Dienstag, 4. Juni 2024

Serientagebuch 05/24

03.05. Baby Reindeer 1.05
04.05. Shining Vale 2.05
Baby Reindeer 1.06
Baby Reindeer 1.07
05.05. 3 Body Problem 1.05
06.05. Will Trent 1.12
Will Trent 1.13
09.05. The Simpsons 35.16
10.05. Shining Vale 2.06
13.05. Shining Vale 2.07
3 Body Problem 1.06
14.05. The Simpsons 35.17
Shining Vale 2.08
Doctor Who 14.01
Doctor Who 14.02
16.05. Quiz 1.01
Quiz 1.02
Quiz 1.03
19.05.
Doctor Who (Classic) 19.7.1
Doctor Who (Classic) 19.7.2
Doctor Who (Classic) 19.7.3
Doctor Who (Classic) 19.7.4
21.05. The Simpsons 35.18
22.05. Doctor Who 14.03
26.05. Gotham 4.08
28.05. Jury Duty 1.01
30.05. Jury Duty 1.02
Gotham 4.09

Man möchte jedem, der aufgrund des Hypes Baby Reindeer anzusehen plant, raten, um des Überrumpelungsfaktors willen völlig unvorbereitet an diese britische Dramedy heranzugehen. Gleichzeitig möchte man davor warnen, in welche menschlichen Tiefen das, was als gleichermaßen spannende, emotionale, aber auch quirky-sitcom-artige Stalker-Geschichte anhebt, nach wenigen Episoden führt. Eine entsprechende Inhaltswarnung wird zum Glück rechtzeitig vorangeschickt. Leichte Unterhaltung ist das nicht.
Dem narrativen Sog kann man sich nicht entziehen, zumal er von den aus dem Off eingesprochenen Tagebuchnotizen des Ich-Erzählers noch beschleunigt wird.

In dem gegenwärtigen Überangebot an hochkomplexen High-Prestige-Serienstoffen war Will Trent genau das willkommene Kontrastprogramm, das ich mir seit Langem herbeigesehnt hatte: ein Polizei-Procedural mit nur rudimentärem folgenübergreifenden Handlungsbogen, das einen nicht überfordert. Tatsächlich hätte die erste Staffel (eine dritte wurde kürzlich bestellt) genau so Anfang der 2000er auf jedem beliebigen Network-Sender laufen können, mit mindestens 20 statt 13 Episoden – und mit mehr "Copaganda", aber in der Hinsicht hat man gelernt, beispielsweise wurde auf die Einschüchterung von Verdächtigen mit der Aussicht auf prison rape verzichtet, das ist ja schon mal was.
Weiter werde ich die Serie allerdings nicht verfolgen, es sei denn, ich bedarf in ein paar Jahren mal wieder eines palate cleansers und habe keine Alternative zur Hand. Die Plots sind doch arg simpel gestrickt, man weiß praktisch nach zehn Minuten, wie der Hase läuft bzw. wer der Täter ist. Karin Slaughter, von der ich den einen oder anderen Thriller gelesen habe, ist als Ausführende Produzentin beteiligt, leider konnte sie sich nicht dazu durchringen, an einem Drehbuch mitzuwirken. Ins Schwarze getroffen hat man immerhin mit der Besetzung der Hauptfigur: Aussehen und Manierismen dieses Will Trent (Ramón Rodriguez) sind exakt so, wie sie beim Lesen der Atlanta-Romane vor meinem geistigen Auge entstanden sind. Beim übrigen Casting hatte man kein glückliches Händchen. Zu bemängeln ist auch der unausgegorene Tonfall: Das gelegentliche Vorkommen markiger Sprüche und witziger asides seien selbst einer grundsätzlich ernsten Krimiserie zugestanden, doch bei den mitunter reichlich düsteren Komplexen sind sie hier oft fehl am Platze.

Habe ich die erste Staffel von Shining Vale – nach anfänglicher Irritation – noch gelobt, fällt mir das in der Fortsetzung schwerer. Pah, das ist eine maßlose Untertreibung: Während der sechsten Folge war ich kurz davor, das Ding abzubrechen. Die Wendungen wurden immer hanebüchener, die Witze immer fragwürdiger, die Figuren immer depperter. Vor allem geriet der zuvor noch clevere, weil subversive Umgang mit Horrorklischees schlicht geist- und lieblos. Wenn zum dritten Mal ein Omnibus mit 100 km/h durch eine geschlossene Ortschaft rauscht und scheinbar weder über eine Bremse noch einen sehenden Fahrer gebietet und es zu einem ausgenudelten "Hit by a bus"-Jumpscare kommt, fühle ich mich als Tropenkundiger regelrecht beleidigt. Und nicht nur ich; die Quoten gingen ab der Hälfte der Staffel merklich nach unten.
Courteney Cox und Greg Kinnear können freilich nix dafearfür. Die beiden spielen, wie in meiner Humorkritik letztes Jahr lobend bemerkt, brillant.

Die dreiteilige Fiktionalisierung des "Hust-Skandals" in der britischen (i.e. der Original-)Version von "Wer wird Millionär?" stand schon lange auf meiner Watchlist, Quiz lief bereits 2020 auf ITV. Sie ist, auch wenn man den Ausgang des Gerichtsverfahrens kennt, mitreißend, zudem toll besetzt (u.a. tritt die extrem lustige Aisling Bea in einer leider ihr Potenzial nicht würdigenden Nebenrolle auf) und fernsehgeschichtlich interessant.

Ein Classic-Serial von Doctor Who hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Eine Story mit dem fünften Doktor sollte es nun sein, und zwar der 1982 direkt nach "Earthshock" ausgestrahlte Vierteiler "Time-Flight" (deutsch "Zeitflug"), für den sich einige Beteiligte heute schämen: "Peter Davison has said Time-Flight was the biggest disappointment from his time on the series, stating it was a 'very good story, but we had run out of money. We filmed the prehistoric landscape of Heathrow airport in Studio 8 [at TV Centre] with a model Concorde in the back of the studio. The monsters were bits of foam. We didn't do the story justice.'" Im DVD-Booklet findet sich ein Grußwort von Adric-Darsteller Matthew Waterhouse, das in dieselbe Kerbe schlägt. Nun ja, für mich sind die charmanten Billo-Effekte oft ein Mehrwert; mir wird bewusst gemacht: So sah "Doctor Who" halt mal aus, und auch deswegen ist es Kult. Zugeben muss ich jedoch, dass auch einige nicht dem Budget geschuldeten Entscheidungen fragwürdig sind: Warum zum Beispiel wählt der Master diese Verkleidung/persona? Sei's, wie es ist. Die Concorde in ein "Doctor Who"-Abenteuer einzuarbeiten, war eine schöne Idee. Wäre ja heute gar nicht mehr möglich!

Die 35. Staffel der Simpsons war, wegen des Autoren- und des Schauspieler-Streiks 2023, die kürzeste seit der ersten. Mir hat sie deutlich besser gefallen als die vorherigen, insbesondere die letzten vier Folgen kamen mir richtig "klassisch" vor. Es wurde auf das schon zur Gewohnheit gewordene krampfhafte Verhandeln von Popkultur-Phänomenen und kurzlebigen Modeerscheinungen verzichtet. Ein Schritt in die richtige Richtung!

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