Dienstag, 6. November 2012

Die durch die Entwicklungshölle gehen

Auf io9 habe ich heute von dem mir bis dahin unbekannten Tetris-Effekt gelesen: Menschen neigen nach langen Tetris-Sessions dazu, von dem Spiel zu träumen. Die Frage am Ende des Artikels, ob es ähnliche Effekte auch bei anderen Spielen gebe, kann ich bejahen. Ich hatte schon sehr intensives game-bezogenes "Kopfkino" (um mal ein Arschwort zu verwenden), zuletzt v.a. von Skyrim. Dabei muss es sich nicht um Schlaf-Erlebnisse handeln. Wenn ich Zug fahre, und am Fenster huschen verlassene Fabrikgelände vorbei, sehe ich diese bisweilen durch die Augen eines Spielers von Half Life 2 oder ähnlichen Shootern. 'Oh man, wäre das eine geile Map!', denke ich dann.

Ein anderer Effekt taucht in diesem Artikel auf Overthinking It auf: der Sunset Boulevard-Effekt (Notiz an mich: Ich muss mal einen Blogpost über erwähnenswerte Effekte verfassen!). Definiert wird der Effekt im Text nicht, es geht kurz gesagt um Schauspieler-Comebacks und die Frage "Just how long can someone go before making a comeback, anyway?", der ich die Frage anschließen möchte: "Wie lange muss jemand von der Bildfläche verschwunden sein, bis sein Comeback niemanden mehr interessiert?" Ähnliche Überlegungen ließen sich auch über Werke der Unterhaltungsindustrie anstellen. Wie lange muss ein Projekt in der Produktion feststecken, bis sein Release nur noch enttäuschen muss?

Es gibt ja das Trope der Development Hell: Filme, Videospiele etc. geraten in diese, wenn sich ihre Entwicklung wegen finanzieller, kreativer oder sonstiger Schwierigkeiten immer wieder verzögert. Von dem Phänomen Saved from Development Hell spricht man, wenn das Projekt schließlich doch irgendwann beendet wird. Mein Eindruck ist, dass der Großteil ebensolcher Kunstwerke bestenfalls mittelmäßig ausfällt. Das klassische Beispiel ist Duke Nukem Forever, dessen zigfache Verschiebung schon selbst zum Kult wurde ("When it's done") – als es dann erschien, hielt sich die Begeisterung in Grenzen, um es mal milde auszudrücken. Weitere Beispiele: der zweite X-Files Film, Terminator 3, das neue Wintersun-Album Time, Monkey Island 4. Sicher, es gibt auch etliche Gegenbeispiele, und ich setze große Hoffnungen in den Hobbit und die vierte Staffel von Arrested Development. Aber im Allgemeinen ist es so: Nach einem bestimmten Verzögerungszeitraum t(v) geht die Erwartungsmenge m(e) antiproportional zu ihrem anfänglichen Anstieg zurück. Das müsste man mal mathematisch verfeinern und in eine entsprechene Graphik packen.

Was ich mit diesem Beitrag sagen will? Lasst euch bitte nicht zu viel Zeit mit dem, was ihr tut!

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