebene Alltagsaufgabe, anderen Inhalt sieht die Existenz in dieser (Post-)Apokalypse nicht vor! Die Lebensmittelproduktion und -versorgung ist zusammengebrochen, ebenso jedwede Infrastruktur, es ist so gut wie unwahrscheinlich geworden, anderen Individuen zu begegnen, mit denen man interagieren könnte, an Unterhaltung, Hobbys, Ablenkung ist gar nicht zu denken. Man ist nur noch damit beschäftigt, sich auf umständlichen Wegen Nahrung zu beschaffen und irgendwelche Vorrichtungen zu konstruieren, um sich temporär von den Monstern abzuschotten, und das alles in ständiger Anspannung und hochkonzentriert, weil jeder knackende Zweig den sofortigen Tod bedeuten könnte. Es ist schon in der realen Welt des Jahres 2021 schwierig, Gründe fürs Weiterleben zu finden. Würfe man mich in die Welt von "A Quiet Place", ich würde nach spätestens einem halben Tag Rasseln schwingend und gellend* durch die Wildnis tollen. "Sollen die Biester mich doch zerfetzen, dann hab' ich's hinter mir, diesen Scheiß mach' ich jedenfalls nicht mit!"

Wäre dies hier Facebook oder ein anderes Medium mit rege kommentierender Community, würde ich fragen: Was meint ihr, was ist die Motivation der Figuren? Sind diese realistisch gezeichnet? Was würdet ihr in dieser Lage machen?

* Ich hätte gerne mal das schöne Wort ululating verwendet, aber davon scheint es keine deutsche Entsprechung zu geben.

3 Kommentare:

  1. Vom lateinischen ululare abgeleitet? Mich begleitet noch immer der Satz aus meinem ersten Lateinlehrbuch: "Tertia ululat." (Tertia jault)...

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    1. Ha, wie schön! Ich kenne das (englische) Wort nur aus Untertiteln, die gezeigt werden, wenn zB archaische Eingeborenenstämme Geräusche machen, die sich mit "Jaulen" nur unzureichend beschreiben lassen.

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  2. Ich hab den Film nicht gesehen kann daher nur eine Vermutung anstellen. Wahrscheinlich machen die Figuren diesen Aufwand, weil sie noch Hoffnung auf bessere Zeiten haben? Ist es nicht immer so? Wenn man keine Hoffnung mehr hat, dann kann man sich ja gleich nach der Geburt wieder ins Grab legen lassen. Hm.

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