Mittwoch, 8. November 2023

Schrecklicher Verdacht: Steckt der Teufel im Detail?

In irgendeinem Podcast habe ich mal eine Regel für komisches Schreiben formuliert: "Sei spezifisch!" Es ist meiner Meinung nach dem Witz zuträglich, wenn ersponnene Umstände so detailliert wie möglich ausfallen. Schriebe ich beispielsweise eine ausgedachte Homestory über Olaf Scholz, würde ich den Porträtierten nicht einfach das Radio einschalten, sondern ihn eine "Best of Small Faces"-Schallplatte auflegen lassen. Dann könnte sich der Kanzler darüber aufregen, dass es auf die Scheibe auch Songs der Band Faces geschafft haben, die aus den Small Faces hervorgegangen, jedoch objektiv viel lahmer war, aber so sei das nun mal, Kompromisse sind notwendig und so weiter und so fort. Wie lebendig und ungleich witziger die Szenerie wird, wenn man derlei alberne Tupfer setzt! Findet ihr nicht? Finde ich schon.

Eine Passage in der vorvorletzten Ausgabe des YouTube-exklusiven "Late Night with Seth Meyers"-Segments "Corrections" ließ mich allerdings ein wenig umdenken. Es ging darin um einen Witz, der sich um einen behaupteten ankle bone, also einen "Sprunggelenks-" oder "Knöchelknochen" drehte:

A bunch of you said there's no such thing as a human ankle bone. The ankle is a joint made up of three bones: the talus, the tibia and the fibula.
The thing is, there is a risk of being too specific when you tell a joke. I think if you say, you know, "talus" or "tibia" instead of "ankle bone", I would worry that I would be stealing moves from Dennis Miller, the sort of king of specificity. I think he could get away with that. But I want to sort of fall back on "ankle bone", you know.

Das ist ein valider Punkt. Dennis Millers obskure Referenzen und nischige Anspielungen sind ja mittlerweile ihrerseits eine Art Meme. Ich möchte meine Regel insoweit modifizieren: Sei spezifisch, aber nicht zu spezifisch! "Small-Faces-LP" ist gut, "eine Bootleg-Audiokassette von Thunderclap Newman in mono" wäre too much. Es ist ein Drahtseilakt.

Nun könnte man fragen, was ausgerechnet mich dazu befähigt, unaufgefordert Handreichungen für die Produktion von Humor zu geben. Meine Erwiderung darauf wäre: Ich bin ab nächsten Monat Redakteur bei Titanic. Zum zweiten Mal, und erneut by popular vote. Ich bin der Grover Cleveland der Satire. Ihr habt es hier zuerst gelesen.

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