Sonntag, 26. Februar 2023

Bizarre Serviervorschläge (IX)


Man muss es für nachfolgende Generationen einfach mal festhalten: Ein belegtes Brötchen kostet in einer gewöhnlichen Bahnhofsbäckerei inzwischen bis zu 5,20 Euro. Gut möglich, dass die Preise nach dem Ende der Inflation wieder auf ein akzeptables Niveau zurückfallen (das müsste dann aber schon ein Sturz um 50 % sein!), gut möglich aber auch, dass Angehörigen der nachfolgenden Generationen angesichts einer Käseschrippe für NUR fünf Taler die Kinnladen herunterklappen, weil die Bahnhofspreise noch weitere Sprünge gemacht haben werden.
Wie dem auch sei: Ich mache seit letztem Jahr einen Bogen um Kamps, Crobag & Co., wenn ich eine Zugfahrt vor mir habe. Nur noch Selbstgemachtes packe ich in mein Jausensäckl, und lieber hungere ich, als dass ich den verbrecherischen Ketten auch nur eine müde Mark nachschmeiße. Wenn es wenigstens schmecken würde! Der Semmel-Brotscheiben-Hybrid, der auf obiger Mayo-Flasche abgebildet ist, sieht regelrecht verführerisch aus im Vergleich zu dem lieblosen Fraß an Deutschlands Bahnhöfen. Eins muss man jenen allerdings lassen: An Mayonnaise wird nicht gespart. Glatt das Doppelte würden sie auf eine solche Klappstulle spritzen!


Apropos Sparmaßnahmen: In Zeiten von Service-Einschnitten allenthalben haben in den vergangenen Jahren immer mehr Fluggesellschaften ihre Bordverpflegung auf ein Minimum reduziert, selbst auf Langstreckenflügen ist Schmalhans Cateringmeister. Vorausschauende Passagiere bringen ihre eigenen Mahlzeiten mit in die Maschine … soweit es erlaubt ist. Denn so naheliegend eine kräftigende und bekömmliche Gemüsebrühe als Flugreiseproviant sein mag – durch keine Sicherheitskontrolle der Welt wird man 18 Liter Flüssigkeit bringen. Sinnvoll ist da die Gemüse-"Brühe" von Maggi, ergibt diese doch dasselbe Volumen, aber eben nicht in verbotenem Aggregatzustand, sondern in fester und praktisch als Handgepäck (Körbchen!) zu transportierender Form. Wie aus einer Dose Instantpulver eine Riesenportion Suppengrün nebst Tomaten wird, bleibt das Geheimnis des Schweizer Unternehmens.


Die griechische Finanzkrise hat tiefe Wunden in das deutsch-griechische Verhältnis gerissen, die über zehn Jahre später immer noch nicht verheilt sind und deren Nachwirkungen sogar auf Kleinigkeiten wie Lebensmittelverpackungen sichtbar sind. Als subtilen Racheakt exportiert Griechenland nämlich nicht nur Feta (geschützte EU-Bezeichnung!) in das Land von Knuten-Schäuble und "Pleitegriechen"-Hetzmedien, sondern die dazugehörigen Serviervorschläge gleich mit. Und wer diese umsetzt, macht sich verlässlich zum Gespött: Grob zerbrochener Schafskäse, mit Rosmarinnadeln und ein paar Kalamata-Oliven lieblos auf einer Bitumenplane verteilt, weist einen jedenfalls nicht als Kenner/in hellenischer Kulinarik aus.


Und welche Olivensorte passt eigentlich am besten zu einem saftigen Ziegel Feta? Besteht ein Zusammenhang mit dem Zerbröselungsgrad?

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