Samstag, 14. Juni 2025
Donnerstag, 12. Juni 2025
Vorspeise: Oxenschwanzsuppe?
Ich bin offenbar schon so stark im Süden der Republik (nun gut: in der unteren Hälfte Deutschlands) verwurzelt, dass ich ungläubig die Kamera zückte und dieses Wort fotografierte, weil ich es für falsch geschrieben hielt:
Mit "Ein Fall von 'Durchs Lektorat gerutscht'" oder ähnlich hätte ich diesen Beitrag betitelt, wenn ich nicht zur Sicherheit nachgeschlagen hätte, ob Hachse nicht tatsächlich eine erlaubte Alternativschreibung zu der mir vertrauten Haxe darstellt. Ist sie! Sowohl der Duden als auch die Wikipedia kennt sie. In welchem Buch ich den Fund machte, weiß ich nicht mehr. Was mich jetzt aber wundert: Wenn die Autorin oder der Autor schon die "hochdeutsche" Schreibweise bevorzugt, wieso verwendet sie/er dann das für den süddeutschen Sprachraum bei solchen Komposita typische Fugen-s: "Schweinshachse" statt "Schweinehachse"?
Dienstag, 10. Juni 2025
Auf Wellenjagd
Von meiner jugendlichen Radio- und Funkbegeisterung habe ich schon einmal erzählt. Es erwärmt mein Herz, dass ich noch immer drei Fachbücher aus dieser Phase meines Lebens besitze: neben der erwähnten "Spezial-Frequenzliste 1998/99" auch den Funkschau-Sonderband "1000 neue Scannerfrequenzen" und die 2000er Nummer von Schmitz/Siebels informationssattem "Jahrbuch für weltweiten Rundfunkempfang" mit dem schlichten Titel "Sender & Frequenzen" (das 2017 zum letzten Mal herausgegeben wurde). Absoluter Kult! Das Beste an "S&F" war, dass man einen jeder Ausgabe beiliegenden Supplements-Bezugsschein ausfüllen und an den Verlag schicken konnte, wodurch man mehrmals im Jahr gratis ein solches Heftchen erhielt:
Darin fand man aktualisierte Hörfahrpläne ...
... Meldungen über deutschsprachiges und sonstiges Sonderprogramm aus allen Winkeln der Erde ...
... Ankündigungen nischiger Hörschmankerl ...
Hach, da werde ich schon wieder richtig nostalgisch. Das war ein Universum, das nicht zuletzt durch die Ausbreitung des World Wide Web nahezu untergegangen ist.
Sonntag, 8. Juni 2025
Dann weh' doch nach drüben!
Dieses Jahr habe ich einen Monatskalender mit Plakaten aus der DDR. Im Juni ist dieses Motiv zu sehen:
Na, was fällt auf? – Das hier:
Da fehlen Hammer, Zirkel und Ährenkranz! Stammt das Plakat etwa gar nicht aus der DDR, trotz Bezug zu einem Sportereignis in Schwerin? Tut es wohl! Was ich bis vor kurzem nämlich nicht wusste, ist, dass beide deutschen Staaten zehn Jahre lang die gleiche Flagge führten. Erst zum 1. Oktober 1959 setzte die DDR das 1955 eingeführte Staatswappen in die Mitte der schwarz-rot-goldenen Flagge.
Freitag, 6. Juni 2025
Wiederentdeckt: Xbox Kinect
Schon vor recht langer Zeit, nämlich kurz vor der Anschaffung meiner Xbox One, bin ich in den Besitz einer zweiten Xbox 360 gekommen, nachdem sich meine erste, 2011 erstandene, einen letalen Hardwarefehler eingefangen hatte. Ich kaufte das Gerät jemandem für einen symbolischen Preis ab, und obwohl es schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte, erfreut es sich bis heute bester Gesundheit. Hin und wieder, wenn auch immer seltener, spiele ich die diversen Spiele an (oder gar durch), die mir mitsamt der Konsole überlassen worden waren; u.a. zocke ich gelegentlich "Duke Nukem Forever", schaue bei "GTA V" rein oder quäle mich durch "L.A. Noire".
Letztens hatte ich wieder mal enormen Spaß mit der hier bereits beiläufig erwähnten Kinect, der "integrierten Sensoreinheit zur Echtzeit-Erkennung von Körperhaltung und -bewegung", die seinerzeit gelauncht wurde, um die Microsoft-Konsole Wii-konkurrenzfähig zu machen. Nicht wenige Kinect-exklusive Spiele sind über die Jahre erschienen, wobei ich annehme, dass den deutschen Markt nur ein gewisser Teil davon erreichte (Auflistung hier oder hier). Drei besitze ich: "Kinect Sports", "Kinect Sports: Season Two" und "Kinect Adventures!". Besonders letzteres ist enorm abwechslungsreich, spaßig und, ja, körperlich fordernd und somit der Fitness zuträglich. Der Sensor ist präzise genug, um zumindest gröbere/größere Bewegungen (springen, ducken, zur Seite beugen) zu erkennen und zu verarbeiten, allein die Menüauswahl per Handsteuerung kann etwas hakelig ausfallen. Den meisten der Mini-Games ist ein mit echten Menschen aufgenommenes Tutorial-Video vorangestellt, und am Ende bekommt man eine Slideshow mit Action-Momenten von seiner Session präsentiert. Hier ein paar fotografische Eindrücke zur Dokumentation:
Erkenntnisse: 1. Ich bin ein überraschend guter Golfer (virtuell). Minigolf scheint doch ein geeignetes Training darzustellen. 2. Die Baseballregeln werde ich in diesem Leben nicht mehr begreifen.
Mittwoch, 4. Juni 2025
Autocues und Wildkatzen
In Merv Griffins Biographie "Merv" (vgl. "Seitenstraße" Folge 9) findet sich eine Stelle, die mich die Augenbrauen heben ließ:
"[...] Lewis had positioned the TelePromTers (a rolling version of cue card) at floor level [...]"
Bemerkenswert ist erstens, dass man 1980 noch erklären musste, was ein Teleprompter ist, zweitens die eigentümliche Schreibweise des Wortes. Erklärung: Es handelt sich bei "TelePrompTer" um den Namen eines Medienunternehmens, das sich nach ihrem Hauptprodukt, nämlich dem Teleprompter, benannt hat. Sozusagen rekursiv wird hier die Markenschreibweise mit Binneninitialen auf das Gerät angewandt. Der Erfinder des Teleprompters gründete kurz nach der Marktreife gemeinsam mit Irving B. Kahn die TelePrompTer Corporation, die schließlich zum größten US-amerikanischen Kabelfernsehanbieter werden sollte und später an Westinghouse verkauft, jenen Konzern, bei dem Merv Griffin lange Zeit mit seiner Syndication-Talkshow unter Vertrag stand.
Im Zusammenhang mit dem Teleprompter-Erfinder ist noch zweierlei erwähnenswert. Sein Name war Hubert Schlafly. War der etwa mit der berüchtigten Aktivistin Phyllis Schlafly verwandt oder verschwägert?, fragte ich mich. Weder sein noch ihr Wikipedia-Artikel gibt dies explizit an, doch sind beide in St. Louis, Missouri, im Abstand von ziemlich genau fünf Jahren geboren, und Phyllis' Vater, John Bruce Stewart, arbeitete für – na? – Westinghouse! Phyllis (geb. McAlpin Stewart) heiratete 1949 den Rechtsanwalt John Fred Schlafly Jr., "a member of a wealthy St. Louis family". In welchem Verhältnis jener wiederum zu Hubert stand, konnte ich nicht herausfinden.
Huberts Vater war, so heißt es in der englischsprachigen Wikipedia, ein wildcatter. Was ist das nun wieder? Laut dem (recht unbeholfenen) deutschsprachigen Wikipediaartikel handelt es sich dabei um "eine Person[,] die nach Erdöl sucht und erste Bohrungen vornimmt". Die wildcat wells, auf die sich die Berufsbezeichnung bezieht, verdanken ihren Namen dem äußerst ertragreichen Ölfeld "Wildcat Hollow" auf dem Gebiet des heutigen Oil Creek State Park in Pennsylvania. Was genau diese spezielle Art von Ölquelle ausmacht, verstehen andere womöglich besser als ich: "[They] are drilled where little or no known geological information is available. The site may have been selected because of wells drilled some distance from the proposed location but to an underground structure that appeared similar to the proposed site."
Da fällt mir ein: Ich muss unbedingt mal wieder "There Will Be Blood" sehen!
Montag, 2. Juni 2025
Serientagebuch 05/25
02.05. Common Side Effects 1.06
Jack Ryan 1.04
04.05. Doctor Who 15.04
05.05. Common Side Effetcs 1.07
The Simpsons 00.76*
07.05. Common Side Effects 1.08
08.05. Family Guy 23.12
Jack Ryan 1.05
09.05. Common Side Effects 1.09
12.05. The Simpsons 36.16
13.05. Common Side Effects 1.10
Doctor Who 15.05
14.05. Scrubs 5.01
Scrubs 5.02
Person of Interest 3.20
16.05. Family Guy 23.13
Scrubs 5.03
Jack Ryan 1.06
17.05. The Simpsons 36.17
Squid Game 2.06
19.05. The Simpsons 37.18
20.05. Jack Ryan 1.07
Jack Ryan 1.08
Doctor Who 15.06
21.05. Scrubs 5.04
Scrubs 5.05
Grace 5.01
22.05. Family Guy 23.14
23.05. Scrubs 5.06
Scrubs 5.07
Person of Interest 3.21
24.05. Lost 1.15 (RW)
26.06. Grace 5.02
27.06. Scrubs 5.08
Doctor Who 15.07
29.05. Scrubs 5.09
Scrubs 5.10
Person of Interest 3.22
31.05. Scrubs 5.11
Scrubs 5.12
Squid Game 2.07
* Hierbei handelte es sich um die zwischen 36.14 und 36.15 ausgestrahlte Spezialfolge "Yellow Planet". Warum diese Episode nicht der offiziellen Zählung unterworfen wurde (sie hat schließlich einen regulären Produktionscode erhalten), weiß ich nicht. Die Nummerierung 00.76 ist die auf den einschlägigen Release-Seiten zu findende. Die bisher veröffentlichten Disney-Shorts habe ich übrigens, schon allein aufgrund der Länge von jeweils nur wenigen Minuten, nicht in mein Serientagebuch aufgenommen und werde das auch künftig nicht tun. Halt! Ich lese gerade, dass es eine weitere unnummerierte Disney+-exklusive Full-length-Folge gab: "The Past and the Furious". Die ist mir irgendwie durch die Lappen gegangen; ich werde sie alsbald nachholen.
Summa summarum hatte die 36. Staffel der Simpsons also 20-ish Folgen – von denen wie immer einige zu amüsieren wussten, andere nur aus Gewohnheit pflichtschuldig runtergewatcht wurden.
Eine Animationsserie der etwas anderen Art ist Common Side Effects. Irgendwo im Netz las ich, man müsse sich diesen Adult-Swim-Zehnteiler vorstellen wie eine Mischung aus "Akira", Moebius-Comics und "King of the Hill". Der Verweis auf Letzteres ergibt sich freilich daraus, dass "KotH"-Schöpfer Mike Judge (der auch als Sprecher mitwirkt) zu den Ausführenden Produzenten gehört – ebenso wie Greg Daniels, weswegen man allerdings nicht, wie ich im Vorfeld, davon ausgehen sollte, man habe es mit einer Comedy zu tun. Sehr wohl gibt es den ein oder anderen Gag, zuvörderst ist "Common Side Effects" aber ein Thriller-Drama, eine brillant temperierte Pharmazie-Verschwörungs-Erzählung für Erwachsene mit feinsinnig ausgearbeiteten Charakteren und visuell überwältigenden Traumsequenzen, die für Fans der genannten japanischen und französischen Kunstwerke ein Fest sein dürften. Eine zweite Staffel ist bereits angekündigt worden.
Amazon Primes Serie um Tom Clancys wohl berühmeteste Romanfigur Jack Ryan startete bereits 2018. Ich hatte mal wieder Bock auf eine launige Actionserie und schwankte zwischen "Reacher", "The Terminal List" und "Jack Ryan". Von kundiger Seite wurde mir dann versichert, "Jack Ryan" habe den höchsten Production Value und den aufregendsten Location-Mix. In der Tat kann der von Michael Bay mitproduzierte und von Carlton Cuse miterfundene Politthriller mit feinen Schauwerten überzeugen und hat hin und wieder wuchtige Schockmomente in petto, mehrmals fühlte ich mich an "24" erinnert, vor allem in jenen Szenen, in denen wir nicht nur die Arbeit des titelgebenden CIA-Analysten (John Krasinski) verfolgen, sondern auch Einblicke in die Lebenswelt der Terroristen bekommen, die dadurch Profil erhalten und mehr sind als gesichstlose, im Schatten agierende Reißbrettbösewichte.
Gelegentlich verliert sich die Geschichte in Nebensträngen, etwa um einen psychisch angeknacksten Drohnenpiloten, die dann aber mehr oder weniger handlungsirrelevant verpuffen. Warnen möchte ich auch davor, dass man als Zuschauer sehr viel zu lesen hat: Eine Episode besteht fast ausschließlich aus Dialogen in fremden Sprachen (Französisch, Arabisch), was zwar der Authentizität zuträglich ist, auf Dauer aber anstrengen kann.
Zur zweiten Staffel von Squid Game kann man gar nicht viel schreiben. Am liebsten würde ich mir ein abschließendes Urteil für das Ende der finalen dritten Staffel aufheben, die wohl eher eine "Staffel 2.5" werden wird (und schon diesen Monat startet). Die zweite endet nämlich, da verrate ich nicht zu viel, direkt nach einer Klimax, und es wirkt fast, als hätten sich die Showrunner nach dem fieberhaften Hochschrauben der Eskalationsspirale in eine dramaturgische Sackgasse manövriert: Was soll da jetzt noch kommen?! Bisher jedenfalls kam zu viel vom Gleichen. Der Überraschungsfaktor der ersten Staffel fehlte oft, man war weniger perplex und entsetzt. Warum etwa wird das "Rotes Licht, grünes Licht"-Spiel noch einmal in voller Länge wiederholt, ohne kreative Abweichungen, ohne Twists und Brechungen? Nun ja, ich will mich nicht beschweren – ausreichend weird, exotisch und misanthropisch ist das koreanische Netflix-Juwel immer noch.
Samstag, 31. Mai 2025
Hägar was here
Eine meiner liebsten Fußnoten nicht nur der byzantinischen Geschichte ist der Fall von den Runen in der Hagia Sophia. Mindestens zwei, möglicherweise sieben oder sogar mehr solcher Inschriften finden sich in dem berühmten Istanbuler Monument. Wie, fragt man sich als Laie, kommen bitte altgermanische Buchstaben in einen Bau auf dem Gebiet der heutigen Türkei? Die historisch nachvollziehbare, fast schon triviale Erklärung ist: Weder Zeitreisende noch Scherzkekse, sondern Angehörige der Warägergarde haben jene Graffiti hinterlassen, von welchen das hier das bekannteste und am besten erhaltene ist:
Da verschlägt es also irgendwann im 9. Jahrhundert einen Wikinger im Dienste der königlichen Leibgarde nach Byzanz, und der kritzelt eines Tages eine Zeile auf ein Geländer in der Südgalerie, die erst nach über tausend Jahren wiederentdeckt wird. "Halfdan" hieß der Mann, ein bis in die Neuzeit gebräuchlicher nordischer Name, der "Halbdäne" bedeutet. Der Rest der Inschrift ist nicht mehr deutbar, naheliegend ist aber, dass es mit der verbreiteten Formel "... ritzte diese Runen" weiterging.
Donnerstag, 29. Mai 2025
TITANIC vor zehn Jahren: 6/2015
Die Titelfindung, daran erinnere ich mich noch, fiel uns in jenem Monat nicht leicht. Wie man an den Vorschlägen in "Abgelehnt" (S. 5) sieht, gab es zur sog. Flüchtlingskatastrophe auch keine coverwürdigen Alternativthemen, und so rangen wir uns diesen zugegebenermaßen nicht sonderlich geistreichen Scherz ab – der nicht nur rätselhaft und irgendwie unlogisch aussieht, sondern gleich doppelt an "Sinn" verlor, als Sigmar Gabriel (der zudem gar nicht die maßgebliche Personalie in der ganzen Krise war) wenig später seine Körpermasse um gut die Hälfte reduzierte.
Eine bemerkenswerte Form des Fotoromans stellte der Bond/BND-Aufmacher dieses Heftes dar: eine absichtlich krude Montage aus Agentur- und selbstgeschossenen Bildern. Ähnlich experimentell ging es mehrere Male in Tim Wolffs Amtszeit zu, vgl. "Hitler vs. IS".
Ein Artikel, der heute fast genau so erscheinen könnte: "Neue Waffen braucht das Land" (S. 31). "Die Bundeswehr hat ein Problem: Ihr Standardgewehr, das G36, bekommt von Körpertreffern schlechte Laune und verformt sich bei Hitze. Kaum hat sich der Soldat im Kampfgetümmel warmgeschossen, ist der Lauf seiner Flinte krummer als ein Rüstungsdeal mit Heckler & Koch." Valentin Witt "hat die heißesten Kandidaten unters Brennglas genommen."
Auch dies eine derzeit wieder aktuelle Debatte: Was ist Völkermord, was nicht? Mit dem "Baum der Erkenntnis" (einer Rubrik aus der Neon [?]) schufen Leo Riegel und ich Klarheit (S. 32):
Bei diesem Shooting im Bornheimer Satirekrug "Henscheid" wäre ich gern dabei gewesen: "Tresen-Yoga. Selbstoptimierung jetzt auch beim Saufen" (Hauck/Werner, S. 46-47).
- Dies ist die letzte Ausgabe mit Michael Ziegelwagner als Redakteur. :( Die Mail, die er als Dank für seinen Abschiedsbrief (S. 11) an Moritz, Tim und mich schickte, werde ich für immer in meinem Postarchiv (und meinem Herzen) aufbewahren.
- Mit seiner modernen Liebeslyrik (S. 45) sicherte sich Moritz Hürtgen endgültig seinen verdienten Platz als Hausdichter. Kurz darauf hatte er gar seine erste Sololesung, justament im oben erwähnten "Henscheid".
- Wieder etliche Rubinowitz-Cartoons (in der Humorkritik, S. 48ff.) mit Sprechblasen für die Ewigkeit: "Boß, lehr mich tanzen"; "Schwirre, du Schwein". Es gibt ein gutes Dutzend von Text-Rubinowitz-Zitaten, die ich noch auf dem Sterbebett werde röcheln können ("Hänsel'n'Gretel"; Didier, bist du wieder im Wok?").
- Das immer noch gültige und wiederlesenswerte Pasquill gegen "den umtriebigsten Gag-Autor Deutschlands", Micky Beisenherz, wurde von jenem schönerweise nicht nur wahrgenommen, sondern sogar kommentiert: Spürbar gekränkt hetzte Beisi in den folgenden Wochen auf Facebook wiederholt gegen Moritz Hürtgen und mich.
- "Die Wulff: Ihr großes Liebes-Comeback", darüber berichtete Leo Fischer im "Letzten Menschen" (S. 66). Und wessen Liebesleben beschäftigt exakt zehn Jahre später abermals die Klatschpresse? Bettina Wulffs. Es ist schon wirklich crazy mit der Duplizität der Ereignisse.
- Und noch ein Beispiel dafür: Oliver Maria Schmitt hat gerade seinen neuen Roman "Komasee" veröffentlicht; im Juni 2015 ging er mit seiner Reportagensammlung "Ich bin dann mal Ertugrul" auf Lesetour (s. Rückseite/U4)!
Ein bunter Mix aus Formaten und Themen (überraschenderweise nicht das im Titel aufgegriffene), mit Beiträgen von altgedienten Autoren (Henschel, Zippert, Homann) und der genialsten Foto-Zweitverwertung aller Zeiten ("55ff"-Titel, Idee: Gaitzsch/Wolff).
Mittwoch, 28. Mai 2025
So nicht, Vorwerk!
Doch was war da los? Mit meinem Thermomix-Modell konnte ich es gar nicht kochen! Ausweislich der Labels "TM6" und "TM7" ist die Zubereitung nur noch mit ebendiesen Versionen möglich. Die Pilze in dieser Dönervariante werden nämlich gebraten, was mein 5er-Thermomix nicht beherrscht. Der kann nur dünsten und dampfgaren, und auf letztere Weise wurden die Champignons in dem Rezept, auf das ich damals zugegriffen hatte, denn auch behandelt. Das heimliche "Upgrade" des Rezepts, um die Features der Generationen 6 und 7 zu nutzen, hat zur Folge, dass mir, als Besitzer des Vor(vor)gängermodells, der Dönergenuss verwehrt wird. Wir werden schrittweise entmündigt.
Montag, 26. Mai 2025
Hörtipp in eigener Sache
Eine neue Folge von "Seitenstraße" ist da, wie immer auf allen gängigen Plattformen.
Samstag, 24. Mai 2025
Selbstgezeichnetes zum Samstag
(Die erste Zeichnung ist 2002 entstanden, den zweiten Comic muss ich irgendwann vor zehn Jahren gezeichnet und dann vergessen haben.)
Freitag, 23. Mai 2025
Noch einmal: Eispreise
Die FAS hat den in Deutschland mittlerweile fälligen Preis für eine Kugel Eis (Frankfurt: 2,30 Euro) ins internationale Verhältnis gesetzt und offenbarte letzten Sonntag folgende schwindelerregende Summen aus diversen Großstädten:
- Rom: 3,00 €
- Shanghai: 3,00 €
- Tokio: 3,67 €
- Paris: 4,00 €
- New York: 6,62 €
Dazu ist anzumerken, dass sich jeweils stellvertretend nur eine einzige Eisbude herausgepickt wurde, in Frankfurt etwa eine traditionsreiche Eisdiele im Oeder Weg. Ich persönlich habe noch dies beizutragen: In Frankreich habe ich dieses Jahr mehrere Eisstände gesehen, bei denen der Preis pro Kugel bei steigender Kugelzahl sinkt. Ein "Bällchen", wie man in Hessen sagt, kostet z.B. 3,- Euro, zwei kosten 4,- Euro und drei kosten 5,- Euro. Hie und da zahlt man für eine Kugel weniger als in Deutschland, wenn man, so wie ich es in der Regel tue, zwei Kugeln nimmt.
Signifikant krasser als der Eispreis ist übrigens laut einem Graphen, den der FAS-Artikel zeigte, der Preis für Schokolade gestiegen: um fast 50 Prozent in drei Jahren. Das interessiert mich zum Glück nicht, weil ich praktisch nie Schokolade kaufe. Versteht mich nicht falsch, ich bin Schokolade nicht abgeneigt, aber ich bekomme zum Geburtstag, zu Weihnachten und zu Ostern stets so viel Schoki und sonstigen Süßkram geschenkt, dass der Vorrat bis zum nächsten Schenkanlass reicht, ich mich ergo nicht selbst eindecken muss.
Mittwoch, 21. Mai 2025
Die Schönheit von Sprachunfallprotokollen
Gelegentlich schäme ich mich ein wenig dafür, aber ich habe eine diebische Freude daran, wenn in Literaturkritiken einem Autor / einer Autorin stilistische Fehler, schlechte Recherche und allgemeine Gedankenlosigkeit nachgewiesen werden. Solche Textarbeit ist natürlich im Umfeld der Neuen Frankfurter Schule besonders populär: Stefan Gärtner nimmt sich auf seiner Konkret-Doppelseite "Kunst & Gewerbe" regelmäßig schlechte Schreibe vor, Michael Ziegelwagner hat in mehreren Artikeln seine bejubelte Landsmännin Raphaela Edelbauer – stets auf Grundlage sauberer Zitatlese – abgewatscht, und unvergessen sind Bernd Eilerts Fritz-J.-Raddatz-Erledigungen.
Besonders freue ich mich, wenn sich an einer Stelle, mit der ich nicht gerechnet hätte, an überschätzten Geistesmenschen abgearbeitet wird. Jürgen Kaubes kolumnistische Senge gegen den neuen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (dessen Flitzpiepigkeit Hans Mentz bereits 2012 erkannt hat) ging vor ein paar Wochen viral (hinter der FAZ-Paywall nachzulesen), und heute zauberte mir Juliane Liebert ein breites Grinsen ins Gesicht. Im Süddeutsche-Feuilleton vom 20. Mai ließ sie sich über den neuen Roman des "Wunderkindes" Ocean Vuong wie folgt aus:
Im ersten Kapitel unternimmt Vuong eine literarische Kamerafahrt über Gladness, den Schauplatz des Buches, eine ausgedachte amerikanische Kleinstadt. Das Kapitel ist offenbar dazu zu gedacht, dem Leser die Sprachgewalt Vuongs zu demonstrieren – immerhin ist Vuong ursprünglich Dichter. Aber je heftiger er Sprachgewalt performt, desto unangenehmer wird es.
Da gibt es "Veteranen, die von sämtlichen nur denkbaren Schlachtfeldern nach Hause kommen (...) ehe sie in verqualmte Zimmer zurückschlurfen, wo kleine Fernseher, so groß wie Menschentorsos, sie in Schlaf lullen." Ohne kleinlich zu sein: Welcher kleine Fernseher hat denn bitte die Größe und das Format eines Menschentorsos? Zwei kleine Fernseher nebeneinander könnten Menschentorso-breit sein, oder ein Kindertorso, wenn man gnädig ist. Aber wozu?
Oder: "Am anderen Ende des Grundstücks liegt die vor einer Woche geborgene Abwrackkarre, die Augenhöhle gefüllt mit warmem Coca-Cola, das Werk eines Jungen, der sein Getränk auf dem Heimweg von der Schule aus Langeweile in dieses endlose Dunkel blinder Blicke geschüttet hat." Schmissig, schmissig, aber warum hat das arme Auto nur eine Augenhöhle, warum versickert die Cola darin nicht, und womit haben wir "das endlose Dunkel blinder Blicke" verdient?
Kaum hat man sich von dieser elaborierten Schwülstigkeit erholt, legt Vuong nach: "Trotz dieser Hitze wächst alles Grün, als gelte es, die Winterödnis wiedergutzumachen, üppiges Moos zwischen den hölzernen Schwellen, sodass es bei einem bestimmten Einfallswinkel von sattem Licht wie Algen wirkt, als wäre die Gletscherflut über Nacht wiedergekehrt und wir wären endgültig geworden, was zu werden uns schon immer bestimmt war: biblisch." Im Ernst, biblisch? Das ist prätentiöser Kitsch durch und durch, egal, wie viele Auszeichnungen man draufklebt.
Alles an Ocean Vuongs Sprache ist nicht bloß pathetisch, sondern parfümiert sinnlich, immer drei Stufen zu hoch. Als läge seine Welt zwischen sozialkritischem Melodram und Achtzigerjahre-Erotikfilm. Die Metaphern sind zu 90 Prozent beliebig, knapp dran vorbei, schief zu sein, aber sie haben auch keine semantische Zündkraft.
Hahaha! In derselben Ausgabe gab es übrigens auch eine – leider etwas zahnlose – "Begegnung mit dem Dark Lord des deutschen Debattenzirkus" Ulf Poschardt.
Eine meiner All-time-Lieblingszerpflückungen ist Peter Dierlichs Jungle-World-Beitrag "Zwischen den Mauern des Schluckaufs" aus dem Jahr 2008 über Martin Mosebachs Roman "Ruppertshain". Auch wenn beim digitalen Einpflegen die Formatierungen verloren gegangen sind, d.h. Auszüge nicht kursiv erscheinen, lohnt sich die Lektüre dieses 50.000-Zeichen-Rundumschlags in all seiner Glorie.
Montag, 19. Mai 2025
Eine überraschend harmonische Kombination
Shakshuka ist eines der genialsten Gerichte, die es gibt. Die folgende vegane Variante "Paprika-Shakshuka mit Avocado" ist eigentlich ein Thermomix-Rezept, kann aber auch mit einem normalen Mixer zubereitet werden. Zwei Personen werden davon satt.
In den Mixtopf kommen 2 Knoblauchzehen, 80 g Frühlingszwiebeln (im Originalrezept: Zwiebeln; aber ihr kennt mich ...) sowie 1 gelbe Paprikaschote in Stücken. Ein paar Sekunden pürieren, sodann die Masse in etwas Öl kurz erhitzen. Den Inhalt einer Dose stückige Tomaten, 40 g Tomatenmark, 20 g Zitronensaft, 100 ml Wasser, 1 TL Paprikapulver (ich habe schärferes verwendet, aber das ist Geschmackssache), 1 TL Kurkuma, 1,5 TL Salz und 1/2 TL Pfeffer dazugeben und alles eine Viertelstunde unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen. Auf den Tellern mit Avocadostreifen garnieren, mit Tahin beträufeln und mit Korianderblättern belegen (s. Foto). Dazu schmeckt Fladenbrot, Pita o.ä. (auch s. Foto).