Donnerstag, 7. Februar 2019

Gaudi mit Gaul

Ich habe heute auf dem Wochenmarkt ein Kind mit einem STECKENPFERD gesehen! Ein Stock mit einem Rosskopf dran. Nun gut, nicht direkt – das Steckenpferd war am Buggy des Kindes befestigt, welches neben seiner Mutter herlief –, doch ich konnte mir sofort lebhaft vorstellen, wie der kleine Julius Balthasar auf diesem archaischen Spielzeug über das Parkett einer riesigen Westend-Altbauwohnung hoppelt, dass es nur so eine Art hat. "Steckenpferd" ist ein schönes Beispiel für ein Wort, das im Alltag häufiger in seiner übertragenen als in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet wird. (Wie das englische hobby ja auch eine Verkürzung von hobby horse ist. Wer mehr über Etymologie und Kulturgeschichte wissen will, konsultiere die einschlägige wissenschaftliche Literatur [von mir].) Andere Beispiele sind "Marionette" und "Steigbügel". Die alte Bedeutung ist dabei jeweils noch bekannt, sie lebt im Dunkeln fort, und manchmal eben auch im Hellen. "Das Reiten auf dem Steckenpferd war mein Steckenpferd." Ein Satz, der, in 50 Jahren geäußert, immer noch bzw. wieder völlig korrekt und verständlich ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen