Mittwoch, 19. Oktober 2022

Die wilden 2000er

Habe nun, *lach*, Philosophie, Juristerei etc. XD --- @nichtschubsen (Twitter)
Letzte Woche habe ich bei "Jeopardy!" zum wiederholten Male die Frage zur "Final Jeopardy"-Antwort gewusst, während die drei Kandidaten falsch lagen. Das wollte ich schon triumphierend twittern, doch dann dachte ich: 'Was bringt's?' Was bringt es überhaupt, irgendwas zu wissen, wenn man nicht selbst hinter einem Quizshow-Podium steht? Bildung ist heutzutage kein Kapital im engeren noch im weiteren Sinne. Wobei es einen gewissen sozialen Wert hat: Je mehr man weiß, desto leichter fällt einem Smalltalk, und man kann sich als geschätzter Gesprächspartner einen Namen machen. Meine Titanic-Kollegin Julia Mateus sagte neulich in die Runde: "Ich wünsche mir eine Spielshow im Fernsehen, die nur daraus besteht, dass jemand ein beliebiges Stichwort nennt und Torsten liefert dazu einen Fun fact!" 

Außerdem bereitet es mir Freude, Neues zu erfahren und zu lernen, auch unbrauchbares Fachwissen. So bereue ich es nicht, ein gutes Jahrzehnt lang ein supernischiges Orchideenfach studiert zu haben. Das wäre allgemein mein einziger Rat an junge Leute: Lernt und studiert nur das, was euch interessiert und Spaß macht! Wenn ihr für den Stoff brennt, verkommt das Büffeln, Schreiben und Recherchieren selten zur Qual, ihr werdet im Gegenteil Leidenschaft dabei empfinden und zufrieden feststellen, dass euch (fast) alles zufällt. Der konkrete Mehrwert ("Einkommen") stellt sich schon irgendwann von alleine ein.

Wenn das Studium keine Last ist, die man permanent auf den Schultern trägt, bleibt zudem Zeit für sonstige Erlebnisse. Und damit zurück zu mir. Es ist nämlich keineswegs so, dass ich die gesamten Nullerjahre ausschließlich im Hörsaal, in der Bibliothek und im Internet verbracht habe. Oft war ich auch in der Mensa oder im Café. Und mehr! Zum Glück halte ich seit 20 Jahren jeden Tag fest, was ich unternommen habe, und es stellt sich heraus, dass ich gar nicht ein so trauriges und einsames Uni-Dasein fristete, wie ich es gelegentlich (auch mir selbst gegenüber) darstelle.

Beispielhaft der Sommer 2009. Am 29. August endete eine 13-tägige Ägyptenreise, die ich mit drei Freunden unternommen hatte. Bevor wir um 15.45 Uhr von Kairo via Frankfurt nach Dresden zurückflogen, hatten wir noch die Zitadelle von Saladin, die Sultan-Hasan-Moschee und die Ibn-Tulun-Moschee besichtigt. Keine 24 Stunden später saß ich anlässlich der Landtagswahl in einem Briefwahlvorstand im Rathaus. Und noch am selben Abend, vermutlich direkt im Anschluss, ging ich zum gemeinsamen Biertrinken in die Neustadt. Eine Woche danach wiederum war ich auf der Berliner Funkausstellung. (Ich hatte, glaube ich, schon einmal erwähnt, dass der Besuch der IFA eine lange gepflegte Familientradition war.) Nicht minder ereignisreich war die Woche vor dem Urlaub: Laut meinem Wochenplaner war ich am Montag Blut spenden, am Dienstag bei einem psychologischen Computerexperiment, am Mittwoch beim Friseur und abends im Biergarten, am Donnerstag bei einem Freund grillen und am Freitag auf einer Hochzeitsfeier!

"Psychologisches Computerexperiment"? Oh ja! Mich der psychologischen Fakultät als Versuchsperson zur Verfügung zu stellen, war ein veritabler Nebenjob von mir. Darüber wird in einem gesonderten Blogpost zu erzählen sein. Seid gespannt!

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