Dienstag, 2. Mai 2023

Serientagebuch 04/23

03.04. South Park 26.06
This Time with Alan Partridge 2.05
German Crime Story 1.05
04.04. The Expanse 5.09
06.04. German Crime Story 1.06
Grace 2.01
The Expanse 5.10
07.04. The Last of Us 1.08
The Last of Us 1.09
14.04. Scrubs 4.08
This Time with Alan Partridge 2.06
Lucky Hank 1.01
15.04. Grace 2.02
17.04. Family Guy 21.16
Scrubs 4.09
The Mandalorian 3.01
18.04. Lucky Hank 1.02
Lucky Hank 1.03
20.04. The Mandalorian 3.02
Grace 2.03
21.04. Scrubs 4.10
24.04. Scrubs 4.11
The Simpsons 34.18
25.04. Family Guy 21.17
Family Guy 21.18
27.04. Lucky Hank 1.04
Lucky Hank 1.05
The Mandalorian 3.03
The Mandalorian 3.04
28.04. Scrubs 4.12
29.04. The Marvelous Mrs. Maisel 5.01
The Marvelous Mrs. Maisel 5.02

Traurig ist's, wenn eine geliebte Serie endet. Noch trauriger, wenn dies – symptomatisch für britisches Fernsehen – viel zu früh geschieht. Andererseits soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist, eine Tugend, die gerade jenseits des Teiches allzu gern vernachlässigt wird. So ist es doch erfreulicher, This Time with Alan Partridge auf seinem absoluten peak abgeschlossen zu wissen, als mit einer etwaigen dritten Staffel Qualitätsabfall zu befürchten. Ich schrieb es bereits an anderer Stelle: Steve Coogan hat ein untrügliches Gespür dafür, seine Kultfigur nie abgenutzt oder welk wirken zu lassen, immer wieder erfindet er sie neu, und das nun schon über Jahrzehnte hinweg. Wer weiß, vielleicht sehen wir Alan Partridge irgendwann in einem weiteren, bislang nicht getesteten Format wieder? Bis dahin bleibt mir noch eine ungesehene Staffel von "Mid Morning Matters", juchhu!
Mir jedenfalls hat "This Time" mit seinem Mix aus Vormittags-TV-Parodie und Hinter-den-Kulissen-Mockumentary von allen Partridge-Vehikeln am besten gefallen. Die Eskalation in der letzten der sechs Episoden war ein netter Höhepunkt, wenngleich das Finale von "Knowing Me, Knowing You" freilich nimmer getoppt werden konnte noch wird.

Ich habe schon vor Ewigkeiten begonnen, ein Let's Play des Playstation-Spiels The Last of Us zu gucken. Dann kam die HBO-Serienumsetzung, und ich dachte: 'Nee, die schau' ich erst, wenn ich mit dem Let's Play durch bin.' Mit dem Let's Play bin ich immer noch nicht durch, dafür aber mit der Serie. Ich weiß also bis heute nicht, ob das Game genau so endet wie die (erste Staffel der) TV-Adaption, und falls nicht, welche Unterschiede es gibt. Noch liegen 24 (!) LP-Videos vor mir, mit Laufzeiten von je mindestens 30 Minuten, uff. Es selbst zu spielen habe ich nicht vor, denn erstens reizt mich das Genre nicht mehr, zweitens soll die kürzlich erschienene PC-Portierung des Remakes unter aller Kanone sein.
Ach ja, eigentlich sollte ich ja die Serie besprechen. In aller Kürze: Die positiven Kritiken sind berechtigt. "The Last of Us" sieht schnieke aus, ist packend, tragisch, knallhart und mit Pedro Pascal und Bella Ramsay (zwei "Game of Thrones"-Ensemblemitglieder, deren Figuren auf besonders bestialische Art das Zeitliche segnen mussten) famos besetzt. Interessanterweise fand ich die "Day in the Life"-Folge um Bill (1.03) fast noch genialer und eindringlicher als die Kapitel um Joel und Ellie. Zu einem so frühen Zeitpunkt auszuscheren und die Hauptcharaktere links liegen zu lassen: Hut ab! Zumal Gaststar Nick Offerman hier triumphal aufspielt.

Warum tauchen in meinem Serientagebuch nie Produktionen aus meinem Heimatland auf? Aus demselben Grund, aus dem ich fast nie deutsche Filme bespreche: Sie sind einfach scheiße. Ich habe mal, bevor ich dieses Tagebuchprojekt begann, das fiebrig gehypte Netflix-Mystery "Dark" angefangen – und viel zu lange, nämlich bis zur Hälfte der zweiten Season, verfolgt –, und das war bei Gott die allerschlechteste Serie, die ich jemals gesehen habe. Ich könnte in einem eigenständigen Beitrag aufführen, was daran alles nicht gestimmt und gepasst hat, aber ich muss meine Nerven schonen.
Worauf will ich hinaus? Das vielbeschworene "Verlassen der Komfortzone", es ist auch mir gelegentlich ein Anliegen, und so fasste ich mir ein Herz und gab German Crime Story eine Chance. Möglicherweise Part 1 einer Anthologiereihe, erzählt das Amazon-True-Crime-Drama Gefesselt den Fall des sog. Säurefassmörders nach. Um das Fazit vorwegzunehmen: Ich fand diesen Sechsteiler überwiegend gelungen! Die Strukturierung war clever, die Musikuntermalung stimmig. Zu loben ist vor allem Oliver Masucci, der in der Rolle des so charismatischen wie soziopathischen Frauenentführers absolut glaubwürdig ist. Ja, solche Menschen existieren, davon ist man überzeugt. Mit Eloquenz und Hamburger Schnack nimmt dieser Typ bei gleichzeitiger totaler Gefühlskälte auf berechnende Weise seine Mitmenschen ein. Auch die Nebenfiguren sind ordentlich gezeichnet und geschickt besetzt. (Witzig, dass dem durch eine Hitler-Performance berühmt gewordenen Masucci mit Sylvester Groth ein profilierter Goebbels-Mime gegenübergestellt wurde.) Abgesehen von den (wenigen) Gerichtsszenen gibt es kaum faktische Schnitzer, und auch Anachronismen sind mir nicht aufgefallen. Ausnahme: Einmal wird behauptet, es gebe "mehr als 69" Jupitermonde; so viele waren zu der Zeit noch nicht entdeckt worden. Das Zeitkolorit wurde vernünftig eingefangen, Lebensgefühl und Mode unüberspannt wiedergegeben. Man merkt, dass mehrere Leute der Crew die Bundesrepublik der späten Achtziger / frühen Neunziger bewusst erlebt haben.
Zwei Kleinigkeiten, an denen ich mich kolossal gestoßen habe, müssen nichtsdestotrotz notiert werden. 1.) Nachdem der spätere "Säurefassmörder" zum ersten Mal wegen erpresserischen Menschenraubes verurteilt wird und mit einer relativ milden Strafe davonkommt, wird eine schnell geschnittene Montage aus der Zukunft eingeblendet – mit Bildmaterial von den ebenfalls ihrer gerechten Strafe entkommenen amerikanischen Erfolgsmännern Donald Trump, Jeffrey Epstein und O.J. Simpson. Das war dermaßen unpassend, peinlich und stumpf, dass mir die Kinnlade runtergeklappt ist. Nicht so sehr jedoch wie bei 2.) An einer Stelle sagt nämlich die Gegenspielerin des Killers, eine Polizistin, zu ihrem Kollegen den Satz "Seien Sie mein Gast", und zwar als Lehnübersetzung von "Be my guest!" ("Nur zu!"). Die Dialoge sind, wie in deutschen Filmen und Serien üblich, eh oftmals leicht daneben (ohne dabei je "Tatort"-Niveau zu erreichen, muss ich fairerweise anmerken), aber das macht dann doch fassungslos. Was ist da passiert? Haben die Autoren die Drehbücher zunächst auf englisch verfasst? Ist das so üblich beim Pitchen von Amazon-Deutschland-Shows? Das würde auch die o.g. Collage erklären ("Guckt mal, das ist auch für ein US-Publikum relevant!").

Eine sichere Bank im Amazon-Portfolio ist nach wie vor The Expanse, wobei ich zufälligerweise letzten Monat kurz hintereinander die divergierenden Meinungen gelesen habe, "The Expanse" sei, seit es von Prime übernommen wurde, wahlweise schlechter oder besser geworden. Nun, an die Staffeln 3 und 4 mag die fünfte nicht herankommen, aber vieles, sehr vieles stimmt hier wieder. Bin ich nun schon bereit für das Finale?

Von Grace hatte ich bereits die erste Staffel gesehen, diese aber nicht ins Serientagebuch aufgenommen, weil mir damals nicht klar war, dass es sich um eine Serie handelt: Zwei "Episoden" in Spielfilmlänge, das sind für mich zwei Spielfilme. Die zwote Staffel bestand nun, wie die soeben gelaufene dritte, aus drei Folgen. Diese spannen behutsam einen story arc, sind aber in sich geschlossen und darin der ebenfalls britischen Detective-Show "Der junge Inspektor Morse" nicht unähnlich, was kein Zufall ist, da sämtliche Scripts für beides von Russel Lewis stammen. Vergleichbar ist auch der kognitive Anspruch der Kriminalfälle an die Zusehenden: Wer auch nur eine Sekunde nicht aufpasst, wird den Faden verlieren und am Ende die Auflösung nicht raffen. In nahezu jeder Szene wird ein neuer Name eingeführt, tun sich bedeutsame Verwicklungen auf, werden weitreichende Hinweise eingestreut. Da fahren die Synapsen 90 Minuten lang Achterbahn. Der titelgebende DSI Grace wird übrigens von John Simm verkörpert, dem ehemaligen Master aus der Tennant- und Smith-Ära von "Doctor Who".

Huch, South Park ist ja auch schon wieder vorbei! Dass diese Staffel wie schon die vorige aus lediglich sechs Folgen bestand, hat mich enttäuscht. Die Einfälle, Geschichten und Gags waren gewohnt solide.

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