Montag, 26. März 2018

Der große Eisenbahnbetrug

Das goldene Zeitalter, in dem regelmäßig bewaffnete Männer ohne Gewissen, aber mit einem zum Dreieck gefalteten Stofftuch vorm Munde wagemutig dampfbetriebene Züge bestiegen, um die Passagiere um ihre Habseligkeiten zu erleichtern, sind gottlob vorbei. Ich habe allerdings schon erlebt, wie ein ICE, in dem ich saß, außerplanmäßig anhielt, um eine Einheit Polizisten zusteigen zu lassen, die wenig später drei flüchtige Verbrecher abführte. Das ruchloseste Monster, das sich je in der Nähe meines Sitzplatzes aufgehalten hat, wurde indes in einer Regionalbahn aufgegriffen und an Ort und Stelle zurechtgewiesen – ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte, kann ich gar nicht sagen, da die Person von einer couragierten Schaffnerin temporär mundtot gemacht wurde: "Sie haben ein Ticket mit Rabatt gelöst, obwohl Sie keine Bahncard haben", brüllte jene, und nach einem kleinlauten Rechtfertigungsversuch der/des Gestellten weiter: "Egal, ob Ihr Freund das gebucht hat und eine Bahncard besitzt. Sie haben sich eine Leistung erschlichen, das ist eine STRAFTAT. Ich könnte Sie direkt aus dem Wagen werfen!" Nach einer Weile schließlich: "Ich lasse Sie ausnahmsweise weiterfahren. Aber Sie dürfen das NIE WIEDER machen, versprechen Sie mir das!" Kurz nach Ende des Schauspiels sagte ein anderer Fahrgast zu der resoluten Zugbegleiterin "Das war aber nett von Ihnen", und ich weiß bis heute nicht, ob das ernst oder sarkastisch gemeint war.

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