Freitag, 21. Januar 2022

Klischees und Schwergewichte

Am 2. August 2008 schrieb ich dies in mein Tagebuch: "Erschreckend ist bisweilen meine Ignoranz. Bisher dachte ich, der König von Tonga sehe so aus: dick, braungebrannt, einen Speer in der Hand und mit nichts als einem Baströckchen bekleidet. Als ich im Zusammenhang mit der Krönung von George Tupou V. ein Bild des Pazifikmonarchen sah, war ich überrascht [...]"

Denn das Oberhaupt des Inselstaates gemahnte in seiner Gewandung an das Alte Europa; auffallend moppelig war er auch nicht. Dieser Tage ist Tonga aus dem dramatischen Anlass der Eruption eines Unterwasservulkans vermehrt in den Schlagzeilen, und im Zuge dessen kann man sich davon überzeugen, dass auch Tupou VI., der die Krone keine vier Jahre später von seinem früh verstorbenen großen Bruder erbte, in hoheitlichem Ornat wie in militärischer Montur eher den Eindruck von British royalty vermittelt. 

Gänzlich dem Reich kindlicher Fantasie entsprungen kann meine eingangs wiedergegebene naive Vorstellung indes nicht gewesen sein. Gestern nämlich las ich in einem Zeitungsportrait über Tupou VI., dass dessen Vater und Vorgänger, Tāufa'āhau Tupou IV., als "dickster König der Welt" bekannt war. Das hatte ich also korrekt irgendwo aufgeschnappt und behalten. Über 200 Kilogramm soll der illustre Herrscher auf die Waage gebracht haben. Wikipedia weiß mit den Infos aufzuwarten, dass regelmäßig vor Auslandsbesuchen, etwa nach Deutschland, vor Ort eigene Stühle für ihn sonderangefertigt wurden, und dass seine Bahre von 1000 Menschen geschleppt wurde. Nun gut, Letzteres hatte wohl eher zeremonielle Gründe. Die Sargträger hatten übrigens tatsächlich Baströcke an.

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