Dienstag, 28. November 2023

Urbanes Abenteuer: Essen im Flughafen

Der Frankfurt Airport wird nie aufhören, mich zu faszinieren. Dass der viertgrößte Verkehrsflughafen Europas eine eigene Welt ist, wird einem gar nicht so sehr klar, wenn man dort nur gelegentlich abfliegt oder landet. Zwar hatte mir bereits vor ein paar Jahren eine Führung einen näheren Blick hinter die Kulissen gewährt, doch neulich überlegte ich, wie man auf andere, intensivere Weise in diese "Stadt in der Stadt" eintauchen könnte. Dann kam mir die Idee: Wie wäre es, mal in einer Werkskantine Mittag zu essen?

Den 81.000 Beschäftigten stehen inkl. der sog. FRAbar sieben über das Gelände verteilte Essensausgabestellen zur Verfügung, wie einer Übersichtsseite des Betreibers ACS (Airport Cater Service) zu entnehmen ist. Am meisten sprach mich sofort die "Kantine Werkstätten" an: "Eine große Fensterfront ermöglicht einen attraktiven Blick auf das Vorfeld und das Treiben am Flughafen." Öffentlich zugänglich sind, wenn ich das richtig verstanden habe, allerdings nur zwei Kantinen: "Terminal 1" und "Cargo City Süd". Da erstere unspektakulär in die Ankunftshalle B integriert ist, entschied ich mich am vergangenen Freitag dafür, einen Ausflug in die 98 Hektar große Cargo City Süd zu unternehmen.

Um dort hineinzugelangen, benötigt man eine Einfahrtsberechtigung oder einen allgemeinen Flughafenausweis. Normalsterbliche müssen ihren Besuch online anmelden und erhalten "eine E-Mail mit der Buchungsbestätigung und einem QR-Code. Die Einfahrt erfolgt dann zur angemeldeten Zeit automatisch mittels Kennzeichenerfassung. Sie erhalten außerdem einen QR-Code, den Sie an der Schranke einscannen können, falls Ihr Kennzeichen bei der Einfahrt nicht korrekt erkannt wird" (fraport.de). Einfacher geht es, wenn man den Bus nimmt. Im halbstündigen Takt fährt wochentags der ominöser Ominösbus, Quatsch: Omnibus X77 von Sachsenhausen bis in die Cargo City Süd. Er steuert auf seiner Fahrt, ein gutes Stück der Bundesstraße B 43 nehmend, zunächst das relativ neue Stadtviertel Gateway Gardens an, ein Gewerbegebiet auf einem ehemaligen Stützpunkt der US-Streitkräfte, das heute mit Hotels und Bürogebäuden bestückt ist. So konnte ich mir davon endlich auch mal ein Bild machen. Wenig später passierte der Bus, in dem abgesehen von mir ab da nur noch zwei Passagiere – mit Sicherheit Fraport-Angestellte – saßen, eine Schranke, kurz darauf noch eine, dann ging es über einen Ring an Abfertigungsbereichen und Rollfeldern entlang.


Die Haltestellen haben hier nur noch Namen wie "Flughafen Tor 32" oder "Gebäude 556". Am Wegesrand tauchte plötzlich eine (nicht bei Google Maps eingetragene!) Dönerbude auf – eine weitere Verköstigungsmöglichkeit für Bedienstete. Auch eine Hundepension steht in diesem Areal. Mein Ausstieg kam wenig später: "Flughafen Geb. 536", eine Station vorm Endhalt. Direkt gegenüber erblickte ich sogleich das Objekt meiner Begierde:


Weitere Fotos von der Einrichtung mochte ich mit Rücksicht auf die anwesenden Menschen, von denen übrigens rund die Hälfte in Warnwesten gewandet war, nicht machen. Hier aber der Speiseplan von jenem Tag:


Eine ordentlich Auswahl! Und das waren nur die Hauptgerichte! Darüber hinaus konnte man sich an einem Salatbüfett, an einer heißen Theke mit Würstchen, Pommes, Pizza, Nuggets und Burgern sowie einer Fertigsnackbar gütlich tun. Belegte Brötchen waren ebenso zu haben wie eine kleine Auswahl an Süßgebäck und Getränke aller Art. (Zu trinken hatte ich mir was eigenes mitgebracht.) Ich entschied mich für die Falafelbällchen an Bulgur und veganem Joghurt, gönnte mir eins von vier Tages-Desserts (Naturjoghurt mit Nusssplittern und Schlagsahne) und bediente mich – wenn schon, denn schon! – an der Salatbar.


Ich bezahlte mit meiner Debit-Card, hatte vorher extra gefragt, ob ich das darf. Weil Externe einen Zuschlag entrichten müssen, kostete mich das Menü 11,69 €. Ein Spartipp ist dieser gastronomische Geheimtipp also nicht gerade. Aber es hat alles vorzüglich geschmeckt, und ich hatte einen ruhigen Sitzplatz. Apropos Geld: Hätte ich kein Deutschlandticket, wäre mir der Spaß die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wert gewesen, die hätte nämlich hin und zurück mit insgesamt 11,60 € zu Buche geschlagen. Nach der Einnahme des opulenten Mahls schlenderte ich noch ein wenig durch die Umgebung, bevor ich die einstündige Heimfahrt antrat.

1 Kommentar:

  1. Das ist cool! Danke für den Bericht! Dem "Bildschirm-Foto" nach zu urteilen muss man ja gut rechnen können, wenn man schon vorher den Preis bestimmten möchte ;-)

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