Dienstag, 7. Juni 2022

Rhabarberrhabarber

Nachdem es hier kürzlich schon um Erdbeeren ging, möchte ich heute ein paar Worte zum Rhabarber verlieren. Schließlich bildet er zusammen mit dem Spargel die teutonische Trias der Frühlingskulinarik. Die Überschneidung zwischen Erdbeer- und Rhabarberzeit beträgt heuer ungefähr einen Monat. Die Erdbeersaison begann irgendwann zwischen 20. Mai und 1. Juni. (Da gibt es tatsächlich regionale Schwankungen: Schon Ende Mai habe ich in Mecklenburg-Vorpommern die berühmten Früchte von Karls Erdbeerhof gegessen; in einer Meldung aus Sachsen las ich später, dass der Saisonstart ebendort erst am 1. Juni war.) Rhabarber dagegen soll stets letztmalig am 24. Juni, dem Johannistag, geerntet werden. "Soll" deswegen, weil er danach als kaum genießbar, ja sogar als "giftig" gilt, wie der Volksmund nicht müde wird zu warnen. 

Es wurden bereits genügend Witze darüber gemacht, wie die Menschheit herausgefunden hat, ob bzw. dass irgendein Naturprodukt konsumierbar ist (z.B. über die erste Person, die dabei erwischt wurde, wie sie eine Kuh melkte). Man könnte sich nun in einem Sketch ausmalen, wie frühe Menschen in Ostasien (da stammt der Rhabarber her) durch beherzten "Probeverzehr" den optimalen Genusszeitraum austarierten: Gestern hatte der Testesser noch Durchfall, heute hat er nur noch Bauchschmerzen, und so tastet man sich unter hohem Verschleiß von Humankapital an den "Kipppunkt" heran. Nun, so funktioniert das freilich nicht. Es ist auch ein bisschen Willkür im Spiel. Fragen wir uns also: Wieso der Johannistag, der übrigens auch für die Spargelernte den Stichtag (Wortspiel beabsichtigt) markiert? "Die Festlegung dieses Stichtags hat mehrere Gründe", weiß Brigitte. "Zum einen benötigt die Pflanze eine Ruhepause, um sich regenerieren und auf das Folgejahr vorbereiten zu können. Zum anderen wächst das Gemüse bei wärmerem Wetter verstärkt und produziert dadurch mehr Oxalsäure, die in zu hoher Konzentration gesundheitsschädlich sein kann."

Die Betonung liegt hier zum einen auf "gesundheitsschädlich" (statt "letal"; gestorben dürfte nach einer Rhabarber-Fressorgie noch niemand sein), zum anderen auf "in zu hoher Dosis", wir reden hier von mehreren Kilogramm des Obstes. Trotzdem sollte man aufpassen: Oxalsäure kann die Niere schädigen, "und Menschen, die an Nierenproblemen oder Gicht leiden, sollten gänzlich auf den Verzehr von Rhabarber verzichten" (Brigitte). Mit welchen Auswirkungen genau zu rechnen ist und was das alles mit der Bindung von Kalzium zu tun hat, kann man im Netz nachlesen.

Im Netz findet man garantiert auch etliche Rezepte für Rhabarber-Crumble. Ich hatte allerdings noch eins aus dem Abreißkalender von 2013 (!) rumliegen. Das Ergebnis konnte sich schmecken, wenn auch nicht unbedingt sehen lassen:


Ich fügte lediglich noch etwas braunen Zucker hinzu, direkt über die Früchte, da ich befürchtete, diese könnten zu sauer sein und so den ganzen Crumble versaue(r)n. Die Stangen zu schälen ist eine mühsame Arbeit, die ich nicht zu wiederholen plane, und obendrein eine gehörige Schweinerei. Roter Fruchtsaft spritzt dabei in alle erdenklichen Richtungen. Da ich dies, u.a. durch Textilunfälle mit Granatäpfeln, im Vorfeld erwartet hatte, führte ich die (zudem zeitintensive) Betätigung lediglich in Unterhose bekleidet durch.

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