Dienstag, 27. Juli 2021

Freiheit, die ich meine

Immer wieder hatte ich in den letzten Jahren den Namen des Videospiels "NieR: Automata" gehört und gelesen, und nach den allseitigen Lobeshymnen auf das jüngst aufgelegte Remake des Vorgängers "NieR: Replicant/Gestalt" beschloss ich, "Automata" endlich zu spielen. 

Ich war auf Anhieb begeistert. Ohne große dramaturgische Exposition wird man in einen Kampfflieger gesetzt und muss sich schießend durch den Himmel bewegen. Wer wie ich überhaupt nichts über das Gameplay weiß, vermutet zunächst, man habe es mit einem Retro-"Shmup" aus der Vogelperspektive zu tun, aber haha!, nein, die Sequenz mündet in einen Boss-Fight, dem eine gute Dreiviertelstunde Non-stop-Shooter-Action folgt, abwechselnd in Schulterperspektive, teils in Sidescrolling-Platformer-Anmutung, dann kommt wieder ein Danmaku-Gefecht in Vogelperspektive, man springt und ballert und wird einfach in einem fantastischen Flow mitgerissen, bis ... bis ein zweiter Bosskampf den Schwierigkeitsgrad signifikant anhebt. Dieser Kampf war dann doch zu schwer für mich, und ich starb. Aber hey, versuche ich es eben gleich noch mal, dachte ich; das Spiel wird ja wohl unmittelbar vor der Feindesbegegnung einen Speicherstand angelegt haben.

Hatte es nicht. Und auch nicht an anderer Stelle: Ich wurde an den Anfang zurückgeworfen. Gnadenlos war fast eine Stunde Fortschritt zunichte gemacht worden, ja ich hatte völlig umsonst gespielt (außer für ein paar Minuten Spaß und Adrenalinrausch)! Mich noch einmal bis zu dem strapaziösen Fight durchschlagen? Weder hatte ich dafür Zeit noch darauf Lust. Denn dass ich den Gegner im zweiten Versuch erledigen würde, konnte mir niemand garantieren. Wie unbarmherzig kann ein Spiel sein?!

Nachdem ich mich qua Internetrecherche versichert hatte, dass es bis zu der Stelle, die ich erreicht hatte, tatsächlich keine Checkpoints gibt, deinstallierte ich "NieR: Automata" wieder. BIN ICH DENN HIER DER HIMBEERTONI? Ich verlange ja von einem High-Octane-Reißer dieses Schlags (zumal eines japanischen), bei dem Überleben und Dauerballern den Reiz und die Haupt-Herausforderung ausmachen, nicht den Luxus des freien Speicherns, aber nicht mal an entscheidenden, besonders anspruchsvollen Punkten automatische Spielstände anlegen – das ist schlicht unfair.

Hätte ich für das Game 50 bis 60 Euro ausgegeben, hätte ich mich ganz schön geärgert. Glücklicherweise ist es im Xbox-Game-Pass enthalten, den ich vor ein paar Monaten gebucht habe, was sich nun einmal mehr als brillante Entscheidung herausstellgestellt hat. Dabei ist das Abonnement mehr oder weniger unfreiwillig zustande gekommen: Ich hatte es lediglich abgeschlossen, um den neuen "Microsoft Flight Simulator" spielen zu können. Doch da hatte ich mich schlecht informiert: Der Flight-Simulator ist bisher nur im Game-Pass für PC-Spiele, nicht für die Konsole inkludiert. Für die Xbox erscheint er voraussichtlich erst 2022. Dabei hatte ich mir extra das entsprechende GameStar-Sonderheft gekauft, dem sogar ein Gutscheincode für den (eben nicht Konsolen-)Game-Pass beilag. Ja, mei. Der nächste Actiontitel mit freundlichem Saving-System, den ich ausprobiere, kommt bestimmt.

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