Freitag, 12. Mai 2023

Albernes zum Wochenschluss

Nach dem Deutschlandticket kommt die nächste Innovation: das Wollknäuelticket! Es ist, wie der Name schon sagt, ein Wollknäuel und ist als Fahrschein in sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln im Lande gültig. Bei der Ticketkontrolle schneidet die Kontrollperson ein Stück Faden ab, dessen Länge sich aus der zurückgelegten bzw. zurückzulegenden Strecke ergibt. (Hier sehe ich bereits das erste Problem: Was, wenn der/die Kontrollierte falsche Angaben macht, z.B. behauptet, "gerade erst in Kassel" zugestiegen zu sein, obwohl er oder sie bereits seit Flensburg an Bord ist? Na ja, da muss einfach an die Ehrlichkeit der Bevölkerung appelliert werden.) Kinder bis zum 6. Lebensjahr reisen kostenlos, bekommen aber trotzdem vor ihrem ersten Zustieg ein Knäuel ausgehändigt, erstens wegen des schon jetzt kultigen Spruchs "Noch nicht in der Schule? Da beißt die Maus keinen Faden ab!", zweitens kann das Knäuel mit Erreichen des Beförderungsentgeltpflichtalters direkt genutzt werden (vorher aber auch – als Kopfkissen während langer Bus- oder Bahnfahrten). Ist ein Knäuel aufgebraucht, holt man sich ein neues, natürlich nicht am Automaten, denn so große Automaten gibt's ja gar nicht. Spezielle Verkaufsstellen sind zu nutzen, die sich bis spätestens 2085 in jeder Kleinstadt befinden sollen. "Pff, ich besorge mir einfach Wolle aus dem Wollladen, woher sollen die den Unterschied erkennen?!", wird so mancher Naseweis nun rufen. Nein: das Wollknäuelticket ist mit einem Mittel gefärbt, das allein die Chemieabteilung der Deutschen Bahn nach einer streng gehüteten Geheimrezeptur herzustellen in der Lage ist. Die Farbe ist eine mit menschlicher Sprache nur schwer zu beschreibende Mischung aus Türkis, Metallic-Grau und Rostrot, und wer sie länger als 30 Sekunden betrachtet, wird von einer ungeheuerlichen Woge nie erlebter Glückseligkeit überwältigt; in Zugforen berichten Menschen, sie hätten nach intensivem Schauen in die "WKT-Kolorierung" zum ersten Mal tief in ihrem Innern gewusst, was sie wirklich wollen (!), und würden fortan ihr Streben und Handeln danach ausrichten. Die mysteriöse "Fahrradabteil-Epiphanie" auf der Regionalbahnstrecke zwischen Rhumspringe und Nörten-Hardenberg wird zu einem sogar wissenschaftlich untersuchten Phänomen. Nachteil: Für Reisende aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland ist das Wort "Knäuel" schwer auszusprechen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen