Donnerstag, 24. August 2023

Der Siegeszug der Luftklingen

Am 9.2.2012 veröffentlichte ich auf meinem alten Blog diesen kurzen Beitrag mit der Überschrift "Wider die elenden Handtrockner":

Die Meinung, dass Heißluft-Handtrockner des Teufels sind, verfechte ich schon lange. Jetzt habe ich einen längeren Zeitungsartikel zum Thema Händetrocknen gelesen, und darin kamen die Geräte nicht besser weg als der klassische Papiertuchspender. Was dieser nämlich an Müll verursacht, gleichen die Warmluftbläser mit ihrem hohen Energieverbrauch locker aus. Genaue Zahlen liegen leider nicht vor, weil solche Studien oft von Unternehmen gesponsert werden und daher dem Verdacht unterliegen, biased zu sein. Hygieneexperten empfehlen jedenfalls Tücher, weil beim mechanischen Abtrocknen noch Restschmutz entfernt wird. Die elektronischen Lufttrockner sind dagegen echte Keimschleudern bzw. -wirbel. Und wie lange es dauert, bis der Sensor reagiert! Und dann gehen sie oft nach kurzer Zeit wieder aus, so dass man erneut wie ein Irrer davor herumfuchtelt!

Das dollste neue Ding ist allerdings der Dyson Airblade, ein Kasten, in den man links und rechts seine Hände einführt*, die dann von "Luftklingen" getrocknet werden: Das Wasser wird von Druckluft weggedroschen! Die Teile sind extrem laut, allerdings soll es auch nur 10 Sekunden dauern, bis die Hände trocken sind. Bei den alten Gebläsen braucht man 60 Sekunden, und wirklich leise sind die auch nicht gerade.

* Nachtrag 2023: Das hatte ich mir wohl falsch gemerkt. Selbstverständlich führt man die Hände von oben ein. 

Elfeinhalb Jahre später hat sich der Airblade flächendeckend durchgesetzt. Er ist sicher noch nicht die am häufigsten anzutreffende Handtrocknungslösung in öffentlichen Bedürfnisanstalten (ich müsste mal eine private Erhebung durchführen), aber er ist inzwischen ein vertrautes Bild. Dabei erinnere ich mich daran, dass es vor einiger Zeit einen Backlash gab, als nämlich Bedenken hinsichtlich der Hygiene laut wurden. Google sagt: Das Jahr 2016 war es, in welchem mehrere Artikel desselben Tenors erschienen. "Angeblich filtere der Händetrockner 99,9 Prozent aller Bakterien aus der Luft heraus, die er mit großem Druck ausstößt. Doch eine neue Studie der University of Westminster scheint das genaue Gegenteil zu belegen: Bei sogenannten Jet-Händetrocknern wie dem Dyson Airblade handelt es sich offenbar um wahre Bakterienschleudern." (Yahoo Nachrichten, 18.4.2016) Die Rheinische Post wusste am 14.4. zu vermelden: "Das [Trocknen mit Düsenhandtrocknern] geht zwar besonders schnell, ist aber nicht immer besonders gesund. Denn nicht nur die Feuchtigkeit wird von den Händen gepustet, sondern auch Bakterien in den Raum. Das zeigt eine aktuelle Studie, die im 'Journal of Microbiology' veröffentlicht wurde. Insbesondere ein Gerät fiel den Wissenschaftlern dabei auf: der Dyson Airblade. Der Handtrockner versprühte im Test 60-mal mehr Bakterien als herkömmliche Geräte — und bis zu 1300-mal mehr Keime, als bei der Nutzung von Papiertüchern durch die Luft gewirbelt werden."

Tja, derartige Erkenntnisse haben dem Siegeszug der Luftklingen nichts anhaben können, und das trotz einer zwischenzeitlichen Pandemie, wo die Gesellschaft auf die Vermeidung von Krankheitserreger-Aufwirbelungen besonders erpicht war bzw. hätte sein sollen. Ich hand(!)habe es so: Wo immer es die Wahl zwischen Airblade und Papiertuchspender gibt, entscheide ich mich für Letzteren. Der hat nämlich noch einen Vorteil gegenüber allen föhnartigen Geräten, den ich damals gar nicht angeführt hatte: Mit Papier kann man sich auch den Mund oder das ganze Gesicht abtrocknen, wenn man sich, etwa in einem Restaurant, das Schnütchen waschen oder sich die Wangen erfrischen möchte. Unter einen Heißlufttrockner hält man seinen Kopf gewiss nicht, und in einen Dyson Airblade passt er gar nicht erst rein, so dass man im Zweifel eine Weile mit klatschnasser Visage rumlaufen muss, nachdem man diese aus welchen Gründen auch immer benetzt hat.

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