Donnerstag, 13. Januar 2022

Throwback Thursday: Das Brett

Seit einiger Zeit kursiert, um nicht zu sagen trendet ein für unsere Zeit typisch obskures Meme: "Horse Plinko". Ein animiertes Pferd fällt durch ein Plinko-Brett, warum auch immer. Um Sinn und Herkunft des Memes soll es ohnehin nicht gehen, sondern darum, was ein Plinko-Brett überhaupt ist. Ich kannte dieses Spielzeug, das offenbar regelmäßig in der Gameshow "The Price is Right" zum Einsatz kommt, bis gestern auch nicht, sehr wohl aber eine damit nah verwandte Konstruktion: das Galtonbrett. 

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag im zehnten Schuljahr, als unsere Mathematiklehrerin Frau Reinisch* ein riesiges verglastes Nagelbrett ins Klassenzimmer schob, um uns damit das Prinzip der Binomialverteilung zu veranschaulichen. Stochastik war für mich der größte Mathe-Horror in Klasse 10, noch vor Trigonometrie und erst recht vor den beiden Hauptbereichen von Sekundarstufe II, Analysis und Algebra. Das Galtonbrett aber half mir tatsächlich, mal etwas nachzuvollziehen, denn auch wenn man den Vorgang genauso gut mit einem Computer simulieren könnte, ist es doch viel eindrucksvoller, wenn echte, greifbare Kugeln wo reingeworfen werden und nach einer Weile die den Schülern sattsam aus dem Lehrbuch bekannte Gauß'sche Normalverteilungs-Glockenkurve näherungsweise formen. Immerhin habe ich dieses (lautstarke) Schauspiel selbst 24 Jahre danach noch nicht vergessen.

Ob moderne Schulen Galtonbretter im Fundus haben? Das ist wohl in erster Linie eine Budgetfrage. Frau Reinisch betonte damals, dass das Brett 600 D-Mark gekostet habe, und schwor uns auf äußerste Obacht ein. Aber wenigstens durften dann ein paar von uns auch mal die Kugeln purzeln lassen.

* Sie gehörte übrigens der (inzwischen vermutlich ausgestorbenen) Kaste jener Lehrer/innen an, die auch Fächer, die nicht Chemie waren, im weißen Kittel unterrichteten. Lediglich zwei von ihnen gab es an unserem Gymnasium, der andere war der ebenfalls Mathematik lehrende Schulleiter. Frau Reinischs Begründung für diese Marotte war, sie wolle ihre Kleidung vor Kreidestaub schützen.

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