Freitag, 13. Mai 2022

Keiner Fliege was zuleide?

Im Abspann der Miniserie "Why Didn't They Ask Evans?" (hier besprochen) fiel mir etwas auf.


In der obligatorischen Beteuerung, dass während des Drehs keine Tiere zu Schaden gekommen sind, wird hier explizit darauf hingewiesen, dass dies auch auf Insekten zutreffe: "No insects or animals were harmed". Die gelegentliche Unterscheidung von Insekten und Tieren in der englischen (Umgangs-)Sprache fand ich schon immer befremdlich. Wie im Deutschen umfasst die Definition von "Tier" = animal selbstverständlich auch die extrem artenreiche Klasse der Insekten, dennoch kommt die Frage "Are insects animals?" regelmäßig auf.

Abgesehen von der eigenwilligen sprachlichen Sonderbehandlung der Kerbtiere finde ich den Disclaimer reichlich großspurig. Es kann mir doch niemand versichern, dass während der gesamten Produktion keine einzige Ameise zerquetscht wurde. Oder ein noch kleineres Tierchen versehentlich getötet wurde. Der Stab wird ja nicht exklusiv aus Jains bestanden haben, die gemäß dem Prinzip der absoluten Gewaltlosigkeit (ahiṃsā) stets einen Handfeger bei sich tragen, um Kleinstlebewesen vom Set zu fegen, auf dass diese nicht zertreten werden.

Da fällt mir ein, dass ich einmal die Möglichkeit hatte, bei den Spezifikationen für die Bordmahlzeit auf einem Langstreckenflug "Jain meal" zu wählen. Davon machte ich Gebrauch. Die Speisevorschriften im Jainismus lauten, kurz: Kein Fleisch, kein Honig, keine Eier und nichts, was unter der Erde wächst (also auch keine Zwiebeln, was ganz in meinem Sinne ist). Über den Grund für Letzteres gibt es verschiedene Aussagen. Manchmal heißt es, weil man beim Herausziehen von Wurzelgemüse und ähnlichem im Boden lebende Tiere verletzen könnte; manchmal, dass eine Wurzel zu essen bedeute, der restlichen Pflanze das Weiterleben zu verunmöglichen; schließlich, dass der Verzehr von Knollen und Wurzeln sich verbiete, weil in diesen besonders viele Seelen leben würden. Wahrscheinlich trifft alles zu. Jegliches Leben ist, wie gesagt, den praktizierenden Jains heilig. Das geht so weit, dass einige von ihnen vermeiden, im Dunkeln zu speisen, weil sie dann nicht sehen, ob Insekten an der Nahrung haften und mitgegessen werden könnten. Auch tragen sie selbst in Nicht-Corona-Zeiten einen Mundschutz, um nicht aus Versehen eine Mücke o.ä. einzuatmen. Am besten gefällt mir die jainistische Untergruppe der Digambaras, der "Luftbekleideten". Anhänger dieser Schule verzichten auf Kleidung, sie sind immer nackt. Aber das hat mit Essen und Käfern nur noch am Rande zu tun, weswegen der Beitrag hier endet.

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