Freitag, 19. Dezember 2025

Kurz notiert: Cyborg-Invasion

Randnotiz im Spiegel vom 12. Dezember: "Eine Million Humanoide bis 2030. Humanoide Roboter stehen kurz vor dem industriellen Durchbruch. Schon 2026 soll die Serienproduktion erster Modelle starten [...]"

Da hatte ich kurz einen "So fangen dystopische Horrorfilme an"-Moment. Man liest oder hört eine Meldung, denkt sich nichts dabei, blättert um oder zappt weiter, und SCHNITT!, überrennen Robo-Armeen die Welt und versklaven uns. Ähnlich war es vor ein paar Jahren, als ich mit ein paar Kollegen auf einen nächtlichen Absacker in einer Bar saß und im Hintergrundfernsehen etwas über Chancen und Gefahren von KI gezeigt wurde. "In einem Science-Fiction-Film, der harmlos beginnt, würde man jetzt von dem Bildschirm auf uns schwenken, während wir das Foreshadowing heiter schwatzend ignorieren", bemerkte einer von uns sinngemäß.

Mittwoch, 17. Dezember 2025

Vorsatz für 2026ff.: Bonn besuchen

Im Jahr 2004 war ich zum gleichzeitig ersten und letzten Mal in Bonn. Dabei ist die ehemalige Bundeshauptstadt möglicherweise einen zweiten Besuch wert, wurde doch im dortigen Haus der Geschichte soeben eine neue Dauerausstellung eröffnet, ein Vorgang mit großer "staatspolitischer Bedeutung", wie die FAZ am 10. Dezember vermerkte. Mit Schwerpunktkapiteln, "geglückten Neujustierungen" und dem Willen, "der Zeit von 1990 bis 2025 nun ebenso viel Raum [zu geben] wie der Zeit von 1949 bis 1989", ist die Schau mehr als eine Geschichtsstunde oder eine Rückschau politischer Großereignisse; ja, die FAZ moniert sogar, dass die politischen Akteure auf einige wenige Objekte mit Symbolcharakter (Kohl Strickjacke!) reduziert wurden bzw. fast gänzlich weichen mussten, zuvörderst den Ottonormalbürgerinnen und -bürgern und deren Alltagsleben. Das nun aber finde ich höchst interessant: "durch eine Schaufensterlandschaft der Siebziger zu spazieren oder das – womöglich eigene – Kinderzimmer der Neunziger zu entdecken". Was oder vielmehr wen findet man nämlich in einem solchen Kinderzimmer unter anderem? Super Mario! Das steht zwar nicht in erwähntem Artikel, wohl aber in der Unterschrift eines Bildes, welches überhaupt erst meine Aufmerksamkeit beim gestrigen hektischen Feuilletonnachholen erregte. Nintendo im Haus der Geschichte – dass Deutschland das noch erleben darf, hach ... Nichts wie hin, let's-a go!

Montag, 15. Dezember 2025

Die Renten sind sicher (nicht besonders hoch)

Mit großem Tschingderassabum hat der Bundestag kurz vorm Nikolaustag das heiß erwartete Rentenpaket verabschiedet, und ich würde gerne für die Nachwelt stichpunktartig festhalten, was dieses beinhaltet, doch leider falle ich nach spätestens fünf Sekunden in einen Tiefschlaf, wenn ich versuche, mich mit dem Thema Rente zu beschäftigen. Jahrelang war ich davon ausgegangen, dass ich als Freiberufler eh nicht davon betroffen wäre, bis ich irgendwann einen Rentenbescheid erhielt, der mir in Aussicht stellte, in weiter Zukunft einen monatlichen Betrag überwiesen zu bekommen, der höher als ein klägliches Taschengeld ausfallen würde. Ich war's zufrieden und dachte nicht mehr daran ... bis ich dieses Jahr abermals von der Rentenkasse Hessen angeschrieben wurde. Diesmal wurde ich gebeten, persönlich vorstellig zu werden, um Unvollständigkeiten in meiner Erwerbshistorie zu klären. Ich zog in Erwägung, diesem Horrortermin durch Vortäuschen meines Todes zu entgehen, aber das wäre zu aufwendig geworden. Also fuhr ich zur Rentenversicherungsanstalt, und was soll ich sagen? Sämtliche Lücken in der Einkommensbiographie konnten unkompliziert und in weniger als einer Stunde geschlossen werden. (Das war übrigens das erste und einzige Mal in fünfzehn Jahren, dass jemand meine Promotionsurkunde sehen wollte.) Kurzum: Auch wenn ich nach wie vor kein Fan von solchen Erwachsenendingen bin, hätte das weitaus unangenehmer laufen können.

Letzten Monat erreichte mich nun der aktualisierte Rentenbescheid. Man höre und staune und schlackere mit den Ohren: Ab 1. November 2048 werde ich jeden Monat eine Rente von 712 Euro kriegen, und zwar nach der pessimistischsten Rechnung! Geht man von einer regelmäßigen Rentenerhöhung von 2 Prozent aus, käme ich sogar auf eine Summe von ca. 1100 Euro. Und das ist nun witzig, denn erst vor wenigen Tagen erzählte der Entertainer Harald Schmidt in einem Interview, dass seine Rente ebenfalls 1100 Euro betrage. So etwas liest man ja immer mal wieder: dass ein Schlagerstar, eine ehemalige Nachrichtensprecherin oder ein Schauspieler sich mit einem Ruhegeld in dreistelliger Höhe begnügen muss. Die Zeitungen bauschen das verlässlich zu Sensationsmeldungen auf – was mich verwundert, denn gerade in der Medienbranche gibt es doch viele Selbstständige, die eigentlich wissen sollten, dass "selbstständig" eben auch heißt, sich selbstständig um die Altervorsorge zu kümmern. Die Denke hinter derartigen "Promi-News" ist wohl: "Hehe, das wird der Lohnsklavenpöbel mit einer Mischung aus Häme und Unglaube aufnehmen und mit schön vielen Tränenlach-Emojis quittieren!" Fakt ist, dass die 1100 Euro des Herrn Schmidt (von denen zudem 300,- vom Landesversorgungswerk für Theaterschaffende kommen) gewiss nicht das Gros seiner Alterssicherung stellen. So wird es auch bei mir sein; mögen mir die ETF-Götter gnädig sein! Dass ich das versprochene Rentenniveau erreiche, verdankt sich freilich der Künstlersozialkasse, der ich wohlweislich an jedem Jahresende ein großzügig aufgerundetes zu erwartendes Einkommen mitteile, auch wenn dies meinen Krankenkassenbeitrag in ärgerliche Höhen treibt ... halt, bitte nicht einschlafen, ich bin gleich fertig!

Wo ich schon die Karten offen auf den Tisch lege: Dem Rentenbescheid entnehme ich, dass mir bereits jetzt bei voller Erwerbsminderung immerhin 484 Euro Rente zustünden. Doch was würde "arbeitsunfähig" in meinem Fall bedeuten? Wenn ich nicht mal in der Lage bin, Texte zu verfassen, dann will ich, ganz ehrlich, überhaupt nicht mehr leben.

Sonntag, 14. Dezember 2025

... und sie schrie'n nach Klopapier

Im Juni 2017 hielt ich folgendes Rewe-Erlebnis fest:

Im Supermarkt kaufte ich unter anderem Kamille-Toilettenpapier. Bevor die Kassiererin das Produkt scannte, hob sie es an, hielt es sich vors Gesicht und unterzog es einer intensiven Geruchsprobe. Da musste ich grinsen.

Kamille! Ja, ich gebe es zu: Mit extravaganten Düften und Aromen, zumal in Verbindung mit dem Aufdruck "Limited Edition", kriegt man mich. Und mit "man" meine ich die Hersteller von Drogerieprodukten wie Weichspüler, Geschirrspülmittel oder eben Toilettenpapier. Diese Woche lockte abermals Rewe mit einem speziellen Angebot aus diesem Bereich: Zewa Ultra Soft "Wolkenweich" für 3,99 Euro. Diese Sorte ("NEU!") hat Zewa offenbar anlässlich seines 65. Geburtstags entwickelt. Ob das Papier wirklich weich wie Wolken ist und wonach es riecht, werde ich allerdings vorerst nicht erfahren, denn im Regal entdeckte ich eine weitere zeitlich limitierte, noch abgefahrenere Sorte namens "Mountain Glow". Da musste ich grinsen und gab dieser den Vorzug.

Freitag, 12. Dezember 2025

6-7

Liebes Tagebuch,

genau eine Woche ist es her, dass ich zum ersten Mal jemanden im echten Leben das "Six-Seven"-Meme habe machen sehen. Ich wartete auf den Bus, als eine Gruppe Vorschulkinder an mir vorüberzog ... vielleicht waren es auch Schulkinder; hm, wie alt werden sie gewesen sein, sechs, sieben? Haha! Als Erwachsener kann man das ja so schlecht einschätzen. Okay, ich lege mich fest: Die Kinder waren circa acht Jahre alt. Jedenfalls blieb plötzlich eines der Kinder, ein Junge, stehen, drehte sich zu mir um, machte die "Six-Seven"-Geste (ohne die Zahlenfolge auszusprechen), lächelte (es war wirklich ein Lächeln, kein fieses Grinsen, wie es der Jugend von heute eigen ist!), und ging weiter. Ich hätte mir den harmlosen Spaß machen können, die Handbewegung zu erwidern, um zu signalisieren, dass ich durchaus im Bilde bin, schließlich habe ich noch nicht in allen Belangen der jungen Leute den Anschluss verloren. Doch war ich zu perplex und verharrte also regungslos, neutral ins Leere stierend wie immer.
Falls in zehn oder schon in fünf, oder in sechs, sieben (!) Jahren alle vergessen haben, was das "6-7"-Meme war (was es bedeutet, weiß auch heute niemand), dann, äh, wird es schon seinen Sinn haben, dass in dir, liebes Tagebuch, dieser Beitrag steht, auf dass er als "blast from the past" diene.

Mittwoch, 10. Dezember 2025

Surely you can't be serious!

Wer die kürzlich von mir präsentierte Liste von Monin-Sorten mit 98 Items schon für too much hielt, wird erst recht überfordert sein von dem, was das Magazin Variety letzten Monat auf ihr Publikum losließ und mit dem zu befassen ich erst jetzt die Zeit gefunden habe: "The 100 Best Comedy Movies of All Time".

Nun sind Film-, Serien- oder Videospiel-Bestenlisten von Haus aus kontrovers, oft ist das von den auf Aufmerksamkeit und engagement spekulierenden (Online-)Medien auch so gewollt. Beim Durchgehen des Variety-Rankings sieht man aber wieder einmal, dass sich über nichts so trefflich streiten lässt wie über Humor. Das soll jetzt hier nicht der zu erwartende Kommentar à la "Wieso ist XYZ nicht in dieser Liste, und warum ist ABC so weit hinten?!" werden (wobei: "Anchorman" auf Platz 88? Skandalös!); wer auf solche Kommentare Bock hat, findet sie zuhauf unter jenem Variety-Beitrag. Nein, mir geht es darum, grundsätzliche Unzulänglichkeiten darin aufzuzeigen.

Es fängt ja schon mit der Frage an, wie weit man den Begriff der Komödie fassen will. Diese Top-100 subsumiert darunter offensichtlich jeden Film, der irgendein komisches Element enthält, so dass sich auch Vertreter darin finden, die nach meinem Verständnis ganz und gar un-komödiantisch sind: Den Thriller "Fargo" würde ich ja noch als "schwarze Komödie" durchgehen lassen, aber "Everything Everywhere All at Once" ist für mich bei allem "absurdist slapstick" zuvörderst ein Actionfilm mit SciFi-/Fantasy-Elementen, genau so wie "The Princess Bride" ein – zugegeben subversives und mit ulkigen Sprüchen garniertes – Märchen ist. Geht "Ed Wood" als Komödie durch, nur weil sie auf (tragi-)komische Weise von einem Macher alberner Z-Movies erzählt (und damit, wie es im Artikel heißt, ein eigenständiges Genre begründet: "biopics about people you don’t make biopics about")? Und bei "Withnail & I", über den ich einst schrieb: "Ich schwör's, ich bin seit 'Trainspotting' nicht solchem Abfuck ausgesetzt worden", steige ich dann endgültig aus. Dieses fast willkürlich erscheinende Zusammenwürfeln verblüfft umso mehr, als die Nummer 1 ein Spielfilm ist, bei dem tatsächlich die reine Pointe, der pure Gag, der Witz um des Witzes willen, im Mittelpunkt steht: "Die Nackte Kanone".

Ich muss weitermosern: Wie haben es zwei Stand-up-Specials in die Sammlung geschafft, aber kein einziger Animationsfilm? Enttäuschend ist auch die Bandbreite der Herkunftsländer der Filmauswahl. Bis auf wenige britische und französische Ausnahmen werden ausschließlich US-amerikanische Produktionen vorgestellt. Fragt mal einen beliebigen Deutschen meiner Generation nach dem Lustigsten, was er als Kind gesehen hat, und er wird Namen wie Bud Spencer, Terence Hill, Louis de Funès, Jackie Chan, Adriano Celentano oder "Olsenbande" in den Ring werfen. Dass kein Werk aus Deutschland vertreten ist: geschenkt.

Nützlich ist das Ranking allemal, hat es mich doch auf den ein oder anderen Kandidaten für meine Watchlist gestoßen. Bleibt die Frage, wie viele der aufgeführten "Comedys" ich schon kenne. Darauf antworte ich gern. Vorab: Ich lasse nur die gelten, die ich geplant und bewusst angeschaut habe. Nicht mitgezählt habe ich Streifen, bei denen ich garantiert schon mal nach dem Reinzappen hängen geblieben bin, als sie im Fernsehen liefen, etwa "Caddyshack", "Mrs. Doubtfire", "Big" oder "Der Teufel trägt Prada". Nach dieser Regel komme ich auf 32, also knapp ein Drittel. Das ist okay, aber es besteht Nachholbedarf.

Dienstag, 9. Dezember 2025

Das gute Zitat

"Ich verschwieg Matti meine Meinung über Mixtapes: daß Mixtapes nichts nützen. Nicht weil kein Mensch mehr Kassettenrecorder hat, sondern weil man sie ausschließlich für sich selbst macht. Es ist eine verständliche Hoffnung, daß die Musik, die man liebt, der Person, die man gern hat, genausoviel bedeute, daß das Band also das mitteile, was man so nie zu sagen imstande wäre. Es ist aber eine verrückte Hoffnung; es ist auch eine unsinnige Hoffnung, denn man liebt die Stücke, die man auf dem Mixtape versammelt, ja deshalb, weil man mit ihnen ein Leben lang allein gewesen ist, und sei es auf dem größten Rockfestival."

--- Stefan Gärtner: Putins Weiber

Anm.: Zehn Jahre ist es her, dass ich mir auf der Autorenlesung von Kollege Gärtner ein Exemplar seines Romans aushändigen und signieren ließ. Ich begann mit der Lektüre und ... kam nicht so recht "rein". Keine Ahnung, woran es gelegen hat. Jetzt, rechtzeitig vor Erscheinen von "Hotel Drei Jahreszeiten", habe ich mir "Putins Weiber" noch einmal vorgenommen und innerhalb weniger Tage ausgelesen. Sehr anregend nahm sich das aus. Ich war abwechselnd beeindruckt von der kunst- und anspruchsvollen Sprache und auf seltsam angenehme Weise peinlich berührt von den Liebesirrungen des Protagonisten.

Montag, 8. Dezember 2025

Youtube-Bilanz 2025

Nach meiner Musikstream-Bilanz möchte ich auch, wie erstmalig letztes Jahr, meine Youtube-Auswertung mit euch teilen. Sie kam vorgestern rein und war wenig überraschend.


Ich gebe mich auf Youtube einem breiten Spektrum von Genres hin; die fünf, die es mir 2025 am meisten angetan haben, sind aber wohl diese:


Bei "Gesundheitsübungen" handelt es sich um Fitnessanleitungen: so etwas wie "Tele-Gym" als Internetvideos. Meine sportliche Kreativität ist nämlich viel zu gering, als dass ich mir alle naslang neue Gymnastik- oder gar Pilates-Routinen ausdenken könnte. Meinen Go-to-Mitmachkanal unterstütze ich denn auch mit einem kleinen monatlichen Patreon-Obolus. Punkt 4 ist ebenfalls erklärungsbedürftig: "Nachrichten und Politik verfolgt" habe ich freilich nur in Form von US-Latenight-Shows. Und "analysiert" habe ich nicht nur "spannende Serien", sondern Serien und Filme aller Art – hochinteressante Analysen, Recaps und Video-Essays à la "Anatomy of a franchise" gibt es dankenswerterweise zu allen möglichen Bewegtbildreihen.

Die von mir konsumierten "Gaming-Inhalte" wurden ihrerseits in einer extra Kachel aufgefächert:


Hier hat sich nun ganz offensichtlich ein Fehler bei der automatischen Spiele-Erkennung eingeschlichen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein einziges "Sonic"-Video gesehen zu haben. Auch die Zuordnung "Super Mario Maker" stimmt nicht: Es handelte sich in fast allen Fällen um Let's Plays von "Super Mario World"-Romhacks, die mit Lunar Magic erstellt worden sind. Dass ich ein Top-Fan des Youtubers raocow bin, ist dagegen so wahr wie es Ehrensache ist.


Fazit-Fazit: Nichts von alldem ist sensationell, aber man ist doch zufrieden, (weitgehend) Klarheit erhalten zu haben. Wunschlos glücklich werde ich sein, wenn Youtube mir zum Ende eines Jahres auch noch die Gesamtguckzeit in Minuten mitteilt. Vielleicht 2026? Na?

Freitag, 5. Dezember 2025

Musikstream-Bilanz 2025

Ursprünglich, i.e. noch vor ein paar Wochen, hatte ich nicht vor, meine Spotify-Jahresauswertung zu teilen, weil ich den Dienst 2025 nur halbherzig genutzt habe. Nun kam mein "Wrapped" aber rein und, ach, warum nicht? Gehört habe ich 7.869 Minuten, gerade mal zwei Drittel der Zeit, die ich 2024 damit verbracht habe. Insgesamt 246 Genres lassen sich die von mir gestreamten Titel zuordnen.


Dass ich geschmacklich toleranter, flexibler, womöglich auch gleichgültiger geworden bin, wird untermauert von der Tatsache, dass ich rund 50 Interpreten mehr als 2024 meine Aufmerksamkeit geschenkt habe, nämlich 699 Artists.


Der Algorithmus charakterisiert mich denn auch als "Entdecker" ("Neuerscheinungen ziehen dich magisch an"; na ja) und hat mich dem "Club" "Grit Collective" zugeteilt.


Ach ja, und ich habe ein musikalisches Alter:


Gab es das letztes Jahr schon? 28 hätte ich jedenfalls nicht erwartet, irgendwie aber schon. Muss mir das peinlich sein? Nun, kaum peinlicher als es ist, überhaupt seine Spotify-Statistik zu veröffentlichen.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

An ihren Strichen sollt ihr sie erkennen

Wenn ich in meinen Blogbeiträgen einen Gedankenstrich verwende, achte ich tunlichst darauf, einen richtigen Gedankenstrich, fachsprachlich "Halbgeviertstrich", einzufügen – Berufskrankheit. Das tue ich mittels Copy & Paste. Der kurze Strich, der erscheint, wenn ich auf "-" drücke, ist dem Trenn- oder Bindestrich bzw. dem Minus vorbehalten.

Zurzeit ist der Langstrich, wie ich im Feuilleton der gestrigen Süddeutschen las, auf dem Weg, "zum Fingerabdruck seelenloser Automatentexte" zu werden. Laut dem Artikel "Gedankenstriche verraten ihn" (online leider hinter Paywall) entwickelt nämlich ausgerechnet Textgenerierungssoftware ein Faible für dieses Zeichen.

"Auffällig viele Gedankenstriche tauchen auf, wenn man KI-Modelle bittet: Lass diese E-Mail menschlich wirken", beobachtet Niklas Schreiber. Der Linguist forscht zu Satzzeichen an der Universität Potsdam. Er vermutet, Modelle wie Chat-GPT könnten häufig auf den Gedankenstrich zurückgreifen, weil das Zeichen eine Dramaturgie schaffe, eine persönliche Note. Doch gerade das entlarvt die Maschine. Sie will es unbedingt menscheln lassen. Und wirkt dadurch erst recht roboterhaft.

Insbesondere in Bezug auf Lexik komme es, so der Beitrag weiter, zunehmend zu Rückkopplungseffekten: Zum Beispiel greifen Wissenschaftler/innen auf bestimmte Wörter vermehrt zurück, seit/weil diese sich "in angeblich von Menschen verfassten akademischen Texten häufiger als früher" finden lassen. Wenn wir immer mehr künstlich erzeugte Texte konsumieren (und "etwas mehr als die Hälfte der neu ins Netz hochgeladenen Texte sind laut der Suchmaschinen-Agentur Graphite inzwischen künstlich generiert"), fangen wir an, so zu schreiben, wie wir meinen, dass wir schreiben müssten, weil das die KI ebenfalls "meint". Das ist leicht vereinfacht gefolgert, Fakt ist: "Mensch und Maschine beeinflussen sich offenbar gegenseitig."

Der Nebeneffekt einer Echokammerbildung innerhalb künstlicher Systeme lässt sich denken: "Studien haben bereits gezeigt, dass KI-Sprachmodelle, die mit ihren eigenen Texten gefüttert werden, sukzessive eine immer geringere 'linguistische Diversität' zeigen." (Anm.: Gemeint ist "sprachliche Diversität"; linguistisch bedeutet "sprachwissenschaftlich", engl. linguistic aber daneben auch "sprachlich", ein oft – von Menschen – gemachter Übersetzungsfehler.) "Was da in die Sprache einfließt, ist letztlich: Homogenität."

Der SZ-Artikel führt dann noch ein paar Wenns und Abers an, auf die ich nicht einzugehen brauche. Nur eins möchte ich klarstellen: Niemand soll denken, dass an der Produktion auch nur eines einzigen meiner Texte je ein Sprachmodell beteiligt war – auch wenn ich eine Vorliebe für den "romantisch-verspielten Gedankenstrich" nicht abstreite.

Montag, 1. Dezember 2025

Serientagebuch 11/25

03.11. The Simpsons 37.03
South Park 28.01
05.11. Family Guy 24.00 ("23.19")
06.11. South Park 28.02
Futurama 10.05
08.11. The Simpsons 37.04
Lost 2.10 (RW)
09.11. The Paper 1.06
11.11. The Chair Company 1.01
The Chair Company 1.02
Futurama 10.06
13.11. The Chair Company 1.03
Man vs. Bee 1.01
Man vs. Bee 1.02
Man vs. Bee 1.03
Man vs. Bee 1.04
Man vs. Bee 1.05
14.11. Man vs. Bee 1.06
Man vs. Bee 1.07
Man vs. Bee 1.08
Man vs. Bee 1.09
16.11. Lost 2.11 (RW)
17.11. The Simpsons 37.05
18.11. The Chair Company 1.04
South Park 28.03
20.11. Futurama 10.07
21.11. The Simpsons 37.06
Futurama 10.08
24.11. The Chair Company 1.05
26.11. The Chair Company 1.06
The Simpsons 37.07
27.11. The Chair Company 1.07
28.11. Lost 2.12 (RW)
Lost 2.13 (RW)
30.11. Futurama 10.09
Futurama 10.10

Bereits Mitte 2022 erschien mit Man vs. Bee Netflix-exklusiv und wie aus dem Nichts ein neuer, familientauglicher, actionreicher Spaß von und mit Rowan Atkinson, der sich, wie man sieht, in zwei Sitzungen, locker auch in einer einzigen, wegbingen lässt. Was ich nun endlich getan habe, rechtzeitig vor dem jüngst angekündigten Fortsetzer "Man vs. Baby". Auch wenn Atkinsons Figur hier Trevor Bingley heißt: Das ist Mr. Bean in Reinform. Klar, Trevor spricht ein wenig mehr, sein Grimassenrepertoire ist eingeschränkt, er hat ein Familienleben sowie Ziele und Wünsche, aber wie er als Housesitter von einem Unglück zum nächsten taumelt, das ist schon sehr "beanig". Auslöser für eine Verkettung von Pannen und Fehltritten, die in einem millionenschweren Chaos mündet, ist eine Biene bzw. exakter eine Hummel. Mehr gibt's zur Story (die sich mit einem gefälligen Twist auflöst) nicht zu sagen. Ich habe mich sehr amüsiert.

Die mittlerweise dritte "Hulurama"-Staffel, also die je nach Zählung 10. oder 13. Staffel von Futurama, konnte ihr Niveau halten, hat mir also zuverlässig Schmunzler entlockt; die letzten beiden Folgen würde ich sogar als herausragend bewerten. Auffällig war, dass diese neuen zehn Episoden satirischer waren als jene davor. Es werden nicht einfach nur pokulturelle Phänomene, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung en vogue waren, ins 31. Jahrhundert transferiert, sondern auf ziemlich kluge, bissige Weise Sachen wie Handysucht, Klimawandelleugnung oder "Pizza Gate" verhandelt. Der ein oder andere "Nerdservice" hatte freilich auch wieder seinen Platz ("The Numberland Gap"!). Season 11 folgt nächstes Jahr.

Samstag, 29. November 2025

Leo locutus, causa finita

Diese Woche gab es einen Wendepunkt in der Geschichte der katholischen Kirche, na ja, zumindest eine historisch bedeutende Änderung in Bezug auf Amts- und Arbeitssprachen.

"Die Behörden der Kurie schreiben ihre Akten in der Regel in Latein, sie können aber für ihre Korrespondenz oder für das Schreiben von Dokumenten gemäß den jeweiligen Notwendigkeiten auch andere Sprachen nutzen, die heute gebräuchlicher sind." So hieß es bisher im Regolamento, dem Regelwerk des vatikanischen Verwaltungsapparats. Jetzt liegt das aktualisierte Regelwerk von Papst Leo XIV. vor, und darin steht doch tatsächlich: "Die Behörden der Kurie schreiben ihre Akten in der Regel in Latein oder in einer anderen Sprache." Auch werden nicht länger "gute Lateinkenntnisse" von Verwaltungsangestellte in spe, die es werden wollen, verlangt; lediglich gute Kenntnisse in Italienisch und einer weiteren Sprache sind gefragt. Zudem müssen päpstliche Gesetzestexte nicht mehr auf Latein im Amtsblatt der Vatikanstadt abgedruckt werden. Päpstliche Lehrschreiben, also etwa Enzykliken, sollen dagegen weiterhin in lateinischer Sprache veröffentlicht werden.

Vereinfachten Nachrichtenüberschriften, die behaupten, das Lateinische verliere mit dem neuen Regularium seinen Status als Amtssprache – weltweit ein Unikum –, ist kein Glauben zu schenken. Es ist nunmehr lediglich die weniger bevorzugte Arbeitssprache. Leo XIV. spricht übrigens neben Italienisch, Latein und seiner Muttersprache Englisch auch Portugiesisch und Spanisch. (Mehr auf katholisch.de)

Donnerstag, 27. November 2025

Allerlei Zähflüssiges

Ich liebe es, Listen mit den verschiedenen Varianten und Sorten eines bestimmten Produktes zusammenzustellen. Schon als Bub habe ich handschriftlich und aus dem Gedächtnis (es gab ja kein Internet) alle Ritter-Sport-Sorten in einem Notizbuch festgehalten. Es wäre saisonbedingt mal wieder an der Zeit für eine Knox-Bestandaufnahme, aber mehr als Räucherkerzchen faszinieren mich zurzeit Sirups von Monin. Auch das ist nämlich ein Unternehmen, das sein Sortiment regelmäßig verändert. Seit Jahren habe ich stets eine kleine Auswahl von Monin-Sirups vorrätig; jetzt kam mir in den Sinn, dass ich mir 1-2 Flaschen zu Weihnachten wünschen könnte. Welche neuen Geschmacksrichtungen es wohl gebe, fragte ich mich und wurde von der aktuellen Palette fast erschlagen, welche nicht weniger als 98 umfasst und die ich hier (Quelle: monin-deutschland.de) vollständig auflisten möchte (ohne nachzuzählen). Seid ihr bereit? Die gefetteten Sorten sind die, die ich schon probiert habe, soweit ich mich erinnere.

Agave
Amaretto
Ananas
Apple Pie
Aprikose
Basilikum
Bergamotte
Birne
Blue Curaçao
Blutorange
Brombeere
Bubble Gum
Butterscotch
Caribbean
Choko Cookie
Cinnamon Roll
Cocos
Cranberry
Crème Brûlée
Curaçao Triple Sec
Erdbeere
Falernum
Gelbe Banane
Geröstete Haselnuss
Gewürzte Rote Früchte
Glasco Lemon
Gomme
Granatapfel
Grenadine
Grüne Banane
Grüner Apfel
Gurke
Haselnuss
Haselnuss Zuckerfrei
Heidelbeere
Hibiskus
Himbeere
Holunderblüte
Honig
Ingwer
Irish
Jasmin
Kaffee
Karamell
Karamell Zuckerfrei
Kastanie
Kirsche
Kiwi
Lavendel
Lebkuchen
Lemonade Mix
Lime Juice Cordial
Limette
Limonadenbasis
Limone
Litschi
Macadamia
Mandarine
Mandel
Mango
Maracuja
Matcha Grüner Tee
Melone
Mirabelle
Mojito Mint
Muscovado Zucker
Orange
Orange Spritz
Pfefferminz
Pfirsich
Piña Colada
Pink Grapefruit
Pistazie
Popcorn
Praline
Praliné-Nuss
Pumpkin Spice
Rhabarber
Rose
Salziger Karamell
Sauerkirsche
Schokolade
Schwarze Johannisbeere
Spekulatius
Spicy Mango
Toasted Marshmallow
Vanille aus Madagaskar
Vanille Zuckerfrei
Veilchen
Waldmeister
Wassermelone
Weiße Minze
Weiße Schokolade
Weißer Rohrzucker
Winter Spice
Zimt
Zitronengras
Zuckerwatte

Gotta mix them all! Das hat Spaß gemacht. Ob es letztes Jahr wohl "Dubai" gab?

An dieser Stelle möchte ich erneut die Firma Bürger für ihren Einfallsreichtum loben: Gestern habe ich "Vegane Mini-Maultaschen" und "Thai-Maultaschen" gekauft. Sie waren im Angebot (das heißt anno 2025: 1,49 Euro; vor wenigen Jahren bekam man welche für 99 Cent). Es gibt inzwischen aber auch: "Glutenfreie Maultaschen", "Weißwurst Maultaschen" und "Unsere Besten Käse Maultaschen" (Liste bei weitem nicht vollständig!).

Dienstag, 25. November 2025

Traumprotokoll: Das indische Rätselheft

Ich war mit einer Reisegruppe, die sich aus Personen aus meinem Arbeitsumfeld zusammensetzte, in Indien. Dort hatte ich mir ein Büchlein mit Kreuzworträtseln gekauft (in welcher Sprache, hat mir der Traum nicht mitgeteilt; vermutlich war es Englisch) und folgenden Plan geschmiedet: Ich würde sämtliche Rätsel handschriftlich in einen Notizblock kopieren und sie darin ausfüllen. Hätte ich das Rätselheft "durch", würde ich es so, wie es beim Kauf war – mithin wie neu –, in die Verkaufsstelle zurückbringen und mir das Geld zurückzahlen lassen. Das tat ich also. Ich ging in einen Kiosk, zeigte der Verkäuferin das jungfräuliche Rätselheft und verlangte Rüchnahme gegen Barauszahlung. Die Verkäuferin schien mich nicht verstanden zu haben, sie hielt nämlich ihren Scanner an das Produkt und forderte im Gegenteil von mir den ursprünglichen Verkaufspreis ein (der übrigens laut Display ca. 20,00 Einheiten betrug – welcher Währung, konnte ich abermals nicht ergründen; wären es Rupien, wäre er lächerlich niedrig und gewiss nicht ein so albern-ausgeklügeltes Manöver rechtfertigend; in Euro oder US-Dollar wiederum wäre er frech und von mir wohl kaum geopfert worden). "No, I want a refund!", hörte ich mich unwirsch fordern. Die Frau verstand schließlich, weigerte sich aber, das Rätselbüchlein anzunehmen: Erstens könne sie nicht überprüfen, ob ich es wirklich in ihrem Laden erstanden hatte, zweitens wollte sie wissen, warum? Ich stammelte, dass meine Freundin zufällig dasselbe gekauft habe und wir auf unserer Indienreise nicht zwei Exemplare benötigten. Die Verkäuferin machte ein Resting bitch face, worauf ich mich geschlagen gab und peinlich berührt den Kiosk verließ. Draußen fuhr unter begeistertem Johlen am Straßenrand Stehender ein Wasserwerferfahrzeug mit laufendem (!) Wasserwerfer entlang. 'Aha', dachte ich, 'die wollen bestimmt Jugendproteste ähnlich denen, die kürzlich in Madagaskar aufflammten, niederschlagen.' Dann erkannte ich: 'Aber die Einsatzkräfte darauf sind ja selbst noch Jugendliche!' Irritiert wachte ich auf.